Joseph Hog Als Hilfe für den
Unterricht in Geschichte und Heimatkunde an den Schulen im Dreisamtal übergebe
ich den Lehrkräften und sonst Interessierten die folgenden 6 Blätter als
Arbeitsunterlagen. |
Das Dreisamtal Heimatkunde, Heimatgeschichte für Lehrende und Interessierte zusammengestellt von Joseph Hog, Pfarrer Stegen/Eschbach 1978 |
Quellen, Urkunden
usw.:
für die Dorf- und Hofgeschichte: Archiv der Talvogtei Kirchzarten: im
Stadtarchiv
für die Bereiche der Klöster: Generallandesarchiv Karlsruhe und Pfarrarchive
für die Grundherrschaften: das Archiv in Munzingen und Ebnet bzw. Stadtarchiv
Literatur:
das wichtigste Werk: Kirchzarten, 1200 Jahrfeier, herausgegeben von v. Haselier
und
Tagebuch von Abt Speckle, St. Peter, herausgegeben 2 Bände und Registerband
1968 von Abt Ursmar Engelmann, Kohlhammerverlag
Tagebuch von Abt Steyrer, veröffentlicht Freiburger Diozesanen-Archiv 1959
Tagebuch von Abt Fritz, St. Märgen, in: 850 Jahre St. Märgen 1968
K. Müller: Der Feldberg 1948
H Schilli: Das Schwarzwaldhaus, Kohlhammerverlag Stuttgart 2. Aufl. 1963
F. Hockenjos, St. Märgen: Wäldergeschichten: Unser Wald, Verlag des
Schwarzwaldvereins Freiburg
Rolf Nierhaus: Studien zur Römerzeit, Concordia, Bühl 1977
Die Zeitschriften: Badische Heimat, Schauinsland, Berichte des Alemannischen
Instituts Freiburg
weitere Literatur siehe: Kirchzarten
Die
Gemeindegeschichte, besonders im Dreisamtal-Nord, ist dargestellt in:
Gemeindechronik von Stegen von Maximilian Walter, Bürgermeister, 1920
Ortschronik Eschbach zur Schulhauseinweihung 1967 von Norbert Graf
In der alten Zeit war das Land durch die Grundherren in Vogteien
und Stabhaltereien eingeteilt, geschlossene Dörfer oder offene Talschaften. Höhere
Gerichtsbarkeit bei den weltlichen Grundherren, Galgenbühl oberhalb von Stegen!
Die erste große
Neuorganisation erfolgte unter Kaiser Napoleons moderner Staatsorganisation im
Jahre 1811. Der Wiener Kongress 1814/15 bestätigte das Werk Napoleons. Sein führender
Kopf, Fürst Metternich, Sohn einer Gräfin von Kageneck, erkannte den
praktischen Wert der neuen Gemeindeorganisation und setzte sie durch.
Eine Gemeinde muss
so groß sein, dass sie eine Schule unterhalten kann, die Kinder höchstens
einen Weg von einer Stunde zur Schule haben, damit alle Kinder die Schule
besuchen können. Die Pfarrei muss so groß sein, dass alle gesunden Bewohner am
Sonntag zur Kirche kommen können.
Vielfach war die
Gemeindebildung von der Natur vorgegeben und bei den ehemaligen Klostergemeinden
einfach. So als Beispiel: Eschbach: Die St. Petrinischen Höfe und die
Sickingischen Höfe bis zum Mooshof und die im Rechtenbach, soweit St.
Petrinisch, bilden die neue Gemeinde mit Schule in Eschbach. Im unteren Teil des
Tales: Weiler, die Höfe von Stegen, Unterbirken und Oberbirken bilden die
Gemeinde Stegen. Schwierig aber war die Existenz der Vogtei Wiesneck, zu der der
Reckenhof und der Schwabenhof gehörten, ebenso das untere Ibental, das z. T.
St. Petrisch war und z T. zu Wiesneck gehörte, dazwischen die Vogtei Burg.
1827 begannen
Verhandlungen wegen Auflösung von Wiesneck. 1837 kamen der Berlacher Hof und
der Schwabenhof zu Eschbach.
1847 beantragen die Rechtenbacher Höfe Zuteilung zu Stegen. Erst 1890 werden
die Häuser Reckenberg im Steurental zu Eschbach und die Rechtenbacher Höfe zu
Stegen getan. Die Stellung des alten Schul- und Rathauses ist so zu erklären:
an der Grenze Wiesneck – Stegen - Rechtenbach. Um 1830 nennen die Grafen von
Kageneck das Schloss Weiler - Schloss Stegen.
Die D r e i s a m und die Seitenbäche im Tal
Tragisama, Tragisa
sind die keltischen Namen für unseren Fluss. In den Urkunden des Mittelalters:
Treysam oder Treysem, so besonders in den Schriften betreffend den Stadtwald
Freiburg, früher Klosterwald St. Märgen Mit Recht sagt F. Seyfahrth: es ist
gemeint der Fluß von der Stadt an aufwärts durch das Zartner Becken, durchs
Wagensteigtal bis mindestens zur Stelle Holzschlag bei St. Märgen. Als
Quellbach ist der Erlenbach bezeichnet: Treysemsprung ist westlich der Schanz
beim Thurner. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Begriff reduziert auf die
Strecke ab Ibenbachmundung, Ende des 19. Jahrhunderts amtlich und schulisch:
Dreisam dreizusamm ab Rotbachmundung bei der, hohen Brücke'. Man muss die
Tragisama, d. h., die schnell Laufende' einmal bei Hochwasser unterhalb der
Schwabentorbrücke gesehen haben, dann versteht man den Namen, zum Unterschied
etwa von Elz und Kinzig (Hochwasser 1896 zerstörte drei Brücken in Freiburg -
Tafel bei der Schwabentorbrücke). Der Quellbach Wagensteigbach ist vor allem im
oberen Teil (ab Waldparkplatz Schaubhof) ungemein schon bis hinauf zur
Christenmartis Weiher, der Quelle. Das gesamte Holz von dort oben wurde auf der
Treysem ab Holzschlag nach Freiburg hinab gefloßt; erst mit den guten Straßen
des 19. Jahrhunderts kamen die schweren Langholzfuhrwagen!
Der Iben -
Eiben-bach, im unteren Teil das liebliche, weite Tal mit den großen Höfen und
dem Lindenberg, dann die enge Mitte mit dem einen Hof Wolfsteiger, dann das
obere Ibental mit den so stillen ursprünglichen Höfen ab Burle bis zum Kapfen
und Birkweg. Die Quelle neben der Kapfenkapelle ist schon gefasst! feine
Halbtagswanderung!
Der Rotbach, den West- und Südrand von Zarduna bildend, ist lang und
wasserreich, stürmisch im unteren Höllental, in der oberen breiten Steig nimmt
der die Ravenne auf, die von der Breitnauer Ebene und den, Tiefen' schon etwas
mooriges Wasser bringt. Den Rotbach entlang geht man dann das Löffeltal hinauf,
dann nennt er sich Zartenbach, bekommt bei, Maria in der Zarten' das rote Wasser
des Moores und schlängelt sich lieblich bis zum Mathisleweiher.
Osterbach und Brugga bringen die Wasser vom Nordhang des Feldbergs, die Schneewässer
(kalt, wenig wässernd in den Wiesen). Sie können bis in unsere Tage
Kirchzarten noch in Hochwassernot bringen! Gerade die Seitenbäche aber füllen
den Grundwasserstrom unter dem Schuttkegel!
Vom Schauinsland her kommt dann der Reichenbach durch das Kappler Tal. Er bringt
auch die Wässer aus den Stollen des, Erzkastens' und brachte früher den
Freiburgern den Reichtum an Blei und Silber. Für den Kenner hat jeder Bach sein
eigenes Wasser!
Der Eschbach kommt als letzter zur Dreisam bei Ebnet unter dem Schloss. Genannt
ist er nach den Espen - Aspen - Zitterpappeln, die heute noch hier einen natürlichen
Standort haben (so die Fachliteratur), auch der Volksmund sagt ja: ,s'Eschpe'
und nicht ,Eschertal'! Der Eschbach nimmt die Bäche von der Nordseite her auf,
den vom Welchental, vom Attental, vom Wittental; oberhalb des Schroffenfelsens
holt er sich auch das Wasser des Rechtenbachs, nach Norden sich wendend, teilt
er sich vor der ehemaligen Jakobuskapelle in den Hintereschbach und den
Obereschbach, um bei St. Peter vor dem Kloster noch den Elzbach aufzunehmen. Er
hat wenig Wasser aus dem Schneegebiet der Höhenlagen, speist schon oberhalb
Stegen den Grundwasserstrom. Daher kommt es, dass er in trockenen Sommern in
Ebnet kein Wasser mehr hat.
In den vergangenen Zeiten wurden die Bäche bis ins Letzte von den Bauern als
Helfer in Anspruch genommen, zum Wässern, Düngen, die Mäuse zu vertreiben,
die Mühlen und Sägen zu bewegen. In der 1. Hälfte unseres Jahrhunderts hatten
unsere klugen Schwarzwaldbauern die eigene Wasserkraft zur Stromerzeugung
genutzt. Über 100 eigene Stromversorgungen gab es; z. T. über die Mühlenräder,
z. T. über Turbinen im Holzschlag, sogar über selbstgebaute hölzerne
Turbinen, dazu die vielen Sägewerke mit Wasserkraft, im Wagensteigtal allein
etwa 14, wovon einige jetzt noch nur mit Wasserkraft arbeiten.
Die Straßen im Dreisamtal
An den Straßen
hat sich im Dreisamtal seit alter Zeit nicht viel geändert. Der Fluss mit
seinen zerstörenden Hochwassern bestimmte die Führung der Wege. Zur Zeit der
Keltensiedlung (hochwassersicher) waren es Saumpfade; auch zur Römerzeit keine
Straße! In der Besiedlungszeit durch die Alemannen kommen die Verbindungswege
der einzelnen, Weiler mit Stegen über die Bäche. Der Großbereich von Zarduna
- Tarodunum, bis zu Anfang unseres Jahrhunderts im Volksmund noch ,Ochsenburg'
genannt, wurde noch gemieden, für die Namengebung der Orte aber maßgebend:
Zarten, Kirchzarten, Burg. Mit der Frankenherrschaft nach 600 kommt die erste
Straße: vom Rheintal bei Breisach über St. Georgen ins Dreisamtal nach
Schaffhausen. Dreisamübergang bei Ebnet, in Zarten, oberhalb Zarten über den
Rotbach, hinauf auf den Bereich von Tarodunum, bei der „Brand“ vorbei, an
den Rain, dann leicht abbiegend nach Osten zur ,Höld'. Vor Burg Falkenstein
eine Zoll- oder Sperrstelle, links hinauf über die Nessellache ein Pfad, der
andere durch die Enge -Hölle- jetzt Hirschsprung bis Finsterrank, dann durch
das erweiterte Tal, durch das Löffelloch hinauf nach ,in der Zarten', um das
Moor herum bis zur Bärenkapelle, am Titisee entlang, Seesteige hinauf,
Rotkreuz, Lenzkirch, Lausheim, Schaffhausen. An dieser ,Reichsstraße', im
Volksmund ,Hohstroß' genannt, liegen dann die Rast- und Herbergshäuser und die
Stellen, wo Vorspannpferde bereit standen, in jedem Dorf, zuerst noch ohne
Namen, auch unterwegs, etwa beim ,Brand', Birke, Rain, vor der Zollstelle
Falkensteig, später die Posthalde, der Sternen ganz wichtig, in Hinterzarten
der Adler, vor dem Titisee der Bären. Zugleich sind an dieser Straße die
entsprechenden Kapellen: Hilarius in Ebnet, Johannes der Täufer in Zarten,
Jakobus bei Himmelreich, St. Nikolaus bei Falkensteig, St. Oswald beim Sternen,
eingeweiht 1148, wird sogar Pfarrkirche, Maria in der Zarten beim Adler, Bärenkapelle
St. Nikolaus, Lenzkirch St. Nikolaus, Lausheim usw. Diese Heiligenpatronate sind
typisch für Handelsstraßen.
Mit der Gründung
von Freiburg und Villingen durch die Zähringer 1120 und 1119 kommt ein neuer
Bedarf. Zuerst musste man über Breitnau an der Zollstelle Falkensteig vorbei,
weitere Sicherungen kamen dazu: Wiesneck, Falken (Wi.). Nach vielen Händeln mit
den ,Raubrittern' baute man nun die zweite Straße ab Ebnet: Villinger Landstraße,
oberhalb Ebnet abzweigend, an Weyler vorbei, dann Abzweigung nach St. Peter bei
den Höfen oberhalb Weiler mit Stegen. über die Treysem bei Burg am Wald am
Rand von Tarodunum entlang, an die obere Ecke, jetzt ,Schlüssel', durchs
Buchenbachtal (Wiesneck noch wichtiger!). Hier war schon früher ein Saumpfad östlich
an St Märgen vorbei. Beim, Hirschen' suchte man den Aufstieg: ,Steig' auf die
Spirzen zum Punkt, wo die Thurner aus Freiburg die wichtige Rast-und
Umspannstelle besorgten. Es ging über den Hohlen Straßen ins Bregtal, vor Vöhrenbach,
die ,alte Straße' nach Villingen. An dieser Straße wiederum die Gaststätten
und die typischen Kapellen: Johannes der Täufer beim Breitehof, St. Nikolaus in
der Wagensteig, St. Wolfgang. auf dem Thurner. Die, Klause' östlich von St. Märgen
bestand schon vor Gründung von St. Märgen und St. Peter und wurde 1121 in
einer schwierigen Verhandlung (Urkunde im Generallandesarchiv) von den Fürsten
an die Marienzelle zugeteilt, ebenso wurde die Schurhalde unter dem Ohmen an St.
Märgen abgetreten. Der bis 1900 kahle Ohmenberg war Kultstätte der Kelten, wie
der Otten und Freyel, ebenso kahl bis in unsere Zeit, Kultstätte der Alemannen.
Nach der Christianisierung kam dann das Engelheiligtum auf den Ohmen und
vielleicht auch bald (?) Judas Thaddäus
Diese Straße, jetzt ,alte Villinger Landstraße' genannt, hatte wie die Hohstraße
ein ganz gutes Fundament, was die heutigen Straßenbauer bestätigen. An der
schwierigen Stelle der Höllentalstraße musste laufend gearbeitet werden, bei
Hochwasser war sie unpassierbar; um 1760 ganz intensive Arbeiten, daher dann der
Brautzug 1770 Wien Paris hier möglich! Mit der modernen Bautechnik im 19.
Jahrhundert kommen die wesentlichen Verbesserungen bei der Straße: im oberen Höllental
die Kehren um den Kreuzfelsen, dann zum Rössle, dort Abzweig Breitnau, an der
Fafette vorbei zum Bären. Seit Gründung von Neustadt durch die Fürstenberger
im Spätmittelalter dort Abzweig nach Neustadt, Friedenweiler, Löffingen,
Donaueschingen.
Die alte Villinger Landstraße verlor ihre Bedeutung, als vom Bregtal die Straße
über Furtwangen ins Simonswäldertal, von der Wagensteig um den Ohmenberg die
neue Straße, die Straße Glottertal - St. Peter - St. Märgen kam.
Seitenstraßen:
mit der Klostergründung St. Peter 1093 wurden die Seitenwege wichtig: oberhalb
Schloss Weyler beim Sumpfgebiet Rechtenbach - Eschbach wurde der Weg über Stege
geführt, daher der Name früher ,Höfe bei den Stegen', dann über das
Wiesengebiet Berlachen weiter sich schlängelnd bis zum Umbau 1950/60 zum
Schwabenhof, zum ,Engel', Rasthaus der Sickinger Höfe, dann zum ,Löwen',
Rasthaus der St. Petrinischen Höfe. Von dort an kein guter Weg mehr. Die
Freiburger Kutscher fuhren nicht mehr weiter. Wo die Ebene endete, stand seit
etwa 1200 die Jakobuskapelle; beim Hugmichelhof führte nun der eine Weg, der,
Abtsweg' über den Lindenberg nach St. Peter, der steilere steinige oberhalb
Schwörerhof (Gasthaus) durch die Steig - Steighof- nach St. Peter. Für das
Seminar war das nach 1842 die große Sorge und Not, nach 1850 wurde dann um den
Oberbauernhof herum die heutige Straße gebaut und um 1970 in die jetzige gute
Form gebracht!
Nach St. Märgen,
gegründet 1118, kam man durch das Ibental, beim Steinhäusle hinauf auf den
oberen Zwerisberg, Birkweg, oder über den schwierigeren Weg über die
Wagensteig, ,Belz“, Holzschlag, ,alter Weg', Büblesäge, St. Märgen. Erste
urkundliche Erwähnung der Straße durch die Wagensteig 1379. Die
Alemannensiedlung am besten Platz im Tal, die deswegen die Kirche bekam:
Kirchzarten, wurde von Zarten aus erreicht. Der Platz für die Kirche absolut
hochwassersicher, auch der Friedhof- bei den Alemannen besonders wichtig! Als
man für den gestrengen Talvogt eine feste Burg brauchte, konnte man sie in nächste
Nähe als Wasserburg bauen. Nach der Klostergründung von St. Wilhelm ein Weg
durchs Oberried. Erst als man nach 1848 in Karlsruhe den Notschrei der
Wiesentalbürger gehört hatte, wurde die moderne Straße nach Süden gebaut,
nach Todtnau; am Höhepunkt daher die Raststätte „Notschrei' und größere
Bedeutung von Kirchzarten.
Der Zugang von
Osten, vom Wagensteigtal wie vom Höllental, ging über den „Rain' hinunter;
vollends waren die Kirchwege zur Großpfarrei die Wegbereiter der Seitensträßchen:
Attental und Wittental - Zarten Kirchzarten, daher auch an diesen Sträßchen
heute noch die Wegkreuze.
Im unteren Teil
des Dreisamtales: nach Gründung der Stadt Freiburg verlief vom Schwabentor her
die eine Straße am Schlossberg entlang, jetzt Karthäuserstraße, bis am
Westeingang von Ebnet, unterhalb der Eschbachmündung, über die wichtige
Dreisambrücke die andere, die ältere Straße dazu kam. Dort das Gasthaus
Adler, dann kam vor dem Schloss die Eschbachbrücke, bis 1945 zur Sprengung
wegen ihres hohen Gewölbebuckels etwas schwierig. Oberhalb Ebnet, wo sich die
Straßen wieder trennten, musste ein Schnewlin wegen des Mordes am Abt von St. Märgen
eine Kapelle errichten; ein Kreuz und die Linden erinnern jetzt noch daran.
Die alte Reichsstraße von St. Georgen kommend zog südlich Freiburg vorbei,
durch das Dorf Wiehre, jetzt Baslerstraße, dann Talstraße (alter Name), beim
Gasthaus Schiff zweigte der Weg nach Littenweiler und Kappel ab. Beim Schiff
stellten die Schwarzwälder die Pferde ein, mein Vater das Fahrrad, wenn man in
die Stadt fuhr.
Das
Eisenbahnzeitalter nach 1871 änderte das Bild der Verkehrswege wohl in der
Entlastung der Straßen. Die Baufachleute dachten auch damals wie heute bei der
Schwarzwaldautobahn an den Holzschlag- oder den Spirzentunnel. Da St. Märgen
nicht mitmachen wollte, der Spirzentunnel Hinterzarten nicht bediente und zu
teuer war, zudem für Steilstrecken bald die Zahnradlokomotive zur Verfügung
stand, folgte man der Linie durchs Höllental. Hinterzarten bekam den Bahnhof
zwischen Rössle und Adler und gewann viel durch den Bahnbau, in der Nähe des
Sees kam auch ein Bahnhof. Sonst kamen die Bahnhöfe in die Nähe der alten
Raststätten, Kirchzarten mit Rücksicht auf Zarten, Eschbach und Ibental und
wegen des Raumbedarfs den Bahnhof etwas von der Ortsmitte weg.
Die Familie der Freiherren - Grafen von Kagenegg (Kageneck) in
Stegen und Munzingen, ihre Bedeutung für Stegen und den Lindenberg
Ursprünglich ein
Rittergeschlecht im Elsass seit 1250, besonders Straßburg 1630 kommt Johann
Friedrich von Kagenegg durch Heirat der Witwe Pforr nach Munzingen, wird 1671
Freiherr. 1702 Belehnung mit Schloss Weyler.
Johann Heinrich
von Kagenegg Staatsminister, Landkomptur des Deutschen Ordens, kauft 1726 in
Freiburg das Haus SaIzstraße 5 als Stadtwohnsitz, 1944 zerstört, jetzt N° 1.
Sein Neffe Friedrich Fridolin von Kagenegg, 1734 vermählt mit Gräfin von
Andlau, vereinigt den Besitz Munzingen - Bleichheim - Umkirch - Merdingen -
Weyler - Hipsheim - Waltershofen - Hugstetten; sehr wohlhabend und
gastfreundlich.
Lindenberg betr.:
Johann Heinrich und Friedrich Fridolin sind sehr befreundet mit Abt Steyrer, der
sein Lindenbergbuch 1741 dem Johann Heinrich widmet. Schon die Vorgänger in
Weyler, die Moser, hatten als Grundherrn den Sebastianfond mit dem
Lindenbergfond vereinigt. Friedrich Fridolin stiftet 1763 für die künstlerische
Ausstattung der neuen Lindenberg-Kapelle, jetzt Pfarrkirche in Eschbach - 10.000
österreichische Gulden. Wichtige Inventarstücke kamen damals wie früher auf
den Lindenberg, jetzt in Eschbach. Franz Heinrich Wendelin von Kagenegg wird
Weihbischof von Eichstätt, sein Bruder Johann Baptist von Kagenegg Domherr von
Augsburg.
1744 ist König
Ludwig XV. von Frankreich als Belagerer von Freiburg in Munzingen. Das 10. Kind
von Friedrich Fridolin von Kagenegg ist Maria Beatrix, geb. 1754. Sie wird später
die Mutter des Fürsten von Metternich. 1770 beherbergt die Familie von Kagenegg
in Freiburg Marie Antoinette auf der Brautfahrt nach Paris.
1771 wird der Freiherr in den Grafenstand durch Joseph II. erhoben.
1813/14 wohnt Fürst Metternich im Haus Kageneck, dort wichtige
Vorentscheidungen für den Wiener Kongress! Das Gemälde von S. Göser in
Eschbach, Maria Geburt' steht in diesen Zusammenhängen!
Unter den Kindern
des Grafen Heinrich Euseb teilt sich die Linie:
Heinrich Hyazinth fahrt die Munzinger Linie, Philipp Joseph die Stegener Linie.
Philipp Joseph von Kagenegg, 1788 geboren, 1819 vermählt mit Wilhelmine Zorn
von Bulach, zieht in das Schloss Weiler, das er 1841-43 restauriert und zur
heutigen Form erweitert. Schloss Weiler war in der Zwischenzeit mit den Stegener
Höfen, Unter- und Oberbirken zur neuen Gemeinde Stegen vereinigt worden, nun
Schloss Stegen. Graf Philipp Joseph wendet sich von den Aufklärern ab und wird
eine Stütze der kath Erneuerung, seinen Sohn Maximilian schickt er zu den
Jesuiten nach Freiburg in der Schweiz! Dieser Maximilian von Kagenegg, der gute
Graf genannt, 1828-1891, meist in Freiburg wohnend, ist eine fahrende Persönlichkeit
im ganzen Land; 1859 mit Alban Stolz Wallfahrt ins hl. Land, von wo er ein Kreuz
für die Kapelle in Stegen mitbrachte, Mitbegründer des Gesellenvereins, der
Constantia, des kath Vereinshauses, Redner auf dem Kathol. Tag, Freund und
Helfer des Lindenbergs wie seine Großmutter, Gräfin Franziska. Diese hatte als
Cousine von Wessenbergs 1800-1806 vergeblich versucht, den Wiederaufbau
wenigstens einer kleinen Kapelle zu erwirken. Hinweis darauf bei Störk,
Lindenbergbuch 1892! Gute Zusammenarbeit mit Pfarrer Gustenhoffer; s.
Pfarrchronik Eschbach, dort Bild von ihm und Bericht über das Begräbnis 1891.
Sein 1. Sohn Graf
Franz von Kageneck, Nachfolger 1891, verunglückt 1895 zwischen Kirchzarten und
Zarten durch Sturz vom Pferd; Bildstock mit Pieta an der Stelle.
Der 2. Sohn Graf
Philipp wird 1894 zum Priester geweiht, auf die Primiz hin wird die
Schlosskapelle erneuert. Er war der letzte von 14 Priestern aus der Familie von
Kageneck. Nach dem Tode seines Bruders verwaltet er das Schloss und holt 1929
die Herz-Jesu-Priester nach Stegen. Durch den frühen Tod von Graf Franz war das
Geschick der Familie schwer. 1946 übernahm sein Sohn Heinrich, geboren 1887,
die Verwaltung des Schlosses. Er verunglückte 1957 auf dem Heimweg nach Stegen
und ist in Eschbach begraben. Danach geht ein Großteil des Besitzes in andere Hände:
Baugelände, Gehörlosenschule, die Hälfte des Waldes an die Gemeinde Stegen.
Der Munzinger Anteil an Wald und das Schloss bleibt im gräflichen Besitz von
Graf Alfred in Munzingen, der auch der Chronist der Familie heute ist.
1741 - Johann Heinrich Hermann Freyherr von Kagenegg, Churpfälzischer Geheimer Rat, Staatsminister
1763 - stiftet (sein Sohn) Friedrich von Kagenek 10.000 Gulden österreichische
Währung für die neue Kirche Lindenberg, + 1783, seine Witwe Maria
Franziska bemüht sich von 1796-1806 um
den
rechtmäßigen Wiederausbau des Lindenbergs
1829-1891 - Graf Max von Kageneck (der gute Graf) war 1859 mit Alban
Stolz im Heiligen Land (Kreuz von mir Dr. Bauer übergeben). Bild im
Pfarrarchiv hier. Redner uaf dem Katholikentag,
Mitbegründer des Constantina Freiburg des
kath. Gesellenhauses usw. + in Freiburg. 1. Sohn ist Franz von
Kageneck, 2. Sohn ist Philipp, Primiz 1891dazu großer Umbau der Kapelle
(Sakristei)
1860-30.5.1895 - Franz von Kageneck, immer in Stegen, verunglückte
zwischen Kirchzarten und Zarten (Bildstock), seine Witwe Wilhelmine von
Linden + 1928 in Stegen.
1895-16.4.1957 - Heinrich von Kageneck, der letzte Graf in Stegen
verunglückt auf dem Heimweg von Kirchzarten., begraben in Eschbach ("da
ihn ein Eschbacher totgefahren habe..."), seine
Witwe Gertrud
geb. Lischy + 1976, ihre Asche und des Hofdieners Gustav sind in
Eschbach beigesetzt.
Graf Heinrich
und seine Witwe verkauften den Besitz in Stegen, die guten Felder als
Baugelände und für die Gehörlosenschule, den Wald an die Gemeinde. So
wurde Stegen groß, die
Eschbacher verloren die besten
Pachtfelder, das Schloß kam an die Herz-Jesu-Priester, die
Unterbirkener konnten ihren Besitz etas vergrößern.
Das Schwarzwaldhaus im Tal und das Gewerbe
Land- und
Waldwirtschaft waren bis zur alles überragenden Ausdehnung der modernen Großstadt
Freiburg in unseren Tagen Lebensgrundlage im Tal. Bei der dafür günstigen Lage
und der milden kulturellen Ausstrahlung des alten Freiburg ist es nicht
verwunderlich, dass hier das Schwarzwälder Bauernhaus, das Holzhaus -
Eindachhof- eine eigene Form hat. Dem lieben früheren Gewerbelehrer in
Freiburg, Prof. Hermann Schilli, müssen wir sehr dankbar dafür sein, dass er
in seiner einmaligen Sorge um das Schwarzwaldhaus dem Dreisamtal und seiner
Baukultur den Platz gegeben hat, den es verdient. Unter den 7 Formen des
Schwarzwaldhauses hat er den Begriff: ,Das Zartener Haus' für immer in die
Wissenschaft eingeführt. Das Dorf Zarten hat noch einige dieser Häuser.
Schilli zeigt in seinem Buch den Seppenhof und den Michelhof, auch in
Kirchzarten, Oberried und Wittental, ja bis Hinterzarten finden wir das Zartener
Haus (Rombachhof in Oberried, Bankhof in Hinterzarten). Das Heidenhaus jüngerer
Form ist vor allem in den nördlichen Seitentälern noch zahlreich vertreten,
etwa Hinterbauer im Steurental, Peterbauer im Ibental. Auch das Heidenhaus älterer
Form kommt bis herunter ins Eschbachtal: Hugmichelhof. Schließlich hat
Hofsgrund das Glück, sein Haus: ,Schauinslandhaus' sogar in reinster Form im
Schniederlehöfle zeigen zu können. Schade ist, dass es dem guten Professor
nicht gelungen ist, - im Dreisamtal geht eben manches nicht - dort, wo vier
Formen des Schwarzwaldhause so nah beisammen sind, sein Freilichtmuseum zu
errichten. So müssen wir eben ins Gutachtal zum Vogtsbauernhof fahren, wenn wir
sehen wollen, was früher einmal hier war: Häuser, Mühlen, Sägen, Gewerbe.
Wir müssen aber gern hinschauen, wo noch die letzten Reste der alten Kultur
sich zu halten versuchen. Wir dürfen auch die Formen der Bauernhäuser etwa
nach 1770 beachten: die Steinhäuser, die kamen, als Bauvorschriften die
Trennung von Stall und Wohnhaus forderten, dann das Strohdach verboten wurde.
Beachten auch die noch zahlreichen Hofkapellen und Glöckchen, vor allem, wenn
der dazu gehörende Glauben noch da ist.
Das zur Land- und Waldwirtschaft gehörende Gewerbe ist im Dreisamtal üppig
vertreten gewesen: an den Bächen alle Arten von Mühlen, fast so viele, wie es
Höfe gab, dazu die Sägen, die Spezialmühlen wie Öl-, Hanf- und Löffelmühle.
Bei manchen größeren Mühlen dann dazu der, Beck“. Typisch fürs Dreisamtal
sind dann die Schmieden, überall, wo Raststätten und Brücken waren. War die
Wasserkraft besonders günstig, dann die Schmieden mit dem vom Wasserrad
geschwungenen schweren Hammer. Dort sang Hammer und Amboss, wurde der beste
Stahl für Hufeisen, Äxte usw gefertigt. War die Wasserkraft weniger, der
Meister aber besonders fein und tüchtig, dann wars die Nagelschmiede. In der Nähe
ist dann sicher der Wagner oder Krummholz, der Dreher, der Schreiner. Wo die
fleißigen und künstlerisch so begabten Trachtennäherinnen,
Strohflechterinnen, Hutmacherinnen wohnten, sah man weniger, wusste sie aber
meist in den Berg- und Taglöhnerhäuschen. Ihr Werk sah man besonders an Sonn-
und Feiertagen. Seit sich fast kein Mühlrad mehr dreht im Dreisamtal, gibt es
auch kaum noch Mühleweiher, Mühlegräben und damit keine Frösche und Quaken
und damit umso mehr Schnecken. Leider ist deswegen auch kein Storchenpaar mehr
daheim auf dem Kirchzartner Kirchturm, wie es noch unsere Erinnerung kennt.
Auch ein Industriewerk, das dem Dreisamtal bis vor etwa 30 Jahren sichtbar ein
Gepräge gab, sei genannt: das Kappler Bergwerk. Im Schauinsland arbeiteten
viele Bergleute. Gänge und Stollen, wegen Gefahr jetzt gut verschlossen, sind
noch da. Das erzhaltige Gestein wurde durch die Seilbahn nach vorn geschafft.
Gewaltig groß war die Geröllhalde oberhalb Kappel, weithin sichtbar und hörbar
der Betrieb oben und die Verladung unten mit dem Anschluss an die Eisenbahn. Das
ist nun still geworden, anderes dafür laut. Was noch lebt im Dreisamtal aus
alter Zeit, sollen wir kennen und pflegen.