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Joseph Hog
Eschbach Mitteltal 23
7801 Stegen 2
August 1978  

Als Hilfe für den Unterricht in Geschichte und Heimatkunde an den Schulen im Dreisamtal übergebe ich den Lehrkräften und sonst Interessierten die folgenden 6 Blätter als Arbeitsunterlagen.
Ich hoffe, durch diese Arbeit aus Archiven und Fachliteratur der Arbeit in der Schule etwas zu helfen, der historischen Wahrheit und der Heimat etwas zu dienen.
gez. Joseph Hog, Pfarrer

Das Dreisamtal
Heimatkunde, Heimatgeschichte
für
Lehrende und Interessierte

zusammengestellt von Joseph Hog, Pfarrer
Stegen/Eschbach 1978

Quellen, Urkunden usw.:
für die Dorf- und Hofgeschichte: Archiv der Talvogtei Kirchzarten: im Stadtarchiv
Freiburg
für die Bereiche der Klöster: Generallandesarchiv Karlsruhe und Pfarrarchive
für die Grundherrschaften: das Archiv in Munzingen und Ebnet bzw. Stadtarchiv
Freiburg 

Literatur:
das wichtigste Werk: Kirchzarten, 1200 Jahrfeier, herausgegeben von v. Haselier und
Weber, 1. Band 1966, 2. Band Pfarreigeschichte mit Register für beide Bände 1967. Beide Bände sind noch zu haben, Rathaus bzw. Pfarrhaus Kirchzarten, sollten in keiner Lehrerbücherei fehlen!
Tagebuch von Abt Speckle, St. Peter, herausgegeben 2 Bände und Registerband 1968 von Abt Ursmar Engelmann, Kohlhammerverlag
Tagebuch von Abt Steyrer, veröffentlicht Freiburger Diozesanen-Archiv 1959
Tagebuch von Abt Fritz, St. Märgen, in: 850 Jahre St. Märgen 1968
K. Müller: Der Feldberg 1948
H Schilli: Das Schwarzwaldhaus, Kohlhammerverlag Stuttgart 2. Aufl. 1963
F. Hockenjos, St. Märgen: Wäldergeschichten: Unser Wald, Verlag des Schwarzwaldvereins Freiburg
Rolf Nierhaus: Studien zur Römerzeit, Concordia, Bühl 1977
Die Zeitschriften: Badische Heimat, Schauinsland, Berichte des Alemannischen Instituts Freiburg
weitere Literatur siehe: Kirchzarten

Die Gemeindegeschichte, besonders im Dreisamtal-Nord, ist dargestellt in:
Gemeindechronik von Stegen von Maximilian Walter, Bürgermeister, 1920
Ortschronik Eschbach zur Schulhauseinweihung 1967 von Norbert Graf  

In der alten Zeit war das Land durch die Grundherren in Vogteien und Stabhaltereien eingeteilt, geschlossene Dörfer oder offene Talschaften. Höhere Gerichtsbarkeit bei den weltlichen Grundherren, Galgenbühl oberhalb von Stegen!

Die erste große Neuorganisation erfolgte unter Kaiser Napoleons moderner Staatsorganisation im Jahre 1811. Der Wiener Kongress 1814/15 bestätigte das Werk Napoleons. Sein führender Kopf, Fürst Metternich, Sohn einer Gräfin von Kageneck, erkannte den praktischen Wert der neuen Gemeindeorganisation und setzte sie durch.

Eine Gemeinde muss so groß sein, dass sie eine Schule unterhalten kann, die Kinder höchstens einen Weg von einer Stunde zur Schule haben, damit alle Kinder die Schule besuchen können. Die Pfarrei muss so groß sein, dass alle gesunden Bewohner am Sonntag zur Kirche kommen können.

Vielfach war die Gemeindebildung von der Natur vorgegeben und bei den ehemaligen Klostergemeinden einfach. So als Beispiel: Eschbach: Die St. Petrinischen Höfe und die Sickingischen Höfe bis zum Mooshof und die im Rechtenbach, soweit St. Petrinisch, bilden die neue Gemeinde mit Schule in Eschbach. Im unteren Teil des Tales: Weiler, die Höfe von Stegen, Unterbirken und Oberbirken bilden die Gemeinde Stegen. Schwierig aber war die Existenz der Vogtei Wiesneck, zu der der Reckenhof und der Schwabenhof gehörten, ebenso das untere Ibental, das z. T. St. Petrisch war und z T. zu Wiesneck gehörte, dazwischen die Vogtei Burg.

1827 begannen Verhandlungen wegen Auflösung von Wiesneck. 1837 kamen der Berlacher Hof und der Schwabenhof zu Eschbach.
1847 beantragen die Rechtenbacher Höfe Zuteilung zu Stegen. Erst 1890 werden die Häuser Reckenberg im Steurental zu Eschbach und die Rechtenbacher Höfe zu Stegen getan. Die Stellung des alten Schul- und Rathauses ist so zu erklären: an der Grenze Wiesneck – Stegen - Rechtenbach. Um 1830 nennen die Grafen von Kageneck das Schloss Weiler - Schloss Stegen.

Die D r e i s a m und die Seitenbäche im Tal

Tragisama, Tragisa sind die keltischen Namen für unseren Fluss. In den Urkunden des Mittelalters: Treysam oder Treysem, so besonders in den Schriften betreffend den Stadtwald Freiburg, früher Klosterwald St. Märgen Mit Recht sagt F. Seyfahrth: es ist gemeint der Fluß von der Stadt an aufwärts durch das Zartner Becken, durchs Wagensteigtal bis mindestens zur Stelle Holzschlag bei St. Märgen. Als Quellbach ist der Erlenbach bezeichnet: Treysemsprung ist westlich der Schanz beim Thurner. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Begriff reduziert auf die Strecke ab Ibenbachmundung, Ende des 19. Jahrhunderts amtlich und schulisch: Dreisam dreizusamm ab Rotbachmundung bei der, hohen Brücke'. Man muss die Tragisama, d. h., die schnell Laufende' einmal bei Hochwasser unterhalb der Schwabentorbrücke gesehen haben, dann versteht man den Namen, zum Unterschied etwa von Elz und Kinzig (Hochwasser 1896 zerstörte drei Brücken in Freiburg - Tafel bei der Schwabentorbrücke). Der Quellbach Wagensteigbach ist vor allem im oberen Teil (ab Waldparkplatz Schaubhof) ungemein schon bis hinauf zur Christenmartis Weiher, der Quelle. Das gesamte Holz von dort oben wurde auf der Treysem ab Holzschlag nach Freiburg hinab gefloßt; erst mit den guten Straßen des 19. Jahrhunderts kamen die schweren Langholzfuhrwagen!
Der Iben - Eiben-bach, im unteren Teil das liebliche, weite Tal mit den großen Höfen und dem Lindenberg, dann die enge Mitte mit dem einen Hof Wolfsteiger, dann das obere Ibental mit den so stillen ursprünglichen Höfen ab Burle bis zum Kapfen und Birkweg. Die Quelle neben der Kapfenkapelle ist schon gefasst! feine Halbtagswanderung!
Der Rotbach, den West- und Südrand von Zarduna bildend, ist lang und wasserreich, stürmisch im unteren Höllental, in der oberen breiten Steig nimmt der die Ravenne auf, die von der Breitnauer Ebene und den, Tiefen' schon etwas mooriges Wasser bringt. Den Rotbach entlang geht man dann das Löffeltal hinauf, dann nennt er sich Zartenbach, bekommt bei, Maria in der Zarten' das rote Wasser des Moores und schlängelt sich lieblich bis zum Mathisleweiher.
Osterbach und Brugga bringen die Wasser vom Nordhang des Feldbergs, die Schneewässer (kalt, wenig wässernd in den Wiesen). Sie können bis in unsere Tage Kirchzarten noch in Hochwassernot bringen! Gerade die Seitenbäche aber füllen den Grundwasserstrom unter dem Schuttkegel!
Vom Schauinsland her kommt dann der Reichenbach durch das Kappler Tal. Er bringt auch die Wässer aus den Stollen des, Erzkastens' und brachte früher den Freiburgern den Reichtum an Blei und Silber. Für den Kenner hat jeder Bach sein eigenes Wasser!
Der Eschbach kommt als letzter zur Dreisam bei Ebnet unter dem Schloss. Genannt ist er nach den Espen - Aspen - Zitterpappeln, die heute noch hier einen natürlichen Standort haben (so die Fachliteratur), auch der Volksmund sagt ja: ,s'Eschpe' und nicht ,Eschertal'! Der Eschbach nimmt die Bäche von der Nordseite her auf, den vom Welchental, vom Attental, vom Wittental; oberhalb des Schroffenfelsens holt er sich auch das Wasser des Rechtenbachs, nach Norden sich wendend, teilt er sich vor der ehemaligen Jakobuskapelle in den Hintereschbach und den Obereschbach, um bei St. Peter vor dem Kloster noch den Elzbach aufzunehmen. Er hat wenig Wasser aus dem Schneegebiet der Höhenlagen, speist schon oberhalb Stegen den Grundwasserstrom. Daher kommt es, dass er in trockenen Sommern in Ebnet kein Wasser mehr hat.
In den vergangenen Zeiten wurden die Bäche bis ins Letzte von den Bauern als Helfer in Anspruch genommen, zum Wässern, Düngen, die Mäuse zu vertreiben, die Mühlen und Sägen zu bewegen. In der 1. Hälfte unseres Jahrhunderts hatten unsere klugen Schwarzwaldbauern die eigene Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt. Über 100 eigene Stromversorgungen gab es; z. T. über die Mühlenräder, z. T. über Turbinen im Holzschlag, sogar über selbstgebaute hölzerne Turbinen, dazu die vielen Sägewerke mit Wasserkraft, im Wagensteigtal allein etwa 14, wovon einige jetzt noch nur mit Wasserkraft arbeiten.  

Die Straßen im Dreisamtal

An den Straßen hat sich im Dreisamtal seit alter Zeit nicht viel geändert. Der Fluss mit seinen zerstörenden Hochwassern bestimmte die Führung der Wege. Zur Zeit der Keltensiedlung (hochwassersicher) waren es Saumpfade; auch zur Römerzeit keine Straße! In der Besiedlungszeit durch die Alemannen kommen die Verbindungswege der einzelnen, Weiler mit Stegen über die Bäche. Der Großbereich von Zarduna - Tarodunum, bis zu Anfang unseres Jahrhunderts im Volksmund noch ,Ochsenburg' genannt, wurde noch gemieden, für die Namengebung der Orte aber maßgebend: Zarten, Kirchzarten, Burg. Mit der Frankenherrschaft nach 600 kommt die erste Straße: vom Rheintal bei Breisach über St. Georgen ins Dreisamtal nach Schaffhausen. Dreisamübergang bei Ebnet, in Zarten, oberhalb Zarten über den Rotbach, hinauf auf den Bereich von Tarodunum, bei der „Brand“ vorbei, an den Rain, dann leicht abbiegend nach Osten zur ,Höld'. Vor Burg Falkenstein eine Zoll- oder Sperrstelle, links hinauf über die Nessellache ein Pfad, der andere durch die Enge -Hölle- jetzt Hirschsprung bis Finsterrank, dann durch das erweiterte Tal, durch das Löffelloch hinauf nach ,in der Zarten', um das Moor herum bis zur Bärenkapelle, am Titisee entlang, Seesteige hinauf, Rotkreuz, Lenzkirch, Lausheim, Schaffhausen. An dieser ,Reichsstraße', im Volksmund ,Hohstroß' genannt, liegen dann die Rast- und Herbergshäuser und die Stellen, wo Vorspannpferde bereit standen, in jedem Dorf, zuerst noch ohne Namen, auch unterwegs, etwa beim ,Brand', Birke, Rain, vor der Zollstelle Falkensteig, später die Posthalde, der Sternen ganz wichtig, in Hinterzarten der Adler, vor dem Titisee der Bären. Zugleich sind an dieser Straße die entsprechenden Kapellen: Hilarius in Ebnet, Johannes der Täufer in Zarten, Jakobus bei Himmelreich, St. Nikolaus bei Falkensteig, St. Oswald beim Sternen, eingeweiht 1148, wird sogar Pfarrkirche, Maria in der Zarten beim Adler, Bärenkapelle St. Nikolaus, Lenzkirch St. Nikolaus, Lausheim usw. Diese Heiligenpatronate sind typisch für Handelsstraßen.

Mit der Gründung von Freiburg und Villingen durch die Zähringer 1120 und 1119 kommt ein neuer Bedarf. Zuerst musste man über Breitnau an der Zollstelle Falkensteig vorbei, weitere Sicherungen kamen dazu: Wiesneck, Falken (Wi.). Nach vielen Händeln mit den ,Raubrittern' baute man nun die zweite Straße ab Ebnet: Villinger Landstraße, oberhalb Ebnet abzweigend, an Weyler vorbei, dann Abzweigung nach St. Peter bei den Höfen oberhalb Weiler mit Stegen. über die Treysem bei Burg am Wald am Rand von Tarodunum entlang, an die obere Ecke, jetzt ,Schlüssel', durchs Buchenbachtal (Wiesneck noch wichtiger!). Hier war schon früher ein Saumpfad östlich an St Märgen vorbei. Beim, Hirschen' suchte man den Aufstieg: ,Steig' auf die Spirzen zum Punkt, wo die Thurner aus Freiburg die wichtige Rast-und Umspannstelle besorgten. Es ging über den Hohlen Straßen ins Bregtal, vor Vöhrenbach, die ,alte Straße' nach Villingen. An dieser Straße wiederum die Gaststätten und die typischen Kapellen: Johannes der Täufer beim Breitehof, St. Nikolaus in der Wagensteig, St. Wolfgang. auf dem Thurner. Die, Klause' östlich von St. Märgen bestand schon vor Gründung von St. Märgen und St. Peter und wurde 1121 in einer schwierigen Verhandlung (Urkunde im Generallandesarchiv) von den Fürsten an die Marienzelle zugeteilt, ebenso wurde die Schurhalde unter dem Ohmen an St. Märgen abgetreten. Der bis 1900 kahle Ohmenberg war Kultstätte der Kelten, wie der Otten und Freyel, ebenso kahl bis in unsere Zeit, Kultstätte der Alemannen. Nach der Christianisierung kam dann das Engelheiligtum auf den Ohmen und vielleicht auch bald (?) Judas Thaddäus .
Diese Straße, jetzt ,alte Villinger Landstraße' genannt, hatte wie die Hohstraße ein ganz gutes Fundament, was die heutigen Straßenbauer bestätigen. An der schwierigen Stelle der Höllentalstraße musste laufend gearbeitet werden, bei Hochwasser war sie unpassierbar; um 1760 ganz intensive Arbeiten, daher dann der Brautzug 1770 Wien Paris hier möglich! Mit der modernen Bautechnik im 19. Jahrhundert kommen die wesentlichen Verbesserungen bei der Straße: im oberen Höllental die Kehren um den Kreuzfelsen, dann zum Rössle, dort Abzweig Breitnau, an der Fafette vorbei zum Bären. Seit Gründung von Neustadt durch die Fürstenberger im Spätmittelalter dort Abzweig nach Neustadt, Friedenweiler, Löffingen, Donaueschingen.
Die alte Villinger Landstraße verlor ihre Bedeutung, als vom Bregtal die Straße über Furtwangen ins Simonswäldertal, von der Wagensteig um den Ohmenberg die neue Straße, die Straße Glottertal - St. Peter - St. Märgen kam.

Seitenstraßen: mit der Klostergründung St. Peter 1093 wurden die Seitenwege wichtig: oberhalb Schloss Weyler beim Sumpfgebiet Rechtenbach - Eschbach wurde der Weg über Stege geführt, daher der Name früher ,Höfe bei den Stegen', dann über das Wiesengebiet Berlachen weiter sich schlängelnd bis zum Umbau 1950/60 zum Schwabenhof, zum ,Engel', Rasthaus der Sickinger Höfe, dann zum ,Löwen', Rasthaus der St. Petrinischen Höfe. Von dort an kein guter Weg mehr. Die Freiburger Kutscher fuhren nicht mehr weiter. Wo die Ebene endete, stand seit etwa 1200 die Jakobuskapelle; beim Hugmichelhof führte nun der eine Weg, der, Abtsweg' über den Lindenberg nach St. Peter, der steilere steinige oberhalb Schwörerhof (Gasthaus) durch die Steig - Steighof- nach St. Peter. Für das Seminar war das nach 1842 die große Sorge und Not, nach 1850 wurde dann um den Oberbauernhof herum die heutige Straße gebaut und um 1970 in die jetzige gute Form gebracht!
Nach St. Märgen, gegründet 1118, kam man durch das Ibental, beim Steinhäusle hinauf auf den oberen Zwerisberg, Birkweg, oder über den schwierigeren Weg über die Wagensteig, ,Belz“, Holzschlag, ,alter Weg', Büblesäge, St. Märgen. Erste urkundliche Erwähnung der Straße durch die Wagensteig 1379. Die Alemannensiedlung am besten Platz im Tal, die deswegen die Kirche bekam: Kirchzarten, wurde von Zarten aus erreicht. Der Platz für die Kirche absolut hochwassersicher, auch der Friedhof- bei den Alemannen besonders wichtig! Als man für den gestrengen Talvogt eine feste Burg brauchte, konnte man sie in nächste Nähe als Wasserburg bauen. Nach der Klostergründung von St. Wilhelm ein Weg durchs Oberried. Erst als man nach 1848 in Karlsruhe den Notschrei der Wiesentalbürger gehört hatte, wurde die moderne Straße nach Süden gebaut, nach Todtnau; am Höhepunkt daher die Raststätte „Notschrei' und größere Bedeutung von Kirchzarten.
Der Zugang von Osten, vom Wagensteigtal wie vom Höllental, ging über den „Rain' hinunter; vollends waren die Kirchwege zur Großpfarrei die Wegbereiter der Seitensträßchen: Attental und Wittental - Zarten Kirchzarten, daher auch an diesen Sträßchen heute noch die Wegkreuze.

Im unteren Teil des Dreisamtales: nach Gründung der Stadt Freiburg verlief vom Schwabentor her die eine Straße am Schlossberg entlang, jetzt Karthäuserstraße, bis am Westeingang von Ebnet, unterhalb der Eschbachmündung, über die wichtige Dreisambrücke die andere, die ältere Straße dazu kam. Dort das Gasthaus Adler, dann kam vor dem Schloss die Eschbachbrücke, bis 1945 zur Sprengung wegen ihres hohen Gewölbebuckels etwas schwierig. Oberhalb Ebnet, wo sich die Straßen wieder trennten, musste ein Schnewlin wegen des Mordes am Abt von St. Märgen eine Kapelle errichten; ein Kreuz und die Linden erinnern jetzt noch daran.
Die alte Reichsstraße von St. Georgen kommend zog südlich Freiburg vorbei, durch das Dorf Wiehre, jetzt Baslerstraße, dann Talstraße (alter Name), beim Gasthaus Schiff zweigte der Weg nach Littenweiler und Kappel ab. Beim Schiff stellten die Schwarzwälder die Pferde ein, mein Vater das Fahrrad, wenn man in die Stadt fuhr.

Das Eisenbahnzeitalter nach 1871 änderte das Bild der Verkehrswege wohl in der Entlastung der Straßen. Die Baufachleute dachten auch damals wie heute bei der Schwarzwaldautobahn an den Holzschlag- oder den Spirzentunnel. Da St. Märgen nicht mitmachen wollte, der Spirzentunnel Hinterzarten nicht bediente und zu teuer war, zudem für Steilstrecken bald die Zahnradlokomotive zur Verfügung stand, folgte man der Linie durchs Höllental. Hinterzarten bekam den Bahnhof zwischen Rössle und Adler und gewann viel durch den Bahnbau, in der Nähe des Sees kam auch ein Bahnhof. Sonst kamen die Bahnhöfe in die Nähe der alten Raststätten, Kirchzarten mit Rücksicht auf Zarten, Eschbach und Ibental und wegen des Raumbedarfs den Bahnhof etwas von der Ortsmitte weg.

Die Familie der Freiherren - Grafen von Kagenegg (Kageneck) in Stegen und Munzingen, ihre Bedeutung für Stegen und den Lindenberg

Ursprünglich ein Rittergeschlecht im Elsass seit 1250, besonders Straßburg 1630 kommt Johann Friedrich von Kagenegg durch Heirat der Witwe Pforr nach Munzingen, wird 1671 Freiherr. 1702 Belehnung mit Schloss Weyler.
Johann Heinrich von Kagenegg Staatsminister, Landkomptur des Deutschen Ordens, kauft 1726 in Freiburg das Haus SaIzstraße 5 als Stadtwohnsitz, 1944 zerstört, jetzt N° 1. Sein Neffe Friedrich Fridolin von Kagenegg, 1734 vermählt mit Gräfin von Andlau, vereinigt den Besitz Munzingen - Bleichheim - Umkirch - Merdingen - Weyler - Hipsheim - Waltershofen - Hugstetten; sehr wohlhabend und gastfreundlich.  

Lindenberg betr.: Johann Heinrich und Friedrich Fridolin sind sehr befreundet mit Abt Steyrer, der sein Lindenbergbuch 1741 dem Johann Heinrich widmet. Schon die Vorgänger in Weyler, die Moser, hatten als Grundherrn den Sebastianfond mit dem Lindenbergfond vereinigt. Friedrich Fridolin stiftet 1763 für die künstlerische Ausstattung der neuen Lindenberg-Kapelle, jetzt Pfarrkirche in Eschbach - 10.000 österreichische Gulden. Wichtige Inventarstücke kamen damals wie früher auf den Lindenberg, jetzt in Eschbach. Franz Heinrich Wendelin von Kagenegg wird Weihbischof von Eichstätt, sein Bruder Johann Baptist von Kagenegg Domherr von Augsburg.
1744 ist König Ludwig XV. von Frankreich als Belagerer von Freiburg in Munzingen. Das 10. Kind von Friedrich Fridolin von Kagenegg ist Maria Beatrix, geb. 1754. Sie wird später die Mutter des Fürsten von Metternich. 1770 beherbergt die Familie von Kagenegg in Freiburg Marie Antoinette auf der Brautfahrt nach Paris.
1771 wird der Freiherr in den Grafenstand durch Joseph II. erhoben.
1813/14 wohnt Fürst Metternich im Haus Kageneck, dort wichtige Vorentscheidungen für den Wiener Kongress! Das Gemälde von S. Göser in Eschbach, Maria Geburt' steht in diesen Zusammenhängen!

Unter den Kindern des Grafen Heinrich Euseb teilt sich die Linie:
Heinrich Hyazinth fahrt die Munzinger Linie, Philipp Joseph die Stegener Linie. Philipp Joseph von Kagenegg, 1788 geboren, 1819 vermählt mit Wilhelmine Zorn von Bulach, zieht in das Schloss Weiler, das er 1841-43 restauriert und zur heutigen Form erweitert. Schloss Weiler war in der Zwischenzeit mit den Stegener Höfen, Unter- und Oberbirken zur neuen Gemeinde Stegen vereinigt worden, nun Schloss Stegen. Graf Philipp Joseph wendet sich von den Aufklärern ab und wird eine Stütze der kath Erneuerung, seinen Sohn Maximilian schickt er zu den Jesuiten nach Freiburg in der Schweiz! Dieser Maximilian von Kagenegg, der gute Graf genannt, 1828-1891, meist in Freiburg wohnend, ist eine fahrende Persönlichkeit im ganzen Land; 1859 mit Alban Stolz Wallfahrt ins hl. Land, von wo er ein Kreuz für die Kapelle in Stegen mitbrachte, Mitbegründer des Gesellenvereins, der Constantia, des kath Vereinshauses, Redner auf dem Kathol. Tag, Freund und Helfer des Lindenbergs wie seine Großmutter, Gräfin Franziska. Diese hatte als Cousine von Wessenbergs 1800-1806 vergeblich versucht, den Wiederaufbau wenigstens einer kleinen Kapelle zu erwirken. Hinweis darauf bei Störk, Lindenbergbuch 1892! Gute Zusammenarbeit mit Pfarrer Gustenhoffer; s. Pfarrchronik Eschbach, dort Bild von ihm und Bericht über das Begräbnis 1891.

Sein 1. Sohn Graf Franz von Kageneck, Nachfolger 1891, verunglückt 1895 zwischen Kirchzarten und Zarten durch Sturz vom Pferd; Bildstock mit Pieta an der Stelle.
Der 2. Sohn Graf Philipp wird 1894 zum Priester geweiht, auf die Primiz hin wird die Schlosskapelle erneuert. Er war der letzte von 14 Priestern aus der Familie von Kageneck. Nach dem Tode seines Bruders verwaltet er das Schloss und holt 1929 die Herz-Jesu-Priester nach Stegen. Durch den frühen Tod von Graf Franz war das Geschick der Familie schwer. 1946 übernahm sein Sohn Heinrich, geboren 1887, die Verwaltung des Schlosses. Er verunglückte 1957 auf dem Heimweg nach Stegen und ist in Eschbach begraben.  Danach geht ein Großteil des Besitzes in andere Hände: Baugelände, Gehörlosenschule, die Hälfte des Waldes an die Gemeinde Stegen. Der Munzinger Anteil an Wald und das Schloss bleibt im gräflichen Besitz von Graf Alfred in Munzingen, der auch der Chronist der Familie heute ist.

1741 - Johann Heinrich Hermann Freyherr von Kagenegg, Churpfälzischer Geheimer Rat, Staatsminister
1763 - stiftet (sein Sohn) Friedrich von Kagenek
10.000 Gulden österreichische Währung für die neue Kirche Lindenberg, + 1783, seine Witwe Maria Franziska bemüht sich von 1796-1806 um                 den rechtmäßigen Wiederausbau des Lindenbergs
1829-1891 - Graf Max von Kageneck (der gute Graf) war 1859 mit Alban Stolz im Heiligen Land (Kreuz von mir Dr. Bauer übergeben). Bild im Pfarrarchiv hier. Redner uaf dem Katholikentag,                      Mitbegründer des Constantina Freiburg des kath. Gesellenhauses usw. + in Freiburg. 1. Sohn ist Franz von Kageneck, 2. Sohn ist Philipp, Primiz 1891dazu großer Umbau der Kapelle                 (Sakristei)
1860-30.5.1895 - Franz von Kageneck, immer in Stegen, verunglückte zwischen Kirchzarten und Zarten (Bildstock), seine Witwe Wilhelmine von Linden + 1928 in Stegen.
1895-16.4.1957 - Heinrich von Kageneck, der letzte Graf in Stegen verunglückt auf dem Heimweg von Kirchzarten., begraben in Eschbach
("da ihn ein Eschbacher totgefahren habe..."), seine                 Witwe Gertrud geb. Lischy + 1976, ihre Asche und des Hofdieners Gustav sind in Eschbach beigesetzt.
            Graf Heinrich und seine Witwe verkauften den Besitz in Stegen, die guten Felder als Baugelände und für die Gehörlosenschule, den Wald an die Gemeinde. So wurde Stegen groß, die                 Eschbacher verloren die besten Pachtfelder, das Schloß kam an die Herz-Jesu-Priester, die Unterbirkener konnten ihren Besitz etas vergrößern.


Das Schwarzwaldhaus im Tal und das Gewerbe

Land- und Waldwirtschaft waren bis zur alles überragenden Ausdehnung der modernen Großstadt Freiburg in unseren Tagen Lebensgrundlage im Tal. Bei der dafür günstigen Lage und der milden kulturellen Ausstrahlung des alten Freiburg ist es nicht verwunderlich, dass hier das Schwarzwälder Bauernhaus, das Holzhaus - Eindachhof- eine eigene Form hat. Dem lieben früheren Gewerbelehrer in Freiburg, Prof. Hermann Schilli, müssen wir sehr dankbar dafür sein, dass er in seiner einmaligen Sorge um das Schwarzwaldhaus dem Dreisamtal und seiner Baukultur den Platz gegeben hat, den es verdient. Unter den 7 Formen des Schwarzwaldhauses hat er den Begriff: ,Das Zartener Haus' für immer in die Wissenschaft eingeführt. Das Dorf Zarten hat noch einige dieser Häuser. Schilli zeigt in seinem Buch den Seppenhof und den Michelhof, auch in Kirchzarten, Oberried und Wittental, ja bis Hinterzarten finden wir das Zartener Haus (Rombachhof in Oberried, Bankhof in Hinterzarten). Das Heidenhaus jüngerer Form ist vor allem in den nördlichen Seitentälern noch zahlreich vertreten, etwa Hinterbauer im Steurental, Peterbauer im Ibental. Auch das Heidenhaus älterer Form kommt bis herunter ins Eschbachtal: Hugmichelhof. Schließlich hat Hofsgrund das Glück, sein Haus: ,Schauinslandhaus' sogar in reinster Form im Schniederlehöfle zeigen zu können. Schade ist, dass es dem guten Professor nicht gelungen ist, - im Dreisamtal geht eben manches nicht - dort, wo vier Formen des Schwarzwaldhause so nah beisammen sind, sein Freilichtmuseum zu errichten. So müssen wir eben ins Gutachtal zum Vogtsbauernhof fahren, wenn wir sehen wollen, was früher einmal hier war: Häuser, Mühlen, Sägen, Gewerbe. Wir müssen aber gern hinschauen, wo noch die letzten Reste der alten Kultur sich zu halten versuchen. Wir dürfen auch die Formen der Bauernhäuser etwa nach 1770 beachten: die Steinhäuser, die kamen, als Bauvorschriften die Trennung von Stall und Wohnhaus forderten, dann das Strohdach verboten wurde. Beachten auch die noch zahlreichen Hofkapellen und Glöckchen, vor allem, wenn der dazu gehörende Glauben noch da ist.
Das zur Land- und Waldwirtschaft gehörende Gewerbe ist im Dreisamtal üppig vertreten gewesen: an den Bächen alle Arten von Mühlen, fast so viele, wie es Höfe gab, dazu die Sägen, die Spezialmühlen wie Öl-, Hanf- und Löffelmühle. Bei manchen größeren Mühlen dann dazu der, Beck“. Typisch fürs Dreisamtal sind dann die Schmieden, überall, wo Raststätten und Brücken waren. War die Wasserkraft besonders günstig, dann die Schmieden mit dem vom Wasserrad geschwungenen schweren Hammer. Dort sang Hammer und Amboss, wurde der beste Stahl für Hufeisen, Äxte usw gefertigt. War die Wasserkraft weniger, der Meister aber besonders fein und tüchtig, dann wars die Nagelschmiede. In der Nähe ist dann sicher der Wagner oder Krummholz, der Dreher, der Schreiner. Wo die fleißigen und künstlerisch so begabten Trachtennäherinnen, Strohflechterinnen, Hutmacherinnen wohnten, sah man weniger, wusste sie aber meist in den Berg- und Taglöhnerhäuschen. Ihr Werk sah man besonders an Sonn- und Feiertagen. Seit sich fast kein Mühlrad mehr dreht im Dreisamtal, gibt es auch kaum noch Mühleweiher, Mühlegräben und damit keine Frösche und Quaken und damit umso mehr Schnecken. Leider ist deswegen auch kein Storchenpaar mehr daheim auf dem Kirchzartner Kirchturm, wie es noch unsere Erinnerung kennt.
Auch ein Industriewerk, das dem Dreisamtal bis vor etwa 30 Jahren sichtbar ein Gepräge gab, sei genannt: das Kappler Bergwerk. Im Schauinsland arbeiteten viele Bergleute. Gänge und Stollen, wegen Gefahr jetzt gut verschlossen, sind noch da. Das erzhaltige Gestein wurde durch die Seilbahn nach vorn geschafft. Gewaltig groß war die Geröllhalde oberhalb Kappel, weithin sichtbar und hörbar der Betrieb oben und die Verladung unten mit dem Anschluss an die Eisenbahn. Das ist nun still geworden, anderes dafür laut. Was noch lebt im Dreisamtal aus alter Zeit, sollen wir kennen und pflegen.

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