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Alles über die Dreisam
Aus: Hans Konrad Schneider Fritz Röhrl 
Zauberisches Dreisamtal
Lieblingstal im Schwarzwald 
Verlag Karl Schillinger Freiburg im Breisgau,
1983

Heinrich Hansjakob hat 1901 im Morgengespräch mit dem Nachtwächter der Kartause die wohl denkwürdigste Begabung der Dreisam entdeckt: 
»I hab heut nacht scho denkt, es komm’ Regewetter, die Dreisam hat so g’schroue, wo i die Nachtpatroll g’macht hab«. 

Der Dreisamtalwanderer, der den Weg Stegen-Kirchzarten einschlägt, sollte halben Wegs auf der neuen Straßenbrücke haltmachen. Unter dichtem Laubwerk versteckt sich hier fast unmittelbar unter seinem Tribünenplatz die Geburtsstätte der Dreisam, der Zusammenfluß der Bergwasser Rotbach (Höllbach), Wagensteigbach und Ibenbach. Nur entfernt erinnert die schon »flußgemäße Prachtbrücke« an jenen Steg, nach welchem der nahegelegene Ort benannt sein soll. Wer die wenigen Schritte zum »Dreisamtreff« hinabsteigt, wird belohnt. Die Gebärstube hat etwas Verschlossenes, vielleicht auch Mystisches; kennen wir doch noch so wenig von der rätselvollen Keltensiedlung Tarodunum, an deren Spitze die Dreisamquellflüsse zusammenströmen. Eine andere Eigenheit zeigt sich offen: zwei Bachläufe, Rotbach und Wagensteigbach, drängen aus Süden und Norden senkrecht aufeinander zu, ohne daß einer in den anderen ausmündete, wie sich z.B. weiter unten Eschbach oder Brugga dem größeren Flußlauf beifügen. Mit betonter Gleichrangigkeit wenden sich die beiden Zuflüsse an der Stelle ihres Frontalaufpralls gleichzeitig um eine halbe Drehung nach Westen und fließen von da ab gemeinsam in die dritte Richtung. Als Merkvers ließe sich eine »Eselsbrücke« zur Dreisam bauen: 
»Wagensteigbach und Bach der Höll’
bringen die Dreisam von der Stell!« 
Der dritte Bach im Bunde, der Ibenbach, ist nur rund zwei Kilometer oberhalb der Quellstube etwas voreilig dem Wagensteigbach beigetreten und hat diesen nördlichen Zufluß gestärkt.

Als Dreibund der Schwarzwaldgewässer Rotbach, Wagensteigbach und Ibenbach wird die Dreisam denn im Volksmund angesehen, und der niederalemannische Dialekt der Landschaft trägt zur Namensdeutung bei; »Dreisemme« nennt man die Dreisam in Freiburg, und die Klangverwandtschaft zu »drei zemme« wird genügend deutlich. »Drei zusammen« blieb die volkstümliche Erklärung des an sich rätselvollen Namens. Vor rund 150 Jahren, im Jahr 1838, hat der Freiburger Ferdinand Biechele den Namensstreit in einem humorig-heiteren Gedicht dargestellt. Dieses Dreisamspiel wurde von Biechele in hochalemannisch geschrieben zur populären Dreisamballade: 
»... So loset denn, was i will vorschla: 
sin mer z´semme nit drü? so wemmer denn Drüzsemme heiße, 
Seig’s so, hen die andere gseit, un dusse vor Zarte 
het me si täuft, jez heiße sie Drüzsem, und Dreisam uf hochdütsch. 
Des henner guet g’macht, ihr Flüßli ! ...« 

Der ehemalige »Dreisambrunnen« im Freiburger Alleegarten Aus »Unser Freiburg und seine Umgebung« von Friedrich Seyfarth, 1973
Nachdruck 1979 im Verlag Karl Schillinger

Charmanter ist das Thema nicht abzuhandeln. Die gleiche Namensdeutung versinnbildlichte im alten Freiburger Alleegarten einst eine kleine Figurengruppe, Mittelpunkt eines sinnreichen Wasserspiels. Drei tanzende Putten, eine heiter-unbeschwerte Dreisamallegotie, knüpften an die Dreiheit der Quellbäche an, die in unterschiedlichen Attributen der Knabenfiguren erklärt wurden: ein kleiner Fischer mit Fischkasten für den Wagensteigbach, ein Kind als Hirte im Lammfell für den Ibenbach und ein Knabe mit handwerklichem Gerät, einem Zahnrad in der Hand und einem Hammer im Gürtel, für den Rotbach reichten sich die Hand zum Reigen. Die amüsante Dreisamgruppe ist leider schon vor vielen Jahren verloren gegangen.

Mit der ernsthaften Namensdeutung, der echten  sprachlichen Ableitung und Erklärung des Wortes Dreisam, haben sich schon ebenso lange Sprachforscher und Wissenschaftler beschäftigt. Immerhin deutet schon um 1850 Heinrich Schreiber den Dreisamnamen aus dem Altkeltischen, wenn für ihn auch das Wort »Trajz« »Sand«, die Dreisam also »Sandbach« hieß. 1907 hat sich ein anderer der Großen der badischen Volkskunde, Friedrich Pfaff, in aller Ausführlichkeit mit dem Dreisamnamen beschäftigt. Aber auch 1972 ist »die Kontinuität keltischer Namen und deren Deutung im Dreisamtal« noch ein ernsthaftes, wissenschaftliches Thema mit neuen Erkenntnissen. Das Dreisamtal ist mit den keltischen Bezeichnungen »Tarodunum« (heute Zarten), »Tragisima« (heute Dreisam), »Iwa« (alter Name für Ibenbach), »Rota« (alter Name für Rotbach), »Brugga«, »Gost« (Flurname in Geroldstal) und »Noden« (heutiger Hofname Nadelhof) geradezu eine Fundgrube vorgermanischer Wortstämme, ein beachtetes Beispiel für Namenserhaltungen und Namenswandlungen. »Dreisam« hieß in den alten Urkunden, die bis ins 12, oder 13. Jahrhundert zurückreichen, »Treisime«, »Treisemen« oder »Treisem«; Vergleiche mit anderen Dreisam-Stammnamen, der Traisen in Niederösterreich, einem südlichen Nebenfluß der Donau, der Keltenstadt Trigisamum (Traisen) im bayrisch-österreichischen Donautal oder der Trisanna, einem Nebenfluß des Inns im Paznauntal, führen weiter; Friedrich Pfaff resumiert den Forschungsstand:
»Somit ist der Flußname Dreisam keltisch und zwar eine Superlativform zum Stamm »trag«, der »Laufen« bedeutet. Dreisam vor der Einschleifung in die Umgangssprache wohl ‚Trigisima erklärt sich demnach als ‚die sehr (schnell) Laufende«.« 

Dieser Erklärung sind seitdem alle Forscher und Sprachwissenschaftler gefolgt. 

Die Charakterisierung als »Schnelläufers gibt keine Rätsel auf, die Kelten waren gute Beobachter. Was gelegentlich übersehen wird: Nicht nur die Quellflüsse der Dreisam sind schnellfließende Wildbäche, dies Attribut verdient auch die Dreisam selbst. Der Eindruck eines waagrechten Seebeckens, den das Dreisamtal zwischen Freiburg und Himmelreich gibt, ist eine optische Täuschung und muß zugunsten der Gewißheit einer beachtenswert schrägen Rampe korrigiert werden. Im Gasthaus Himmelreich findet der Einkehrende die überraschende Beteuerung, daß die Tischplatte des Stammtisches der Höhe der Freiburger Münsterturmspitze entspreche; immerhin ist der Münsterturm 116 m hoch. Die Tischinschrift untertreibt jedoch gewaltig. Die Höhenlage des Bahnhofs Himmelreich mit 455 m Meereshöhe überspringt das Münster noch einmal um die Hälfte seiner Höhe, die Münsterturmspitze wird im Talbecken bereits bei Kirchzarten eingeholt. Insgesamt steigt das Dreisamtal zwischen Münsterplatz und Himmelreich um 177 m, die Dreisam selbst hat von der Höhe des namengebenden Zusammenflusses (auf 377,5 m Höhe) bis zum Pegel Ebnet (308 m Höhe) ein Gefälle von rund 70 m, und dabei beträgt die Länge des Flußlaufs von der Quelle zur Ebneter Meßstelle nur rund 5,4 km. Die genaue Berechnung ergibt da mit rd. 13 % ein Gefälle, das weder der Unterlauf der Elz noch der der Kinzig, der Murg oder der Wutach der wütenden Ach! erreichen! In Freiburg verdeutlichen die zahlreichen, künstlichen, 1817 mit der Korrektion eingebauten Treppenschwellen am Schwabentor den Abschuß des Flußbetts. Die Steigungszahlen der Höllentalbahn sindein ebenso erstaunlicher Beweis: zwischen Freiburg und Kirchzarten erreicht sie bereits die Steigung, mit der die Schwarzwaldbahn Offenburg Villingen den gesamten Schwarzwald überwindet; oberhalb Kirchzarten bis Himmelreich sind bereits wesentlich ungünstigere Verhältnisse zu meistern. 

Faszinierend ist das Bild, das sich dem Wanderer bietet, wenn er auf den Höhen am Freyel, am Hinterwaldkopf, am Otten die landschaftsprägenden, hölzernen Brunnen, jene Wiegen des Schwarzwaldkindes Dreisam, bewundert und zugleich im Weitblick die Ausmündung des erwachsenen Flusses ins oberrheinische Meer erfaßt. Der weite Weg der Dreisam präsentiert sich hier in einer Art Zeitrafferperspektive in einem eindrucksvollen Zusammenschnitt. Dies gibt Anlaß zu Vergleichsüberlegungen. Blickt man vom oberen Turner aus einmal nicht in Richtung Dreisam, sondern rückwärts über die Wasserscheide in Abflußrichtung Josbach-Gutach-Wutach oder in Richtung Rothurach-Breg-Donau (wobei die wasserwirtschaftlich exakt vermessene Scheidelinie zum Einzugsgebiet der Donau zugegebenermaßen nicht am Turner, sondern in etwa 4,5 km Entfernung am Widiwandereck auf gleicher Höhe liegt), bietet der Vergleich mit der Dreisam neue Überraschungen: Den Abfluß vom Quellniveau auf die Höhe des Ebneter Pegels mit 308 m Höhe erreichen die Dreisamwasser über Erlenbach-Wagensteigbach-Dreisam schon nach etwa 23 km Wegstrecke; auf der Gegenseite des Turners legt das zur Wutach hin abfließende Wasser eine Strecke von rund 83 km zurück, bis es im Raum Dogern mitten im Rhein die Ebneter Vergleichshöhe erreicht; das der Donau zusickernde Wasser gar trifft auf diese gleiche Höhenmarke 308 m erst bei Stift Niederalteich in einer Entfernung zur Quelle von rund 600 km! Diese Darbietung wiederholt den Beweis der außergewöhnlichen Einbruchskraft der jungen, unruhigen, steilangreifenden, aggressiven Dreisam in die flachgeneigte, ruhige Donauhochfläche.

Die Überschau über das Dreisamtal regt noch zu anderen Vergleichen an: wasserwirtschaftlich betrachtet umfaßt das Dreisamtal ein Flußgebiet von rund 260 Quadratkilometern (genau 258,2 km2 oberhalb des Pegels Ebnet); die Fläche entspricht damit etwa der Hälfte des Bodensees, umfaßt ein gutes Drittel mehr als das heutige Flächenmaß der Stadtgemarkung Freiburg, beinhaltet etwa das Doppelte des souveränen Staates Lichtenstein oder korrespondiert mit der Fläche des Kantons Zug in der Zentralschweiz. 

Das System der Dreisamnebenflüsse ist so komplex wie der Talaufbau. Größere Gewässer sind der Eschbach, der oberhalb St.Peter entspringt, und der Ibenbach, der hoch am Kapfenberg bei St.Märgen seine Quellwasser sammelt; der Erlenbach ist der oberste Ast des Wagensteigbachs mit seiner Quelle am Hohlen Graben. Der Rotbach »rot« genannt nach seiner Einfärbung vom Moorwasser des Hinterzartener Moores kommt als Zartenbach aus dem Quellsee Mathislesweiher. Zastlerbach (Osterbach) und Brugga-St.Wilhelmer Talbach entstammen den obersten Hängen des Feldbergs, die Seitengewässer Buselbach und Hofsgrunderbach entspringen am Notschrei und Schauinsland.

Wer bei dem vielfältigen Talaufbau die Suche nach der »wirklichen« Dreisamquelle nochmals aufnehmen will, muß sich an mehreren Orten auf den Höhen des Dreisamtals umsehen; da stößt man auf die wohlbegründete Meinung, daß der Dreisamast Rotbach-Höllbach der echte Dreisamoberlauf sei; die »Höllentaltheorie« stützt sich auf die geologische Vorprägung des Bonndorfer Grabens. Gewässerexperten folgen vielfach der Höllentallinie, so stets das hydrographische Jahrbuch für Baden-Württemberg. Diese Deutung beschert der Dreisam den Mathislesweiher oberhalb Hinterzarten am Feldberg als attraktiven Quellsee. Schon 1903 weist denn ein Landschaftsführer für die Kurgäste von Hinterzarten den Weg über den Mathislesweiher »hin zum Quellgebiet der Dreisam«. Der Quellhorizont im Eschengrund liegt um ein geringes höher als der Hohle Graben, der direkte Konkurrent im Dreisamquellstreit. Nach der zweiten Meinung liegt die Dreisamquelle in den obersten Sickerwasser der nassen Wiesen beim Süßen Häusle am Hohlen Graben; diese Theorie setzt auf den Wagensteigbach bzw. in seiner alten Namensform Freudenbach oder Froedenbach. Alte und älteste Urkunden bekennen sich zu dieser These; die gewichtigste Fundstelle ist der Rotulus Sanpetrinus, eine für die Geographie des Dreisamtals im hohen Mittelalter wichtige Besitzbeschreibung des Klosters St.Peter. Dieses Frühzeugnis vermittelt die genaue Nachricht vom Dreisamursprung, vom »Dreisamspring«, genau »Treisimesprinc« mit der Ortsangabe »beim Hohlen Graben in der Nähe des Orts Bernhoupten«. Verläßliche Kundschaft ergab, daß man um dieses Renomee der Dreisamquelle in den Höfen am Turner durchaus auch heute noch weiß, allen voran auf dem Hof des Christen-Marti-Burs, dem das Quellgebiet zu eigen gehört. Josef Bader und einige Vaterlandsfreunde - Herausgeber eines geographischen Lexikons von 1847 - suchen die Dreisamquelle oberhalb der Ravennaschlucht in Breitnau: »Die Treisam stürzt hinter Breitnau über eine jähe Steilwand in ihr erstes Bett, drängt sich durch den schauerlichen Felsschlund des Höllentals ...« 

Von geographischer Besonderheit bleibt das Adernetz der Bäche und Wasserläufe des Talbodens. So zählt es als ausgesprochene Merkwürdigkeit, daß Krummbach und Brugga erst kurz oberhalb Ebnet, der Eschbach sogar erst unterhalb Ebnet in den Hauptlauf der Dreisam einmünden. Durch die früheren Geschiebeaufschüttungen haben sich die Gewässer selbst gegenseitig»an die Talwand gedrückt«, so daß die Wasserstränge nicht auf kurzem Weg aufeinanderzufließen, sondern in langen Parallelwegen nebeneinander herziehen, obwohl doch die seitlichen Nebentäler schon oben bei oder noch oberhalb Kirchzarten den Talgrund erreichen. Von altersher verstärken zahlreiche kleine Wasserläufe, Bewässerungskanäle, Zu- und Umleitungen mit einem feinverwobenen Geäst verzweigier Wasseradern den Bildvergleich mit dem Adernetz der offenen rechten Hand. Die Wiesenwässerung ist eine alte Wassernutzung des Dreisamtals und mancherlei Namen erinnern an Runzen und Wuhre. Gewässerkundige Vorzeitforscher vermuten in den Dreisamtäler Wässerungsvorrichtungen eine keltische Hinterlassenschaft. Zur Errichtung von Floßstrecken für die Scheitholzflößerei wurde das Bachsystem sogar umgestaltet. Die Bachläufe waren zugleich die Kristallisationspunkte der gewerblichen Entwicklung des Tales; Kirchzarten konnte sich über die gewerblichen Kleinbetriebe am Osterbach als Talzentrum aufbauen, wie die Sägen, Schmieden, Gerbereien, später die ersten industriellen Anlagen zeigen. Dreisamabwärts Richtung Freiburg standen die Schleifmühlen der Granatschleifereien, die eine Sonderstellung in der gewerblichen Vielfalt einnehmen; die Freiburger Kunstfertigkeit in der »Hantierung mit Steinen« war berühmt, und geschliffene Granaten galten als das beliebteste Ehrengeschenk. Eine zweite Freiburger Besonderheit bilden die vielgeliebten Bächle, die die Dreisam weithinaus in der Welt bekannt machten.

Ein Wildfluß wie die Dreisam bedurfte stets der herrschenden und gebietenden Hand, der dauernden Fürsorge, sollte vom Wasserlaufnicht Unheil ausgehen. Die »Talgenossen«, die Herrschaften des Talraums, hatten eine gemeinsame Verantwortung und waren zur gemeinsamen Unterhaltung des Bachlaufs und der Brücken verpflichtet; es überrascht, daß das Kloster St. Peter zu einem Viertel die Baulast der Dreisambrücke in Ebnet trug, wie Abt Speckle bei den wiederholten, kostspieligen Reparaturen herauskehrt. Erst nach der badischen Landesvereinheitlichung gelang es, mit einer Dreisamregulierung zu beginnen. Vom Jahre 1817 an bis 1842 wurde der Flußlauf unterhalb Freiburg grundlegend umgestaltet, aber auch die Gefällsstufe am Schwabentor wurde mit komplizierten Pfahlwänden und Querholmen gesichert; selbst talauf erhielt die Dreisam bis gegen Zarten ein korrigiertes Flußbett; so geriet das Wildwasser mit seinen verschlungenen Flußarmen und Inseln schon vor über 150 Jahren in den zähmenden, lieblosen, einförmigen Bachkäfig, der sich jedoch für die Umlieger von höchstem Nutzen erwies. Das Verwaltungsregime billigt der Dreisam bis zur altbestimmten Gemarkungsgrenze Ebnet-Zarten die Rangklasse eines Gewässers I. Ordnung zu, was bei der Flußpflege Bedeutung hat. Eine Besonderheit aus Kriegszeiten sei angefügt: Im Jahre 1744 wurde der Dreisamlauf zur Erleichterung der Belagerung und Erstürmung von Freiburg auf eine größere Strecke völlig abgegraben und der Fluß in ein militärisch bestimmtes Umleitungsbett verlegt.

Während der französischen Belagerung Freiburgs im Jahre 1744 wurden das Bett der Dreisam abgegraben und der Fluß in weit ausholendem Bogen in einem Kanal umgeleitet
Plan aus »Geschichte der Stadt Freiburg« von Heinrich Schreiber, 1858 
         
Eine ungewöhnliche Referenz hat der Badische Staat der Dreisam erwiesen; als der Großherzog 1809 sein Land nach französischem Vorbild in »Departements« und »Präfekturen« organisierte, erhielt Freiburg eine solche »prefecture a` la mode francaise«; als Dreisamkreis wurde diese Verwaltungsinstanz auf den Flußnamen getauft. Diese ungewöhnliche Rolle eines Schutzpatrons badischer Verwaltungsagitation behielt die Dreisam aber nur bis zu einer neuerlichen Verwaltungsumreform im Jahre 1832.

Zarten nach dem zerstörerischen Dreisamhochwasser von 1896. Aus einem Zeitungsbericht von 1896 

Aufbrausen konnte die Dreisam schon immer einmal; man hat hier schon über drei Wochen ununterbrochene Regengüsse beobachtet, die die Dreisam anschwellen ließen zu einem Strom; »in solchen Tagen scheinen die Schwarzwaldberge sich ganz in Wasser auflösen zu wollen, aus jeder Falte rauscht ein Bach, alle Wege sind überströmt.« Wenn triefender Regen plötzliches Tauwetter begleitet und eine heftige Schneeschmelze auslöst, nimmt die Dreisam wildes Gebaren an. Von überfluteten Feldern, von eingestürzten Brücken, von unterspülten Häusern, von ertrunkenen Menschen und verendetem Vieh berichten die Talchronisten. Im 14.,im 15. Jahrhundert reißt die Dreisam alle Brücken weg und setzt das Land unter Wasser. Die Nachricht wiederholt sich; 1480 stand es besonders schlimm:  »Die Dreisam schwoll nach vorausgegangenen starken Regen am Magdalenen-Tag auf eine früher nie erlebte Weise an, riß beide Brücken und 17 Wohngebäude und Scheunen an derselben weg, und verursachte an Wein Getreide und Futter einen außerordentlichen Schaden. Auf der untern Brücke stunden viele Menschen und sahen dem Jammer und der Verwüstung des Flusses zu; da stürzte plötzlich die Brücke ein und 14 Menschen fielen in das Wasser«                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   

Von 1778, 1793, 1801, 1806, 1812, 1824, 1896 sind neue Schreckensmeldungen verzeichnet. Das »Intelligenzblatt für das Land Breisgau«, ein Journal erbaulicher Betrachtungen und aktueller Tagesnachrichten, gibt ausführlichen Bericht über die Katastrophe von 1801:
»Auf einen fürchterlichen Sturm von Südwest folgte gegen Mittag ein stromweiser Regen und gegen Abend ein schuhtiefer Schnee. Unsere kleine Treysam war durch diesen in den Gebirgen gähling geschmolzenen Schnee schnell zu einer fürchterlichen Höhe angeschwollen und richtete größere Verwüstungen an als im Jahre 1778. Ihre schlammigen Wellen wälzten ganze Sägeblöcke, Gartenhäuschen, Bäume mit Ästen und Wurzeln und Trümmer aller Art mit sich fort. Nichts konnte ihrer Wuth einhalt thun. Rechts und links stürzte sie aus ihrem Bett, überschwemmte und verschlang Wiesen und Gärten, so daß viele Bürger in einem halben Tag um ihre Liegenschaften gekommen sind. Auch aus dem Höllental, wo die Treysam zum Teil entspringt, laufen klägliche Nachrichten ein. In der Gegend von Falkensteig, Oberbuchenbach, Rain, Himmelreich und Untersteig war das ganze Tal von einem Berg zu dem andern völlig überschwemmt, der Hauptstrom verließ sein Bett und verläuft nun da, wo vorher die Straße gewesen ist.« 

1802 notiert Abt Speckle im Februar: »Die Brücke zu  Ebnet, welche erst seit 8 Tagen wiederhergestellt worden, war zum zweiten Mal zerrissen.« Dem zerstörerischen Hochwasser von 1896 widmet die Buchenbacher Schulmeisterchronik ausführlichen Raum:
»Der 8. März (Sonntag) Ein schreckliches Hochwasser, das am Nachmittag immer bedenklicher wurde. Der Wagensteigbach gewann die Stärke eines reißenden Stromes, so daß ich mich an den Rhein bei Kadelburg (meinem früheren Anstellungsorte) versetzt glaubte. Brücken, Stege, sogar Häuser waren in größter Gefahr und die meisten bei Wagensteig bis Freiburg weggerissen und fortgeschwemmt. Der Bruder des»Hauri-Burs< in Wagensteig wurde mit der Brücke fortgerissen.... Am 9. März frühmorgens wurde die Schwabenthor-Brücke in Freiburg (massiv und von Stein erbaut) weggeschwemmt, und hierbei fanden 2 Beamte, Landeskommissär Dr. Sigel und Stadtdirektor Sonntag bei Ausübung ihres Amtes den plötzlichen Tod in den Wellen der Dreisam. ...
Der Wagensteigbach trat schon am 8. März über die Ufer, und die Seitenbäche, namentlich der Spirzenbach, richteten großen Schaden an. Dieser riß beim Rombachhof die Poststraße auf etwa 200 m vollständig weg. Sein eigentliches Bett war ganz mit Geröll und wahren Felsblöcken ausgefüllt. ... Der Diezendobelbach kam ebenfalls zum reißenden Fluß angeschwollen mit donnerähnlichem Rollen die gewaltigen Steine und das Geröll mit sich schleppend herangebraust ...« 

In Zarten wütete das Hochwasser besonders heftig. Neben der Brücke wurde ein Wohnhaus völlig zerstört. Die Fluten erfaßten hier das Bild eines kleinen Brückenheiligtums, trieben es ab und schleppten es über die erstaunliche Distanz von rund 20 km bis Neuershausen, wo die Tafel glücklich aus den Fluten geborgen wurde. Jüngst, 1965 beim Neubau des Anwesens, wurde dem Hl. Nepomuk nunmehr als Sandsteinrelief sein Platz an der Brücke von Zarten wieder eingeräumt. 260 m3/s Wassermenge wälzten sich an jenem Unglückstage die Dreisam hinunter, so wird bestätigt. Dies wäre mehr als das Doppelte des seitdem in Ebnet beobachteten Höchstabflusses von 125 m3/s im Jahre 1955. Nur 5,42 m3/s beträgt demgegenüber der langjährige Mittelwert; extreme Trockenheit wie im Jahre 1971 hat andererseits schon dazu geführt, daß in den Pegelaufzeichnungen überhaupt kein meßbarer Abfluß mehr festgestellt wurde. 

Waghalsige Wildwasserfahrer lassen sich gelegentlich vom Hochwasserreiz anspornen und versuchen sich auf einzelnen Dreisamabschnitten mit ihren Kajaks; dies ist die einzige Form der »Schiffbarkeit« des ungestümen Naturkinds Dreisam. Sein Fischreichtum wurde schon im 16. Jahrhundert gerühmt. Sebastian Münster beschreibt die Dreisam: 
»Es fleußt auch neben der Statt hin gar ein groß Fischreich Wasser / die Triesem genannt / entspringt nicht fern vom Ursprung der Thonaw.« 

Sagenkundiges weiß von besonderen Gefahren zu berichten:
»Tief in der Nacht fuhr ein Mann auf einem einspännigen Wagen bei Ebnet über die Dreisam. Erst als er drüben auf dem rechten Ufer war, wurde er inne, daß die Brücke abgedeckt und sein Fuhrwerk über das leere Gebälk gelaufen sei. Zum Dank für die wunderbare Errettung ließ er unweit derBrücke ein Heiligenhaus mit dem Standbild des Hl.Johannes von Nepomuk errichten.«