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Die alte Talvogtei im Dreisamtal

Neben der Höllentalbahn liegt vor der Einfahrt zum Bahnhof Kirchzarten ein großes Haus, das gar nicht zu den andern Häusern des Ortes paßt. Man sieht dem Haus sein hohes Alter an. Es ist eine große, hufeisenförmig angelegte Burg. Der Bahnlinie zu kehrt der Bau seine große Längswand mit nur wenigen Fenstern. An der kürzeren Westseite waren früher überhaupt keine Fenster, sondern nur Schießscharten in vier Stockwerken übereinander. Dagegen zeigt die Dorfseite des Hauses lange Fensterreihen. In der Ecke zwischen dem Längsflügel und dem östlichen Seitenflügel steht der Treppenturm. Er ist nach außen achtseitig und hat schräg aufsteigende Doppelfenster. Innen ist er rund. über der Eingangstüre ist ein Wappen von Freiburg und Österreich mit der Zahl 1621. Eine Wendeltreppe führt in die oberen Stockwerke.
Wie kommt diese kleine „ Veste" nach Kirchzarten? Was hat uns das Wappen mit der Jahreszahl zu sagen?
Um das Jahr 1492 besaß die Stadt Freiburg viele Güter im Dreisamtal, nämlich in Zarten, in Kirchzarten, in Wagensteig, St. Märgen und Himmelreich und dazu das Gut Birkenreute. Inmitten dieser Güter wurde eine Wasserburg gebaut. Dahinter fühlte sich der Talvogt wohlgeborgen. Er mußte im Namen der Stadt Freiburg Gericht halten. Er erhob auch von den Bauern, die Untertanen der Stadt Freiburg waren, den Zehnten.
Im Bauernkrieg von 1525 wurde das Wasserschloß zerstört. Nach jenem Krieg wurde es wieder aufgebaut. Der Wassengraben wurde zugeschüttet.
Bis zum Jahre 1806 wohnte der Freiburger Talvogt in der „Talvogtei''. In diesem Jahre wurden die Freiburger Besitzungen unter die Gemeinden des Dreisamtales verteilt. Allein das Gut Birkenreute verblieb noch der Stadt.


Aus: Heimat am Oberrhein. Eine Sammlung heimat- und zeitgeschichtlichers Lesestücke von Hans Mecking und Josepf Weber. Mit vielen Zeichnungen von Alois Pesot. Verlag Herder Freiburg 1961