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Burg Falkenstein im Höllental
Alte Berichte, Sagen, Erzählungen nach Legende und Chronik 
bearbeitet und zusammengestellt von Fritz Löffler 
im Auftrag des Sportschützenvereins Buchenbach Juli 1966

Vorwort 
Nachstehende Aufzeichnungen sind insbesondere entnommen und wiedergegeben aus: 
Schreiber in Schönhut 
Kindler von Knobloch 
Des Knaben Wunderhorn 
Burgen Alt- und Neufalkenstein
Rekonstruktion Artur Lehmann Freiburg 

Daß ich mit meinen Ausführungen zum Teil in sehr weit zurückliegende vorgeschichtliche Zeiten zurückgreife‚ mag manchem Leser bedenklich erscheinen. 

Ich bitte dann außer acht zu lassen: 
erstens, daß ich eben nur anspruchlose Erzählungen, Berichte und Sagen wiedergeben will und nicht etwa hieb- und stichfeste geologische oder kulturhistorische Abhandlungen; 

zweitens, daß doch selbst bei den auf gründlichster Forschung beruhenden Darstellungen die Phantasie manch vorhandene Lücke überbrücken muß, gleichwohl jahrelanges Studium auf dieser Materie ruht.

Wenn wir von Freiburg, wo das Dreisamtal sich öffnet, hineingelangen in das weite, gesegnete Tal der Dreisam‚ dann kommen wir zunächst nach ca. 5 Stunden Fußmarsches über Kirchzarten, Burg (bekannt durch die einstige keltisch-römische Fliehburg Tarodunum) nach Himmelreich. Damit sind wir am Fuße der massiven Schwarzwaldberge angelangt. Hier teilt sich das weite Dreisamtal in drei engere Taler: Ibental, Wagensteigtal und Höllental. Letztere beiden Täler sind für den Durchgangsverkehr erschlossen, und es führen deren Straßen auf die Schwarzwaldhöhen nach St.Märgen und Hinterzarten. 

Hier hoch oben auf Fels gebaut, stehen heute noch die Ruinen der Burg Wiesneck, im Weiler Wiesneck‚ Gemarkung Buchenbach, und Alt- und Neu-Falkenstein im Höllental, Gemarkung Falkensteig. Eine weit größere Bedeutung als die Burg Wiesneck hatte die Burg Falkenstein im Höllental. Sie wird schon in einer Urkunde des Jahres 1161 erwähnt. 

Einige Dienstleute, Knappen, bewohnten die tiefer gelegene Burg Neu-Falkenstein, auch Bubenstein genannt. Der Turm dieser Burg, der heute noch zwischen Alt-Falkenstein und dem Gasthaus "zu den zwei Tauben" steht, war nur die Vorburg von Alt-Falkenstein. Die zwischen 2 und 5 m dicken Mauern dieses alten Wartturmes, dessen Eingang auf der Vorderseite gelegen haben mag und der innen ungefähr 6 auf 7 m mißt, ragen mit ausgebrochenen Fenstergewänden noch über das zweite Stockwerk hinaus und sind auf drei Seiten von einem nicht allzutiefen Graben umzogen. 

Das Geschlecht der Falkensteiner wird seit dem 12. Jahrhundert erwähnt (de Valkenstein duo fratres germani Waltherus et alta 1161 Z.NF.IV 494). 


Blick vom Himmelreich in das historische und sagenumwobene Höllental, weithin bekannt seiner wilden Schönheit wegen. 

"Himbeere" sagt der Alemanne zu den Himbeeren, und weil die Gegend reich an diesen Früchten ist, nannte er sie "Himbeererich" oder "Himmerich”. So entstand nach und nach die Ortsbezeichnung  Himmelreich. Wenn der Name dieser Landschaft auch nichts mit dem Garten Eden zu tun hat, so hätte man ihr, der Eingangspforte zum wildromantischen Höllental, doch keinen anderen und treffenderen geben können. 
"Wie nah die Hölle grenzt ans Himmelreich,
Im Dreisamtal kannst Du leicht es schauen;
Ein Felsentor versetzt Dich zaubergleich,
Vom Paradies in wilder Schluchten Grauen.” 

So schrieb August Schnetzler.

Wir kommen vorüber an den Gasthäusern "zwei Tauben", dem "Löwen" (abgebrannt 1924) und zum "Kreuz", heute "zur Burg Falkenstein", und sind nun eingetreten in die eigentliche Hölle, deren Tore beim sogenannten Hirschsprung, zwei mächtige, gegen die Wolken türmende Felsen bilden. Wohl der großartigste Teil des Tales, eine imposante Fels- und Waldnatur, vor der auch der weitgerei- ste Wanderer, selbst wenn er die gigantischen Felsmassen der schweizerischen Hochgebirge gesehen hat, mit Staunen und Bewunderung stehen bleibt.

Am Hirschsprung: Die Sage berichtet, daß sich einst hier ein Hirsch durch kühnen Sprung über das Tal vor seinen Verfolgern rettete. Im Jahre 1874 stellte man dort oben anläßlich einer Versammlung Deutscher Forstmänner einen Hirsch aus Holz auf. Später ersetzte man diesen durch eine 2 m hohe Figur aus getriebenem Kupfer, und nun läuft oder fährt kaum einer durch das Höllental, ohne daß er an dieser Stelle den Kopf nicht hebt, um einen flüchtigen Blick hinauf zum Hirsch zu werfen. 

Über dieser Höllenschlucht stand, fast auf jedem Punkte von der Natur unzugänglich gemacht, die Burg Falkenstein. Auf ihrer nördlichen bzw. nordöstlichen Seite, wo sich der Eingang befand, war sie durch eine 5 m dicke Mauer geschützt. Von ihren beträchtlichen Gebaulichkeiten sieht man heute kaum noch die Grundmauern. Terrassenförmig stiegen die Gebäude, zu denen auch eine Kapelle, dem hl.Nikolaus geweiht, gehörte, zur Höhe des Berggipfels. 


Die noch vorhandenen Trümmer der eigentlichen Burg liegen aber mehr rückwärts auf einer Felswand, von der sie nicht mehr leicht zu unterscheiden sind, und daher kommt es auch, daß sehr oft schon die Vorwarte Neu-Falkenstein für die eigentliche Burg gehalten wird. 
Neu-Falkenstein‚ auch Bubenstein genannt, urkundlich schon im Jahre 1266 erwähnt.

Es war ursprünglich ein edles Geschlecht, diese Ritter von Falkenstein, die mehrfach verbunden und blutsverwandt mit der schnewelinischen Familie zum ältesten und angesehensten Hausadel der Zähringer gehörten. Sie kamen als Ministerialen der Herzöge von Zähringen in den Breisgau und erbauten im Falkensteiner Tal (Höllental) die Burgen Alt- und Neu-FaLkenstein. Die Ausdehnung des falkensteinischen Gebietes war sehr groß und zog sich über die alte Bergvogtei Hinterstraß (Hinterzarten), die Gemeinden von Vorderstraß (Steige, Breitnau usw.) über die Talvogtei Kirchzarten und auch sonstiger Besitzungen im Breisgau. Jahrhunderte, schon bevor Neu-Falkenstein erbaut wurde, mögen diese Ritter auf Alt-Falkenstein gehaust haben, denn es heißt bereits im Rotulus S. Petrinus unterm 29. Oktober 1200: Kuno von Falkenstein hat ein Kammergut bei Gundelfingen dem Kloster St.Peter übergeben. Auch wird ein Kuno als Erbauer der Burg genannt.

Die Falkensteiner haben wohl in jedem Geschlecht einen Kuno gehabt. So wird genannt: Wernhers von Valkenstein‚ Vater des Kreuzritters Cuno von Valkenstein, Ritter, und dessen Vorfahren wiederum Cuno von Valkenstein.

Kuno von Falkenstein, der Kreuzritter, der in der Kirche zu Kirchzarten lebensgroß vom Jahre 1545 dargestellt ist, war der letzte würdige Ritter dieses Geschlechts. Seine Nachkommen sanken zu Raubrittern herab, und nach Achterklärung durch das Hochgericht in Rottweil wurden deren Burgen von den Freiburgern zerstört.

Während der Zeit, als auf Burg Wiesneck die Schnewelin gehaust hatten, hauste auf der Burg Falkenstein ein überaus wirtschaftsloses Geschlecht, welches in den Tag hinein lebte und Schulden auf Schulden häufte. So gelangten die Falkensteiner immer mehr in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Den Herren von Schnewelin, auf der Veste Wiesneck, fielen nicht nur die geistlichen Herren von St.Märgen zum Opfer, sondern auch die benachbarten Ritter von Falkenstein. 

Die schnewelinischen Schwager und Vettern hatten es fein angelegt: sie liehen den Falkensteinern‚ auf Unterpfande von Gütern und Gerechtsamen, eine Summe nach der andern dar, wohl in sicherer Voraussicht, daß an eine Rücklösung derselben niemals zu denken sei. Sie tauschten sich auch keineswegs, denn was an Land und Leuten, Rechten und Gerechtsamkeiten von
Gasthaus zum "Löwen", Falkenstsig (1924 abgebrannt)
Ebnet bis hinauf zum Feldberg im 15. Jahrhundert noch falkensteinisch gewesen, war im folgenden alles schnewelinisch! Die üppige Mistel hatte dem stattlichen Baum, auf welchem sie saß, allmählich den Lebenssaft entzogen; er fing zu siechen an und dorrte ab. - 
Ein trauriges Bild adeliger Verkommenheit. 

So saßen Ende des 15. Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlein mit ihren Vettern Hans, Thomas und Jakob ziemlich mittellos auf ihrer Burg und dem etwa 600 m abseits stehenden Wartturm, dem ”Bubenstein". 
Unrecht Gut, tut nicht gut. 

Auf Burg Wiesneck hausten nach dem Tode des Ritters Johann 1466 dessen beide Söhne Johann und David. Johann beteiligte sich 1469 an adeligen Raubzügen und an dem Kriege zwischen Pfalzgraf Friedrich und Herzog Ludwig von Bayern, wobei er in pfalzische Gefangenschaft geriet. David spielte dabei den flotten Junker, was bald eine Geldverlegenheit verursachte, welche das Haus Österreich zu benutzen wußte. Die falkensteinischen Besitzungen im Treisamthale waren Feudalgüter, deren Lehenherrlichkeit von den Zähringern an die Freiburger Grafen und von diesen an Österreich übergingen.
  

Die Sage vom ehrenwerten und standhaften Ritter Kuno von Falkenstein.

Das letzte Halali der Jagd verklang in den Bergwäldern des "schwarzen" Waldes (*Die Bezeichnung "schwarz" für den Schwarzwald, welche die Alemannen dem unerforschten Urwald beigelegt haben, bedeutet soviel wie unheimlich, dunkel und gespenstig.)‚ wo noch Bär, Wolf„Hirsch und Luchs hausten‚ und verlor sich am wilden Felsenhang gegenüber, den die Burg Falkenstein krönte. Schon war das Gefolge mit der Meute und dem erlegten Wild auf dem Weg, um über die enge Talschlucht die heimatliche Burg zu erreichen, wo Imbiß und kühler Trunk lockten. Herr Kuno‚ Ritter von Falkenstein, war mit seiner treuen Bracke etwas zurückgeblieben und folgte in tiefem Nachsinnen nur langsam seinen Leuten nach. Ja, er sehnte sich wohl nach seiner geliebten Hausfrau, Frau Ida‚ doch fehlte ihnen noch das letzte Glück, Gott hatte ihnen bis jetzt die Leibeserben versagt. Schon schrie der Bergkauz im düsteren Gehege und die letzten Strahlen der Sonne ergriffen nur noch die höchsten Gipfel der dunklen Tannenberge und die Spitze des trutzigen Turmes der Burg Falkenstein. Da knackte dürres Geäst, dem treuen Hund sträubte sich mit einem Male am starken Nacken das Fell. Knurrend und winselnd zugleich drängte er sich an seinen Herrn, als ein fremder Jäger im engsitzenden grünen Jagdwams aus dem Dunkel der Tannen trat.

Er grüßte den Ritter mit hämischem Lächeln und meinte: "Ich weiß wohl, Herr Kuno‚ worüber Ihr nachsinnt. Schenkt mir Eure Zusage und Ihr werdet reich und mächtig sein und Euch zahlreicher Nachkommenschaft erfreuen können!" - "Wer seid Ihr?" fragte der Ritter, abgestoßen von den funkelnden Augen des Fremden, die ihm heimtückisch, wie die eines reißenden Wolfes erschienen. -   ”Der Mächtigste der Erde, ich kann all Euren Wünschen zu Willen sein" antwortete der andere. - "Doch sicher nicht ohne Gegengabe von meiner Seite?” sagte der Ritter. - "Nur um ein kleines unnützes Ding in dieser Welt, um Eure Seele” kicherte der Fremde und trat Ritter Kuno einen Schritt näher, indem der Hund sich aufwinselnd hinter seinen Herrn verkroch. Herr Kuno erkannte mit einem Male den Teufel in der Gestalt des fremden Jägers und schlug, all seine innere Kraft zusammenfassend, ein großes Kreuz über der unheimlichen Gestalt, worauf diese sich, aufheulend wie ein getroffenes Tier, im Dunkel des Waldes verlor.

Als bald darauf der h1.Bernhard von Clairvaux am Oberrhein das Kreuz predigte und zum Kreuzzug ins hl.Land aufrief, beschloß auch Kuno von Falkenstein mit diesem Ritterheer ins hl.Land zu ziehen (Kreuzzug Ludwig IX. von Frankreich 1248-1254). 

Kuno von Falkenstein erhoffte durch seine Teilnahme am Kreuzzug von Gott Segen und die ersehn
ten Nachkommen.

So kam der Tag, daß Kuno den andern Rittern und Mannen, welche sich zum Kreuzzug in das heilige Land versprochen hatten, folgen mußte. Er umarmte sein geliebtes Weib Ida und versprach, ihr seine Treue zu halten. "Auch Du” sagte er, "warte meiner in Treuen sieben Jahre lang. Wenn diese vorüber sind und ich in dieser Zeit nicht heil zurückgelangt bin, so erwarte mich nicht mehr, denn dann werde ich wohl nicht mehr unter den Lebenden sein." Damit nahm er seinen Ehering und teilte ihn mit seinem
Burg Alt-Falkenstein im Höllental, Sie wird schon im Jahre 1161 urkundlich erwähnt  (de Valkenstein duo fratres germani Waltherus et alta 116l - Z.NV.IV 494) 
(Von Falkenstein Zwillingsbrüder Waltherus und anderer 1161)
Schwerte in zwei Teile, wovon er den einen Frau Ida reichte. Diese küßte ihn und barg ihn aufweinend in ihrem Gewande. Noch einmal schloß der Ritter sein geliebtes Weib in seine Arme, bis er sich losriß und hinab zum Tor der 3urg eilte, wo schon seine Knappen mit den ungeduldig wiehernden Pferden seiner harrten.   

Ein letzter Gruß von unten und ein Winken vom Söller, und der Ritter war mit seinem Gefolge zwischen Felsen und Getänn verschwunden. Ein Ruf klang später fern her als letzter aus der Tiefe. 

Jahre vergingen. Die Arbeit am Spinnrocken und Webstuhl hielten die Hände Frau Idas rege und sie öffnete sie, Almosen spendend, wenn sie durch die Schlucht mit ihrem kleinen Gefolge dem zwei Meilen entfernten Kirchdorf "Kirchzarten" zuritt. Immer mehr wurde sie bedrängt, da ihr Gatte immer noch nicht vom Kreuzzuge ins heilige Land zurückgekehrt war. So manchen Ritter lockte es, Gut und Land des Falkensteiners sich durch eine Heirat mit Frau Ida zu sichern. Am meisten trieb es Johann von Schnewlin, welcher durch seine Gewalttätigkeit bekannt und gefürchtet war, mit welcher er sich so manche Burg und die damit verbundenen Güter anzueignen verstand. Frau Ida blieb allen Bewerbern gegenüber fest und war glücklich über das ihrem Gatten gegebene Versprechen, sieben Jahre in Treue seiner zu warten. 

Die Kreuzfahrer hatten auf ihrer langen Pilgerfahrt viel Ungemach zu erdulden. Viele kamen nicht ins heilige Land, sondern starben schon auf dem Weg dahin, an Durst, Hunger oder bei Überfällen durch die Sarazenen. Ritter Kuno zeichnete sich in dieser Zeit durch besondere Tapferkeit im Heere der Kreuzritter beim Kampf im heiligen Lande gegen die ungläubigen Türken aus. Aber schließlich wurden die Heere doch überwältigt oder erlagen heimtückischen Seuchen. So wurde auch Kuno von Falkenstein mit den Seinen geschlagen und geriet schließlich in die Gefangenschaft des Sultans. Schwere Fron mußten die gefangenen Mannen, ob Herr oder Knecht, verrichten. Gleich Zugtieren wurden sie an Rad und Pflug gespannt und unter Peitschenhieben mußten sie das Feld umackern. 

In einer Nacht, in welcher der Halbmond gleichsam als Siegeszeichen des Landes, in dem Kuno in Gefangenschaft lag, am klaren Himmel stand und sein Licht in die enge Kerkerzelle fiel, bemerkte der Ritter plötzlich eine dunkle Gestalt neben seinem spärlichen Lager. "Herr Kuno”, redete ihn diese in seiner vertrauten Heimatsprache an, "Ihr hät- tet besser getan mir Eure Führung anzuvertrauen, Ihr würdet jetzt nicht gebunden und gehalten wie ein Stück Vieh hier gefangen liegen, sondern frei und glücklich auf Eurer Burg im Kreise Eurer Familie leben!" Tief erschrocken erkannte Kuno in der Gestalt den Teufel, der ihn seinerzeit als fremder Jäger bei der Heimkehr von der Jagd angeredet hatte. Nochmals bot ihm der Böse seine Hilfe an, ihn aus der Gefangenschaft zu lösen und glücklich in seine Heimat zurückzubringen, falls ihm der Ritter seine Seele verschreiben würde. Doch Voll Schrecken und Abscheu wandte sich der Ritter von dem Bösen ab und rief die allmächtige Hilfe Gottes an. Höhnend verließ ihn der Teufel, siegesgewiß, daß er doch noch Mittel genug hätte, die Widerstandskraft des Ritters zu beugen„

Recht sonderbar kam es dem Ritter vor, daß bald darauf nach jenem Erleben in der Nacht sein Kerker geöffnet wurde, daß man ihn in den Palast des Sultans verbrachte und ihm dort Wohnung, Bad, Salböl und schöne Gewandung schenkte. In dem Garten des Beherrschers des Landes konnte er sich unter schattenden Palmen zwischen balsamisch duftenden Blüten bewegen. Einmal begegnete ihm die tiefverschleierte Tochter des Sultans. Sie sprach ihn freundlich an und machte ihm verständlich, daß ein Bewohner seines Heimatlandes ihr vieles und rühmliches von ihm und seiner edlen Ritterschaft berichtet hätte und daß sie nun seine Gesellschaft wünsche. 

Ritter Kuno hatte nun ein herrliches Leben und fand Gnade beim Sultan. Auch seinen Knappen wurde die Freiheit geschenkt.  Aber je mehr die Zeit verstrich, um so mehr erwachte trotz allem Wohlleben in Kuno die Sehnsucht nach seiner Heimat, wo seine geliebte Gemahlin Ida sicher um ihn trauerte, denn die sieben Jahre ihrer Wartezeit mußten seiner Rechnung nach bald vorüber sein. 

Einmal, in einer schönen Mondnacht, als Ritter Kuno sich im kühlen Garten seines Wohnteiles erging, erblickte er die schattenhafte Gestalt des Bösen an der Seite Fatmes‚ der Tochter des Sultans. Nachdem dieser Fatme verlassen hatte und im dunklen Buschwerk verschwunden war, näherte sich ihm Fatma‚ nachtwandlerisch wie im Traume. Das Mädchen ergriff seine Hand und bedeutete dem Ritter, daß sie ihm ihr Angesicht enthüllen wolle, das noch kein Sterblicher außer ihrem Vater erblickt hätte. Sie nahm den Schleier von ihrem Angesicht, und der Ritter erschrak ob der tiefen Schönheit des Mädchens, das sich ihm liebend ergeben wollte. Heiß wallte es in ihm auf voll seligen Gefühles, zugleich stand aber auch die Gestalt Idas, des geliebten Weibes‚ vwr seinen Augen, das seiner in Treue harrte. Sanft nahm er die Arme des Mädchens von den einigen und sprach ihr von Ida‚ der treuliebend ihm Verbundenen. Auch von christlicher Lehre, Brauch und Sitte sprach er, und er verstand die Treue seines Weibes und das sehnsüchtige Hoffen auf seine Heimkehr so anschaulich zu schildern, daß Fatma ergriffen lauschte und mit dem Ritter zu überlegen begann, wie er die Freiheit gewinnen könne. 

Aber noch gingen seine eigenen und seiner Gemahlin Prüfungen nicht zu Ende. Diese war, wie eine zweite Penelope, auf Alt-Falkenstein von habgierigen Freiern umlagert und bei längerem Witwenstande kaum mehr ihrer Güter und ihres Lebens sicher.

In nicht allzulanger Zeit gelang ein Plan, und langsam und unter allerlei Mühseligkeiten und Gefahren durch Wüstensand und wilde Tiere, oft gerade noch eine Karawane oder eine erquickende Oase erreichend‚ näherte sich Ritter Kuno mit seinen beiden Knappen der Heimat.

Einmal verirrten sie sich in einem endlos sich hinziehenden Wald. Keinen Ausweg schien er zu haben, und nur kümmerlich ernährt und von der Mühsal des Umherirrens ermattet, glaubten sie hier Verderben und Tod entgegen zu gehen. Die beiden Knappen murrten gegen ihren Herrn und stellten ihm vor, wie herrlich sie im Türkenlande gelebt hätten, und hier müßten sie verenden wie ein wildes Tier im Busch. Ritter Kuno ermahnte sie, auf Gott zu vertrauen, welcher sie bisher aus vielen Gefahren, aus Not und Tod errettet hätte. So fanden sie auch immer wieder eine Quelle, die ihren Durst löschte,oder einen Baum mit wilden Früchten, der ihnen Nahrung gab. 

Mit einem Male kamen sie an eine große unabsehbare Mauer, mitten in der Wildnis. Hohe Palmen wiegten darüber ihre Wipfel in warmem Winde und balsamische Düfte wehten ihnen von drüben entgegen. Sie glaubten nun, das verloren gegangene Pa- radies gefunden zu haben. Die beiden Knappen ließen sich nicht halten und erkletterten die Mauer. Kuno, von geheimem Grauen erfüllt, wollte sie zurückhalten, doch zu spät, schon waren sie jenseits der Mauer verschwunden. Ritter Kuno hob seine Hände zum Gebet, und sogleich versank die Mauer und das geglaubte Paradies in einem undurchdringlichen Morast. Nun erkannte Kuno, daß alles nur Blendwerk des Teufels war. Er irrte weiter, bis er sich eines Abends erschöpft niederlegte. Da stand aber auch der gespenstige Jäger vor ihm, der Böse, der ihm schon einmal in dieser Gestalt erschienen war. "Herr Kuno‚ Ritter von Falkenstein"‚ höhnte er, "morgen beim ersten Hahnen- schrei sind die sieben Jahre vorüber, da Ida, Euer Weib, in Treuen auf Euch warten sollte. Morgen muß sie einem andern Eheherrn zum Altare folgen.” Voll Erschrecken und Qual hörte Kuno die Botschaft - und in Verzweiflung nahm er des Bösen Versprechen an, ihn in Gestalt eines „Löwen durch die Lüfte zu tragen und ihn rechtzeitig zur Heimat zu bringen, wenn es ihm, dem Ritter gelange, unterwegs nicht einzuschlafen. Falls er aber in Schlaf versänke‚ wäre seine Seele ihm zu eigen.

In seiner großen Not unterschrieb Kuno diesen Teufelspakt mit seinem Blute. Mit der Unterzeichnung wich der Böse und ein Löwe stand vor dem Ritter. Kuno bestieg dessen Rücken und hielt sich an der Löwenmähne fest. Das kräftige Tier entfaltete mächtige Flügel und schwebte durch die mondhelle Nacht über Länder und Meere, und in Windeseile ging es der Heimat zu. Aber der Weg aus dem gelobten Lande bis in den Schwarzwald ist weit, und unmerklich wurde, so sehr er sich auch dagegen sträubte‚ der erschöpfte Ritter vom Schlafe beschlichen. 

Doch siehe! Da fliegt aus den Wolken ein großer Falke herab, der mit weiten Schwingen über ihn herstrich und ihm den Schlaf verscheuchte. Noch einige Male wollte Kuno unterwegs einschlafen,  aber jedesmal bekam er von seinem treuen Reisebegleiter einen kräftigen Flügelschlag ins Gesicht, der ihn immer wieder aufschreckte. 

Schließlich kamen die Schwarzwaldberge und auch der Münsterbau in Freiburg in Sicht: Dann ging es flugs das Kirchzartner Tal hinauf, über Himmelreich in die Höllenschlucht. Wider Erwarten schnell wurde die heimatliche Burg sichtbar. Der Löwe nahm Flugrichtung nach dem Boden unten im Tal, wo er, über die Uberlistung und um seine Beute gebracht zu sein, ergrimmt und brüllend den Ritter mitten in der Ortschaft Falkensteig vor einem Wirtshaus absetzte und verschwand. Genanntes Wirtshaus führte von da ab in seinem Schild einen Pferdefuß ("zum Pferdefuß”). (
* Zwei Gasthäuser befinden sich in der Nähe der Burg Falkenstein: Gasthaus "zur Burg Falkenstein" (früher "zum Kreuz”)unmittelbar am Fuße des Burgruinenfelsens und Gasthaus "zum Löwen" (abgebrannt 1924 und nicht wieder aufgebaut)„ Nelches von den beiden Gasthäusern einst den Schild "zum Pferdefuß” führte, ist unbekannt.  Die Vermutung liegt nahe, daß das jetzige Gasthaus "zur Burg Falkenstein" einst den Schild "zum Pferdefuß" geführt hat und daß vor dieser Wirtschaft Ritter Kuno abgesetzt wurde„ Die spätere üezeichnung: "Gasthaus zum Kreuz" mag eine Ableitung sein von Kreuzritter. Auch kann das Gasthaus "zum Löwen” einst den Schild mit dem Pferdefuß geführt haben. In der Folgezeit Gasthaus "zum Löwen“ eine Ableitung des geflügeltsn Löwen des Ritter Kuno.) Kuno war in der Heimat. Der Vertrag auf Pergament lag zerrissen am Boden. Kuno hatte dank seinem getreuen Begleiter, dem Falken, gewonnen. Der Falke aber setzte sich auf die höchste Zinne des Turmes seiner Burg und aus Dankbarkeit gab er der Burg den Namen Falkenstein, auch nahm er das Bildnis des treuen Falken in sein Wappen auf.
Unerkannt, im Gewande eines Bettlers näherte sich Ritter Kuno seiner Burg, auf der seine Ida Hochzeit haben sollte. So einsam es nun unten im Tals war, so larmend ging es oben zu, wo sich bereits die Hochzeitsgaste dem rauschenden Jubel hingeben. Im Rittersaal waren viele Festgaste versammelt, denn es War der Vorarbend der Hochzeit. 
Der Löwenritt. 

Die Gemahlin hatte sich in all den sieben Jahren vieler Freier zu erwehren, die sich gern des großen Besitzes bemachtigt hätten. Aber sie war eingedenk des Versprechens auf keinen Antrag eingegangen. Nun die sieben Jahre um waren, schien ihr ein längeres Warten ohne Hoffnung zu sein. Sie  gab nun einem der Werber, Ritter Johann von Schnewelin, das Jawort. 

Der heimgekehrte Ritter Kuno vernahm den Lärm aus seiner Burg schon bei seiner Annähe ung. Er ließ sich durch den Torwart bei der Burgfrau melden und ihr sagen, daß ein Pilger aus dem Heiligen Lande um einen Trunk Weines bitte. Da füllte Ida trotz des Widerstrebens der Gäste einen Becher mit Wein und ließ ihm diesen bringen. Der Ritter trank ihn in einem Zuge leer und legte auf den Boden des Bechers den halben Ehering. Damit kehrte der Diener zur Herrin zurück. Diese legte die andere Hälfte des Ringes hinein und siehel, die beiden Hälften vereinigten sich zu einem untrennbaren Ganzen. Daran erkannte Gräfin Ida, daß der zurückgekehrte Pilger nur Ritter Kuno sein konnte. 

Da eilte sie überglücklich mit dem Ehering hinaus an die Pforte und sank, um Verzeihung und Wiederaufnahme flehend, vor dem längst totgeklaubten Gemahl nieder. Während dieser sie unter Freudentränen emporhob, zerstreuten sich die unberufenen Gäste, und nur der treue Falke fuhr fort, die Wiedervereinigten zu umkreisen, ehe er in die Lüfte zurückkehrte.

So kam Ritter Kuno rechtzeitig in seine Burg, um seiner Gemahlin beizustehen und den bösen Nachbarn zu bestrafen. 

Fortan schenkte der Himmel dem wunderbar wiedervereinigten, glücklichen Paar reichen Kindersegen. 

An der rechten Innenwand der Pfarrkirche zu Kirchzarten ist mit der Jahreszahl 1545 das steinerne Grabmal des Ritters Kuno von Falkenstein angebracht. In voller Rüstung steht er da und faltet die Hände. Ein Löwe ruhtszu seinen Füßen. Auf dem Schild erblicken wir einen fliegenden Falken. 

Gasthaus “zur Burg Falkenstein" Gasthaus "zum Kreuz”, Falkensteig 

Spätere Nachkommen des edlen Ritters Kuno wurden Raubritter. Nach Achterklärung durch das Hochge- richt in Rottweil wurde die Burg 1588/90 durch die Bürger Freiburgs zerstört. Das Geschlecht der Falkensteiner ist im 16. Jahrhundert erloschen. 
Schreiber in Schönhut‚ Burgen Badens, Seite 137


Heimkehr des Kreuzritters Kuno aus dem hl. Land 

Eine andere Version (
*nach Hofrat Dr.Fr.Pfaff) erzählt: 

Der erste Teil 

- der Kreuzzug Ritter Kunos ins hl.Land, 
- der Abschied von seiner Gemahlin Ida, 
- das Los des Ritters in türkischer Gefangenschaft und
- die ans Wunderbare grenzende Heimkehr auf dem Rücken eines geflügelten Löwen 

ist in Fassung und Darstellung mit der Dr. H.Schreibers identisch, weicht jedoch in der örtlichen Absetzung des Ritters durch den Löwen insoweit ab, daß erstere im Höllental und letztere in Kirchzarten stattgefunden haben soll. Manches spricht dafür, daß die Absetzung in Kirchzarten nicht unwahrscheinlich sein mag. So hören wir: 

Nach der Unterzeichnung des Teufelspaktes mit dem Blute des Ritters trug der Böse in Gestalt eines geflügelten Löwen den Ritter in Windeseile über Land und Meer, der Heimat zu. 

Unterwegs fiel lähmende Müdigkeit auf den erschöpften Ritter. Doch siehe, es kam ein Falke aus den Wolken, der ihn durch Fächeln seiner Flügel wach hielt und den Schlaf verscheuchte. 

Beim ersten Hahnenschrei war das heimatliche Kirchdorf der Falkensteiner, Kirchzarten, erreicht, und der Teufel setzte den Ritter neben einem großen Steine vor der Herberge "zum Rindsfuß” nahe der Dorfkirche ab. 

Wie der Böse bemerkte, daß des Ritters Augen weit geöffnet und schlaflos waren, entbrannte er in Wut um seines verloren gegangenen Paktes willen. Er griff nach dem nebenanliegenden Steine und wollte damit den Ritter zermalmen. Geschickt wich der Ritter aus und der große Stein fuhr krachend in die Ecke des Hauses, wo er heute noch eingemauert zu sehen ist. 

Inzwischen war ein alter Knappe des Falkensteiners, der in Treuen seiner Herrin Ida auf der Burg diente, zur Herberge "zum Rindsfuß” gelangt. Er pochte den Wirt aus dem Schlaf und brachte ihm die Unheilskunde, daß seine Herrin heute einem der gefürchtetsten Ritter aus der Umgebung zum Altars folgen müsse, denn die sieben Jahre, da sie noch ihren geliebten Ehemann erwarten konnte, wären heute vorüber, und hier, im Gasthöfe, müsse der Brauttrunk und auch das Vorfestmahl nach der Trauung in der Kirche ausgetragen werden. 

Als sie noch, Knappe und Wirt, voll Schmerz über
den noch nicht heimgekehrten, guten Ritter von Falkenstein und sein armes Eheweib Ida sprachen, erschütterte ein furchtbares Krachen das Haus und ein fremder Mann taumelte herein und fiel bewußtlos zu Boden. Als dieser seine Besinnung wiedergewonnen hatte und erfuhr, daß er zu Kirchzarten in seiner Heimat wäre, erhob er betend seine Hände und dankte Gott für seine wunderbare Errettung. Als Knappe und Wirt ihren Herrn, den guten, schon schwerbetrauerten Ritter Kuno von Falkenstein erkannten, fand ihre Freude kein Ende, und staunend hörten sie von den seltsamen, abenteuerlichen Begebenheiten und Bedrohungen ihres Ritters und seiner wunderbaren Errettung und Heimführung. 

Als dann in der Morgenfrühe der berittene Hochzeitszug mit schmetternden Fanfaren bei der Herberge nahe der Kirche hielt und dem Brautpaar der Hochzeitstrunk zum Willkomm gereicht wurde, drängte sich Ritter Kuno heran und bat, tief in seinem Mantel verhüllt, seine Gattin um einen Becher Wein. Der Ritter neben Frau Ida wollte es ihm verwehren, doch Ida bat ihn, es zu gewähren, da hierdurch der Brauttrunk gesegnet würde. Kuno trank aus dem Becher und ließ heimlich seinen halben Ehering hineinfallen und reichte den Becher seiner Frau zurück. Ida bemerkte auf dem Grunde des Bechers den halben Ring. In freudigem Erschrecken fügte sie ihre treubewahrte Ringhälfte, die sie immer unter ihrem Gewande bei sich trug, hinzu - und, o Wunder, beide Ringhälften vereinigten sich wunderbar, als ob sie niemals getrennt gewesen wären. Ritter Kuno warf seinenMantel ab und blickte tief in die Augen seiner geliebten Gemahlin. 


Frau lda erkannte ihren Gemahl und in freudigem Erkennen schloß sie ihn fest in ihre Arme. "Hier ist mein geliebter Gatte", wandte sich nun lda  an Johann von Schnewlin. "Ich habe mein Versprechen gehalten, das ich Euch geben mußte, Euch zum Altare zuolgen, sobald die sieben Jahre des Fernbleibens meines Eheherrn vorüber sind. Gott, der Allmächtige, hat aber in seiner Güte ihn mir zurückgegeben, dem ich mit großer Liebe meine Treue hielt." 

Der Freier und die Hochzeitsgäste zogen aufgrund dieser Geste eilends davon. Wie dann die Glocken der Kirche zum Traualtar riefen, erfaßte lda die Hand ihres treuen Gatten und führte ihn beseligt zur neuen Segnung ihres Bundes in die Kirche. 

Einfach und schlicht gestaltete sich im Rittersaal der Burg Falkenstein die Feier der wunderbaren Heimkehr des Kreuzritters Kuno von Falkenstein sowie der glücklichen Wiedervereinigung des Ritterpaares. 


Viele Jahre des Glückes, mit reicher Nachkommenschaft bedacht, waren in der Folgezeit dann noch dem allgeliebten Paare beschert. 

Die Kirche in Kirchzarten war für die Falkensteiner und deren Gottesdienst zuständig. Das schöne Grabmal des Ritters Kuno von Falkenstein (gestorben am 12. Mai 1545) in der Kirche von Kirchzarten‚ das den Ritter auf einem Löwen stehend, sein Wappenschild mit dem flügelschlagenden Falken zur Seite darstellt, war Ursache, daß die sinnvolle Sage sich hier anknüpfte. Die schöne Sage, von Heinrich dem Löwen, ist nicht nur in den Oberbadischen Landen, sondern weit darüber hinaus, bei allen europäischen Völkern verbreitet. Möge sie nie vergessen werden und zur Standhaftigkeit im Unglück und Versuchung und zur Treue auch die künftigen Geschlechter ermuntern, wenn einmal der letzte Stein der Burg Falkenstein und mit ihm die Erinnerung an vergangene grauenvolle Untaten verschwunden ist. 

Mitten in Kirchzarten, nicht weit von der ehrwürdigen Dorfkirche, steht das Gasthaus "zum Rindsfuß”, heute "zur Fortuna” genannt. Es ist wohl die älteste Gaststätte, deren bauliche, noch erhaltenen Teile in das frühe Mittelalter hineinreichen und auf einen gotischen Profanbau schließen lassen. Noch sieht man heute den in der Ecke des Hauses eingemauerten Stein, welchen der Teufel nach dem Ritter Kuno warf, als er sich um den Pakt, den er mit dem Ritter um dessen Seele geschlossen hatte, betrogen sah. 

Geschichtliche Tatsache ist, daß Ritter Kuno von Falkenstein, wie die Chronik von 1520 berichtet, "Zwang und Bann samt Boden” zu Kirchzarten besaß und die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit dort ausübte.

Im Gasthaus "zur Fcrtuna" befinden sich auch noch alte Urkunden des Hauses. Die ältesten sind leider dem Bauernkrieg und einem Brande zum Opfer gefallen. Die Wirtsstube selbst schmückt ein holzgeschnitztes Relief, ein kleines Kunstwerk des Holzbildhauers Gerhard v. Ruckteschell‚ welches den tapferen Ritter Kuno von Falkenstein zeigt und in sechs Bildern die abenteuerlichen Erlebnisse des standhaften Ritters erzählt. 

Wenn auch Geschichte und Sage verklungen sind, so spricht heute noch das auf dem Grabstein gemeißelte Bild in der Dorfkirche zu Kirchzarten von Gottesfurcht und Treue des Ritters Kuno von Falkenstein. 
Ritter Kuno von Falkenstein.


Die letzte Falkensteinerin 

Nach dem Tode des ehrenhaften Ritters Kuno von Falkenstein, gestorben 1545, fingen die Sterne über dem Geschlecht der Falkensteiner und deren 

Burgen zu wanken an. Die einst stolzen und edlen Ritter wurden zu Raubrittern. 

Sie erwiesen sich als weitblickende Leute und eilten ihrem finsteren Jahrhundert voraus, indem sie beschlossen, ihr elendes Handwerk auf den Großbetrieb einzurichten. Was half es ihnen, ab und zu ein armselig Bäuerlein zu rupfen, einen Handwerksgesellen oder einen umherziehenden Haussierer? Sie wollten in die Lage kommen, größere, wertvollere Fische in ihrem Netze zu fangen. Sie wollten es Vermeiden, sich um ihre gute Laune gebracht zu sehen, wenn sie wegen jedes lumpigen Einzelnen, der es garnicht lohnte, den immerhin weiten Weg von ihrer Burg herab unternehmen oder gar gewahren mußten, daß die vorüberziehende Karawane unter so starker Bedeckung reiste, daß es wohl blutige Köpfe, aber kein Gold zu erlangen war oder gab. Zur Vermeidung solch unliebsamer Enttäuschungen wurden Warten eingerichtet, geeignet eine kleine Besatzung aufzunehmen, so offenbar die ca. 600 m talabwärts entfernte Burg Neu-Falkenstein, mit dem Zwecke, die von Freiburg heranziehende Straße zu beobachten und durch verabredete Zeichen nach Falkenstein zu melden, wenn ein aussichtsreicher Fang sich herannahte. Sobald zurückgemeldet wurde, daß der Weg ordnungsgemäß verlegt und die Karawane genügend weit ins Höllental eingezogen sei, fiel der kleinen Besatzung die dankbare Aufgabe zu, den Reisenden in den Rücken zu fallen und so die Flucht zu vereiteln. Sage und Chronik strotzen von Berichten über die Erpressungen, ja Grausamkeiten, deren sich die Falkensteiner im Laufe der Zeit schuldig machten. Jedoch "der Krug geht solange zum Wasser, bis er bricht"; dies Sprichwort sollte sich auch an jenem trotzigen Geschlecht bewahrheiten. 

Die Falkensteiner, obwohl vor keinem Totschlag in größerer oder geringerer Menge zurückschreckend, hatten es für ihren Großbetrieb ersprießlicher gefunden, ihre "Kunden", wie sie die in ihre Gewalt Fallenden grausam-scherzhaft nannten, zu Gefangenen zu machen. Man schleppte dieselben hoch hinauf in die nur an einer schmalen Stelle mittels einer Zugbrücke zugängliche Burg Falkenstein. Einzig an dieser, der Bergseite, hatte man es für nötig erachtet, eine kleine Außenmauer aufzuführen; nach allen anderen Seiten fiel der freistehende Fels mehrere hundert Fuß senkrecht ab, jedem Angriff von dort aus spottend. Zunächst pflegte man den Gefangenen an eine bestimmte Stelle zu führen, von wo sich der Blick schwindelnd in der Tiefe verlor. Hier machte man ihm begreiflich, daß er die Freiheit durch Zahlung eines gewissen Lösegeldes erkaufen könne, dessen Höhe man je nach Ansehen der Persönlichkeit schätzte. Einen Knecht zur Bestellung der Botschaft an seine Angehörigen stellte man ihm gern und kostenlos zur Verfügung; Kehrte der Bote nach einer bestimmten Anzahl Tage überhaupt nicht oder doch unverrichteter Dinge zurück,oder verweigere der Gefangene die Zahlung eines Lösegeldes, so werde ihm, der ja selbst einsehen müsse, daß hier oben zur längeren Beherbergung von Gästen weder Raum noch Gelegenheit geboten, freilich nichts anderes übrig bleiben, als sich durch einen kleinen Sprung da hinab freiwillig zu entfernen. So fügte man zur schnöden Gewalttat noch Spott und Hohn. Gar mancher mußte den freiwilligen Sprung in die Tiefe unternehmen, davon zeugten die da unten bleichenden Gebeine. 

Zwei Hagestolze, wüste, rohe Gesellen, hausten jetzt in dem Raubnest; ihrem erfinderischen Sinne entsprang jene fluchwürdige Gepflogenheit; ihre einzige Schwester war fern von ihnen aufgewachsen, in ihren Kinderjahren zuerst im Kloster der Karmeliterinnen zu Freiburg, dann bei einer alten Muhme ebenda. Wie ein verwahrloster Rosenstrauch, von Wildschossen überwuchert, nur kärgliche Blüten treibt, dann aber zu männiglich Verwunderung und Entzücken an einem Edelreislein eine Blume von unübertrefflicher Pracht und Schönheit hervorbringt, so auch hier. Adelgunde von Falkenstein war erblüht zu einem Jungfräulein, gar lieblich anzuschauen, reich an allen Ehren und Tugenden, in allem das Gegenteil der Brüder. Kein Wunder, daß jeder der reichen Freiburger Kaufherren Konrad von Bürklein beneidete‚ der sie als Gattin heimführen durfte. 

Zu dem Hochzeitsfeste, das bei der Muhme ausgerüstet worden, waren auch die wilden Brüder erschienen; sie wußten ihre Hoheit unter glattem Wesen zu verbergen und es schien, als seien sie dem neuen Schwager gar wohl gewogen. Daß ein weiterer Verkehr zwischen den Geschwistern gleichwohl unterblieb, dafür bestanden gute Gründe. Einmal herrschte auf Falkenstein meist Schmalhans als Küchenmeister (denn was der Raub eingebracht, das ging meist in kurzer Zeit in Saus und Braus darauf); dann aber durften sich die Falkensteiner auch nicht nach Freiburg getrauen, weil ihr Kerbholz, durch schlimme Taten gegen Freiburger Bürger, zu viele Schnitte aufwies. Zum Hochzeitsfeste hatte Bürklin ihnen freies Geleite erwirkt. 

Nun traf es sich, daß dieser eines Tages eine Reise nach Neustadt zu unternehmen hatte. Er zögerte nicht, seinen Weg durchs Höllental zu nehmen, glaubte er doch sicher, daß die Bande des Blutes ihn vor Gewalttat seitens der Falkensteiner schützen müßten. So ritt er denn ohne Bedeckung munter drauf los, ins Höllental hinein, fühlte sich aber doch unangenehm überrascht, als die Schwäger im Stahlharnisch ihm mit einem Trupp Reisiger just unterhalb der gefürchteten Burg den Weg verlegten. 

"Hei" riefen sie ihm zu, “kommt der Herr Schwager endlich einmal uns heimzusuchen? Nur flugs mit hinauf in unser Nest‚ haben wir doch kürzlich einige Ohm guten Kaiserstühler erbeutet, der dem Herrn Schwager sicher munden wird." 

Widerwillig, aber der nicht eben allzusanft angewendeten Gewalt gehorchend, ließ Bürklin sich mitziehen. Oben bewirteten ihn die Schwäger wirklich aufs beste. Der Kaiserstühler floß in Strömen und man befand sich bald in bester Stimmung. Als das Mahl geendet, äußerten die Falkensteiner, nun wollten sie dem Herrn Schwager auch einmal ihre schöne Aussicht zeigen. Damit fühten sie ihn zu der vorerwähnten Felsplatte. Schwindelnd und mit Grauen einen Blick auf die unten zerschellten Schädel und Knochen werfend, wollte er rasch zurücktreten. Die Brüder nötigten ihn aber wieder nach Vorn und der ältere rief: 
"Scheint dem Herrn Konrad nicht zu gefallen, wird darum kein solcher Narr sein, die Reise hier hinunter fortsetzen zu wollen, wie so viele vor ihm, die freiwillig den Sprung getan, weil sie sich vom Gelde nicht trennen wollten, das wir so viel nötiger brauchten als jene. Auch heute ist unser Säckel leer und dem Herrn Schwager kommts gewiß nicht auf hundert Goldgulden als Zehrkosten an." 

Bürklin wähnend, daß aus jenem nur der Wein spreche, rief zurück: "Laßts gut sein mit Eueren Späßen‚ die einem das Blut können gerinnen machen,  die aber einen schlechten Nachtisch bilden zu der fröhlichen Mahlzeit. Dafür habt besten Dank, doch nun laßt mich meines Weges ziehn, damit ich mein Ziel noch vor der Dunkelheit erreichen kann.” 

Doch bitterer Ernst scholl ihm aus der zweistimmigen Antwort entgegen:  "Kennt Ihr denn unser Sprüchlein nicht? So höret: 
Sich beugen unserem Wegerecht
Muß jeder, sei es Herr, sei's Knecht, 

Da schützt nicht Alter noch Geschlecht,
Wer sich nicht löst, dem geht es schlecht,
Und hab‘ er auch mit uns gezecht! 

Eine Nacht wollen wir Euch beherbergen, doch wenn bis zum zweiten Sonnenuntergang die hundert Goldgülden nicht in unseren Besitz gelangt sind, so 
werdet Ihr versuchen müssen, ob Ihr fliegen könnt".

So belehrt, entschloß sich Bürklin, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, einen Zettel an seine Gattin zu schreiben, unverweilt ihm das Geld zu senden, da sie ja die Gewalttätigkeit ihrer Brüder zur Genüge kenne. Damit gaben sich die Falkensteiner zufrieden, entsandten den Boten und behandelten den Schwager auf ihre Art freundlich. Nun wollte aber besagtem Boten ein böses Mißgeschick widerfahren. Als er so auf der Straße dahintrabte, begegnete er einem Haufen Bauern, unter ihnen auch der Älteste von Kirchzarten. Der rief auf einmal: "Seh' ich recht, ist das nicht einer von den Schnapphähnen‚ die mich vor einigen Wochen vollständig ausplünderten? Laßt uns ihn fassen und in sicheren Gewahrsam bringen!" Dem Boten nützten weder Ausflüchte noch Beteuerungen seiner Unschuld, denn zu genau hatte der Älteste den rohen Kumpan erkannt, der auch nicht leugnen konnte, ein Falkensteiner Dienstmann zu sein. Das allein genügte schon, und so schleppte man ihn denn ins Gemeindeverließ von Kirchzarten. Was half es ihm, seinen Zettel vorzuzeigen, beteuernd, er enthalte eine wichtige Botschaft und er müsse diese noch heute nach Freiburg in die Stadt bringen? Keiner von den Bauern konnte ja, ebensowenig wie der Knecht, lesen! Als aber am nächsten Tage der Knecht immer wieder anhub, seine Botschaft betreffe wichtige Dinge, wobei es einem Menschen an Hals und Kragen gehe, da entschlossen sich die Bauern, einen der Ihrigen mit dem Zettel zu Bürklins Gattin zu senden. 

Welches Entsetzen ergriff die arme Frau als sie den zerknitterten Zettel entzifferte! War doch die Mittagsstunde längst vorüber, und wenn auch jemand in schärfster Gangart ritt, so konnte er doch kaum vor Einbruch der Dunkelheit Falkenstein erreichen; Adelgunde kannte aber die Sinnesart ihrer Brüder nur zu genau, um nicht zu befürchten, daß sie die ausgestoßenen Drohungen ausführen würden‚ ohne Rücksichtnahme der Verwandtschaft mit Bürklin. So entschloß sie sich denn kurz, den schweren Gang selbst zu unternehmen, ließ flugs ihren Zelter satteln, nahm die geforderte Summe zu sich und hieß einen reisigen Knecht ihr folgen. Als sie trotz schärfsten Zureitens erst bei voller Dunkelheit die Burg erreichte, und beim trüben Schein einer Fackel über die Zugbrücke gesprengt war, frug sie den einen der herantretenden Brüder angsterfüllt nach dem Verbleib ihres Mannes. Hohnlächelnd lautete die Antwort: "Hei, der konnte die Ankunft seiner Frau Liebsten nicht abwarten, er sprang ihr da vom Fels aus entgegen. Kannst ihn Dir da unten auflesen und mitnehmen; damit aber Dein Roß nicht zu schwer zu tragen habe, wollen wir‘s um die hundert Goldgülden erleichtern.” 

Damit riß der Raubgeselle ihr den Beutel aus der Hand. Die Ärmste stand sprachlos, regungslos‚ tränenlos. Ihr sonst so liebliches Antlitz verzerrte sich zur Unkenntlichkeit und selbst jene hartgesottenen Sünder erbebten‚ als ein wilder Aufschrei ihrem Munde entfuhr und als sie dann, die Schwurhand gen Himmel streckend‚ rief: 
"Ihr blutdürstigen Wüteriche, Ihr Frevler an allem, was dem Menschen heilig, achtet Ihr sogar die Bande des Blutes nicht, dem selbst das Tier der Wildnis gehorcht? Wohlan, auch ich zerreiße, was uns noch lose zusammenfesselte, was ich als schwere Schickung der Vorsehung empfand. Fremd stehe ich Euch gegenüber als Racherin meines ruchlos gemordeten Mannes und Gatten.Wehe! rufe ich über Euch; nicht werde ich rasten, noch ruhen‚ bis Ihr sein Schicksal geteilt!“

Gemeinsam mit dem treuen Knechte suchte und fand Adelgunde den zerschmetterten Leichnam ihres Gatten. Sie heben ihn auf des Dieners Roß und zogen noch in der gleichen Nacht zurück gen Freiburg. Da legte Adelgunde die zerfetzte Gestalt auf dem Marktplatz nieder und verharrte dabei im Gebete. Als der Tag kaum graute, rief sie die ganze Bürgerschaft zusammen. Sie beschwor die Bürger und flehte sie an, solch himmelschreienden Frevel, wie er eben wieder einem ihrer Genossen angetan, nicht langer ungerochen zu lassen, sondern die Burg zu brechen, die Sünder zu bestrafen. Gar beweglich wußte sie zu bitten, gar überzeugend zu reden, und gerade daß sie gegen die eigenen Brüder zeugte, das verfehlte nicht seinen Eindruck auf die Bürger und den Rat. 

An gutem Willen fehlte es diesem nicht, wohl aber an Söldnern und Geld, solche zu werben. Doch als Adelgunde sich erbot‚ der Züchtigung der Missetäter ihr ganzes Vermögen zu opfern, wenn man ihr nur deren Bestrafung überlassen wollte, da stimmte der Rat zu. 

Für Jedermann galt es als ausgemacht, daß man der Burg auf sonst übliche Weise nicht beikommen, sie wegen ihrer Unzugänglichkeit weder beschießen noch weniger berennen könne. Allein Adelgunde wußte Rat. Was einerseits die Stärke, das erwies sich andererseits als die Schwäche der Veste; der einzige schmale Zugang bildete auch zugleich den einzigen Weg zur Flucht, wie zur Beschaffung von Nahrungsmittel. Nur diese Stelle brauchte man tüchtig zu besetzen und unausgesetzt scharf zu bewachen. Darin tat Adelgunde sich allen zuvor, nicht Tags, nicht Nachts wich sie vor den hier aufgeworfenen Bollwerken und jeden Morgen, jeden Abend rief sie hinüber: 
"Wollt Ihr Euch ergeben auf Gnad oder Ungnad?" Und allemal scholls "Nein“ zurück, doch täglich schwächer. 

Längst war die letzte Brotrinde verzehrt, der letzte Becher Wein geleert. Endlich am 25. Tage klang ein mattes "Ja" herüber und die Zugbrücke rasselte nieder. Adelgunde rannte als erste in den Burghof. 

Was da noch herum schlich, was nicht dem nagenden Hungertode einen Sprung vom Felsen vorgezogen hatte, das glich mehr Gespenstern‚ als Menschen. "Hier seht Ihr mich wieder, Ihr Mörder!” herrschte Adelgunde ihre von Todesangst schlotternden Brüder an. "Ich habe Wort gehalten! Das Maß Eurer Sünden ist längst übervoll; das Leben habt Ihr zehnfach verwirkt! Wie Ihr andern getan, so geschehe jetzt auch Euch!" 

Damit zerrte sie die beiden keines Widerstandes Fähigen an den Rand des Felsens. Zum ersten Mal mit Schaudern blickten die Frevler in die gähnende Tiefe; am eigenen Leibe erfuhren sie nun die Qualen, welche sie so vielen hier bereitet, die sie noch mit Spott und Hohn bedeckt hatten. 

"Laß uns doch wenigstens ein Stoßgebet zum Himmel senden", jammerten sie. 

"Nein, unbußfertig‚ wie Ihr allezeit gelebt, sollt Ihr zur Hölle fahren. Das Geschlecht der Falkensteiner verdient von der Erdoberfläche vertilgt zu werden!" lautete Adelgundes Antwort.
 

Damit stieß sie erst den einen, dann den anderen von der Felsplatte hinunter. Ein schriller Aufschrei, gleich darauf ein zweiter zerschnitt die Luft, gefolgt von zehnfachem Widerhall an den Wänden der Schlucht und dem schweren Aufschlagen der Körper unten im Grunde. Adelgunde murmelte ein kurzes Gebet, schlug das Kreuz und mit den Worten "So fahre denn auch die letzte Falkensteinerin hin, Gott sei meiner armen Seele gnädig!" stürzte auch sie sich in die Tiefe. 

Die Burg wurde von Grund aus zerstört, und nur wenige Steine reden heute davon, daß sie einst bestanden. Achtlos wandern und fahren die Fremden auf der breiten Straße dahin, welche man im vorigen Jahrhundert unten in der Schlucht, dicht an der mit einem zerfallenen Steinkreuze bezeichneten Blutstätte vorbeigeführt hat. Allein der Einheimische meidet die Stelle zur Nachtzeit. Treibt ihn aber die Notwendigkeit dennoch vorbei, so beschleunigt er seine Schritte und drängt sich an den äußeren Rand der Straße. Es soll da nicht geheuer sein ..... 

Auch die Besatzung des alten Wartturmes Bubenstein‚ welche bei den Überfällen stets eine so wichtige Rolle gespielt hatte, entging ihrem Schicksale nicht. Zur Sühne ihrer Untaten wurde sie an den benachbarten Riesentannen aufgehängt, den Raubvögeln zum Fraße. Am Turme beschränkte man sich auf Zerstörung von Dach und Treppe; im übrigen überließ man der Zeit das Werk der Vernichtung. 

Diese Version "Die letzte Falkensteinerin" ist mit jener "Das Ende der Burg Falkenstein” in dem Sinne in Einklang zu bringen, als die Burg bei diesem Vorgang nicht, oder nur zum Teil zerstört wurde. Die Freiburger Bürger hatten wohl damals auch nicht das Recht, die Burg zu zerstören und taten dies nur zum Teil. Auch muß diese Zerstörung vor der endgültigen, in den Jahren 1588-1590 vor sich gegangen sein. Die Burg wurde offenbar nach diesem Vorgang von anderen aus dem Geschlecht der Falkensteiner wieder aufgebaut und wohnlich instandgesetzt. 

Im letzteren Falle wurde die Burg nach Reichs Achterklärung durch das Kaiserliche Hochgericht in Rottweil‚ von den Freiburgern im Verein mit deren Verbündeten 1588 bzw.1590, zu Recht zerstört, was aktenmäßig aus den Gerichtsverhandlungen nachgewiesen ist. 

Das Ende der Burg Falkenstein. 
Als die Freiburger gegen die Raubritter auszogen

Die Sage Ritter Kunos von Falkenstein als Kreuzfahrer ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist die Tatsache, daß Burg Falkenstein im Jahre 1588 als Raubritterburg von den Bürgern der Stadt Freiburg zerstört und in der Folgezeit jeder Wiederaufbauversuch verhindert wurde. 

Doch ist der Abstieg zur Raubritterburg und die Entartung der Ritter und ihres Trosses zu räuberischen Banden erst unter der Nachkommenschaft des Ritters Kuno eingetreten, wie auch, was aktenmäßig überliefert ist, der Rat der Stadt Freiburg in seinen Rechtfertigungsschriften betont, Kuno und seine Vorfahren seien Edelleute und Ritter im guten Sinne des Wortes gewesen. 

Warum sich dann im Laufe der Zeit der Groll gegen die Burg Falkenstein bzw. deren Bewohner so angehäuft hat, daß Freiburgs Bürger zum Kampf gegen sie ausrückten und das ganze Raubritternest unschädlich machten, das soll hier nun etwas näher aufgezeigt werden. 

Schon lange stand Freiburgs Ruf als sicherer Handelsplatz auf dem Spiel, da die Verbrechen, die von der "Veste Valkenstein" aus, nicht nur an der einheimischen Bevölkerung, sondern vor allem auch an den zahlreichen fremden Gästen und Kaufleuten, die Freiburg besuchten, verübt wurden, sich immer mehr häuften. Immer wieder hatte der Rat der Stadt Freiburg durch gütliche Verhandlungen die Ritter und deren Troß zur Einstellung der unaufhörlichen Rechtbrüche und Gewalttätigkeiten zu bewegen versucht, doch stets vergeblich. Ganz besonders schlimm trieben es um das Jahr 1580 die Ritter Hans, Dietrich, Werner und Klein-Kuno. Als dann ein Freiburger Bürger namens Hans Schneider von den Falkensteinern in Freiburg verwundet und verschleppt und schließlich ermordet wurde, da war die Geduld der Bürgerschaft Freiburgs erschopft, In den Abendstunden des 5. Dezember 1588 brach sie auf zum Kampf gegen das Raubritternest, erstürmte die "Veste", zerstörte sie vollkommen und wer von den Rittern und Knechten nicht in Kampfe fiel, wurde gefangen nach Freiburg abtransportiert, wo die Schuldigen vor Gericht gestellt wurden. 

In archivarischem Schrifttum wird erwähnt, daß der Rat der Stadt Freiburg nach Erstürmung der ”Veste" sowohl an das kaiserliche Hofgericht wie an die Bundesstädte Straßburg, Basel, Kolmar, Schlettstadt, Rheinfelden und Baden in der Schweiz, Waldshut und Bruck Rechtfertigungsschreiben schickte, worin die Gründe für das Vorgehen auseinandergesetzt wurden. Also wurde die "Veste” erstürmt. 
"und gewunnet sü bi derselben tagszit mit hilff des allmechtigen Gottes und brantent wüstent und strafetent sü morndes auf nicolaustag in solcher masse das wir getruwent, das es gott loblich und allen frommen lüten die die strasse wandelent trostlich und nutzlich sei." 
("und gewannen oder eroberten sie bei derselben Tageszeit mit Hilfe des allmächtigen Gottes, steckten die Veste zur Strafe in Brand und zerstörten sie am andern Tage (Nikolaustag) so gründlich, daß wir sicher glaubten, daß es so gottgefällig und allen frommen Leuten, die die Straße wandern, tröstlich und nützlich sei.")
 

Wegen des Mordes an Hans Schneider wurde ein gewisser Stupf als Haupttäter dann in Freiburg gerädert; Welcher Grausamkeiten die von der ”Veste Falkenstein" damals fähig waren, ergab sich aus den Zeugenaussagen bei der Gerichtsverhandlung. 
So sagte u.a. die Frau des Ermordeten aus, daß die Häscher ihren Mann, nachdem sie ihn in Freiburg verwundet und gefangen hatten, dessen Schwager, dem Cüni Hänseler, auf der Veste abgeliefert hatten, in dessen Auftrag sie handelten. Schneider wurde auf der Veste aus einem Fenster hinaus über die Felsen geworfen, wobei besagter Stumpf "bi dem arse" nachstieß (von hinten nachstieß). Das Opfer Zerschmetterte auf dem Felsen. Und warum dieser scheußliche Mord? Weil Schneiders Frau gegen den Willen ihres Vaters einen Hintersassen aus Freiburg geheiratet hat.

In den Gerichtsverhandlungen wurden aber noch viele andere Verbrechen der Raubritter aufgedeckt. Einen gewissen Weltin in Wittental erstachen sie in dessen eigenem Haus, nachdem sie zunächst mit ihm gegessen und getrunken hatten. Der eine der Mörder, Ritter Cünle, stellte der Frau des Weltin nach. In Zarten und anderen Nachbardörfern raubten die von der "Veste Valkenstein" den Bauern Schafe und andere Haustiere, selbst Ochsen. Wanderer, die an der Burg vorbei kamen, wurden ausgeplündert, gefangengesetzt und Lösegelder erpreßt. Die Raubritter taktierten dabei so, daß ein Posten von der Veste unten am Bach den harmlosen Fischer spielte. Kamen Reisende in die Nähe, bließ der Fischer auf einem Horn zu der Burg hinauf, worauf der Überfalltrupp herunterkam. Zudem stand am Fenster der Burg zumeist noch eine Rittersfrau, die nach der Straße Ausschau hielt. Als ihr Mann einmal Bedenken äußerte, meinte die ”Edeldame" verächtlich: "und er wölte ein junkhere sin?" (ein Junker sein). Bei größeren Überfällen wurden von dem Wartturm (Bubenstein) oder Neu-Falkenstein Signale nach der Burg (Alt-Falkenstein) gegeben. 

Eine ganze Menge schwerster Verbrechen wurden den Raubrittern und ihrem Troß in den Gerichtsverhandlungen nachgewiesen. Die an Morden Beteiligten 
wurden in Freiburg gehenkt oder gerädert. Die Ritter von der Burg Falkenstein aber, soweit sie wieder in Freiheit kamen, wurden vom Rat der Stadt Freiburg sozusagen in Zwangserziehung genommen und mußten Urfehde schwören, jedenfalls war ihnen die Lust am Raubrittertum nun gründlich ausgetrieben worden. Freiburgs Ruf als Stadt der Ordnung und Sicherheit war durch Freiburgs Bürgerschaft respektvolle Anerkennung verschafft. 

Seit jenem Abend vom 5. Dezember 1588 liegt Burg Falkenstein im Höllental in Trümmer. Nachfolger der Raubritter bekundeten später wiederholt die Absicht, sie wieder aufzubauen, der Rat der Stadt Freiburg verweigerte aber die Erlaubnis, die Rechtsbrüche waren in zu anrüchiger Erinnerung. Gleichwohl hat auch der Rat Freiburgs den ehrenwerten Vorfahren Gerechtigkeit widerfahren lassen, denn in seinem Rechtfertigungsschreiben an die Bundesstädte vom 15. Dezember 1588 wird erwähnt:
Wernhers von Valkenstein‚ Vater Herrn Cuno von Valkenstein Ritter und seine Vorfahren seien erber Ritter und Knecht gewesen und semlich unrecht angriffe von inen nye gehört worden. 
(- Cuno v. Falkenstein, Ritter u. seine Vorfahren seien ehrbare Ritter und Knecht (Knecht im Sinne ihrer Vorderen, in der Hausmannschaft der Herzöge v. Zähringen) gewesen; unrechte oder rechtsbrecherische Angriffe oder Übergriffe seien von ihnen nie gehört worden. -) 

Der Vorgang der Ermordung des Hans Schneider soll hier noch näher beleuchtet werden. Ein Mädchen aus dem Kirchzartner Tale‚ die Tochter Künin Henselers‚ der Herrn Dietrich von Falkenstein leibeigen war, liebte Hans Schneider, einen Hintersassen von Freiburg und ehelichte ihn gegen ihres Vaters und seiner Freunde Willen. lhr Mann war sehr arm und da auch sie nichts zur Mitgift erhielt, geriet sie nach und nach in eine so bedrängte Lage, daß sie es doch nach einigen Jahren, als sie schon ein Kind hatte und das andere trug, wagte, mit ihrem Manne zu ihrem Vater und ihren Geschwistern zu gehen und sie um eine Unterstützung zu bitten. Die Bitte war vergebens und hatte die Folge, daß der alte Groll wieder aufgefrischt wurde. Nur ein Bruder war auf eine unkluge Weise mitleidiger; er sagte der armen Frau, sie möge einen Rock nehmen, der in ihres Vaters Hause lag und ihrer Schwester angehörte, um doch etwas für ihre Notdurft zu haben. Aber eben dieser Rock wurde nachmals die Ursache ihres Unglücks. Der Vater und die übrigen Geschwister nämlich erklärten ihn für gestohlen und ließen ihren Mann als mutmaßlichen Dieb zu Ebnet vor Gericht laden, wo er jedoch durch richterliches Urteil sogleich losgesprochen wurde.

Von nun an kochte die unversöhnliche Rache in den Herzen dieser elenden Menschen, die unablässig darauf ausgingen‚ den Gegenstand ihres Hasses aus dem Weg zu räumen. Künin Henseler, der Vater selbst, beredete sich mit seinem Herrn, der ihm erlaubte, und ihn sogar aufforderte‚ den Hans Schneider zu fangen und ihn auf die Veste Falkenstein zu führen, wobei er ihm ein Wortzeichen an Henni Frässelin‚ dem Torwächter zu Falkenstein, gab, damit dieser ihn mit dem Gefangenen einließe.

Nun wurde dem Hans Schneider von allen Seiten aufgelauert, und es gelang auch dem Stumpf von Kappel‚ seinem Schwestersohne Hanmann Stumpf von Lütenweiler und Küni Weinmann von Kappel‚ ihn mit seiner Frau bei Freiburg festzunehmen und niederzuschlagen; als nun die Frau ein lautes Geschrei erhob, da erhielt auch sie einen Schlag mit einem Spieß über den Rücken, daß sie bewußtlos niedersank. Indessen wurde ihr Mann das Kirchzartner Tal hinauf, zu den Birken in ihres Vaters Haus fortgeschleppt‚ wohin auch sie, sobald sie der Sinne wieder mächtig wurde, nachfolgte. Hier blieb er einen Freitag und Samstag gefangen; Sonntag morgens führte man ihn weiter auf die Burg Falkenstein, wo sie gleichfalls mit ihm einzudringen wußte. Nun legte man sie aber in eine Stube in Eisen, in der sie des folgenden Tages, von den Schlägen und dem Schrecken entkräftet, ein totes Kind gebar. "Und war”, erzählte sie nachher im Verhör selbst, "niemand bei ihr von Frauen noch Mannen, die ihr in dieser Stunde zu statten gekommen wären". Und dasselbe ihr totes Kind wand sie in ihren Daphart (Kleidungsstück) und Morndes (künftigen Tages) auf Dienstag zu Mittag ward sie aus dem Gefängnis gelassen und trug ihr totes Kind bis nach Kirchzarten in das Dorf und begrub es da. 

Indessen hatte man sich über ihren Mann aufs neue beratschlagt und Ritter Dietrich ihrem Vater (Künin Henseler) der dessen Leibeigener war, erlaubt, mit demselben zu leben, wie er wolle. "Denn" sagte der Ritter zu ihm: "Es ist besser, du verdirbst den Gefangenen, als daß er dich verdirbt.” So war der Unglückliche ganz in die Hände seines rachedurstigsten Feindes gegeben, der nur noch schwankte, ob man ihn aufs freie Feld vor die Veste führen und dort erstechen, oder in ein Bergloch werfen, oder von der Veste selbst herabstürzen solle,

Der Schnapphahn.
sich aber bald für das letztere entschied. Somit nahm Künin Henseler noch einen seiner Söhne, ferner Hanmann Stumpf, Kunin Weinmann und noch zwei andere zu sich und kündete dem  unglücklichen Gefangenen das Todesurteil an, wobei man ihn fragte, ob er in den Kleidern herausfallen oder sie zum Heil seiner Seele in eine Kirche vergeben wolle. Hans Schneiders Antwort war: er wolle sie seinem Kinde geben und somit zog er sich in Künins Hause, wo er gefangen gelegen hatte, bis auf sein Untergewand und sein Hemd aus und wurde dann auf den höchsten Punkt der Veste in Herrn Dietrichs Haus an ein Fenster geführt, unter dem sich der Abgrund auf anderthalbhundert Klafter vertiefte, wo man ihm das Haupt zu dem Fensterlein hinausdrückte und ihn Hanmann Stumpf vollends hinabstieß. Alle hatten Hand an ihn gelegt, nur Künin Henseler nicht, der Haupturheber seines Todes.

Am achten Tage, seit sie die Burg verlassen hatte, bekam endlich die Frau Nachricht von dem, was mit ihrem Manne zu Falkenstein vorgegangen war. “Da ging sie", fahren die Verhörakten fort, "mit ihrem kranken Leibe von Freiburg wieder gen Falkenstein unter die Burg an die Halde und suchte da ihren Mann, und fand ihn auch zerschmettert und modernd, und zog ihn herab an den Weg, und schuf, daß er ward begraben im Falkensteinerthal‚ zu St.Oswalds Kirchen." 
H. Schreiber aus den Prozeßakten

Der Untergang der Falkenburg ist an höchst wahrscheinliche, doch oft auch unwahrscheinliche Veranlassungen geknüpft. 

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts waren die ehrenfesten Falkensteiner Raubritter, Diebe und Verführer geworden. Nicht einmal arme Fußwanderer kamen ungerupft durch die Hölle; doch nicht vergebens schrieen ihre fortgesetzt ehrlosen Handlungen nach Rache zum Himmel auf. 

Die Sage berichtet über den kaum erklärlichen Fall der so starken Feste folgendes: Unter den Gewalttaten, welche die hier wohnenden Räuber verübt hätten, sei auch die Entführung einer wunderschönen Frau nicht zu vergessen, welche bestimmt war, hier diesen schändlichen Menschen Preis gegeben zu werden. Da sie die Unmöglichkeit, von der Feste zu kommen, eingesehen, habe sie sich scheinbar gutwillig in ihr Los gefügt und dadurch bei den Räubern den Wahn erregt, als sei sie nun mit voller Seele die Ihrige. Endlich habe sie es gewagt, um Erlaubnis zu bitten, einen Markt in Freiburg zu besuchen, um dort allerlei einzukaufen. Diese sei ihr auch gewährt worden und so habe sie dieselbe benützt, um bei dem Rate in Freiburg die nötigen Anzeigen zu machen. Dabei habe sie unter anderem einen Schurz voll Erbsen gekauft und auf dem Weg am Berghang bis zum Eingang der Burg verstreut.

Die Freiburger seien sodann diesen Spuren nachgegangen und hätten, auf ein weiteres Zeichen 
- ein ausgehängtes weißes Tuch - das Tor gesprengt und die überraschten Räuber in ihrem Trunke gefangen genommen. 

Mit dem Schicksal der Burg Falkenstein scheint auch das des Geschlechts verknüpft zu sein. Noch war jene nicht viel über ein Jahrhundert untergegangen, so sah man auch dieses, wenigstens in unserer Gegend verblüht. Bisweilen wagt es ein Umwohner‚ vermeinten Schatzgewölben nachspürend, die ungeheuren Mauern da und dort anzubohren; wenn er aber dann unerwartet, statt der erhofften Schätze auf einen Haufen modernder Knochen stößt, läßt er mit Entsetzen von seinem Unternehmen ab und versichert dem Wanderer treuherzig, es seien dies noch Überreste von Reisenden, die einst in diesem Raubschloß erwürgt und verscharrt wurden. 
Dr. H, Schreiber 
(Vergleiche auch "Taschenbuch für Geschichte und Altertum in Süddeutschlandg IV.Bd. 1844 "Die Freiherren von Falkenstein", Seite 149) 
Sturz aus dem Burgfenster. 

Noch heutzutage läßt der Volksglaube die Raubritter von Falkenstein, die mit dem Namen Buschklepper und Heckenfischer bezeichnet werden, um Mitternacht als feuerige Männer auf dem Schauplatz ihrer Verbrechen umherziehen.
Otto von Eisengrein 

Schreiber vermutet, in dieser Sage lebe die Erinnerung daran fort, daß Ritter Künle lange Zeit mit der Frau seines Knechtes Weltin‚ den er schließlich umbringen ließ, Umgang hatte. Aus der Gerichtsverhandlung der Stadt Freiburg gegen die Herren von Falkenstein und deren schändlichen Knechte und Helfer.

Wohl mag noch jetzt selten jemand ohne Rührung bleiben, wenn diese Ereignisse längst verschwundener Tage an ihm vorüber ziehen; diese Greuel, diese Unmenschlichkeit auf der einen, diese eheliche, väterliche und mütterliche Liebe auf der anderen Seite, diese Sorgfalt, die sogar in der schweren Todesstundes des Kindes nicht vergißt und sein Wohl dem Heil der eigenen Seele vorzieht; diese unverbrüchliche Treue, die der Erschöpfung und Kraftlosigkeit des eigenen Leibes nicht achtet, den zerschmetterten modernden Gatten in den Schoß nimmt und ihm noch den einzigen Dienst erweiset, den sie ihm erweisen kann, ihm ein Grab an geweihter Stätte zu bereiten.

Ergreifen solche Ereignisse noch jetzt, nach fast sechs Jahrhunderten, um wieviel mächtiger, ja wie unwiderstehlich muß damals ihr Eindruck gewesen sein, als sie soeben vor sich gingen und die Kunde lebendig von Mund zu Mund erscholl; als noch bei den frischen Gräbern des Vaters und des Kindes sich die Haufen des empörten Volkes versammelten, und die Frau und Mutter, in ihrem Schmerz zerflossen, sie vor den Rat und die Gemeinde Freiburg trat, um diese zur gerechten Rache aufzurufen. 

Die Stadt zögerte um so weniger, da es sich jetzt um einen der ihrigen handelte. Es wurden sofort Erkundigungen über Altfalkenstein eingezogen, die Beraubten mündlich und schriftlich vernommen, und schon unterm 15. Januar folgenden Jahres (1590) ging ein Abgeordneter an das königliche Hofgericht zu Rottweil ab, um daselbst gegen Werner von Falkenstein, die Seinigen und ihre Veste Klage auf Reichsacht zu erheben. Daß diese Sendung nicht erfolglos war, ergibt sich schon daraus, daß nun Freiburg den Angeklagten offene Fehde ankünden konnte. Es wurden nun alle Vorbereitungen getroffen, die Burg Falkenstein zu stürmen und zu zerstören. Zu den Freiburgern gesellte sich, offenbar von diesen bezahlt, Herzog Reinolt von Urselingen, ein Sohn des berüchtigten Abenteuerers Werner, Herzog von Urselingen, der mit großem Gefolge ca. 5000 Mann, Reiter und Fußvolk einer der größten Freibeuter jener Zeit war und insbesondere jenseits der Alpen seine Ritterzehrung suchte. 

Zu den rächenden Scharen vor Falkenstein erscheinen noch weitere Verbündete der Stadt: 
Ulrich von Trochtelfingen, Ulrich und Hans Sperberseck, Hanns von Randeck, Härtlin von Ramungen‚ Gery von Neueneck, Hanns Sturmfeder‚ Werner Nothhaft‚ Dietrich Hülwer, Eberhard von Blumenberg und noch andere etwa 50 an der Zahl. Der Angriff der Burg scheint noch im Januar oder doch in den ersten Tagen des folgenden Monats stattgefunden zu haben, die Burg fiel im Sturms, wurde sogleich verbrannt und bis auf die Grundmauern niedergerissen. 

Die Zerstörung ihrer Stammburg war übrigens nicht die einzige Strafe, welche die Falkensteiner traf, Freiburg hielt den Ritter Dietrich und später Klein-Künlin mit mehreren ihrer Helfer in schweren Banden‚ und erst nach langer Zeit ließ man jenen Sühne angedeihen. Unterm 8. Febr. 1590 erklären Bürgermeister und Rat zu Freiburg, daß sie mit den Brüdern Werner, Klein-Künlin von Falkenstein und mit Künlin Herrn Künlins selig Sohn, auf den Landvogt‚ Herrn Reinhard von Wehingen, wegen allem was zu Falkenstein verlaufen, einen Anlaß der Art eingegangen hätten, daß dieser Herr Recht darum sprechen solle, wenn er mit der Minne (durch gütliche Unterhandlung) nicht durchsetze; auch solle es ihm freistehen, acht Schiedmänner, minder oder mehr, zu sich zu nehmen. Unterm 9. März erklärt sich Thoman von Falkenstein wegen seines Anteils, den er an der gebrochenen Veste hatte, mit Freiburg ausgeglichen. Unterm 31. März beurkundet Ritter Dietrich von Falkenstein, der bisher zu Freiburg im Gefängnisse gelegen hatte, daß ihn die Stadt, bis auf den Sonntag nach Kreuzerfindung, dessen entlediget; sodann aber habe er sich wieder in des Stockwärters Eberhard Haus zu stellen und es, bei dem Eide so er deshalb mit aufgehobener Hand zu den Heiligen geschworen, ohne des Rates zu Freiburg Urlaub, Wissen und Willen nicht zu verlassen. Als Bürgen stellen sich die Ritter Heinrich von Blumeneck, Hanns Schnewlin im Hof und die Edelknechte Hanns von Blumeneck und Hanns Burkard von Wissneck. 

Diese Bürgen, besonders aber Heinrich und Hanns von Blumeneck, scheinen sich auch in der Vermittlung selbst, die langsam voran schritt, sehr tätig bewiesen zu haben. Noch unterm 15. Januar des folgenden Jahres macht Freiburg eine neue an den (österreichischen) Landvqgt‚ wiederholt in gedrängter Zusammenstellung die Untaten der Falkensteiner und endet mit dem Schlusse: "Lieber Herr, da uns nun diese, bösen Thaten von Beiden, Herrn Dietrich und Klein-Künlin vorgekommen sind, so sind wir Gott und dem Recht schuldig, daß wir es ungebessert nicht hingehen, auch sie nicht aus dem Gefängnisse lassen; denn wo wir es thaten, fürchteten wir, von Gott und der Welt gestraft zu werden. Trauen auch auf Eure Gnade und Gerechtigkeit und bitten Euch fleißigst, daß Ihr uns hiezu beiständig‚ berathen und geholfen seid, damit dieses Unrecht gebessert werde, wie Recht ist.” 

Endlich stellte Künin von Falkenstein unterm 25. Juni 1591 die Sühnurkunde aus, und Heinrich und Hanne von Blumeneck verbürgen sich unterm 4. Juli der Stadt Freiburg, mit Leib, Gut und Vesten gegen Künin beholfen zu sein, falls er sein Wort breche. Am gleichen Tage (4. Juli 1591) wurde auch die Sühne mit den Rittern Hanns und Dietrich und den Edelknechten Werner und Klein-Künlin zu Stande gebracht. Schwer büßten Knechte und Helfer ihre schändlichen Dienste. Stumpf von Kappel und die beiden Hase wurden gerädert; Künin Henseler, zwei seiner Söhne und Künin Weinmann lagen jahrelang im Gefängnisse. 

Ohne Zweifel fiel es den Falkensteinern sehr schwer, ihre für unbezwinglich gehaltene Stammburg so früh in Trümmern zu sehen. Nach und nach hatten sie sich zwar in Freiburg angesiedelt; dennoch versuchten es ihre Nachkommen, noch im folgenden Jahrhundert (6. Juni 1414) von der Stadt die Erlaubnis zum Wiederaufbau ihrer Veste zu erlangen. Aber die damaligen Rathsbücher melden: "Als vor unsern Rath gekommen sind, Kasper, Hanne, Jakob und Heinrich von Falkenstein, von ihrer selbst und anderer ihrer Freunde wegen und da erklärt haben, daß sie meinen, Falkenstein die Veste wieder zu bauen; da haben alte und neue Räthe die Briefe und bösen Geschichten, so vor Zeiten ab Falkenstein geschehen sind, darum die Veste gebrochen ward, zu Hand genommen, angehört und darauf erkannt; daß man die Veste nie wieder baue nach den bösen raublichen und schädlichen Thaten, so da geschehen sind. Und ist darauf den Obengenannten von Falkenstein, da sie die unsern sind, bei ihren Eiden geboten worden, die Veste nicht zu bauen und die Sache fernerhin an Niemanden zu werben noch zu treiben; käme der Rath darüber in Kosten oder Schaden, so werde er sich an sie halten. Und hat der Rath geboten, es in diese Buch zu schreiben zum ewigen Gedächtnis.” 

In der Folge machten sich die Freiherren von Falkenstein nicht nur als Mitglieder des Stadtrates und Bürgermeister, zunächst um Freiburg, sondern auch als Räte und Vorstände der Landesregierungen kaiserliche Gesandte, Beförderer der Landwirtschaft usf. in weiteren Kreisen verdient. 

1525 im Bauernkrieg wurde ein Herr von Falkenstein im Kampf der Stadt Freiburg gegen die Bauern durch eine Kanonenkugel getötet. 

Im 16. Jahrhundert war das Geschlecht der Falkensteiner‚ wenigstens in unserer Gegend verblüht. Die Trümmer der Veste Falkenstein sind aber in dem Zustande geblieben, in welchem die rächende Hand sie einst verlassen hat. 

Die Daten der Zerstörung der Burg Falkenstein, der erstgenannten Fassung (Ende der Burg Falkenstein) stimmen mit der zweiten Fassung (Aus der 
Gerichtsverhandlung der Stadt Freiburg) nicht überein. Offenbar hat sich in der langen Zeit manche Unbestimmtheit eingeschlichen, was ja dem Vorgang keinen Abbruch tut. 
H . Schreiber 

Der Ritter von Falkenstein (Volkslied) 

Wohl reit‘ der Herr von Falkenstein
Hin, über die breite Haide. 

Was sieht er an dem Wege stehn? 
Ein Mädel mit weißem Kleide. 

"Wohin, wohinaus du schöne Maid,
Was machst du hier alleine? 

Willst du die Nacht mein Schlafbuhle sein,
so reite du mit mir heime!" 

"Mit Euch heimreiten, das thu' ich nicht,
Kann Euch doch nicht erkennen." - 

"Ich bin der Herr von Falkenstein,
Und thu' mich selber nennen.” 

"Seid Ihr der Herr von Falkenstein, 
Derselbe edle Herre, 
So will ich Euch bitten, um'n G‘fangenen mein,
Den will ich haben zur Ehe." 

"Den Gefangenen mein, den geb‘ ich dir nicht,
Im Thrum muß er vertrauern, 

Zu Falkenstein steht ein tiefer Thurm 
Wohl zwischen zwo hohen Mauern.” - 

"Steht zu Falkenstein ein tiefer Thurm,
Wohl zwischen zwei hohen Mauern, 

So will ich an den Mauern stehn‚ 
Und will ihm helfen trauern." 

Sie ging den Thrum wohl um und wieder um:
"Feinslieb, bist du darinnen? 

Und wenn ich dich nicht sehen kann, 
So komm ich von meinen Sinnen." 

Sie ging den Turm wohl um und wieder um,
Den Thurm wollt‘ sie aufschließen: 

Und wenn die Nacht ein Jahr lang wär’: 
Keine Stund thät mich verdrießen! 

"Ei, dürft ich scharfe Messer tragen,
Wie unsers Herrn seine Knechten,
Ich thät mit'm Herrn von Falkenstein,
Um meinen Herzliebsten fechten!” 

"Mit einer Jungfrau recht ich nicht,
Dann wär mir immer ein Schande!
Ich will dir deinen Gefang’nen geben;
Zieh' mit ihm aus dem Lande!" - 


"Wohl aus dem Lande, zieh' ich nicht,
Hab‘ Niemand was gestohlen; 

Und wenn ich hab‘ was liegen lah'n,
So darf ich's wieder holen." 

  
(Aus "Des Knaben Wunderhorn") 

Zerstörung der Burg Falkenstein

Es rennt ein Weib durch's Höllenthal,
Gejagt von Höllenangst und Qual. 

Die schlimmen Herrn von Falkenstein
Sie fingen ihren Gatten ein. 


Der ihn verrieth mit argem Sinn,
Der Vater war's der Dulderin. 


Sie klimmt zur Felsenburg empor
Und klopft verzweiflungsvoll an's Thor, 

"Ihr hohen Herrn im Ritterhaus
Gebt meinen Gatten mir heraus!“ 

"Durch eure Schuld am Schmerzenstag
Sein Kind im Mutterschoß erlag." 

Herr Werner straks zum Erker kam
Mit Zürnen solchen Lärm vernahm! 

"Seid gnädig, Herr von Falkenstein,
So wird auch Gott euch gnädig sein." 

"Bedenkt, wenn ihr den Frieden brecht,
In Rottweil spricht der Kaiser Recht." 

Herr Werner sprach: "Das macht mir Angst -
Geschehen soll, was du verlangst." 

Sie stürzen den gefangenen Mann
Herab vom höchsten Thurm sodann. 

Am jähen Hang bei Falkenstein
Liegt blutig sein zerschellt Gebein. 

Das arme Weib im Felsengrund
Küßt stumm den bleichen kalten Mund. 

Ihr Antlitz still zum Himmel schaut,
Der selbst die Hölle überblaut. 

Mit blut'gem Rock vor Freiburgs Stadt,
Die jammervolle Witwe trat. 

"O Freiburg, die für Freiheit bürgt,
Wird ungestraft dein Volk erwürgt? 

Ist mächt'ger denn die Falkenschaar,
Als Deutschlands stolzer Kaiseraar?" 

Die Herrn von Freiburg säumen nicht,
Dem Frevel folgt das Strafgericht.


Geschlecht und Wappen der Falkensteiner 

Unter diesem Namen treten im oberbadischen Gebiete mehrere Geschlechter verschiedener Abstammung und verschiedenen Wappen auf, welche, besonders in den älteren Generationen, schwer zu scheiden sind. Die Zuteilung der älteren Glieder zu den einzelnen Stämmen kann daher, soweit nicht die Siegel darüber entscheiden, nur eine mutmaßliche sein, beruht aber auf jahrelangem Studium dieser Materie. Auffallend ist neben dem engen Zusammenhange fast sämtlicher Geschlechter von Falkenstein mit solchen des Namens von Ramstein das Bestreben, in die Fußstapfen der gleichnamigen aber keineswegs verwandten Stamme zu treten und sogar deren Wappenbild sich anzueignen. 

Es folgen nunmehr: 
1. Die von Falkenstein im Höllental, 
2. die von Falkenstein auf dem Schwarzwalde‚
3. die von Falkenstein zu Rimsingen, 

4. die von Falkenstein am Bodensee, 
5. die Freiherren von Falkenstein im Buchsgau,
6. die von Falkenstein im Wasgau. 


1. von Falkenstein im Höllentale (Wappen) 
Das Wappen des Geschlechts zeigt zwischen zwei roten Querbogen‚ auf grünem Dreiberg, ein blauer Falke mit geöffneten Flügeln in goldenem Feld. Die beiden Hauptlinien des Geschlechts unterscheiden sich durch die Helmzier‚ indem die eine Linie zwei abgekehrte Hahnenhalse mit roten Kammen (A), die andere den auffliegenden Falken (B) führt. Die Hahnenhälse erscheinen schwarz mit roten Schnäbeln in der Zür.W.Rolle Nr‚454‚ im Codex (handgeschriebenes Buch) des Georg von Stadion pag.265 weiß mit roten Schnäbeln; Helmdecke: rotsilbern; im Colmarer Codex fol.98a golden; Helmdecke: rot-golden; im Donaueschinger Codex fol. 155a ist der linke Hahnenhals rot mit silbernem Kamme‚ ‚der rechte silbern mit rotem Kamme; Helmdecke: weiß. Ebenso ist bei Gruenenberg fol.181b die Helmzier der "Falkenstein zu Bickenrütty”, im Schilde der Dreiberg roth; Helmdecke: rot-silbern.  Die andere Hauptlinie führte auf dem Helme einen auffliegenden blauen Falken. 
(nach J.Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch‚ Band I, 1894)(* Der Kindler von Knooloch kann im Lesesaal der Universitäts-Bibliothek Freiburg i‚Br, bei der Aufsicht jederzeit zur Einsichtnahme ausgeliehen werden)
Wappen derer von Falkenstein.

Berichte und Erzählungen aus dem Höllental 
Das Höllental nimmt in seiner Ausdehnung verschiedene Bezeichnungen an. So führt die Gegend bis zum Hirschsprung und ebenso das aus zerstreuten Bauernhöfen bestehende Dorf von der in der Nähe befindlichen Burg Falkenstein, den Namen ” Falkensteig " . 

Wenige Schritte oberhalb des Gasthauses "zwei Tauben" zieht sich ein Fußweg durch den Schulterdobel auf die Höhe der Schwarzeck (Höhe 780 m). 

Versteckt im Dunkel des Waldes befinden sich die Umfassungsmauern einer alten Kapelle. Es sind die Überreste der einst aus nah und fern sehr besuchten Wallfahrtskapelle Schwarzeck. 

Über die Gründung berichtet die Sage: "Vor hunderten von Jahren verirrte sich das Kind eines Falkensteiger Hofbauern auf die Höhe und konnte aus der dürsteren Waldung den Weg nicht wieder in das Elternhaus zurückfinden‚ Drei Tage und Nächte verbarg sich das arme Kind unter einem Felsen und jeden Morgen brachte ihm eine weißgekleidete Frau ein Brötchen. Endlich nach langem Suchen wurde das Kind unversehrt aufgefunden und zum Andenken der Errettung des Kindes wurde eine Kapelle gestiftet." 

Doch kehren wir nach diesem Abstecher wieder zu den "zwei Tauben” zurück. Ganz in ihrer Nähe stoßen wir wieder auf eine Kapelle. Es ist die sogenannte ”Klauskapelle". Über dem Eingangstörchen befindet sich die Jahreszahl 1606; im Innern sind über der Türe vier Wappen, das eine von Bollweiler, die andern drei sickingisch, angebracht. Darunter eine lateinische Inschrift vom Jahre 1607, die besagt, daß diese Kapelle dem hl.Nikolaus als Schutzpatron gewidmet und in ihr von den Freiherren von Sickingen, denen damals ein Teil des Tales gehörte, der Gottesdienst eingerichtet worden sei. Am Altarbild, das den hl. Nikolaus darstellt, 

Gasthaus "zu den zwei Tauben"
befindet sich die Inschrift: "Dieses Altarbild hat malen lassen Hans Wichle und Maria Spordin in der Falkensteig 1723." Der Altar wurde von den Herren von Sickingen im Jahre 1710 aufgerichtet.

Nikolaus, Freiherr von Bollweiler (Elsaß), römisch königlicher Majestät, Regimentsrat der Ober-Österreichischen Lande, Hauptmann in Konstanz 1551‚ Hofmarschall, kaiserlicher Rat und Landvogt‚ gestorben 8.5.1588 in Hagenau begraben in Marsmünster. 

Wappen: in blau, ein mit 5 gelben Sparren belegter roter Pfahl. Helmzier Jungfraurumpf rot-gelb. 

Das alte Breisgauer Grafengeschlecht von Sickingen‚ das sowohl im Höllental als auch im ganzen Breisgau Besitzungen hatte. Der letzte seines Geschlechtes im Breisgau, Reichsgraf Wilhelm von Sickingen-Hohenburg verkaufte 1809 seine Besitzungen für eine halbe Million Gulden an den neuen Bad. Staat und zog nach Österreich, wo seine Familie bald verarmte. 

Wappenschild der Sickinger mit den fünf silbernen Kugeln in schwarzem Feld. 

Der Ort Falkensteig gehörte bis 1805 zur Landgrafschaft Breisgau und war eine ritterschaftliche Besitzung der Familie v. Pfirt. 

Auch war die von Sickingensche Dominikale im Höllental in ihrer Größe von Bedeutung und sind diese Reichsgrafen mit Herrn Rudolph, Freiherr von Bollweil als die Erbauer der Klauskapelle in Falkensteig urkundlich festgestellt. 

Über dem Eingang dieser Kapelle (inwendig) großes Vierteiliges Wappen mit der in römischen Majuskeln gehaltenen Inschrift: 
DEO TER OPT. MAX . PIETATEM 
ILLUSTRO AC GENEROSO.DOMINO. DNO. RUDULPHO . BARONI 
A. POLLWEIL , ETC . SAG . CAES . MAI. ET . SERENISS . ARCHIDUC. 
AUST. AE A CONSILL . SUMMOQUE . CAPITAN . PROVINCI . CIT . 
AUST‚ PRAE. FECTO ET GUBERNATORI . OBSEQUVIVM TESTATI.
SACELLUM HOC E FUNDAMENTIS NOVE ERECTUM.
DIVO NICOLAO INTERCESSORI . REVEREN . NOB , STRENUIQUE 

VIRI . DNS FRIDERICUS . METROPOLITANAE ECCLESTAE
MOGUN . CANONICUS . DNS FRANCISCUS CONRADUS
ET DNS. JOANNES JACOBUS FRATRES A. SICKINGEN 

SACRUM STATUERE
M D C VII 

Dem 3 mal besten und höchsten Gott sei Ehre, 
Dem hochadeligen und edlen Herrn, Herrn Rudolph‚ Freiherrn von Bollweil (heute Blllweiler‚ Kreis Gebweiler im Elsaß) etc. (Weglassung  der übrigen Titel), der heiligen kaiserlichen Majestät und des durchlauchtigsten Erzherzogs von Österreich Geheimen Rat und obersten Präfekten und Gouverneur der erwähnten Österreichischen Provinzhauptmannschaft untertänig‚ haben diese von Grund auf neu errichtete Kapelle zu Ehren von Gottes Schutzheiligen Nikolaus die edlen und gestrengen Herren, Herr Friedrich, Canonicus der Metropolitankirche Mainz ‚ Herr Franz Konrad und Herr Johannes Jacobus‚ Gebrüder v. Sickingen‚ geweiht (als heilig oder als Heiligtum gewidmet). 
Im Jahre des Heile 1607 



F a l k e n s t e i g (Alt- und Neu-Falkenstein) 

Schreibweisen:

Der Ort: Falckenstaig 1300 


Die Burgen:
Falchensteina Rot.Sanpetr. (FDA. XV 148);
Valchinstein 1254;
Valchinstein eb.;
Valchenstein 1254;
an dem turne ze Valkenstein 1528;
Vesty Valkenstein 1588;
Valkenstein mit dem türn 1481 usf. 


Literatur:
Gerbert HNS Il 57.128;
Schreiber, Burg Falkenstein im Höllenthale‚ Freiburger Adresskal. 1824;
die Freiherrn v. Falkenstein Taschenbuch f. G.u.A. in Südd. IV 1844 S.151-174;
Schönhut‚ Burgen usw. I 119-156; Z.NF. II 527; Badenia II 1862;
Friedr.Pfaff‚ die Sage vom Falkenstein, Freib.Z. VII S.221; Schau ins Land III 74, XI „o; (Geres) XII 4, 11, 12 (A. mit 5 Taf.)‚ 14, XIII 79 und Verein (s.Index zu XXVI 18). 
Klaus -Kapelle. 

Maria Antoinettes Brautfahrt durch das Höllental 
Nicht immer führte eine breit angelegte Fahrstraße durch das Höllental, dort wo vor Zeiten der Rotbach als ein wahrer Höllenbach durch die wilde Felsenschlucht sich ungestüm einen Weg bahnte. Nur ein schmaler Weg, der sehr vorsichtig begangen oder befahren werden mußte, windete sich durch diese engste und wildeste Stelle des Höllentales. 

Erst 1755 wurde unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia der schmafe Weg durch frondende Bauern zur Straße verbreitert. 

Die geheimen Schlupfwinkel einstiger Wegelagerer waren schon früher verschwunden. Rund 15 Jahre später mußten hier nochmals Stücke aus dem Fels gesprengt werden, denn von der kaiserlichen Residenz in Wien waren zur Durchfahrt der fünfzehnjährigen Erzherzogin Marie Antoinette‚ der jungen Braut des Dauphin und späteren Königs Ludwigs XVI von Frankreich, sechzig Karossen gemeldet worden. Und so werkten und fronten die in der Umgegend und auf den einsamen Höhen wohnenden Bauern, wie vor 15 Jahren zuvor. Diesmal tat man es mit geheimer Freude, denn das muß ein wahres Spektakel geben, wenn die prunkvollen Hofkarossen mit dem Doppeladler darauf durch ihr einsames Felsental den Weg nehmen werden. So wurde denn die Fahrstraße verbreitert und die tiefer zum Höllenbach abfallenden, gefährlichsten Stellen der Schlucht mit Geländer versehen, die mit dem fröhlichen Rot und Weiß des Freiburger Stadtwappens angestrichen waren. Mit 21 Prachtkarossen, 56 Wagen und 450 Pferden ging dann der Brautzug der Kaisertochter Marie-Antoinette (ein Schauspiel barocker Prachtentfaltung) durch das Höllental in Richtung Freiurg. 

In der Stadt Freiburg wurden schon große Vorbereitungen getroffen, denn die junge Prinzessin sollte zum Abschied vom heimatlichen Boden mit allen Freuden des Daseins umgeben werden. 

An einem frühen Morgen im Mai, der Feldberg trug noch seine Schneekrone, fuhr das junge Fürstenkind noch etwas müde von den über eine Woche lang dauernden Abschiedsfeierlichkeiten in Wien und den mütterlichen Ermahnungen und Vorbereitungen, die für eine zukünftige Königin von Frankreich notwendig waren, durch den frischgrünen Schwarzwald, ihrem Schicksal entgegen. Hier wo in das ungestüme Rauschen des Wildbaches sich der erste Laut der Vögel mischte, und eine herbfrische Morgenluft alle eingenickten Schläfer erwachen ließ, zog Marie Antoinette den seidenen Vorhang des Karossenfensters zurück und es öffnend atmete sie  die würzige Luft tief ein. Sie stieß sachte die noch immer im Morgenschlafe in die Polster zurückgesunkene Oberhofmeisterin v.Paar an und flüsterte der Erwachenden den Wunsch zu, hier, in diesem romantischen Schwarzwaldtale eine kurze Rast machen zu dürfen, um vielleicht einen kleinen Picknick halten zu können. Die Oberhofmeisterin lächelte etwas verlegen, denn eigentlich war vor Erreichung der "viellieben” Stadt Freiburg kein Aufenthalt so kurz vor diesem Ziele vorgesehen. Aber sie wolle versuchen, ob der Wunsch zu einer kleinen Rast sich hier in dem ihr etwas wild und unwirtlich erscheinenden Tal arrangieren ließe. Die Prinzessin klatschte kindlich froh in die Hände, sprang von ihrem Polstersitze auf, so daß von ihrer hochgetürmten, von dem aus Paris extra nach Wien beorderten Coiffeur aufgebauten Frisur, eine leichte Puderwelle herniederrieselte. Sie schüttelte ihre Reisekleidung zurecht, welche der Robe einer Schäferin glich, und nickte so freundlich der neben der kaiserlichen Karosse reitenden Ordonanz zu, daß man den fürstlichen Wunsch eiligst nach vorne gab. Es wurde nach einem einigermaßen entsprechenden Ort und Ruheplatz gefragt, und man erfuhr, daß sich nicht mehr weit ein stattlicher Hof erreichen ließe, an dem auch gewöhnlich die Postfuhren und die spärlichen Reisewagen halten würden. 

Die nicht an solchen Umtrieb gewöhnten, wackeren Leute des Hofes waren glücklicherweise schon früh auf, denn man lebte etwas in Unruhe und Spannung auf das große Ereignis der Durchfahrt der kaiserlichen Karossen und Equipagen‚ die man erwartete. Als man erfuhr, daß die Prinzessin ein kleines Frühstück im Hofe einnehmen wolle, legte eilends die Posthalterin selber ihre feinste selbstgesponnende mit eingewebter Borte versehene Linnendecke auf den Tisch der Nebenstube, in welcher gewöhnlich die vornehmeren Reisenden Platz nahmen. Aus dem kunstvoll geschnitzten und gemalten Spinde in der sogenannten guten Stube entnahm sie das feine Kaffeeservice, ein wahrhaft fürstliches Geschenk, das sie zu ihrer Hochzeit erhalten hatte und stellte es sorgsam auf den gedeckten Tisch. 
Der Kaffee brodelte schon und brauchte nur in die Kanne gegossen werden, als die ersten Vorreiter ansichtig wurden. Gebäck aus Wien könne der Proviantierung entnommen werden, war die Kunde. Ein feines strohgeflochtenes Körbchen stand hierfür bereit. Da stürzte der Nachbar, der Jöcklisbauer‚ mit seinem Knecht herbei. Es sei eine große Wasserlache vor dem Hause und die hochfürstliche Prinzessin könne doch nicht mit ihren feinen goldenen oder seidenen Schühlein da hindurchgehen. Der Knecht war ein ganz gescheiter, einer, der sozusagen “das Gras wachsen hört”. Er rannte in der Posthalterin bessere Stube und zog dort den großen Teppich unter dem Tisch und Kanapee hervor und eilte damit zu dem durch das Schneewasser aufgequollenen Vorplatz, diesen damit zu bedecken. Aber, o weh, der Teppich war doch zu kurz und reichte nicht zu dem Wege, wo die kaiserliche Karosse halten würde. Aber der Jöcklisknecht wußte neuen Rat. Er holte aus dem Nebenzimmer die große pelzgefütterte Reisedecke, die dort über einer Holztruhe lag und welche ein vornehmer, reicher Ausländer liegenließ und bisher nicht wieder abgeholt wurde. Aber immer noch nicht reichte die nebeneinander gebreitete Bedeckung bis zu der erwähnten Stelle aus. Eine dritte Decke wäre mindestens notwendig gewesen. "O", sagte der Jöcklisknecht‚ ”Jetz weiss i, was mer mache, isch d'Prinzessin über de erschde Deppich gloffe, ziege mer'en weg und legene derno widder vorne dra.” So war die Sache abgemacht, aber ganz glatt ist sie danach nicht abgelaufen. 

Die Höllentalstraße zur Postkutschenzeit. Links die St.-Oswald-Kapelle‚ rechts das Wirtshaus "zum Sternen"; wo die Vorspannpferde bereitgehalten wurden. Im Hintergrund die um 1850 neu angelegten Rampen der Höllsteige
Als der mit dem Doppeladler geschmückten kaiserlichen Hofkarosse die liebreizende Prinzessin in ihrer Schäferrobe entstieg‚ dem kurzen himmelblauseiden Jupe und dem a la polonaise gerafften rosigen Überkleide mit dem schmalen Mieder und dem tiefen Decollete, dazu das wippende Blumenhütchen auf der hohen Frisur, da hätte beinahe vor lauter Staunen die ganze Teppichlegerei versagt. "O", sagte wieder der Jöcklisknecht. Dann boxte er den Bauer in die Rippen und rief: "Hü hott, jetz numme los!” Er und der Bauer packten mit festen Fäusten den ersten Teppich und legten ihn vor den Tritt der Karosse und schnell die große Pelzdecke davor. Aber, weiß der Himmel, da war das Hühnergatter schon offen und ein aufgescheuchtes Huhn, man weiß ja wie so Hühner sind, lief laut gackernd über die ausländische Decke, welche gerade das prinzliche Seidenschühlein betreten wollte, und da auch der Haushahn hinterher sein Kikeriki trompetete, das war für die Teppichleger zuviel. Sie zogen den ersten Teppich, um ihn wieder eiligst vor den zweiten zu legen, zu früh weg, indem der spitze Absatz eines Prinzessinenschuhes ihn noch nicht verlassen hatte, so kam es, daß die Prinzessin auf ihre Knie fiel und dem verdutzten Wirt zuerst ihre Reverenz machte. Was aber dem Faß den Boden ausschlug war, daß dem Jöcklisknecht sein üblicher Verlegenheitsausruf‚ indem er dem Bauern zurief: "Jetz hemer aber e Sau uffghebt !". 

Ja, das war alles zuviel. Aber schon war die Prinzessin mit Hilfe der beherzten Posthalterin, welche in ihrer schönen Tracht mit der seidenen Schürze herbeigeeilt war, wieder aufgesprungen und sie lachte und lachte und umhalste die behäbige Helferin bis der Bann gebrochen war und alle, bis auf die steifen Hcfschranzen neben der kaiserlichen Karosse, mitlachten. "So a Gaudi‚ so a Gaudi!”, rief die Prinzessin lustig aus, hatte sie in ihrem Leben noch hicht gehabt und würde sie wohl auch nie mehr erleben. 

So wurde denn eine recht fröhliche Frühstückspause in der morgenfrischen Waldschlucht des Höllentales gehalten. Nach dem Frühstück ging die Fahrt weiter gen Freiburg. Es war dies am 4. Mai 1770. Die Stadt, die Universität und die vorderösterreichischen Stände gaben zu Ehren der Prinzessin große Feste.

von Erika Ganter-Ebert 

Die Rede des Bürgermeisters 

Als Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, anno 1770 auf ihrer Brautfahrt nach Paris über den Schwarzwald kam, standen überall an ihrer Straße die Waldgemeinden Vorderösterreichs Spalier, um der schönen Braut ihre Glück- und Segenswünsche mit auf den Weg zu geben. Der Bürgermeister eines dieser Orte, ein reicher Holzhändler, vierschrötig, dickfellig, aber die mächtige rotweiße Schärpe protzig über den runden Bauch gezogen, begann als die Staatskarosse vor ihm an hielt, um die Ehrung seiner Gemeinde entgegenzunehmen, eine wohlgesetzte Rede. Doch, wie er so die fremden steinernen Mienen der reichbetreßten Umgebung und die schelmischen Augen der jungen Kaisertochter auf sich gerichtet sah, verlor er plötzlich den Faden, hustete‚ trat von einem Bein aufs andere ... “Lieber Mann!"‚ lächelte Antoinette milde, da sie sofort merkte, daß die Rede nicht aus seinem Garten stammte, "Ich danke Euch für die Mühe. Das Mißgeschick ist nicht Eure Schuld. Sagt dem, der Euch die Rede verfaßte‚ er möchte solche einandermal kürzer und schlichter setzen." - "Ei je", platzte der Gepeinigte mit einem stechenden Seitenblick heraus, "ich habs dem Simpel von Schulmeister glich g'sait‚ dass es aso zue schwer isch!"
Desire Lutz 



Der Hirsch im Höllental 
Über die Geschichte des Hirsches im Höllental wurde schon auf Seite 5 berichtet. Von freundlicher Seite wurden uns nun ergänzende Angaben dazu übermittelt, die allseits interessieren dürften.

Der erste Hirsch wurde aus Holz im Jahre 1856 erstellt. Im Winter 1875/74 schleuderte ihn ein starker Sturm von seinem Standpunkte. 1874 erstellte Forsttaxator Frhr. von Schilling den zweiten Holzhirsch. "Es soll ein kolossaler Hirsch mit majestätischem Geweih gewesen sein", heißt es in einem Bericht über die Versammlung deutscher Forstmanner in Freiburg 1874. Anno 1878 stürzte bei einem Sturm auch dieser Hirsch vom Felsen. 

1886 beim Bau der Höllentalbahn wurde der dritte Holzhirsch aufgestellt von den Freiburgern Fritz Stockert‚ Knosp und Dettinger, Malermeister und Wilhelm Sutter in Neustadt. 1890 mußte der vom Sturm hart mitgenommene Hirsch wiederhergestellt werden. 1904 war er vollends zerstört. Auf Anregung von Kaufmann Ruf, Freiburg sammelte man nun im Sohwarzwaldverein Gelder für einen neuen Hirsch, der dann am 17.Mai 1907 aufgestellt wurde und heute noch steht. 

Dieser in Kupfertreibarbeit mit innerem Eisengerippe 2 m hoch hergestellte Hirsch steht heute noch. Er steht 40 m hoch über der Straße. Gesamtgewicht 850 kg. Preis mit Aufstellung rund 1700 Mark. 
Der Hirschsprung