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Das Arbeitsdienstlager „Ravenna“ in Höllsteig

Aus: Freiburger Zeitung 3. September 1933 - Badische Chronik

Auf unserem Arbeitsdienstlager „Ravenna“ weht stolz im Wind die Hakenkreuzflagge. Einen idealeren Lagerplatz konnten wir Fürsorgeempfänger, für die das Lager eingerichtet wurde, uns nicht wünschen, als diesen auf dem Höllsteig am Eingange der Ravennaschlucht. Es war anfangs für uns Arbeitslose schwer, sich in den Arbeitsdienst einzufügen, aber heute sind schon die meisten von uns so weit, die Vorteile anzuerkennen.

Unser Arbeitslager, ein früheres Bauernhaus, das zu dem Gasthaus zum Sternen, Inhaber Adolf Wacker, gehört und von ihm zuvorkommenderweise zur Verfügung gestellt wurde, ist durch unser lustiges und frisches Lagerleben ein Anziehungspunkt vieler Freiburger und fremder Kurgäste geworden.

Unser Lager besteht aus einem gemeinsamen Schafraum mit Wascheinrichtung, einem Aufenthaltsraum und Küche. Die Lagerverwaltung: Lagerleiter Drum und technischer Leiter Eckardt und der Koch Hauser, der die wichtigste Person im Arbeitsdienst geworden ist, haben ihre Zimmer im zweiten Stockwerk. Zur Zeit befinden sich hier in Höllsteig außer den Lagerführern dreißig Mann.

Nicht leicht war für uns, die wir schon jahrelang nicht mehr im Berufe stehen, das Sicheingewöhnen in das Lagerleben. Dank unserer beider Lagerführer haben wir eine Art von Gemeinschaft herangebildet, die die besten Erfolge zeigt

Ein prächtiges Bild bietet die, Arbeitsschar, wenn sie zur Arbeitsstelle marschiert. frische, frohe, satte und lustige Gesichter, schon gebräunt von der Gebirgssonne, verkünden, daß Morgenstunde Gold im Munde hat. Schon um 4 Uhr ist Wecken. Um 5 Uhr ist alles marschbereit. Mit Gesang verlässt die Arbeitsschar das Lager. Hoch droben in etwa 1000 Meter Höhe liegt die Arbeitsstelle. Ein steiler Weg von einer guten Stunde. Sechsstündige Arbeitszeit, in der flott und fröhlich für das staatliche Forstamt gearbeitet wird, ist festgesetzt, so daß mittags um 13 Uhr die Arbeit schon beendet ist. Hungrig, müde und staubig, aber dennoch vergnügt, marschieren wir geschlossen in das Lager zurück. Schnell wäscht und kleidet man sich um und fällt über das Essen her, das gut, kräftig und ausreichend ist. Gerade hinsichtlich der Nahrung wird das meiste getan. Obwohl man sich anfangs durch das Zusammenleben des Lagers ein wenig einschränken mußte, legt heute die Leitung den meisten Wert auf ein gesundes und reichliches Essen. Bis jetzt sind wir sehr zufrieden und glauben bestimmt, daß das Fürsorgeamt uns in dieser Hinsicht niemals im Stich lassen wird, sondern viel mehr tut als bisher. Auch an dieser Stelle möchte ich gleichzeitig bemerken, daß freiwillige Nahrungsspenden von verständnisvollen Geschäftsleuten sehr willkommen sind. Auch für die Ausschmückung des Aufenthaltsraumes nehmen wir Gaben gern entgegen.

Noch ist alles bei uns sehr einfach eingerichtet, aber wir haben das größte Bestreben, uns ein Heim zu schaffen, wo wir nichts zu entbehren brauchen, wo wir uns wie bei Muttern wohlfühlen können. Und wo ein Zuhause ist, da herrscht auch Kameradschaftlichkeit.

Das Arbeitslager Ravenna kann sich mit vielen freiwilligen Arbeitsdienstlagern messen. In erster Linie haben wir das unseren beiden Führern zu verdanken, die im Geiste Hitlers arbeiten und uns ein Vorbild sind.     Kurt H.....

Die abgebildeten Texte aus dem Jahr 1933 entsprechen nicht der Meinung und nicht der Gesinnung der Betreiber dieser Internetseite