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Wilhelm Gustenhoffer
Erzbischöflicher Geistlicher Rat - Ritter 1. Klasse des Zähringer Löwenordens
geb. 14.März 1831 gest. 21. November 1913
Pfarrer in Eschbach 1880 - 1908


Die Erinnerung an Pfarrer Gustenhoffer soll in Eschbach nicht ganz verblassen: Die Linde, die er gepflanzt, seine Gartenweisheit, deren Früchte wir noch ernten, das Schwesternhaus, der Krankenpflegeverein, das große Kreuz in der Kirche, sein Grab auf dem Friedhof, die Andenken an ihn auf dem Lindenberg und seine Chronik soll auch weiter zu den Eschbachern sprechen. Gerade letztere könnte dazu verführer, weil sie wahrhaftig ist, ihn ungerecht zu beurteilen, Mängel der Gegenwart gar mit Fehlern der Vergangenheit zu entschuldigen. Daher sei hier geschrieben, was in Freiburger Diözesanarchiv 1916 festgestellt wurde: S. 31/32


Necrologium Friburgense 10. Gustenhoffer Franz Xaver Wilhelm, geb. zu Rastatt  14. März 1831, legte 1853 im Grossh. Gymnasium Rastatt sein Abitur ab, ord. 10. Aug. 1857, Vik. in Königshofen, Königheim, Werbach, Mannheim (Obere Pfarrei), 1861 Pfrv. in Weingarten (b. O.), 1862 in Oppenau, 1863 Pfr in Hubertshofen, 1866 Pfr. in Urach, 1872 mit Abs. Pfrv. in Vimbuch, 1873 Pfr. daselbst, 1877 mit Abs. Pfrv. in Obersimonswald, 1880 in Eschbach 1881 Pfr. daselbst, 1908 mit Abs. Kplv. auf Lindenberg, Erzb Geist. Rat, Priesterjubilar,
gestorben 21. Nov. 1913

Drei Amtstiftungen in den Kirchenfonds Eschbach - Schenkung (1600 Mk) zur Anschaffung einer Turmuhr -Schenkung an die Erzbischof-Hermann-Kohler-Stiftung (1000 Mk.).
Wilhelm Gustenhoffer war eine aufrichtige Seele ohne Falsch, stets offen, auch im Tadel, dabei nur zu geneigt, allem eine gute Seite abzugewinnen· Selbstlos und bescheiden, war er mildtätig fast bis zum Übermaß.
Die Worte in seinem Testamente: »Vermögen wird sich bei meinem Tode nicht vorfinden«, sollten trotz anspruchlosester Lebensführung buchstäblich wahr werden; er hatte schon zu Lebzeiten seine Hauseinrichtung und seine Lebensversicherung verpfändet um die Mittel für seine Lieblingsstiftung, das Schwesternhaus in Eschbach, zu gewinnen. Dabei hatte er für kirchliche Interessen eine stets offene, für »Arme« bisweilen eine nur allzu offene Hand.
Kindlich fromm, durch und durch kirchlich gesinnt, ein Mann von rastlosem Arbeitseifer bis ins höchste Alter, besaß Pfarrer Gustenhoffer einen peinlichen Ordnungssinn, zumal in Führung von Standesbüchern, Chroniken, in Aufzeichnungen über Gebräuche und Ereignisse in der Pfarrei usw. - Wilhelm Gustenhoffer war ein guter Katechet und hatte
für Schulfragen ein reges Interesse.
Dem Priesterseminar St. Peter war er ein treuer Beraten vor allem ein trefflicher unermüdlicher Beichtvater während 32 Jahren bis zu seinem Tode.
Von seinem Oberhirten wurde der bescheidene Priester mit der Würde des Erzbischöflichen Geistlichen Rates a. h. ausgezeichnet. (1903)

Mitteilungen an die Pfarrgemeinde zu Dezember 1978 von Pfarrer Josef Hog

Soweit der Bericht des Diöz. Archivs.
Die Verleihung des Zähringer Löwenordens 1906 erwähnte er nirgens in den Akten. Das Ordensdiplom verwendete er zur Einrahmung eines Josefsbildes im Schwesternhaus hintedrauf! Die Ordenserwähnung auf seinem Grabstein gesah gegen seinen Willen. Die Erhlatung des Grabes für seinen bedeutensten Vorgänger, Pfr. Broggle, war sein besonderes Anliegen.
Gustenhoffer liebte seine Pfarrei und seinen Beruf über alles; nach zehn Jahren harten Verhandlungen mit dem Staat, konnte er die Kirche restaurieren. Denkmalpflege und Hochbauamt waren Feinde des Barock -"wertloser Zopfstil" - und gaben ihm kaum Mittel; er war auf Stiftungen angewiesen. Dafür konnte er seine Eschbacher gewinnen. In Stegen hatte er am "guten Grafen" Max von Kageneck bis 1891 eine gute Hilfe, nachher war es schwieriger. Die Unbilden des kalten Pfarrhauses ertug er mit Tapferheit. "Im Wohnzimmer erreicht man im Winter 14 Grad, und das genügt ja !" Als er älter wurde, klagte er doch: "Im Hausgang hat es auch im März nur 4 Grad, daher kommt es, daß ich seit 17 Jahren so bösen Rheumatis habe." Darum zog er im Sommer 1908 auf den Lindenberg in die "wärmere" Kaplanei und richtete dort das Gärtchen her, das jetzt mit Bauschutt angefüllt ist. Das war Pfarrer Gustenhoffer !