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zum 900 Jahrfeier - Inhaltsverzeichnis

900 Jahre Eschbach
Eschbacher Namen und deren Bedeutung
Namen sind nicht Schall und Rauch
Text: Christian John, Bearb.: W. H. Baumann, Fotos: Toni Schuler



Namensforscher Professor Kunze aus Freiburg i. Br. referierte am 31. März in der Eschbacher Halle.
Namen sind spannend. Prof. Konrad Kunze erläuterte im Rahmen des Festjahres zum 900-jährigen Bestehen Eschbachs die Bedeutung heutiger Familiennamen.
Rund 200 Besucher lauschten dem Vortrag des renommierten Namensforschers und Sprachwissenschaftlers, der mit viel Charme und Witz die Bedeutung von Scherers, Schwärs und Rombachs erklärte.

„Familiennamen sind ein Schatz, dessen Wert nicht unterschätzt werden sollte.“ Mit diesen Worten begann Professor Kunze seinen Vortrag und wies darauf hin, dass in Deutschland rund eine Million verschiedener Familiennamen existieren. Unsere Namen sind fast so alt wie die Gemeinde Eschbach. Wo in den Jahrhunderten davor noch allein der Vorname genügte, bedurfte es vor etwa 800 Jahren – durch die stetig wachsenden Städte und Dörfer – einer präziseren Unterscheidungsmöglichkeit und die Familiennamen kamen auf. Kunze gab den Anwesenden mehrere Methoden mit auf den Weg, wie sie (fast) jeden Namen erklären könnten.

Zum einen lassen sich Familiennamen von den (ur)elterlichen Namen ableiten. Die Ketterers sind demnach die Nachfahren einer Katharina, die Jakobs stammen von einem Jakob ab. Lange Namen wurden gerne auch verkürzt. „Wenn jemand mit Nachnamen Wolf heißt, dann war sein Vorfahre kein reißender Wolf, sondern ein halbes Wolfgängle“, scherzte Kunze. Nomen ist eben nicht immer gleich Omen.

Der gängige Nachname Ruf entstand beispielsweise aus der verkürzten Form für Rudolf, die Hugs stammen von einem Hugbert oder Hugwald ab und Dold lässt sich von Bertold herleiten.
Trotz aller modernen Mobilität weiß Kunze, dass 80 Prozent aller Deutschen immer noch dort sitzen, wo sie vor 800 Jahren gesessen haben. Ein Beispiel sei der Name Eschbacher, den es in der Gegend so gut wie gar nicht gäbe. Ein Indiz dafür, dass aus Eschbach wenig Leute abgewandert sind, denn Familiennamen wurden einem beispielsweise gegeben, wenn man seiner Heimat den Rücken kehrte und sich woanders niederließ. Kunze erläuterte, dass der Nachname Blattmann von der Platte bei St. Peter stamme und dass sich diese Plattenmänner vor 800 Jahren in Richtung Glottertal aufgemacht haben mussten.

Kunze überprüfte natürlich auch die benachbarten Orte und kam auf interessante Ergebnisse. „Es hat mich gewundert, aber es müssen vor 800 Jahren auch Leute aus dem schönen Steurental abgehauen sein. Aber weit sind sie nicht gekommen “, erklärte er anhand der etwa 90 Personen mit Namen Steurentaler, die vor allem in Freiburg leben.

Eine weitere Möglichkeit, Familiennamen zu bestimmen, ist der Beruf der Urahnen. Ein Mayer war ein großer Bauer, die Fehrs Fährmänner und ein Kuster war im süddeutschen Raum vor allem für die Kollekte in der Kirche zuständig, erläuterte Kunze mit einem Blick zu Bürgermeister Siegfried Kuster. Zuletzt stellte Konrad Kunze noch Namen vor, die durch charakterliche Eigenheiten oder das Aussehen entstanden. Ein Strobel erhielt seinen Namen wegen seiner vielen Haare, die Lebrechts durch ihren anständigen Lebensstil und die Groß und Langs weil sie eben groß oder lang waren.

Zum Schluss gab’s noch ein Trostpflaster vom Experten: „Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie einmal einen Namen vergessen. Bei über einer Million verschiedener Namen darf das schon mal passieren.“