Il. Geschichte und Geschichten
1. Alte Adelsgeschlechter
Auf dem Alten Friedhof haben Angehörige des Breisgauischen Adels
und der für Freiburg bedeutenden Patrizierfamilien, deren Chronik
sich teilweise bis ins Mittelalter zurückverfolgen läßt, ihre
letzte Ruhe gefunden.
Zu ihnen gehören die Kagenecks,21 die aus dem Elsaß stammen, wo
sie 1266 erstmals in Straßburg erwähnt werden. Schöpflin schrieb
1761 in seiner "Alsatia illustratas": "Unter den alten
Rittergeschlechtern der Stadt Straßburg nehmen auch die Kagenecks
ihren Rang ein. Seit fünf Jahrhunderten erscheinen sie
unausgesetzt begleitet mit Straßburger Amts- und Gerichtswürden."
Im 17. Jahrhundert teilte sich die Familie in einen Elsässıschen
und einen Breisgauischen Zweig. Urahne und Begründer der
Breisgauer Linie wurde Johann Friedrich von Kageneck, den Kaiser
Leopold I. zum Statthalter der vorderösterreichischen Lande
ernannte und wegen seiner Verdienste in den Freiherrenstand erhob.
Johann Friedrich ließ 1672 das Schloß in Munzingen erbauen, dessen
heutige Gestalt auf Renovierungen des 18. Jahrhunderts zurückgeht
und das sich noch immer in Familienbesitz befindet. Ludwig XV.
hatte 1744 während der Belagerung Freiburgs im Österreicheschen
Erbfolgekrieg in dem Landschloß sein Hauptquartier bezogen, Einer
der Söhne von Johann Friedrich, der kaiserliche Rat und Landkomtur
des Deutschen Ordens der Ballei an der Etsch, Heinrich Freiherr
von Kageneck, hatte wesentlich zur Erweiterung des
Familienbesitzes beigetragen. Zu ihrem Besitz gehörte unter
anderem auch das Haus "Zum Wilden Mann" (Salzstraße Nr. 5), das
1944 von Bomben zerstört wurde. Hier hatte Heinrich von Kagenecks
Neffe, Friedrich Fridolin, der von Kaiser Joseph II. in den
Reichsgrafenstand erhoben worden war, 1770 Marie Antoinette
empfangen. Friedrich Fridolin war Vater von drei Söhnen und sieben
Töchtern. Maria Beatrix, die jüngste von ihnen, heiratete Franz
Georg Karl Graf zu Metternich Ihr Sohn war der Staatsmann, Hof-
und Staatskanzler Klemens Wenzl Fürst von Metternich, der seit dem
Wiener Kongress (1815) die europäische Politik maßgebend
beeinflußte. Als Freiburg im Derzember 1813 Treffpunkt der gegen
Napoleon verbündeten Monarchen und Fürsten war - Kaiser Franz L
von Österreich, König Friedich Wilhelm von Preußen, Zar Alexander
I. von Rußland und Großherzog Karl von Baden -, wohnte Fürst
Metternich im Geburtshaus seiner Mutter, dem Haus "Zum Wilden
Mann". Seine Tante mütlerlicherseits, Marla Eva Gräfin von
Kageneck (1745-1827), verheiratet mit dem Freiherrn Wilhelm Anton
von Reinsch-Werth, liegt mit ihrem Mann auf dem Alten Friedhof
begraben. Außerdem wurden dort Karl Ferdinand (1780-1845),
Franziska (1790-1861) - Hofdame bei Großherzogin Stephanie von
Baden -, Karl Theodor {1803 1859 und Maria Beatrix (1778-1846) mit
Ihrem Ehemann Carl Freiherr vom Baden beigesetzt.
Carl Freiherr von Baden (1770-1830) [22] war der letzte männliche
Nachkomme seines Geschlechts, das zu den ältesten des Breisgaus
gehört.
Schon am 12. Jahrhundert kam es zu einer Aufteilung in zwei
Linien. Die Ahnherren der einen kamen als Ministeriale der
Zähringer nach Badenweiler und nannten sich nach der dortigen
Burg. Die Bedeutung der Freiherren von Baden beruht nach
Auffassung von Alfred Graf von Kageneck nicht auf ihrem
Grundbesitz mittlerer Größe, sondern auf der großen Zahl
einflußreicher Männer, die als Ordenskomture oder hohe Beamte das
Ansehen ihres Hauses mehrten (2)
Carl Freiherr vo Baden wurde in der Regierungszeit des
österreichischen Erzherzog Ferdinand (15.10.1803-15.4.1806), der
von seinem Schwiegervater Hercules III. von Modena den ehemals
vorderösterreichischen Breisgau geerbt hatte, Präsident beim
Freiburger Landrecht. Nach Entstehung des Großherzogtums Badens
ernannte ihn Großherzog Karl Friedrich zum Geheimen Rat, Stadt-
und Polizeidirektor und dann zum Landvogt in Freiburg, später,
1812, zum Staatsrat. Nach Einführung der Verfassung war er
Vertreter des Adels in der ersten Kammer in den Landtagen 1819 und
1822, zog sich anschließend aber ins Privatleben zurück. Mit
seinem Tod im Februar 1830 gingen seine Güter in Liel, Schliengen,
Amoltern, Au und Sölden an seine drei Schwestern über - Maria
Anna, vermählte von Rotberg (+1834), Elisabeth, vermählte von
Türckheim (1788-1866) (beide auf dem Alten Friedhof begraben) und
Amalie, vermählte von Fahnenberg.