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Das Eschbachtal

aus:
Unser Freiburg und seine Umgebung.
Eine Heimatkunde für Schule und Haus
von
Friedrich Seyfarth
Hauptlehrer in Freiburg
erschiene in der Herderschen Verlaghandlung Freiburg 1913

  Seite 204: Am Eschbach

Von allen Zuflüssen der Dreisam ist uns Freiburgern der Eschbach der nächste; denn erst an der Brücke zu Ebnet, hart an Freiburgs Gemarkung, ergießt er sich in die Dreisam. Auf der hügeligen Hochfläche von St. Peter hat er seinen Ursprung. Jene Gegend ist reich an kleinen Seen und sumpfigne Teichen; aus solchen erhält der Eschbach sein erstes Wasser. Bis Stegen fließt der Bach in südwestlicher Richtung im eigenen, ziemlich breiten Wiesental; von da ab zieht sein Bett im weiten Dreisamtal westwärts bis Ebnet. Eine Menge größerer und kleinerer Bächlein, die alle ihre Quellen in dem waldreichen Gebirgszuge des Flaunsers und Roßkopfs haben, eilen ihm von Norden her zu. Wir nennen von diesen Seitentälern vor allem das Attental und das Wittental. Am Westabhang des Lindenbergs sammelt der Rechtenbach sein Wasser und führt es von der linken Seite bei Stegen dem Eschbach zu.

Von diesem Eschbach berichtet uns eine alte Urkunde vom Jahre 1374, daß Graf Egeno damals die Fischereirechte im Eschbach dem Ritter Konrad Schnewlin, Schultheiß zu Freiburg, verkaufte. Die einen leiten darum den Namen des Baches von Äsche (Forelle) ab, die andern wieder führen ihn auf Esche oder Espe (Zitterpappel) zurück.

Fünf Dörfer liegen im Gebiet des Eschbachs: St. Peter, Eschbach, Stegen, Wittental und Ebnet. Nur das letzte bildet eine geschlossene Ansiedlung, während die übrigen vier zerstreut liegende Gemeinden mit zahlreichen Zinken und Höfen sind.....

.....Das Dorf Wittental liegt völlig zerstreut im gleichnamigen Seitental am Fuße des Flaunsers; dazu gehört noch der Weiler Attental. Auf einer Anhöhe beim Talausgang stehen noch Reste der einstigen Burg Falkenbühl.

Die Gemeinde Stegen (von Steg - kleine Brücke) finden wir am Ausgang des Eschbachtals in die Dreisamebene; zu Stegen gehören noch die Nebenorte Oberbirken, Unterbirken, Rechtenbach, Reckenberg und der Zinken Weiler. Der letztere ist der älteste Teil des Dorfes; hier steht das große Schloß der Grafen von Kageneck, welches ältere und neuere Gebäude, eine Kapelle und einen Park zeigt.....

....Das Dorf Eschbach mit dem Zinken Hintereschbach und Steurental ist das einzige Dorf im eigentlichen Eschbachtal. Es gehörte beständig zum Kloster St. Peter. Schon im Jahre 1273 wird eine Kirche in Eschbach erwähnt. Die jetzige Kirche aber wurde erst im Jahre 1788 durch das Kloster St. Peter erbaut; ihre innere Einrichtung stammt zum Teil aus der im Jahre 1787 abgebrochenen Lindenkapelle. Seither ist Eschbach auch eine eigene Pfarrei.

 

Seite 210: Die Lindenkapelle

Wer zu Fuß von Kirchzarten nach St. Peter will, der wandert nicht auf der Straße durchs Ibental oder Eschbachtal, sondern wählt von Stegen ab den Höhenweg über den Lindenberg; es ist das ein alter Weg aus dem Dreisamtal nach St. Peter und heißt heute noch der Abtsweg.

Vom Bahnhof Kirchzarten gehen wir zuerst den Weiler Weg nördlich, erreichen beim hohen Steg die Dreisam an der Stelle, wo der Höllenbach mit ihr sich vereinigt, und kommen alsdann durch die Zinken Unter- und Oberbirken ins grüne Wiesental des Rechtenbachs. Schon sehen wir hoch auf dem Lindenberge die Kapelle stehen und gedenken der Worte des Dichters Uhland:

"Droben stehet die Kapelle,

Schauet still ins Tal hinab;

Drunten singt bei Wies und Quelle

Froh und hell der Hirtenknab´."

Der verläßt nun das Tal und steigt empor: aber für seine Mühe wird der Wanderer schon unterwegs reichlich entschädigt durch die herrliche Aussicht, welche er genießt. In einer Höhe von 730 m hat er die Lindenkapelle erreicht und läßt von hier aus voll Entzücken seine Blicke hinschweifen über das abwechslungsreiche Bild von Berg und Tal. .....

....Der Lindenberg gehörte ursprünglich zur Herrschaft Weiler im Eschbachtal und war ein Lehen des Klosters St. Peter. Diese Herrschaft kam 1702 an die Freiherren von Kageneck, und seitdem besaß der Wallfahrtsort an dieser Familie treue Freunde der Kapelle und eifrige Förderer der Wallfahrt. Kirchlich gehörte die Kapelle zur Pfarrei Kirchzarten, bei deren großen Ausdehnung die wenigen Geistlichen unmöglich allein die zahlreichen Messen für die Wallfahrer auf dem Lindenberg lesen konnten. Bereitwillig halfen die Mönche der drei Viertelstunden entfernten Benediktinerabtei St. Peter aus.

Kaiser Joseph II. war ein Gegner der Wallfahrten, weshalb er die Lindenbergkapelle schließen ließ. Er verordnete, daß durch das Kloster St. Peter im Tal eine Kirche erbaut und eine Pfarrei errichtet werde, daß die Wallfahrtskapelle auf dem Lindenberg abgebrochen und ihr Material zum Baue dieser Kirche in Eschbach verwendet werden sollte. Am 15. März 1787 wurde die Kapelle der Weihe entkleidet, dann niedergerissen und das Material mühsam den Berg hinabgeschafft. Trotz des strengen Verbotes aber pilgerte das Volk auch in der Zukunft nach dem Lindenberg und seinen Ruinen, und die Bauern von Unteribental baten wiederholt um Erlaubnis zum Wiederaufbau der Kapelle....

Mit freundlicher Genehmigung des Schillinger Verlags Freiburg. Hier gibt es ein Reprint des Buches mit der ISBN 978-3-89155-176-9 aus dem Jahre 1979