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HACHSCHARA AUF DEM MARKENHOF − VOM ZIONISTISCHEN AUSWANDERERLEHRGUT ZUM KIBBUTZ

Julia Franziska Maria Böcker


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung
4.4.6 Eine Schülerin: Dora Efrat
2 Zionismus
4.4.7 Ein Schüler: Ernst Fraenkel
2.1 Die deutschen Zionisten
4.5 "Hachschara“ auf dem Markenhof
2.2 Zionismus in Freiburg
4.6 Das Ende des zionistischen Ausbildungslagers
2.3 Praktischer Zionismus: Hechaluz und Hachschara
4.7 Weitere Geschichte des Markenhofs
3 Konrad Goldmann (1872-1942)

5 Vom Markenhof nach Beth Sera
3.1 Der Unternehmer
5.1 Auswanderung
3.2 Der Zionist
5.2 Erste Versuche der Ansiedlung
3.3 Opfer des Nationalsozialismus
5.3 Weitere Geschichte des Kibbutz‘ Beth Sera
4 Der Markenhof in Kirchzarten
6 Zusammenfassung
4.1 Vorgeschichte
7 Bibliographie
4.2 Einrichtung des zionistischen Ausbildungslagers
7.1 Quellen
4.3 Die Lehrer und Verwalter des Markenhofs
7.1.1 Ungedruckte Quellen
4.4 Die Eleven des Markenhofs
7.1.2 Gedruckte Quellen
4.4.1 Anzahl der Eleven
7.2 Literatur
4.4.2 Weg der Eleven zum Markenhof
7.2.1 Ungedruckte Literatur
4.4.3 Geografische Herkunft und Alter der Eleven
7.2.2 Gedruckte Literatur
4.4.4 Religiosität, soziale Herkunft und Bildungsstand
8 Abbildungsverzeichnis
4.4.5 Beweggründe der Eleven
9 Anmerkungen

1 EINLEITUNG
Im November 1917 sicherte der britische Außenminister A. J. Balfour in seinem Brief an den prominenten britischen Zionisten L. W. Rothschild der zionistischen Bewegung die britische Unterstützung zu. Diese Zusicherung einer „nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ ließ die tatsächlichen Aussichten auf eine jüdische Erschließung, Besiedelung und Urbanisierung Palästinas ganz erheblich steigen. In der Geschichte des Zionismus, der Bewegung zur Auswanderung nach Palästina, bedeutete dies einen historischen Höhepunkt und einen Meilenstein auf dem Weg zu einem jüdischen Nationalstaat.1

Die Vorstellung einer erneuten Staatsbildung in Palästina, der Wunsch nach Rückkehr nach Eretz Israel2 und die Sehnsucht nach Zion sind kein Phänomen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, sondern gehören immanent zum Judentum. Den Grundstein für einen modernen Zionismus legten jedoch die politischen Zionisten in Europa, in erster Linie vertreten durch Theodor Herzl (1860-1904). Im Jahr 1896 erschien in Berlin seine Schrift „Der Judenstaat“, mit der er die jüdische Nationalbewegung, die sich für die Wiedererrichtung eines eigenen jüdischen Staates einsetzte, begründete.3

1912 wurde von der Zionistischen Vereinigung für Deutschland beschlossen: Zionismus bedeute Alija – die tatsächliche und praktische Auswanderung nach Palästina. Vorerst blieb dieser Beschluss jedoch größtenteils Theorie. Tiefgreifende Veränderungen bewirkten erst der Erste Weltkrieg (1914-1918) und die oben erwähnte Balfour-Deklaration (1917). Gefordert seitens der zionistischen Ortsgruppen, Studenten- und Jugendverbindungen war nun „Hagschama“ (hebr. הגשמה = Erfüllung, persönlicher Einsatz).4

Seit ihren Anfängen wurde die zionistische Bewegung auch und besonders von jungen Menschen getragen und entscheidend geprägt.5 So sahen sich seit den 1920er Jahren junge deutsche und osteuropäische Juden veranlasst, eine Auswanderung nach Palästina und dort ein Leben als Siedler anzustreben. Dafür verzichteten sie häufig auf bürgerliche Laufbahnen und akademische Ausbildung. Stattdessen wurde noch in Deutschland mit der Vorbereitung auf das Leben als Siedler im zu der Zeit kaum erschlossenen Palästina begonnen.6

Ganz konkret bedeutete das eine landwirtschaftliche und handwerkliche Ausbildung bzw. Umschulung der Auswandernden. Zu diesem Zweck wurden in Form landwirtschaftlicher Güter, Werkstätten und Gartenbauschulen Ausbildungsstätten – so genannte „Hachscharoth“ (von hebr. הכשרה = Befähigung) – gegründet. Beispiele für solche Einrichtungen sind nach Tromm Künzelsau, Holstein, Ludwigshorst in Westpreußen, Halbe bei Berlin, Biebrich und Schierstein am Rhein und vor den Toren Freiburgs der Markenhof.

Der Markenhof bei Kirchzarten-Burg im Dreisamtal nahe dem Hochschwarzwald diente von 1919 bis 1925 als zionistisches Auswandererlehrgut. Gegründet durch den Freiburger Ingenieur und Unternehmer Konrad Goldmann (1873-1942) diente die Lehrfarm einer breitgefächerten Gruppe junger jüdischer Männer und Frauen als Vorbereitung auf die Palästina- Auswanderung. Tatsächlich emigrierte bereits im Jahr 1920 eine Gruppe von Markenhof- Elevinnen und -eleven nach Palästina und gründete dort nach verschiedenen Zwischenstationen das bis heute bestehende Kibbutz "Beth Sera“. Dieser Gruppe gelang folglich, was erstrebenswerte zionistische Absicht war: Als Gruppe von Siedlerpionieren in Eretz Israel sesshaft zu werden.7 Damit ist die Geschichte des Hofs als Wegmarke in der Geschichte der jüdischen Pionierbewegung zur Besiedelung Palästinas von besonderem historischem Interesse.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Markenhof als zionistisches Auswandererlehrgut in den 1920er Jahren. Dabei wird das Lehrgut als eine exemplarische Einrichtung für diese Form der Vorbereitung auf die Palästina-Auswanderung betrachtet. In diesem Sinne werden einführend Rolle und Haltung der deutschen Zionisten und die Entwicklung des Zionismus in Freiburg als regionaler Bezugspunkt des Markenhofs betrachtet. An zweiter Stelle erfolgt die Auseinandersetzung mit dessen Financier und Mäzen, dem Freiburger Unternehmer, Zionisten und Juden Konrad Goldmann. Im Anschluss werden die unterschiedlichen Facetten des von ihm gegründeten Ausbildungslagers aufgefächert, d. h. Einblick genommen in Charakteristika der Ausbildung, der Schüler und der Lehrer. Abschließend erfolgt die Spurensuche nach dem Schicksal der Markenhof-Eleven in Palästina bzw. Israel. So wird der Bogen vom Allgemeinen ins Besondere, von Deutschland nach Palästina und von der Vergangenheit in die Gegenwart geschlagen.

Als Quellen werden zeitgenössische Dokumente wie Veröffentlichungen in Publikationsblättern, Vereinsakten, Lebenserinnerungen und Reiseberichte herangezogen. Dabei sind die meisten Quellen Hinweisen in den Arbeiten von Tromm und vor allem Frankenstein zu verdanken, die zugleich als einzige den Markenhof in seiner Rolle als zionistische Lehrfarm thematisieren und deshalb von großer Bedeutung für die Grundlage der vorliegenden Arbeit sind. Ein besonderer Hinweis gilt außerdem den Erinnerungen von Ernst Fraenkel, ehemaliger Auszubildender auf dem Markenhof, dessen Zeitzeugenbericht von Tromm 1988 aufgezeichnet und veröffentlicht wurde. Ebenfalls zeichnet Tromm für Interviews mit weiteren Markenhof-Eleven verantwortlich, deren Erinnerungen ebenfalls 1988 publiziert wurden.

2 ZIONISMUS
Zunächst war der Zionismus wohl eine Reaktion auf die 1881 in Russland ausgebrochenen Progrome und den immer wieder aufflammenden Antisemitismus, die das aufklärerische Versprechen der Gleichberechtigung ad absurdum führten. In einer ersten Emigrationswelle (1882-1903) wanderte 1882 die erste Gruppe junger russischer Juden nach Palästina aus, um in dem Land unter osmanische Herrschaft die ersten ländlichen Kolonien zu gründen. Zur politischen Kraft wurde der Zionismus durch die Gründung der Zionistischen Weltorganisation auf dem ersten Zionistischen Weltkongress 1897 in Basel.8

2.1 DIE DEUTSCHEN ZIONISTEN Was die deutschen Juden betrifft, so gab es bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts deutschsprachige Autoren und Förderer, die sich um eine Verbreitung zionistischer Ideen in Deutschland und des Gedankens einer Kolonisation Palästinas bemühten.9 Die Masse der deutschen Juden zeigte jedoch nur wenig Interesse an einer Kolonisation Palästinas; nur eine Minderheit erwärmte sich für den Zionismus.10 Dies mag darin begründet sein, dass das Schicksal der Juden in Deutschland zu dieser Zeit, an der Wende vom 19. zum katastrophalen 20. Jahrhundert, noch nicht geprägt war von der Last kollektiver Verfolgung.11 Eine solche vergleichsweise hohe Belastung erlebten zu dieser Zeit beispielsweise Juden in Russland, wo sie einem ständigen Verfolgungsdruck ausgesetzt waren.12 GAY fasst diesen Situationsvergleich wie folgt zusammen: Osteuropäische Juden lebten zwar in homogenen Gemeinden, jedoch unter dem Druck ständiger Verfolgungen und setzten ihre Hoffnungen daher auf umfassende politische Lösungen – sei es im Sozialismus oder Zionismus. Hingegen waren die  Lebensverhältnisse der deutschen Juden (noch) vergleichsweise gut.13

Dennoch erwärmte sich eine Minderzahl der deutschen Juden für den Zionismus.14 In Deutschland fand die Bewegung Anklang bei denen, in deren Wahrnehmung der Triumph der Emanzipation bereits verblasst war und Behaglichkeit und Freiheit nicht dominierten; denen der immer wieder aufflammende Antisemitismus, die Außenseiterrolle und berufliche Behinderungen zu schaffen machten. GAY: „Der Zionismus war zum Teil eine aus Enttäuschungen geborene Bewegung, aber eine treibende Kraft war auch das drängende Verlangen nach jüdischer Selbstverwirklichung, ob in einem eigenen jüdischen Staat oder in der Diaspora“.15

2.2 ZIONISMUS IN FREIBURG
Insgesamt erlebte die jüdische Bevölkerung in Freiburg, zumeist zugezogene Neubürger,16 in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik Beispiele erfolgreicher Versuche der Integration in das politische, wirtschaftliche und soziale Leben der Breisgaumetropole, jedoch ebenso auch antisemitische Diskriminierung, Anfeindungen und Ausgrenzung.17 Das jüdische Verbandwesen war deshalb, so MARTIN, von einer defensiven Grundhaltung geprägt:18 1893 war zur Abwehr judenfeindlicher Offensiven der Landesverband badischer Israeliten gegründet worden; ebenfalls unterhielt der "Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ eine Ortsgruppe in Freiburg. Ziel des C.V. war es, publizistisch und juristisch antisemitischen Vorurteilen und Benachteiligungen zu begegnen, jedoch auch eine Stärkung des Judentums ohne Vernachlässigung der deutschen Gesinnung. Dies erklärt das weitgehend antizionistische Profil des Vereins, das sich erst ab 1933 änderte.19

Ähnlich blieb den meisten Freiburger Juden – wie einem Großteil der deutschen Juden – der Zionismus vorerst fremd. Die Bewegung zur Auswanderung nach Palästina fand jedoch dennoch verhältnismäßig viele Befürworter. Bereits 1897 entstand als eine der ersten in Deutschland eine zionistische Ortsgruppe. Gründer und erster Vorsitzender war der Arzt Max Kaufmann, der als Teilnehmer des Zionistenkongresses seit 1899 und langjähriges Mitglied im Zentralkomitee der Zionistischen Vereinigung für Deutschland von Anfang an zu den wichtigsten zionistischen Agitatoren im süddeutschen Raum zählte.20 Mitglieder der Ortsgruppe wurden vornehmlich in universitären Kreisen, d. h. unter Studenten und Jungakademikern, oftmals ursprünglich osteuropäischer Herkunft, rekrutiert.21 Zusätzlich existierte ab 1903 ein zionistisch geprägter Verein jüdischer Studenten und ab 1907 entstand, teilweise aus diesem Verein, eine dezidiert zionistische Studentenverbindung, die „Ivria“, der mehrfach Einwanderer aus Osteuropa beitraten. Als einer der ersten zionistischen Verbindungen in Deutschland schlossen sich ihr etwa Kurt Blumenfeld,22 "einer der bedeutendsten Köpfe der Zionistischen Bewegung und einer ihrer führenden Theoretiker“,23 und Schneur Zalman Shazar an, der im neugegründeten Staat Israel zunächst Kultusminister, dann Staatspräsident wurde.24

1905 kamen in Freiburg außerdem führende Vertreter verschiedener zionistischer Gruppen weltweit im Vorfeld des siebten Zionistenkongresses, der erneut in Basel stattfinden sollte, zusammen. Anwesend in Freiburg war auch der aufgehende Stern der zionistischen Bewegung, Chaim Weizmann, der später erster Staatspräsident Israels wurde.25 Diese Freiburger Konferenz diente dazu, die Ablehnung des britischen Angebots, Uganda als Territorium für eine autonome jüdische Besiedelung zur Verfügung zu stellen, vorzubereiten.26 Die Vorgabe, ausschließlich Palästina als jüdische Heimstätte zu akzeptieren, wurde schließlich auch am Basler Kongress verabschiedet; Freiburg wurde damit Ausgangspunkt für diese Marschroute des Kongresses.27 FRANKENSTEIN: "Freiburg kann sich zugute halten, dass es der Ort war, in dem der Zionismus seine historische Entscheidung traf“.28 Als Stätte der Zionistenkongresse avancierte Basel demnach zur "Hauptstadt des Zionismus“. Das nahe gelegene Freiburg hingegen entwickelte sich nach CLAUSING zu einem "Ort konzentrierter Auseinandersetzung mit Zionismus Praktischer Zionismus: Hechaluz und Hachschara Julia Böcker 6 "Hachschara auf dem Markenhof“ zionistischem Gedanken- und Ideengut“29 und zu einem deutschen Vorposten der Bewegung des Zionismus.30

2.3 PRAKTISCHER ZIONISMUS: HECHALUZ UND HACHSCHARA
Praktische Schritte für eine Umsetzung der zionistischen Ideen in die Tat wurden in Freiburg jedoch vorerst nicht unternommen. Ähnlich war die Situation im übrigen Deutschland, wie eine Notiz in der Jüdischen Rundschau, zu der Zeit eine der meistverbreiteten deutschsprachigen jüdischen Wochenzeitungen und Organ der Zionistischen Vereinigung für Deutschland, kritisch bemerkte:
"Trotz der von allen Parteien der deutschen Juden erkannten Notwendigkeit der beruflichen Umschichtung und trotz aller bereitwilligst zugesagten Unterstützung durch Worte, sind irgendwelche praktischen Schritte zur Verwirklichung dieser dringenden deutsch-jüdischen Aufgabe bisher nicht unternommen worden.“31
Die Ausbildung junger Menschen zu Bauern und Handwerkern in Vorbereitung auf das Leben als Siedler schien den Zionisten jedoch, wie die Quelle zeigt, unumgänglich in Vorbereitung auf ihr Leben aus Siedler, war zwingende Notwendigkeit für eine Besiedelung und Kultivierung des kaum erschlossenen Palästinas. Als Grund für das Fehlen praktischer Schritte nennt die Jüdische Rundschau:
"Die landwirtschaftliche Ausbildung unserer, sich für Palästina vorbereitenden Jugend, hat bisher besonders an dem Fehlen eigener zionistischer Ausbildungsstätten gelitten. Die wenigen vorhandenen jüdischen Lehrinstitute waren stets übervoll besetzt und auf privaten jüdischen Gütern wurden Lehrlinge nur in seltenen Fällen aufgenommen.“32
Dass einzelne Jugendliche zu Bauern in die Ausbildung gingen und dort für "freie Station“33 (gemeint ist wohl für Kost und Logis) arbeiteten, war die zu Beginn der Tätigkeit zugunsten einer praktischen Ausbildung der Zionisten geschaffene Situation. Diesen Anfang kennzeichneten jedoch Enttäuschungen und Fehlschläge. Eine Ursache mag in ihrer Einsamkeit gelegen haben.34 Mehr und mehr wurde deshalb dazu übergegangen, die Ausbildung der Jugendlichen gruppenweise und auf eigens zu diesem Zweck eingerichteten Lehrgütern durchzuführen.35

Somit entstanden kollektive Ausbildungs- und Umschulungsstätten in Form von landwirtschaftlichen Höfen, Werkstätten und Schulen. Diese sollten der Ausbildung bzw. Umschulung junger Menschen zu Bauern und Handwerkern in Vorbereitung auf das Leben als Siedler dienen. Nach einer Notiz in der Jüdischen Rundschau wurden diese Lehrgüter von Zionismus Praktischer Zionismus: Hechaluz und Hachschara allen Zionisten Deutschlands als eine dringende Notwendigkeit empfunden“,36 verband sich doch damit die Hoffnung, dass die Lehrgüter "einen Grundstein zur Ausbildung für den wichtigsten palästinensischen Beruf legen möge[n].37 Unter anderem sind solche Einrichtungen belegt für Künzelsau, Holstein, Ludwigshorst in Westpreußen, Halbe bei Berlin, Biebrich und Schierstein am Rhein und nicht zuletzt vor den Toren Freiburgs der Markenhof.38 Gegenstand dieser praktischen zionistischen Ausbildung war die Vorbereitung auf die "Alija“ (hebr. עליה = Aufstieg), die Übersiedlung nach Palästina, und ein Leben als "Chaluz“ (hebr. חלוץ = Pionier) in einer Gruppe von Siedlern, der "Kwutzah“ (hebr. קבוצה = Gruppe) in Eretz Israel. Fraglich ist, inwiefern zu dieser praxisbezogenen Vorbereitung eine ideologische Untermauerung gehörte. Einen Anhaltspunkt könnten Motivation und Orientierung der zionistischen Organisation "Hechaluz“ (heb r. החלוץ = der Pionier) geben: Die Organisation war 1917 von jungen Zionisten um Joseph Trumpeldor ins Leben gerufen worden mit dem Ziel der Gründung und Koordination zionistischer Ausbildungsgüter und Umschulungslager.39 Daraufhin fasste die Organisation in weiteren Ländern Fuß, so auch in Deutschland, wo im Dezember 1922 in Berlin von 30 Delegierten der deutsche Landesverband gegründet wurde. Unter den assimilierten Juden des Deutschen Reiches zur Zeit der Weimarer Republik fand nur zögerlich Anhänger. Im September 1932, nach zehnjährigem Bestehen, hatte der Landesverband lediglich 589 Mitglieder. 40

Bereits in den 20er Jahren jedoch bereitete die Organisation jüdische Jugendliche auf ihre Auswanderung nach Palästina vor — eine Schulung, die die Eleven dazu befähigen sollte,
„sich nach entsprechender Ausbildungin die Reihe der gewerkschafilichorganisierten Arbeiterschaft in Palästina einzugliedem“.41 Mit diesen Worten beschrieb Perez Leshem, der an der
Gründung des deutschen Landesverbandes beteiligtwar, die Absichten der Gründer des Hechaluz in den ersten Jahren: "Sie erstrebten die Schaffung einer gerechten Gesellschafis- und
Wirtschaftsordnung — getragen von produktiver Selbstarbeit — ohne Ausbeuterund Ausgebeutete“.42 Hintergrund bildete die theoretisch-ideologische Vorstellung einer sozialistischen
Utopie und ihrer Verwirklichungdurch den Neuanfang in Palästina. Realisiert werden sollte der Traumeiner von den Zwängen des Kapitalismus und der freien Marktwirtschaftbefreiten
Solidargemeinschaft anstelle der im Kapitalismus empfundenen Unterdrückung und Ausbeutung. 43 Anstelle von Privatbesitzund Lohnarbeit sollten ländlichen Kollektivsiedlungen,die „Kibbutzim“ (hebr. nvxwrp, Pl.) mit gemeinsamem Eigentum und basisdemokratischen Strukturen treten.44 Teil der Utopie war die Forderung nach einem radikalen Gesellschaftsumbau. Notwendig zur Besiedelung und Erschließung Palästinas erschien die Bildung einer breiten Schicht von Bauern und Handwerkern, wo bisher Kaufleute, Angestellte, Mittelsmänner und
Freiberuflergesellschafilich gestanden hatten. „Eine Umkehrung der sozialen Pyramide galt als Voraussetzung einer nationalenWiedergeburt und Etablierung einer eigenständigen Staatlichkeit“, 45 resümiert FRANKENSTEIN.

Das zionistische AusbildungslagerMarkenhofbei Freiburg entstand jedoch bereits bevor ein deutscher Landesverband des Hechaluz ins Leben gerufen wurde: Bereits ab dem Jahr 1919 erhielten jüdische Jugendliche hier eine Ausbildung (auf Details der Gründung wird noch eingegangen). Demnach steht, so CLAUSING, fest, "dass der Markenhof als Pionierprojekt gelten kann“.46 Zwar der Markenhofeine Vorbildfunktionfür weitere Projekte dieser Art, die der Hechaluz ab 1923 in Deutschland verfolgte, gewesen sein. Eine Verbindung finanzieller, organisatorischer, ideologischer oder auch personeller Art zwischen Hechaluz und Markenhof lässt sich jedoch aus den Überlieferungen nicht belegen. Anhaltspunkte für eine Gründung des Markenhofs mit dem Ziel einer Berufsumschi
chtung und Gesellschaftserneuerung gibt es ebenso wenig. Zwar wird Konrad Goldmann, der Gründer des Markenhofs, auf einer Gedenktafel im Kibbuz Beth Ha-Emeq in Israel, die ein Eleve 1975 dort anbringen ließ, als einen der ersten "Förderer der Hechaluz-Bewegung in Deutschland“47 geehrt. Mit dem Begriff Hechaluz scheint damit aber weniger die Organisation gemeint zu sein als die Entwicklung, jungen jüdischen Männern und Frauen eine praktische Ausbildung zu geben, deren Anfang u. a. der Markenhof ausmachte. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Zionisten generell entschiedener und konsequenter als andere Versuche einer Berufsumschichtung hin zu Landwirtschaft und Handwerk die ganz praktische Ausbildung der Auswanderer betrieben.48 Außer dem Markenhof gab es lediglich zwei, möglicherweise drei weitere zionistische Ausbildungsstätten, "Hachscharoth“, die als frühe Vorläufer vor der Gründung des Hechaluz in Deutschland entstanden sind: Frankenstein benennt die Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover (gegründet 1893) und Mahapecha in Schlesien als Vorgänger des Lehrguts in Kirchzarten,49 SCHATZKER dagegen die im Februar 1920 eröffnete Lehrfarm Halbe als erstes Lager und einziges, was vor dem Markenhof eröffnet wurde.50 In jedem Fall war die Hachschara auf dem Markenhof eine der ersten auf deutschem Boden. Die Jüdische Rundschau hebt deshalb Gründung und Einrichtung der zionistischen Ausbildungsstätte Markenhof, gestiftet von "unserem Gesinnungsgenossen“ Konrad Goldmann lobend hervor.51 Seine Person ist aufs Engste mit der Einrichtung und Rolle des Ausbildungsgutes Markenhof verbunden.


3 KONRAD GOLDMANN (1872-1942)
FRANKENSTEIN bezeichnet die Hachschara Markenhof als eine "bemerkenswerte Geschichte eines nur unzulänglich bekannten Experiments jüdischer Initiative im deutschen Südwesten“. Ganz entscheidend wurde dieses Experiment initüert und gefördert durch Konrad (Elchanan) Goldmann (1872-1942), einem jüdischen Unternehmer und Zionisten aus Freiburg.

3.1 DER UNTERNEHMER Konrad Goldmann wurde im Jahr 1872 in Tukum im Kurland, südlich von Lettland und Litauen in einer jüdischen Familie geboren. Nach seinem Studium der Ingenieurswissenschaften in Mönchengladbach (1900 Diplom) und mehreren Anstellungen als Ingenieur siedelte er 1907 nach Freiburg über. 1913 gründete Goldmann hier eine eigene Fabrik, die "Draht- und Kabelwerke Freiburg“ (DKF) in der Wentzingerstraße zur Herstellung von (elektro-)technischen Produkten wie Kondensatoren, Leitungen und Isolierungen.52 Das Unternehmen profitierte wohl vom Funk- und Radiomarkt, der im Begriff starker Expansion war.53 Nach einem erhaltenen Geschäftsbericht war der Geschäftsgang der DKF in der Anfangszeit "ein befriedigender, in der Inflationszeit sogar ein recht guter. Ende 1923 war das Geschäft lastenfrei, ein grosses Warenlager war vorhanden und der Gewinn belief sich (…) auf ca. G.M. 120.000.“54 Neue Fabrikationszweige wurden aufgenommen, das Unternehmen um die "Wego-Werke“ ausgedehnt und die Produktionsstätten erweitert.55 So verfügte der Unternehmer Goldmann über ein beträchtliches Kapital. In der Folge konnte er eine Villa in der Mozartstrasse errichten − in Erinnerung an seine Heimat im Stil eines "pommerschen Gutshauses“. Zugleich ermöglichte Goldmanns Einkommen ihm noch weitaus kostspieligere Investitionen - wie die Finanzierung des Markenhofs als zionistisches Ausbildungslager.

3.2 DER ZIONIST
Goldmann war "leidenschaftlicher Anhänger einer nationalen jüdischen Wiedergeburt“.56 Zunächst engagierte er sich als aktives Mitglied in der zionistischen Ortsgruppe Freiburgs um den erwähnten Dr. Max Kaufmann. Dann aber entschloss er sich zur Gründung und Förderung eines praktischen zionistischen Aufbauwerks. Der ehemalige Eleve dieses Lehrguts, Ernst Fraenkel, datiert Goldmanns Entschluss auf "1918/19, nach der Balfour-Deklaration“57 und liefert damit einen Hinweis auf die Beweggründe Goldmanns. Mit der Zusicherung einer "nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ waren die Aussichten auf eine tatsächliche jüdische Erschließung und Besiedelung Palästinas erheblich gestiegen. Der zionistische Gedanke nahm konkretere Formen an.58 UNNA formuliert es so: "Die Balfourdeklaration diente als Beweis, daß ein Neubeginn möglich sei, daß Zionismus ‚in unseren Tagen’ Wirklichkeit werden könne, und erfordertte, daß man sich ernsthaft mit ihm befasse". 59 Mustergültig zeigt die Geschichte Goldmanns und des Markenhofs diese Umsetzung zionistischer Theorie in die Praxis.

In einem ersten Schritt wurde zu diesem Zweck ein Trägerverein gegründet. Neben Goldmann waren Gründer und Mitglieder des Vereins ihm gleichgesinnte Personen: Goldmanns
Frau Robertine Goldmann, Frau Elise Kaufmann, Witwe des Gründers und Vorsitzenden der zionistischen Ortsgruppe Max Kaufmann, deren Sohn Ernst Kaufmann sowie ferner der Diplomingenieur Ludwig Friedländer, Medizinstudent Julius Fröhlich und Hofrat Richard Brecht Bergen, Professor in Baden-Baden, über die weiter nichts bekannt ist.60
Folgende amtliche Bekanntmachungzeugt von der Gründung des Vereins

Laut Satzung vom 27.12.1918 war Ziel und Gegenstand des Vereins, „in gemeinnütziger Weise die Erziehung der jüdischen Jugend zur Landwirtschafi zu fördern. Er kann zur Erzielung dieses Zwecks landwirtschaftliche Güter erwerben und bewirtschaften“. 61 Konkret nahm sich der Verein Aufbau und Unterhalt der Ausbildungsstätte Markenhof bei Kirchzarten vor. Treffend bezeichnet CLAUSING diesen Schritt als „Zionismus der praktischen Art“. 62 Bereits kurz nach der seiner Gründung, im Januar 1919, erwarb der Verein den Markenhof auf der damaligen Gemarkung Burg und Zarten, im heutigen Kirchzarten.63 Finanziert wurden Erwerb, Einrichtung und Unterhalt des Gutes zu einem Großteil aus dem Vermögen und jährlichen Gewinn Goldmanns, der seine wohl beträchtlichen finanziellen Mittel als Mäzen und Förderer für das Ausbildungslager einsetzte — wie angenommen werden kann wohl aus zionistischer Überzeugung. So stiftete er bereitwillig einen Großteil seines Vermögens.64 Fraenkel: "[E]s war eine sehr kostspielige Angelegenheit, die er allein finanziert hat.“65

Neben der monetären Unterstützung fällt die emotionale Verbundenheit Goldmanns zu den Auszubildenden des Markenhofs auf. Ernst Fraenkel gab an: „Konrad Goldmann hat dieses Gut als eine ihm sehr nahe Angelegenheit betrachtet. Er kam fast jeden Sonntag mit Gästen auf den Hof“.66 Die erste auswandernde Gruppe von Eleven suchte er zu unterstützen, indem er sich an die Exekutive in Palästina mit der Bitte wandte, man möge die Gruppe mit Zahlungen für Geräte etc. fördern. In dem Schreiben bezeichnet er die Schüler mehrfach als „meine Leute“ und äußert sich lobend über ihre ersten wirtschaftlichen Erfolge 67 — anscheinend bestand auch über die Lehrzeit auf dem Markenhof eine enge Verbindung zwischen dem Mäzen und den Auswanderern. Offenbar wird die tiefgreifende Begeisterung Goldmanns für die Idee des Zionismus, für dessen praktische Verwirklichung er sich auf dem Markenhof durch materielle wie immaterielle Unterstützung einsetzte.

3.3 OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS
Obwohl Goldmann finanziell und ideell auf das Engste mit der Bewegung zur Auswanderung nach Palästina verbunden war, entschied er sich persönlich gegen die zionistische Einwanderung. Zur Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 lebte er noch immer in Freiburg. Als das nationalsozialistische Regime am 1. April 1933 in ganz Deutschland einen Boykott jüdischer Geschäfte, Betriebe und Personen durchführen ließ, blieb Goldmann nicht verschont: Der Boykottaufruf des "Alemannen“ nennt sowohl Goldmann als auch seinen Sohn Martin, der seit 1925 die Fabrik geleitet hatte, mit Privat- und Fabrikanschrift.68 Letzterer sei, so der Aufruf höhnisch, "nach England geflohen“.69

Pro forma überschrieben Goldmann und sein Sohn ihre Geschäftsanteile nun an die leitenden Angestellten, die sich das Unternehmen jedoch, geschützt durch die antisemitische Gesetzgebung der Nationalsozialisten, aneigneten.70 Als einer der ersten Betriebe fiel Goldmanns Firma folglich der nationalsozialistischen "Arisierungs“politik zum Opfer.71 Goldmann selbst floh 1933 über die Schweiz nach Frankreich.72 Wie FRANKENSTEIN festhielt, "erkannte Goldmann sehr früh die Schrift an der Wand und nahm die Warnungen nicht auf die leichte Schulter“.73 FRANKENSTEIN verweist auch auf einen Eintrag in den Aufzeichnungen der Freiburger Lokalredakteurin Käthe Vortriede (1891-1964), die schreibt: "einige nahmen die Warnung ernst. Der jüdische Besitzer der Wego-Werke, Wilhelm [sic!] Goldmann, ging sofort ins Ausland“.74 Jedoch wanderte Goldmann, der leidenschaftliche Zionist, nicht selbst nach Palästina aus, obwohl es ihm Chaim Weizmann, der erste Präsident Israels und ein Freund Goldmanns, offenbar ans Herz gelegt hatte. Warum nicht? Eine mögliche Antwort auf die sich stellende Frage gibt der Zeitzeugenbericht Fraenkels: "Goldmann hatte, wie so viele andere, geglaubt, er könne wieder zurück“, so der ehemalige Eleve des Markenhof.75 In der Folge traf Goldmann eine "Verquickung mehrerer Schicksalsschläge“: Zu persönlichen Tragödien – der Trennung von seiner Frau Robertine 1934 und ihr Tod sowie der frühe Tod seines wohl einzigen Sohnes Martin 1935 76 – kamen wirtschaftliche Schwierigkeiten, die 1929 den Verkauf des Anwesens in der Mozartstraße und ein Ende seines zionistischen Engagements bedeuteten. Dann trat mit der Schreckensdiktatur des Nationalsozialismus ein weiterer, "weltbewegender Schicksalsschlag“ hinzu.77 Die letzte erhaltene Nachricht schrieb Goldmann aus dem Elsass, wo er durch den Verlust seines Vermögens arm, vor allem aber einsam, verlassen und von den Nazis verfolgt ausharrte. So schrieb er an seine ehemaligen Schüler des Markenhofs: "In meinem Alter kann ich nur durch Anstrengung aller Kräfte mein Brot verdienen“.78 1940 wurde er bei der deutschen Besetzung Frankreichs von den Nationalsozialisten festgenommen und im Konzentrationslager Drancy bei Paris inhaftiert. 1942 kam er dort, wie die Lagerlisten bezeugen, als 70-Jähriger noch vor der Deportation der Häftlinge des Internierungslagers in die Vernichtungslager in Polen um.79 Die Gedenktafel, die der Markenhof- Eleve Ernst Fraenkel für Goldmann im Kibbutz seines Sohnes Beth Ha-Emeq in Israel anbringen ließ (siehe Abb. 4), ehrt "Konrad Goldmann (...) der ausschließlich von seinem Vermögen und aus Eigeninitiative das Lehrgut Markenhof in Deutschland gründete (...)





SEIN ANDENKEN MÖGE GEPRIESEN SEIN“.80



"ZUR EWIGEN ERINNERUNG


AN ELCHANAN MICHAL KONRAD
Den Sohn des R. MOSCHE JIZCHAK GOLDMANN seligen Andenkens



Geboren am 10. Tag des Monats Adar Beth 5672 (20.3.1872)

Hingerafit worden in der Nazi-Schoah im Vemichtungslager Drancy

in Frankreich am 1. Tag des Monates Aw 5702 (15.7.1942)

der ausschließlich von seinem Vermögen und aus Eigeninitiative

das Lehrgut Markenhof in Deutschland gründete

und zu den ersten Förderern der Hechaluz-Bewegung in Deutschland gehörte

Die drei Säulen des Thora-Schreins sind gerettete Uberbleibsel

des kleinen Heiligtums (Synagoge), welches im o. g. Lehrgut existierte



SEIN ANDENKEN MÖGE GEPRIESEN SEIN“81

Abb. 4: Gedenktafel für Konrad Goldmann (1872-1942) im Kibbutz Beth Ha ’Emeq‚ Israel; anbei rechts die Übersetzung der Inschrift aus dem Hebräischen ins Deutsche).

4 DER MARKENHOF IN KIRCHZARTEN
1919 erwarb Goldmann im Namen des Jüdischen Landwirtschaftsvereins "Der Pflug (Hamachreschah)“ den idyllisch am Hang des Wagensteigbach in dem kleinen Dorf Burg bei Kirchzarten zu Füßen des Hochschwarzwalds gelegenen Markenhof. Den Betrieb nahm die Ausbildungsstätte jedoch — aus technischen Gründen, wie die Jüdische Rundschau angibt — nicht vor Herbst 1919 auf.82 Wie im Folgenden gezeigt werden wird, kommt dem Markenhof in seiner Funktion als zionistisches Auswanderungslehrgut von 1919 bis 1925 weitaus größere als nur lokalgeschichtliche Bedeutung zu.“

4.1 VORGESCHICHTE
Bevor der Markenhof zionistische Ausbildungsstätte wurde, so erinnert sich Eleve Fraenkel, befand sich das Gut in Besitz eines Grafen; nach ALTHAUS handelte es sich um eine Familie namens von Wolgau, die 1909 in die gräfliche Familie Kageneck eingeheiratet hatte. Fraenkel beschreibt in seinen von TROMM aufgezeichneten Erinnerungen das silberbeschlagene Pferdegeschirr, das auf dem Markenhof verblieben war und ein gräfliches Wappen aufwies. Ebenfalls die Droschke des Lehrguts stammte, so Fraenkel, noch aus gräfischer Zeit.84 Zuvor hatte infolge ALTHAUS eine Familie "Markh“ über Generationen das Gut geführt und ihm seinen Namen gegeben. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1505.85 So wurde auf Initiative des Unternehmers Goldmann ein altes Gut für neue Zwecke hergerichtet.86 Eine zeitgenössische Fotografie zeigt das Anwesen in den 1920-er Jahren (siehe Abb. 5).


Abb. 5: Der Markenhof bei Kirchzarten-Burg in den 1920er Jahren

4.2 EINRICHTUNG DES ZIONISTISCHEN AUSBILDUNGSLAGERS
Offenbar stattete Goldmann den Markenhof sehr grosszügig aus: So wurden auf dem Auswanderungslehrgut alle landwirtschaftlichen Betriebszweige etabliert; es verfügte damit über einen Pferdestall, einen Kuhstall mit Milchwirtschaft und Hühnerstalle, über Äcker zur Feldarbeit mit Getreide, über eine Kornmühle und Bäckerei sowie über eine Gärtnerei mit Obstbäumen. 87 Zusätzlich zu dem Gut erwarb der Mäzen des Markenhofs auch ein kleines Weingut im Kaiserstuhl, das ebenfalls zur Ausbildungsstätte gehörte.88

Mindestens für den Handel mit Geflügel lag eine Handelserlaubnis vor; eine Quelle bezeichnet den Markenhof sogar als "Lehrgeflügelhof“.89 Zielvorgabe war also neben der landwirtschaftlichen Ausbildung der Eleven auch, tatsächliche Einnahmen zu erzielen, d. h. eine gewisse Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu erreichen. Aus ähnlichen Gründen gab es eine Schweinezucht. Dies ist angesichts des Verbots von Schweinefleisch in den jüdischen Speisevorschriften − eine häufig auch von Nicht-Religiösen beachtete Ritualvorschrift − allerdings überraschend. Nach Fraenkel wurde die Schweinezucht jedoch trotz des jüdischen Rituals als günstige Abfallverwertung, vor allem aber zur Erwirtschaftung von Einnahmen durch den Verkauf gemästeter Tiere betrieben.90

Dies führt zu der Frage, ob das zionistische Ausbildungslager Markenhof religiös geführt wurde, tritt der Zionismus doch als jüdische Nationalbewegung auch entkoppelt von jüdischer Religiosität auf. Offenbar war Goldmann selbst nicht von starker religiöser Gesinnung; so wurde das Lehrgut in der ersten Zeit auch ohne Einhaltung der religiösen Vorschriften, insbesondere der Speisegesetze geführt. Dies war jedoch für einige Eleven – zum Beispiel für Fraenkel − eine Grundvoraussetzung dafür, die Ausbildung auf dem Markenhof überhaupt antreten zu können. Durch eine Spende seines Vaters, Max Fraenkel aus Frankfurt, 91 der eigentlich gar kein Zionist war, konnte jedoch das Geschirr durch koscheres Küchenzeug ersetzt werden. Bereitwillig, so erinnert sich Fraenkel, wurde der Markenhof daraufhin von der Haushälterin rituell geführt.92 Zusätzlich kam Goldmann den religiösen Eleven durch die Einrichtung einer Synagoge im Flügel des Hauptgebäudes entgegen. Insgesamt lässt sich also feststellen, dass in dem Ausbildungslager nach Kräften angestrebt wurde, auch Bedürfnissen religiöser Eleven gerecht zu werden − wahrscheinlich, um eine große Bandbreite an Auszubildenden anzuziehen. Jedoch fällt an dem von ehemaligen Eleven verfassten Festband zum 25-jährigen Bestehens des Kibbutz Beth Sera auf, dass keiner der Beiträge die Synagoge erwähnt 93 − "ein deutlicher Hinweis darauf, wie entbehrlich und bedeutungslos sie für die meisten Markenhofer gewesen muß“.94

Nach FRANKENSTEIN war der Bau der Synagoge für den Stifter des Markenhofs eine Gelegenheit zur künstlerischen Aufwertung des Lehrgutes.95 Tatsächlich konnte Goldmann den für seine Jugendstil- und Art-Déco-Entwürfe bekannten jüdischen Künstler Friedrich Adler gewinnen, die Fenster der Synagoge zu gestalten.96 Seine Buntglasfenster zum Thema der zwölf Stämme Israels wurden zum "Juwel der Synagoge und des gesamten Markenhofs“97


(Abb. 6 bis 11)  Die Synagogenfenster von Friedrich Adler "Zwölf Stämme Israels “

So bot der Markenhof auch für religiöse Jugendliche eine Ausbildungsmöglichkeit; jedoch nicht ausschließlich. Damit jedenfalls war das Lehrgut eine von zwei Alternativen fiir religiöse Jugendliche, „auf Hachschara“ zu gehen. Infolge UNNA bot Anfang der Zwanzigerjahre sonst nur noch der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Hirsch bei Eberswalde diese Möglichkeit; freie Plätze standen, so UNNA, jedoch nur selten zur Verfiigung.98

4.3 DIE LEHRER UND VERWALTER DES MARKENHOFS
Zur Anleitung der Jugendlichen wurden ein landwirtschaftlicher Verwalter und mehrere Inspektoren eingestellt. Eleve Fraenkel beziffert die Anzahl des angestellten Lehrpersonals in leitender Funktion auf allein drei. Mit Namen benennt er einen Herrn [Dipl. agr. Siegmund 99] Seligmann als Verwalter, einen Herrn Moch und ein Fräulein Falk, über die jedoch nichts weiter bekannt ist. 100 Insgesamt waren wohl nicht weniger als acht Fachkräfie in der Leitung und den unterschiedlichen Bereichen der Landwirtschafi auf dem Markenhof tätig 101 Für die
Ausbildung der weiblichen Eleven in der Küche wurde eine Lehrerin 102 beschäftigtm Fraglich ist, ob die Ausbilder ebenfalls wie die Eleven jüdisch waren. Über den Verwalter ist dank
Fraenkel bekannt, dass er bereits vor Einrichtung des Ausbildungslagers auf dem Hof gelebt hatte, er dürfte also nicht jüdisch gewesen sein. Weiter sagte der Eleve, der Verwalter habe
"sicher diese Invasion von jungen Juden und die ganze Führung des Hofes, die dann entstanden war, nicht besonders geliebt“.103 Unklar bleibt, ob hier eine antisemitische Neigung of-
fenbar wird; jedoch habe, so Fraenkel, der Verwalter „seine Pflicht hundertprozentig getan und hat wirklich alles dazu getan, dass die jungen Leute vorzüglich ausgebildet wurden“.104


Aus Fraenkels weiteren Aussagen lässt sich schließen, dass andere Ausbilder durchaus jüdisch waren. So spricht er von einer Lehrerin, die Opfer der Nationalsozialisten wurde, und einem Instrukteur, der später nach Israel auswanderte und dort verstarb.105 Diese Hinweise lassen einen überwiegend jüdischen Hintergrund der Ausbildenden vermuten.

Wie gestaltete sich das Verhältnis zwischen Ausbildern und Auszubildenden? Fraenkels Einschätzung spricht für eine gute Beziehung zwischen Schülern und Lehrern. Bestätigt wird dies durch den Bericht über den Markenhof in den Blau-Weiss-Blättern, herausgegeben vom "Bund für Jüdisches Jugendwandern in Deutschland“. Hier heißt es: "Das Verhältnis der Praktikanten zum Inspektor ist (...) ein solches, das sich auf engste Zusammenarbeit, menschliches Vertrauen, aber auch Gefühl für Disziplin und für die Unterordnung unter den erfahreneren, verantwortlichen Leiter gründet“,106 und weiter: Somit sei eine wichtige Vorbedingung für den Erfolg des Markenhofs als zionistisches Lehrgut erfüllt.107

4.4 DIE ELEVEN DES MARKENHOFS
Wer im Einzelnen wurde auf dem Markenhof ausgebildet? Aus welchen Beweggründen, mit welcher Motivation kamen die Eleven auf das Lehrgut? Mit welchem Hintergrund und mit was für Voraussetzungen? Auf welchen Wegen? Antworten auf diese und weitere Fragen bezüglich der Eleven des Markenhofs sollen im Folgenden gefunden werden.

4.4.1 ANZAHL DER ELEVEN
Wie viele junge Menschen auf dem Markenhof eine Ausbildung erhielten, kann nur ungefähr abgeschätzt werden. Namentlich bekannt sind lediglich ca. 30 Auszubildende.108 Im Protokoll zur letzten Generalversammlung des Trägervereins "Der Pflug“ ist von 300 Eleven die Rede, die auf dem Markenhof ausgebildet wurden.109 Diese Zahl ist jedoch möglicherweise aufgerundet oder überschätzt.110 Nach Zeitzeugenaussagen besuchten in den sechs Jahren seines Bestehens von 1919 bis 1925 jeweils etwa 30 bis 50 Auszubildende gleichzeitig das Lehrgut. Dabei blieben sie jeweils etwa für eine Zeit von ein bis zwei Jahren in dem Ausbildungslager. Möglicherweise gab es jedoch auch kürzere oder probeweise Aufenthalte; vielleicht haben manche Eleven das Lehrgut aber auch vorzeitig verlassen.111 Jedenfalls kann aus dem Verhältnis von ca. 30 Auszubildenden zu etwa acht Lehrern doch auf eine relativ intensive Unterweisung geschlossen werden.

4.4.2 WEG DER ELEVEN ZUM MARKENHOF
TROMM zeichnet den Weg eines Absolventen nach, dessen Eintrifft in die Praktikantenschaft auf dem Lehrgut sich denkbar unkompliziert vollzog. Georg Eliasberg, der bis 1925 die Ausbildung auf dem Markenhof absolvierte, war russisch-jüdischer Herkunft und entstammte einem rein zionistischen Milieu.112 Er erhielt einen Ausbildungsplatz, indem er sich direkt an die Berliner Vertretung des Hechaluz wandte. Dort konnte ihm die Lehrstelle auf dem Markenhof vermittelt werden.113 Da Hachschara-Plätze jedoch nur selten frei waren, mag ein solcher Weg zum Markenhof eher die Ausnahme als die Regel gewesen sein.

Üblicherweise kamen die Eleven nach erfolgreicher Bewerbung auf das Lehrgut. Annonciert wurde zum Beispiel im besagten Organ der Zionistischen Bewegung für Deutschland, der Jüdischen Rundschau. Unter der Rubrik "Jüdisches Arbeitsamt“ findet sich beispielsweise im September 1920 folgende Anzeige:
"Vakante Elevenstellen für das jüdische Lehrgut Markenhof, Post und Station Kirchzarten bei Freiburg, stellt sofort eine beschränkte Anzahl von Eleven und Elevinnen ein. Leistung eines Erziehungsbeitrages von 300,-DM monatlich durch Eltern oder Organisationen erforderlich. Ausführliche Bewerbung mit Lebenslauf, Zeugnissen über Schulbildung und praktische Tätigkeit, Gesundheitsattest, wollen eingesandt werden an Inspektor Seligmann, Jüdisches Lehrgut, Markenhof.“ 114

Was die Forderung nach Lehrgeld für die aufgenommenen Schüler angehe, sei diese jedoch nicht allzu streng umgesetzt worden, so Benjamin Porath, ebenfalls ehemaliger Markenhof- Absolvent. Oft hätten die Eltern kein Interesse an einer Auswanderung ihrer Kinder nach Palästina gehabt und demnach diese Zukunftspläne nicht finanziell unterstützt. In diesen Fällen hätte Goldmann auch auf den Elternbeitrag verzichtet. "Wer bezahlt habe, habe bezahlt; wer nicht, der nicht“115 so Porath. Dies zeigt nicht nur erneut das enorme Engagement Goldmanns für die Erziehung junger Menschen zum Zionismus, sondern auch, dass offenbar andere Kriterien für die Auswahl der Eleven wichtiger waren als die Zahlungsfähigkeit der Eltern.

4.4.3 GEOGRAFISCHE HERKUNFT UND ALTER DER ELEVEN
Geografisch stammten die Eleven des Markenhofs aus unterschiedlichen Gebieten Deutschlands, beispielsweise aus Süddeutschland, Berlin und Köln; doch kamen einige auch aus dem europäischen Ausland, so zu einem beträchtlichen Anteil aus dem osteuropäischen Raum. Der ehemalige Markenhofler Fraenkel beschreibt die Herkunft der Eleven folgendermaßen:
"Auf dem Markenhof waren Eleven aus vielen Ländern. (…) Zum Beispiel war dort ein Junge namens Thon, der von seinen Eltern aus Palästina geschickt wurde. Seine Mutter, Hanna Thon, war eine sehr bekannte Zionistin. Oder wir hatten auch einen Arbeiter aus Polen, Blau-Weisse aus der Tschechoslowakei und auch einen Eleven aus Russland. Damals kurz nach der Revolution konnte man noch frei aus Russland herauskommen.“ 116

Weitere Herkunftsländer waren Litauen, Galizien und die Region Bukowina in Südosteuropa, zählt die Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Kibbutz Beth Sera auf.117

Was das Alter betrifft, kamen die Eleven in der Regel als Jugendliche bzw. junge Erwachsene auf den Markenhof. Ziel war ja gerade, die jüdische Jugend auszubilden; ein zeitgenössischer Bericht empfiehlt die Ausbildung für "junge, kräftige Leute im Alter von 18-24 Jahren“.118 Aufgenommen wurden sowohl Jungen als auch Mädchen, auch wenn die Anzahl der Jungen wohl überwogen haben dürfte.

4.4.4 RELIGIOSITÄT, SOZIALE HERKUNFT UND BILDUNGSSTAND
Zwar ließ Goldmann eine Synagoge für den Markenhof bauen, um den religiösen Eleven gerecht zu werden; dennoch waren diese unter den Auszubildenden des Lehrguts in der Minderzahl. Die meisten Jugendlichen entstammten einem nicht religiös geprägten Umfeld; ja mehr noch: In der Hinwendung zum praktischen Zionismus dürften den meisten Eleven orthodoxe Weltanschauungen und Lebensvorstellungen mehr als fern gelegen haben. Bis auf wenige Ausnahmen ist also von einer nicht-religiösen Grundhaltung der Eleven auszugehen.119

Im Hinblick auf die soziale Herkunft und Bildungsstand ist bemerkenswert: Ganz überwiegend kamen die Eleven aus der gebildeten Mittelschicht. Aus bürgerlichen bis grossbürgerlichen Elternhäusern, die über einen durchschnittlich hohen Bildungsstand verfügten, stammend waren sie "Kinder aus vermögenden BürgerhaÅNusern einer wohlbehüteten Kinderstube, Söhne von Bankbesitzern und Kaufleuten“,120 wie es der zeitgenössische Beobachter Armin Theophil WEGNER beschreibt. Der Großteil der Auszubildenden des Markenhofs aus Deutschland hatte eine höhere Schulbildung; beinahe alle hatten Abitur - mit Ausnahme der Mädchen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht diese Möglichkeit hatten, die nach Fraenkel aber ebenfalls über eine "Vorbildung“, wie er ergänzt eine "höhere Schulbildung“, verfügten.121 Viele der männlichen Eleven kamen zusätzlich aus dem akademischen Milieu, teils bereits mit universitärer Ausbildung.122 Gemeinsam war ihnen die Voraussetzung, über keinerlei Vorkenntnisse oder Prägungen hinsichtlich einer landwirtschaftlichen oder handwerklichen Ausbildung zu verfügen. Der Zeitzeuge Ernst Fraenkel beschreibt mustergültig diesen Kontrast:
"Von der Universität zu dieser harten Arbeit – also gut, die erste Arbeit, die man mir gab, als ich auf den Markenhof kam, war Mist zu schaufeln, und zwar auf einen Wagen, der den Mist aufs Feld fuhr. Alle 10 Minuten, jede Viertel Stunde kam der Wagen leer zurück, und dann musste ich feste schaufeln. Erst bekam ich Blasen, dann ging die Haut weg, und dann, nach einer Stunde war überhaupt nichts mehr da. Dann bekam ich die fürchterlichste Blutvergiftung in meinem Arm und konnte sechs Wochen überhaupt nicht arbeiten … Da war ein sehr netter Arzt in Kirchzarten … Und danach hatte ich aber Hände, die waren so hart wie Stein. Dann konnte ich alles machen (…) Ich habe die Arbeit geliebt, obwohl ich von der Universität kam.“123

Auf bürgerliche Lebensläufe und akademischen Werdegang verzichtend begaben sich die Jugendlichen in Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina in das landwirtschaftliche Schulungslager. Dabei stand ihr sozialer Hintergrund und bisheriger Werdegang einer solchen Ausbildung genau entgegengesetzt.124 Beispiele nennt WEGNER, der das Kibbutz Beth Sera um 1928 besuchte. In seinem Reisebericht schreibt er, der Zimmermann des Kibbutz, Gabriel, war ehemals ein Philosoph und Benjamin, ein Arbeiter auf den Bananenfeldern, absolvierte gerade das Staatsexamen für Medizin, als er auswanderte.125 Der ehemalige Markenhofler Fraenkel veranschaulicht diese mit derartigen Umbrüchen verbundene diametrale Umstellung:
"[Es ist] etwas eigenartig, was bei einem im Kopf vorgeht, wenn man … Ich hatte sehr viel andere Interessen, ich hatte Talmud gelernt, Hebräisch gelernt und dergleichen. ich war engagierter Zionist, stand also ziemlich im geistigen Leben. Und plötzlich leistete ich hundertprozentig physische Arbeit. Zunächst wurde mein Kopf vollkommen verrückt. Die Umstellung in den ersten Wochen war sehr schwer in dem Sinne, dass ich meinen Kopf nicht mehr anwenden konnte. Ich musste dauernd körperlich arbeiten, und die Umstellung war schwer.“126

Gleichzeitig berichtet Fraenkel jedoch auch von positiven Erlebnissen, die der völlige Wandel seiner Lebensumstände mit sich brachte:
"Aber dann hatte man das Alte und das Neue. Dann war man eben viel mehr empfänglich für all das Schöne, das es gab. Den Schauinsland zu sehen, das steht mir heute noch vor Augen. Der Bach floß durch den Hof. Und jeden freien Tag sind wir – wir hatten sehr nette Mädchen dort – im Zug hinauf nach Kirchzarten und mit dem Fahrrad herunter. Wir kannten die Gegend inwendig aus [sic!].“127

So waren die landwirtschaftlichen Ausbilder auf dem Markenhof vor die Aufgabe gestellt, eine für diese Arbeit ganz ungewöhnliche Gruppe von Schülern auszubilden, nämlich junge Menschen, die zu einem gesamtgesellschaftlichen wir innerjüdischen Diskurs gehörten.128

4.4.5 BEWEGGRÜNDE DER ELEVEN
Was veranlasste junge Menschen jüdischen Hintergrunds, auf bürgerliche Lebensläufe und akademische Ausbildungen zu verzichten, sich ernsthaft auf das Abenteuer Palästina- Auswanderung einzulassen und sich bereits in Deutschland auf das Leben als Siedler im kaum erschlossenen Palästina vorzubereiten? Als ein geschichtlich bedeutsames Ereignis, das für diese Entscheidung besonders prägend gewesen sein dürfte, ist der Erste Weltkrieg hervorzuheben. Zum einen war der Erste Weltkrieg Höhe- und Scheitelpunkt der Assimilation der Juden, so MARTIN: Nach der geglückten Gleichstellung und Integration der jüdischen Bevölkerung, von der in Bezug auf die ersten Kriegsjahre ausgegangen werden kann, war diese ab 1916 einer sinkenden gesellschaftliche Akzeptanz ausgesetzt.129 Nicht nur für eine ganze Generation freiwilliger jüdischer Kriegsteilnehmer stellte der Erste Weltkrieg damit ein geschichtliches Umbrucherlebnis dar: Waren sie in den ersten Kriegsjahren noch in Militär und Gesellschaft aufgenommen worden, schlugen ihnen im Verlauf und nach dem Krieg häufig ernüchternd und enttäuschend Wellen von Antisemitismus entgegen, vor allem durch Kriegsniederlage, Inflation und Wirtschaftskrise.130 In der Folge brachte dies auch zionistischen Gruppierungen wie dem Markenhof Zulauf. Eine solche politische Motivation war beispielsweise für den Markenhof-Absolventen Georg Eliasberg ausschlaggebend: Den Mord an Walther Rathenau 131 fasste er als Menetekel auf, als antisemitisches Schlüsselereignis für das zukünftige Leben deutscher Juden, in seinen Worten: "Man muß so blind sein, wie die meisten deutschen Juden, um das nicht zu verstehen“.132

Daneben führte der Erste Weltkrieg aber auch vielfach zu Kontakten deutsch-jüdischer Kriegsteilnehmer mit dem Ostjudentum und seiner vitalen jüdischen Wirklichkeit; der für sie vielleicht bis dato inhaltsleere Begriff des "jüdischen Volks“ verwandelte sich in einen vielgestaltigen lebendigen Organismus.133 Der Erste Weltkrieg beschleunigte die Entwicklung hin zu einem jüdischen Nationalgefühl somit auch bei denen – wie wohl den Markenhof-Eleven – die keine direkten Kriegsteilnehmer waren, aber indirekt die Folgen erlebten. So bewirkte der Erste Weltkrieg einen Impuls,134 wie ihn auch der Aufruf des Kartells Jüdischer Verbindungen zum Ausdruck bringt: "Aufrichtige Selbstprüfung bringt uns zu der Erkenntnis, dass wir die Kraft zur Übersiedelung nach Palästina nur gleich nach dem Kriege besitzen werden.“135 Nicht zuletzt durch die ebenfalls wegweisende Balfour-Erklärung richtete sich diese Bewegung in ihrer Blickrichtung auf Palästina aus.136

Unter den Eleven des Markenhofs waren auch Mitglieder der zionistische Jugendorganisationen "Blau-Weiß“, dem jüdischen Wanderbund 137 und von "Jung Juda“, dem Berliner Kreis um Gerhard Sholem.138 Nicht zu unterschätzen ist die Rolle dieser jüdischen Jugendbewegungen als ernstzunehmender Faktor des jüdischen Lebens: "Pädagogisch wird die Jugendbewegung Träger einer neuen Gemeinschaftserziehung, kulturell wird sie Anlass zu jüdischer Sammlung, politisch beginnt sie den Nachwuchs für die jüdischen Parteien zu stellen.“ 139 Alija und der Aufbau Palästinas wurden zur begeisternden Aufgabe, die es zu bewältigen galt, ein Zionismus der "Verwirklichung“.140 Nach Gershom Scholem war wichtiger als die ideologische und politische Disposition eine moralische:
"Es war eine Entscheidung gegen ein als unehrlich empfundenes Durcheinander und ein oft unwürdiges Versteckspiel, es war eine Entscheidung für einen uns damals eindeutig erscheinenden Neuanfang, der − ob nun aus religiösen oder säkularistischen Erwägungen begründet − mehr mit Sozialethik zu tun hatte als mit Politik, so fremd das heute auch klingen mag.“ 141

Jedenfalls sind in diesem Kontext einer allgemeinen ‚Aufbruchsstimmung’ die unterschiedlichen individuellen Beweggründe der Eleven für eine zionistische Ausbildung zu verstehen.142
Mit Ernst Fraenkel und Dora Efrat werden im Folgenden exemplarisch eine Schülerin und ein Schüler des Lehrguts vorgestellt; ihr Werdegang kann wohl als ganz typisch gelesen werden.

4.4.6 EINE SCHÜLERIN: DORA EFRAT
Die Markenhof-Auszubildende Dora Efrat 143 entstammte einem rein zionistischen Milieu. Ihr Vater, Jakob Gotein, hatte als Delegierter am ersten Zionistenkongress in Basel 1897 teilgenommen; 144 außerdem soll er einer Anekdote zufolge den Zionismus durch eine Fahne mit dem Staatswappen Israels an seiner Droschke bei der sonntäglichen Ausfahrt propagiert haben. Dora Efrat besuchte außer der Lehrfarm Markenhof noch einen anderen Ausbildungsort, eine Gärtnerei in Sachsenhausen. Ein solcher Werdegang durch mehrere Lehrstationen war typisch, gab sie zu Protokoll, und unter den Eleven weit verbreitet. 1924 verließ die Schülerin den Markenhof und trat die Auswanderung an. Palästina erreichte Dora Efrat mit ihrem Cousin Shlomo Dov Goitein, der bereits dort ansässig war.145 Im gleichen Jahr schloss sie sich der Kwuzah Markenhof an, die sich zu dieser Zeit in Rub al Nazra angesiedelt hatte. Zu ihrer Motivation für eine landwirtschaftliche Ausbildung und tatsächliche Auswanderung nach Palästina bemerkte Dora Efrat, ihre Palästina-Auswanderung sei für sie zionistische Selbstverständlichkeit gewesen.146 Dass sie sich für die landwirtschaftliche Ausbildung in Vorbereitung eines Lebens als Siedlerpionierin entschied, bestimmte also nicht nur eine Lebensphase, sondern wurde zur tragfähigen Grundlage ihres Lebens, "zur gelebten Utopie“.147 Noch 1988 lebte die ehemalige Markenhof-Absolventin im Kibbutz Beth Sera.148

4.4.7 EIN SCHÜLER: ERNST FRAENKEL
Der Markenhof-Eleve Ernst Fraenkel stammte aus einer "uralten deutsch-jüdischen Familie“, deren religiöse Gesinnung er als "streng orthodox“ beschrieb. Bis zum Alter von 14 Jahren besuchte er eine jüdische Schule in Frankfurt, bis er auf das Goethe-Gymnasium wechselte, wo es zu Begegnungen – und Konflikten – mit nicht-jüdischen Mitschülern kam. Fraenkel fiel hier nach eigener Darstellung einerseits die Rolle des Provokateurs gegenüber seinen assimilierten jüdischen Kollegen zu. Andererseits wurde er zum Teil gerade unter seinen christlichen Mitschülern akzeptiert und mehr respektiert als seine assimilierten Klassenkameraden – aufgrund seines offenen Bekenntnisses zu seiner Andersartigkeit und zum Zionismus, wie er vermutete. Probe aufs Exempel waren laut Fraenkel die Geburtstage: "Ich wurde zu den Geburtstagen der christlichen Mitschüler eingeladen, die nicht“.149 TROMM vergleicht diese Haltung Fraenkels mit dem von Blumenfeld vertretenen "postassimilatorischen Zionismus“, bewegten doch auch antisemitische Vorfälle Fraenkel nicht zu Selbsttarnung oder Rückzug: "Ich habe nicht akzeptiert, daß ich keine Rechte habe, aber ich habe akzeptiert, daß ich kein deutscher Reichskanzler würde, und ich habe nicht akzeptiert, dass man uns auf den Universitäten anfällt“.150 Neben der verweigerten Assimilation tritt der im Ansatz separatistische Wunsch hervor, sich als Angehöriger einer anderen, der jüdischen Nation deren Nationalbewegung anzuschließen. 1922 brach Fraenkel sein Studium in Heidelberg ab und zog auf den Markenhof, nachdem er wie beschrieben dafür gesorgt hatte, dass er dort die Speisegesetze und Sabbatruhe einhalten konnte. Die Entscheidung für diesen praktischen Zionismus traf er, "weil wir geglaubt haben, daß wir unser ganzes Leben ändern müssen, daß wir lernen müssen, mit der Hand zu arbeiten. Das war die Basis. Das war absolut die Basis“, so Fraenkel.151

Tatsächlich wanderte Fraenkel vorerst nicht nach Palästina aus, weil er gegen seinen Willen das Geschäft des Vaters übernehmen musste. Dennoch engagierte er sich weiter für den Zionismus und die Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina, indem er sich z. B. an der Einrichtung einer religiös ausgerichteten Hachschara in Betzenrod bei Fulda beteiligte. Das Lehrgut nahm 1927 seinen Betrieb auf und übernahm zum Teil Eleven aus dem bereits geschlossenen Markenhof, möglicherweise auf das Bestreben Ernst Fraenkels hin.152

4. 5 "HACHSCHARA“ AUF DEM MARKENHOF
Als Ausgangspunkt für eine Darstellung der Markenhof-Ausbildung wird an dieser Stelle FRANKENSTEIN folgend ein Exkurs in die hebräische Sprache unternommen. Beachtenswert ist demzufolge die Parallele zwischen den Wörtern “ כשר ” und “ הכשרה ”: Das erste Wort, "koscher“, hebräisch für "passend, tauglich“, umschreibt rituelle Reinheit im Sinne der biblischen Speisegesetze. Das zweite Wort, "Hachschara“, bedeutet ganz wörtlich "Tauglichmachung“, jedoch auch im übertragenen Sinne "die Ertüchtigung durch qualifizierte Berufsausbildung als Vorbereitung, vor allem auf ein landwirtschaftliches Leben in Palästina / Israel“.153

So wurden die Eleven des Markenhofs in die Arbeit in Pferde-, Kuh- und Hühnerstall, in Milchwirtschaft und Schweinezucht, in Getreideanbau, Kornmühle und Bäckerei, in Garten, Weinberg und Kelterei von den Ausbildern eingeführt und eingearbeitet. Exemplarisch zeigen erhaltene Fotografien Schüler bei der täglichen Arbeit (Abb. 11 und 12).


Abb. 12 und 13: Auszubildende auf dem Markenhof beim Backen und auf dem Feld in einer Erntepause (undatiert).

Bei der Ausbildung sollte der ganze wirtschaftliche Betrieb des Bauernhofs erfasst werden: Bestellungsplan, Fruchtfolge, Aussaatmengen, Düngung, Erträge; Viehzucht; Gemüse- und Obstbau; Molkerei und Weinbau. Außerdem sollten sich die Praktikanten handwerkliche Fähigkeiten für Tischlerei- und Schmiedearbeiten aneignen, um etwa die Wirtschaftsgeräte instand setzen zu können - so jedenfalls die allgemeinen Empfehlungen an Praktikanten auf Ausbildungslagern.154 Das Vorhandensein einer "Haushaltungsschule“ auf dem Markenhof spricht dafür, dass zusätzlich eine theoretische Schulung erfolgte. Für besonders wichtig in Bezug auf die Bewirtschaftung Palästinas wurde der Obst- und Weinbau erachtet, in dem die Eleven ausgebildet wurden − ein eindeutiger Standortvorteil des Markenhofs im sonnigen Südwestdeutschland.155 Ein zeitgenössischer Artikel lobt die Bemühungen aufs Höchste:
Das, was den Markenhof in landwirtschaftlichen Dingen über andere jüdische Lehrgüter hinaushebt, ist die klarere Richtung auf Ausbildung in den landwirtschaftlichen Zweigen Palästinas angenäherten Kulturarten. Gelände und Witterungsverhältnisse machen das Gut hierzu geeigneter als andere, aber auch in Einteilung der Arbeit und der Auswahl der Fruchtsorten wird versucht, für Palästina vorzuarbeiten.(…) Der Markenhof ist als zionistisches Lehrgut zweifellos das aussi chtsreichste, das wir gesehen haben. Es hat den ungeheuren Vorteil vor anderen, dass der ganze landwirtschaftliche Betrieb zuverlässig und für unsere Ausbildung auf das beste geeignet ist.“156

Die Hachschara bezog sich also auf eine Förderung der eigentlichen potentiellen Träger der Besiedelung und Erschließung Palästinas. Für die Auszubildenden bedeutete dies schwerste körperliche Arbeit in Vorbereitung auf die Härte des Lebens als Siedlerpionier.157 Nach einer zeitgenössischen Enzyklopädie, dem "Jüdischen Lexikon“, umfasste diese "Tauglichmachung“ jedoch nicht ausschließlich die physische Erziehung. ‚Sich in Hachschara begeben’, so der deutsch-zionistische Sprachgebrauch ab Anfang der 1920er-Jahre, bedeutete demnach nicht nur die berufliche und körperliche Vorbereitung in Landwirtschaft und Handwerk auf ein Siedlerleben des "Chaluz“ im zu erschließenden Palästina. Gemeint war auch die psychische Wegbereitung, die gedankliche Einstellung auf die Rolle des Siedlungspioniers,158 die "geistige und kulturelle Vorbereitung auf Palästina, insbesondere Erziehung zu Nationalbewusstsein und Erlernung der hebräischen Sprache“,159 so der derzeitige Lexikoneintrag.

Aufschluss über konzeptionelle Überlegungen, welche Art der Ausbildung am besten geeignet wäre, gibt auch ein Protokoll "der Sitzung der eingesetzten Fachkommission, betr. landwirtschaftliche Ausbildung der Chaluzim in Deutschland vom Donnerstag, dem 25. Mai 1922“.160 Auf die Frage, welche Ziele die Vorbereitung anstreben solle, folgt die Antwort, es würden "Kolonisten“ ausgebildet. Das Selbstverständnis eines Pioniers sei nicht das eines Agronomen gewesen; vielmehr sei es um "um Beseeltheit und Opfermut, die Eignung für vielseitige Verwendbarkeit an verschiedenen Siedlungspunkten und den grundsätzlichen Willen zur Verproletarisierung und Hebräisierung“ gegangen,161 fasst Tromm zusammen.

Teil der Ausbildung war ebenfalls der beabsichtigte Zusammenschluss in Gruppen bereits in Deutschland, damit man umso leichter in Palästina zusammenarbeiten könnte.162 Dies sei im Markenhof noch nicht erfolgt; das Zusammensein der Leute sei noch mehr ein bloßes Leben nebeneinander her, lautete der zeitgenössische Bericht im Dezember 1920: "So hat sich eben nicht der gemeinsame Geist entwickelt, der die erste Vorbedingung für freudige und gute Arbeit ebenso wie für den wahren Genuß der Arbeitsruhe ist“.163 Dass mit der Zeit eine Gruppe aus dem Markenhof entstand, zeigt, dass sich diese Entwicklung später tatsächlich vollzog; der Erfolg des Lehrguts mag unter anderem auch mit diesem Faktor verbunden sein.

4.6 DAS ENDE DES ZIONISTISCHEN AUSBILDUNGSLAGERS
Im Verlauf des Jahres 1925 geriet Goldmanns Fabrik in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Aufnahme neuer Fabrikationszweige und die Vergrößerung der Schlosserei brachten kein Erfolg hervor, sondern kosteten im Gegenteil erhebliche Gelder; Absatzstockung und ein schlechter Geldeingang führten zur Verschuldung des Unternehmens.164 Goldmann sah sich gezwungen, den Markenhof zu schließen und das Grundstück zu verpachten. Dabei behielt er sich gegenüber dem Pächter vor, dass zwei Praktikanten, G. Eliasberg und L. Bruzkus, weiter auf dem Gut beschäftigt würden. Als der Hof dann veräußert wurde, bewahrte sich der Mäzen das Recht, die Einrichtung der Synagoge − Ritualien, Gebetsrollen u. ä., vor allem aber die Buntglasfenster − zu entfernen, um sie nach Palästina zu überführen.165

Auch wenn er seine Firma wieder zumindest kurzzeitig auf Erfolgskurs bringen konnte, musste Goldmann 1930 zudem seine Villa in der Mozartstraße verkaufen. Schließlich wurde im Juli 1931 auch der das Ausbildungslager tragende Landwirtschaftsverein aufgelöst. In der Hoffnung, eines Tages der Hachschara neues Leben einzuhauchen, hatte der Verein - in die Passivität gezwungen - weiter bestanden. Angesichts der neuen politischen Umstände schien die Wiederaufnahme des Betriebes auf dem Markenhof jedoch unwahrscheinlicher denn je. Ausschlaggebend dürften aber die finanziellen Schwierigkeiten gewesen sein: In der Vereinskasse bestand eine Unterbilanz von 33.950,33 Reichsmark.166 In der Tagesordnung zur letzten Generalversammlung des Vereins wird trotz − bzw. gerade wegen − dieser traurigen wirtschaftlichen, aber auch politischen Umstände ganz positiv vermerkt, "daß der Verein seinen Zweck durch Ausbildung von ca. 300 Zöglingen erfüllt hat und nunmehr eine weitere Tätigkeit in dieser Beziehung nicht mehr entfalten kann“.167 Daraufhin wurde der Verein aus dem Vereinsregister gelöscht und ein Revisor zur Liquidation bestellt.

4.7 WEITERE GESCHICHTE DES MARKENHOFS
Der Markenhof wurde bereits 1925 an das Evangelische Stift in Freiburg veräußert. 1926 wurde auf dem Gelände die erste christliche Bauernhochschule Badens gegründet, in der badische Jungbauern in den Wintermonaten auf bewusst christlicher Grundlage geschult werden sollten. Aus finanziellen Gründen schloss die Schule jedoch 1934.168 Nach seiner Zeit als jüdisch-zionistisches Lehrgut und christliche Bauernhochschule diente der Markenhof ab 1937 als Lager des NSDAP-Frauenarbeitsdienstes. Etwa 25 ‚Arbeitsmaiden’ wurden vom Städtischen Wohlfahrtsamt Freiburg und der ‚Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt’ (N.S.V.) hier geschult, um dann "als Hilfskräfte in Haushaltungen von Unterstützungsempfängern Verwendung [zu] finden“.169 Dabei galt das Arbeitslager Markenhof als ein Musterbetrieb in Süddeutschland.170 Mit der Wendung "Äpfel pflücken unter unterschiedlichen ideologischen Voraussetzungen“, beschreibt MARTIN treffend diese durchaus wechselhafte Geschichte des Markenhofs.171

Heute besteht der Markenhof im Wesentlichen noch wie früher. Das Anwesen befindet sich in Privatbesitz und wird wie in den 1920er-Jahren, jedoch nun ausschließlich, für Obstanbau genutzt. Nach wie vor unter dem Namen "Markenhof“ wird eine Kelterei und Schnapsbrennerei betrieben. Was Spuren des ehemaligen zionistischen Ausbildungslagers betrifft, schreibt KRÜGER: "Der holzgetäfelte Innenraum ist (...) noch gut erhalten. Der Synagogenleuchter funktioniert noch, an der ehemaligen Toranische zeichnen sich die Standspuren der rahmenden Halbsäulen ab, und die Fenster zeigen noch die alte Einteilung in zwölf Felder“.172

Die Säulen, die einst den Thoraschrank umgaben, hatte Ernst Fraenkel 1965 erworben; sie befinden sich heute wie die Gedenktafel für Goldmann (Abb. 4) in der Synagoge des Kibbutz Beth Ha’Emeq.173 Diese Geste zeigt die Verbundenheit der Eleven mit ihrem Ausbildungsgut und Dank gegenüber ihrem Gönner Konrad Goldmann. Beweis dafür, dass das Wirken der Hachschara-Stätte Markenhof trotz ihres kurzen Bestehens von Erfolg gekrönt war, ist nicht zuletzt die erfolgreiche Auswanderung von Markenhof-Eleven nach Palästina.

5 VOM MARKENHOF NACH BETH SERA
Nicht bekannt ist die Anzahl der tatsächlich nach Palästina ausgewanderten Eleven des Markenhofs bzw. derer, die wirklich in landwirtschaftlichen Siedlungen in Eretz Israel Fuß fassten. FRANKENSTEIN nimmt jedoch an, dass eine ganze Anzahl von Eleven des Markenhofs den Weg nach Palästina einschlug und im Kibbutz Beth Sera bzw. anderen Kibbutzim oder landwirtschaftlichen Siedlungsformen aufgenommen wurde.174 Damit sind die Markenhofler aber eher die Ausnahme als die Regel, gingen von der nicht unbeträchtlichen Minderheit deutscher Juden, die in der beschriebenen Aufbruchsstimmung in den 1920er-Jahren bereit zur Auswanderung waren doch nur ein Bruchteil diesen Weg konsequent zu Ende.175

5.1 AUSWANDERUNG
1921 hatte Arthur Ruppin,176 der als Leiter des "Palästina-Amtes“ die Kolonisation des Landes koordinierte, den Markenhof besucht; dabei erteilte er einer Gruppe von Eleven, die zur Auswanderung und Gründung eines Kibbuz entschlossen waren, Rat und Auskunft.177 Entschieden abgelehnt wurden von diesen an die Mädchen gerichtete Vorschläge, in Palästina lieber eine leichtere Arbeit in einem städtischen Haushalt anzunehmen, waren die Frauen den Quellen nach doch fest entschlossen, mit den Männern gleichzuziehen.178 Im Dezember 1921 dann wanderte die erste Pioniergruppe an Absolventen des Markenhofs, vier Frauen und drei Männer, im Rahmen der Dritten Alijah (1919–1923):nach Eretz Israel, nach Palästina ein.179

5.2 ERSTE VERSUCHE DER ANSIEDLUNG
Die Gruppe, die unter dem Namen "Kwutzat Markenhof“ bekannt wurde, siedelte sich zunächst in Ein Ganim bei Petach Tikva an. Dort arbeitete man auf Pflanzungen in Privatbesitz, betrieb aber nebenher bereits eine kleine Hilfswirtschaft.180 Ein Reisetagebuch aus dem Jahr 1923 bezeugt dies: Die Autoren Richard A. BERMANN (alias Arnold Höllriegel) und Arthur RUNDT beschreiben ihre Begegnung mit den Markenhoflern folgendermaßen:
"Ich trete ins erste Haus. Ein Mädchen in weißem Linnen wässert fruchtschwere Bananenstauden; hundert kleine Kücken wimmeln piepsend auf dem Hof umher. Ich spreche das Mädchen an und bekomme eine Antwort im Berliner Dialekt. Eine junge Dame aus der Köpenicker Straße, Berlin O, vor kurzem noch Stenotypistin. Dann hat sie in der Ackerbauschule Markenhof bei Freiburg im Breisgau gelernt, wo junge Juden im Ackerbau unterwiesen werden. Die meisten Genossen dieser Farm sind Markenhofer, viele aus Deutschland. Vor einigen Monaten haben sie ihre ‚Kwutzah’ gegründet; ihre ‚Kommuna’, die Gruppe zu gemeinsamer Arbeit und zu gemeinsamer Freiheit. Sie sind noch in den Anfängen, das Geld ist sehr knapp, manchmal das Essen. ‚Aber es ist so ein fruchtbares Land hier’, sage ich, ‚Sie werden es bald behaglich haben.’ Das Mädchen, Meta geheißen, lacht mich aus. ‚Hier? Nee, nicht hier. Der Nationalfonds hat uns eigenes Land versprochen. Bald können wir nach Galill ...’“ 181

Ziel der Auswanderer war die Gründung eines Kibbutz’ durch die Zöglinge des badischen Markenhofs gemeinsam mit dem Berliner "Jung Juda“-Kreis, mit denen man brieflich in Kontakt stand und von denen sich weitere dem Gründungskern anschlossen.182 Eine erste Hürde war jedoch stark grassierendes Malaria-Fieber. Und: Bereits 1923 musste die Gruppe das in Ein Ganim gepachtete Grundstück wieder verlassen – der Besitzer benötigte es selbst.183

In der Tat sollte die Odyssee der jungen Siedler noch einige Zeit dauern. Dritte Station nach Ankunft in Tel Aviv und Ansiedlung in Ein Ganim war für die inzwischen elf Markenhofler Rub-al-Nazra im Emeq Jesreel im Dezember 1923.184 Eine zweite auf dem Markenhof ausgebildete Gruppe kündigte sich für 1923 an; die Gruppengröße sollte damit auf 15 bis 20 Personen steigen.185 Im Mai 1925 dann verzeichnete Arthur Ruppin in seiner Auflistung der durch das "Department für landwirtschaftliche Kolonisation“ geförderten Agrarsiedlungen die Gruppe Markenhof mit "26 Seelen“.186 Allerdings wurde an gleicher Stelle noch eine zweite Gruppe angesiedelt, so dass sich der von der ‚Palestine Land Development Company’ angekaufte Boden für die Niederlassungen beider als nicht ausreichend erwies.187 Im Oktober 1926 wichen die Markenhofler deshalb aus und ließen sich im verlassenen arabischen Dorf Um-Djuni südlich von Degania im Jordantal nieder.188

Im Sommer 1927 wurden ihre Lehmhütten jedoch von einem heftigen Erdbeben zerstört. 189 Mehrere Monate musste die Gruppe unter freiem Himmel bzw. später in Baracken schlafen, da ihre Finanzen sofortige Neubauten nicht zuließen.190 Erneut wechselte die Gruppe ihren Standort und ließ sich im September 1927 endgültig am Ausgang des Sees Genezareth nieder (siehe Karte Abb. 14). Das Kibbutz bezog seinen Standort 200 m unter Meereshöhe, 15 km südlich von Tiberias und nach Degania Aleph, Degania Bet und Kinneret als das vierte Kibbutz in diesem Gebiet.191 Damit war der Markenhof nicht nur eine der ersten Hachscharoth auf deutschem Boden, sondern stellte auch den Gründungskern für das erste ausschließlich von einer deutschen Gruppe gegründete Kibbutz in Palästina.192

Abb. 14: Ausschnitt aus einer Karte der "Region de Tiberiade partie Sud-Est“ vom 23.03.1930. Die "Groupe Markenhof" ist südlich des Sees Genezareth eingezeichnet.

Die Namenswechsel des neu entstandenen Kibbutz’ spiegeln die Auseinandersetzung seiner Bewohner mit ihrer Identität wider. So büßte es den Namen ,Kwutzat Markenhof ein, als die
Anzahl der Mitglieder, die nicht dem Ausbildungslager in Baden entstammten, wuchs. 1929 hieß die Gruppe ,Kfar Gun’ nach dem hebräischen Wort fiir das arabische Dorf ‚Um Djuni’, bis aufgrund finanzieller Förderung von Nathan Laski aus Manchester der Ort nach diesem Gönner als ,Kfar Nathan (Laski)‘ bezeichnet wurde. Schlussendlich wandten sich die Gründer, so wird es bis dato im Kibbutz tradiert, an den Autor Chaim Nachman Bialik,193 in den 1930er Jahren Vorsitzender des „National Naming Committee“: Er empfahl den Namen, Beth
Sera’ (hebr. 571T n’:)— der talmudische Ausdruck bedeutet „das Saathaus“ bzw. „ein Grundstück, das ‚zum Säen bereit steht’“.194 Dabei fällt auch eine zunehmende Hebräisierung auf.
Auch hatten sämtliche Mitglieder des Kibbutz’ ihre bisherigen Namen abgelegt und neue, hebräische Namen angenommen; ebenso erhielten die Kinder hebräische Namen. Zudem lemten die Siedler Hebräisch und vermittelten dies ihren Kindern, so dass bereits in der zweiten Generation Deutsch eine Fremdsprache war.195 Die Devise war:
"Nach Galill, Galill, Galill! ich sehe erregte junge Menschen beidem Glockenklang des Wortes erglühen (...) In Galill ist die freie Lufi der Zukunfi, da wird man ganz, ganz anders sein. Mit seinen eigenen Händen wird man sich das Haus der nationalen, der sozialen Freiheit bauen, ein Haus voll Tolstoi und Peter Altenberg; auf hebräisch. Kein Laut des alten Jargons soll dort gehört werden (...).“196

Vorher musste die Gruppe allerdings wie beschrieben sechs Jahre von Ort zu Ort wandern; hinzu kamen weitere Schwierigkeiten: Die Quellen zeugen von einer ständigen Suche nach
Finanzierungsmöglichkeiten: "Sie waren so arm, dass sie nicht einmal Zucker für ihren Tee hatten“, gibt eine zeitgenössische Einschätzung wieder.197 Zusätzlich mangelte es an Trinkwasser; erschwerend kam eine enorme Mückenplage hinzu.198 Weitere Probleme folgen. Aus einem Dokument aus dem Jahr 1927 geht hervor, "von den dreissig Leuten sind bereits zehn erkrankt, da die Leute im Freien schlafen und der Regen in diesem Jahre zeitig eingesetzt hat. Ein Teil von ihnen hat Malaria − darunter das Kind von Alex Prag“.199 Bereits 1925 hatte Alma Mahler-Werfel, auf Reisen in Palästina mit ihrem Mann Franz Werfel, die Situation in der Siedlung beschrieben:
"Die Frauen waren sehr ärmlich gekleidet, es war eben der Anfang (...) Man bekam Tee in verrosteten Eierschalen. Denn gingen wir ins Freie und beschauten uns die ganze Anlage. vor allem das Kinderhaus, das der Stolz der Siedler war. Aber Fliegen und großer Zugwind wehten über die hilflosen mutterlosen Geschöpfe“. Im Hofe zeigte man uns den Platz, auf dem das Zelt aufgestellt wurde, in dem wir schlafen sollten. In all dem war wenig Schönheit zu spüren. 200

Besonders für die Kinder war die Situation keine einfache. So erzählte eine Kibbutzbewohnerin, die Wegner in seinem Reisebericht aus dem Jahr 1930 zitierte:
"Im Frühling sehen die Kinder alle so prächtig aus … aber im Sommer, wenn die erstickenden Wüstenwinde kommen, sind wir machtlos. Dann ist es, als wären sie zu welken Blumen mit hängenden Köpfen geworden. Immer fiebern sie, schlafen nicht … wir Großen leiden ja gern, aber die Schmerzen der Kinder zu sehen, ist bitter.“ 201

Gleichzeitig kommt in dieser Quelle zum Ausdruck, wie groß die Opferbereitschaft der Auswandernden ist, die Seite an Seite mit dem Enthusiasmus und der Motivation der Gruppe auch in anderen Dokumenten betont wird. So hielt auch Alma Mahler-Werfel nach ihrem Besuch in Beth Sera fest, "wir spürten den ungeheuren Auftrieb“. 202 Von dieser Antriebskraft berichtet auch eine weitere Darstellung:
"In Galill ist erst noch alles urbar zu machen. Wer hingeht, der weiß, dass er seinen Leib dem Sumpffieber ausliefert. Er wird in zugigen Zelten schlafen. Der Baum, der Schatten geben soll, ist erst zu pflanzen. Die Quelle, aus der man trinken soll, sickert im Morast, der Weg zur neuen glückseligen Gemeinschaft führt durch Hunger. Und doch, nach Galill, Galill, Galill!“ 203

Deutlich tritt die zionistische Vision einer besseren Zukunft zutage. Wie viele Auswandernde diesen Weg nicht zu Ende gingen, sondern stattdessen nach Europa zurückkehrten bzw. in andere Berufe wechselten, ist jedoch nicht bekannt. Für das Kibbutz Beth Sera konnte 1930 aber bereits eine positive Bilanz gezogen werden, auch wenn nur zu vermuten bleibt, unter welch großen Entbehrungen und Belastungen diese Erfolge zustande kamen.
"Heute, nach fünf Jahren, findet der Wanderer in Beth Sera schon ein kleines wohlgeordnetes und aufblühendes Gut. Man besitzt sogar einen großen, aus Beton errichteten kühlen Kuhstall mit sauberen Traufen und einer fahrbaren Düngerbahn. Getreideäcker, Orangengärten, Melonenfelder breiten sich rings um den Hof aus.“ 204

Allerdings war es, wie gezeigt wurde, von der Gründung des Ausbildungsguts Markenhof in Baden bis zum eigenen Kibbutz Beth Sera in Palästina ein weiter Weg: Die folgenden Fotografien zeigen beispielhaft die Siedler bei der täglichen Arbeit (Abb. 15 und 16).

Abb. 15 und 16: "Pioniere“ bei der Arbeit: Auf dem Feld und beim Bau von Zäunen aus Schilfmatten als Windschutz für Bananenstauden in einem Kibbutz, vermutlich im Kibbutz Beth Sera.

5.3 WEITERE GESCHICHTE DES KIBBUTZ‘ BETH SERA
Die weitere Entwicklung des Kibbutz’ sei nur in Stichworten skizziert. 1934 gliederte sich Beth Sera dem linkssozialistischen Kibbutzverband Ha’Shomer Ha’Zair an. 205 Das Kibbutz wuchs rasch, auch durch Überlebende des Holocausts, die sich der Gemeinschaft anschlossen. 1952 wurde in dem Kibbutz eine Möbelfabrik unter dem Namen "Sefen“ gegründet. Heute hat Beth Sera 300 Mitglieder, wovon etwa die Hälfte älter als 60 ist. 206 Zum 70. Gründungsjubiläum errichtete man 1997 ein Gedenkstein mit den Namen der ersten Siedler, darunter Georg Eliasberg, Dorale (Goitein) Efrat, Sem (Silberstein) Siw und Zipora Karmel − "Die Pflüger der ersten Furche, die Erbauer des ersten Hauses“. 207

6 ZUSAMMENFASSUNG
"Nach Dutzenden höchstens zählten vor 15 Jahren diejenigen, die Lust zur landwirtschaftlichen Arbeit und landwirtschaftliche Kenntnisse besaßen; nach Tausenden zählen sie jetzt“,208 so Arthur Ruppin 1925. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Markenhof als zionistisches Ausbildungslager seinen Betrieb bereits eingestellt, nicht ohne etwa 300 Eleven ausgebildet zu haben. Nicht nur aufgrund dieses quantitativen Erfolgs kommt dem Lehrgut damit unter Einrichtungen vergleichbarer Art eine herausragende Bedeutung zu.

Wie die Darstellung gezeigt hat, übernahm der Markenhof für die Hachschara- Bewegung in Deutschland auch in Bezug auf Zielsetzung und Aufwand eine Vorreiterrolle. Gefördert wurden hier die potentiellen Träger einer Besiedelung Palästinas: Junge Menschen aus der gebildeten Mittelschicht, jüdisch und aus Deutschland oder Osteuropa stammend; aus bürgerlichen Elternhäusern und akademischem Milieu. Aus unterschiedlichen Beweggründen bereit, auf diese soziale Stellung zu verzichten, waren sie zu einer umfassenden Umstellung ihrer Lebensumstände fähig wie bereit und stimmten zu, sich auf die mit einem Siedlerdasein in Palästina verbundenen Härte und Ungewissheit einzulassen. Dafür unterzogen sie sich einer zionistischen Ausbildung, die so sehr physischer wie geistig-seelischer Art war und insbesondere der Konstitution der Gruppe diente, ja: Eine besondere Aufgabe im identitätsstiftenden Prozess für die Gemeinschaft wie auch für jeden Einzelnen, jede Einzelne innehatte.

Wie kein anderer zeichnete für den Erfolg des Markenhofs Konrad Goldmann, dessen Gründer und Förderer, verantwortlich. Damit gilt der Markenhof als Ausnahme vom sonst in der Zeit vor 1933 eher geringen Anteil deutscher Juden am zionistischen Aufbauwerk Palästinas. 209 Als erfolgreicher Unternehmer konnte er seiner zionistischen Überzeugung durch das Ausbildungslager zur Vorbereitung auf die Palästina-Auswanderung nachkommen; als Jude wurde er Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes. Sein indirekter Anteil daran, andere vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, indem sie vom Markenhof nach Palästina auswandern konnten, scheint unermesslich. So ist, und dies soll zusammenfassend festgehalten werden, der Markenhof ein "Mark- und Meilenstein in der Geschichte der jüdischen Pionierbewegung zur Besiedelung Palästinas und zum Aufbau des Staates Israels“.210

7 BIBLIOGRAPHIE
7.1 QUELLEN
7.1.1 UNGEDRUCKTE QUELLEN

Central Zionist Archives Jerusalem
Bestand S 15 212 18, 1923: “' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“).
Bestand KKL2/89, 1925:“' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“).
Bestand 211/44, 1927-1929, KH 4/B/6257:“' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“).

Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Freiburg
Bestand G 540/6 Band üI Paket 4 lfd. Nr. 63: "Jüdischer Landwirtschaftsverein ,Der Pflug‘ (Hamachreschah)“.

Stadtarchiv Freiburg
Bestand C4/XüI/11/17: "Prozess der Stadt Freiburg gegen Konrad Goldmann, Inhaber der Draht- und Kabelwerke und Financier des Markenhof, 1926-1927“.
Bestand C4/XVü/31/7: "Arbeitslager Markenhof des weiblichen Reichsarbeitsdienstes, 1934- 1939“.
Meldekarte Konrad Goldmann (1872-1942).

7.1.2 GEDRUCKTE QUELLEN
[Anonym]: Bekanntmachungen: "Einträge ins Vereinsregister“, in: Freiburger Zeitung vom 26.01.1919, S. 4.
[Anonym]: Nachtrag zur Boykottliste, in: Der Alemanne. Kampfblatt der Nationalsozialisten Oberbadens vom 01.04.1933, S. 2.
[Anonym]: Notiz "Landwirtschaftliche Ausbildung in Deutschland“, in: Jüdische Rundschau vom 09.09.1919 (Nr. 64), S. 493.
[Anonym]: Notiz "Vakante Elevenstellen“, in: Jüdische Rundschau vom 20.09.1920 (Nr. 65/66), S. 508.

BLUMENFELD, Kurt: Erlebte Judenfrage. Ein Vierteljahrhundert deutscher Zionismus, Stuttgart 1962.
COHN, B. / W. PREUß: "Nach Palästina“, in: Der Jüdische Student. Monatsschrift des Kartells Jüdischer Verbindungen vom 26.01.1916 (Nr. 5/6), S. 134.
JACOBSOHN, Gerhard: Der Praktikantentag, in: Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung herausgegeben von der Bundesleitung d. jüdischen Wanderbünde Blau-Weiss, Dezember 1920 (Nr. 3), S. 33.
MAHLER-WERFEL, Alma: Mein Leben, Frankfurt 1991.
PINNER, Ludwig: Landwirtschaftliche Ausbildung, in: Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung hrsg. von der Bundesleitung d. jüdischen Wanderbünde Blau-Weiss, Dezember 1920 (Nr. 3), S. 40-48.
ROSOLIO, Werner: Der Markenhof bei Freiburg, in: Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung herausgegeben von der Bundesleitung d. jüdischen Wanderbünde Blau-Weiss, Dezember 1920 (Nr. 3), S. 52-54.
RUNDT, Arthur / Richard A. BERMANN: Palästina: Ein Reisebuch. Leipzig 1923.
RUPPIN, Arthur: Die Landwirtschaftliche Kolonisation der Zionistischen Organisation in Palaestina, Berlin 1925.
SCHOLEM, Gerschom: Von Berlin nach Jerusalem. Jugenderinnerungen, Frankfurt a. M. 1977.
VORTRIEDE, Käthe: Es gibt Zeiten, in denen man welkt. Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933, Lengwil 1999 [Manuskript: Frauenfeld / Schweiz 1940].
WEGNER, Armin Theophil: Am Kreuzweg der Welten. Eine Reise vom Kaspischen Meer zum. Nil, Berlin 1930.
WELTSCH, Robert: Artikel "Hachschara“, in: Jüdisches Lexikon. Enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in 4 Bänden, begr. v. Georg HERLITZ / Bruno KIRSCHNER, Bd. 2, Berlin 1927 [Nachdruck: Berlin 1982].

7.2 LITERATUR
7.2.1 UNGEDRUCKTE LITERATUR
FRANKENSTEIN, Ruben: Konrad Goldmann – Henny Schmuckler. Zwei Schicksale – zwei Stolpersteine, Vortrag gehalten am 08.04.2003 in Freiburg [Manuskript].
LEVITAS, Yoav: About Beth Sera, online unter: <http://www.betzera.org.il/> (Zugriff vom 01.12.2008).

7.2.2 GEDRUCKTE LITERATUR
ALTHAUS, Hermann: Der Markenhof in Kirchzarten und seine Synagoge, in: Badische Heimat 80/2 (2000), S. 259-267.
BUßENIUS, Sieghard: Zionistische Erziehung im norddeutschen Moor. Die Ausbildungsstätte des Hechaluz auf dem "Brüderhof“ in Harksheide, in: Gerhard PAUL / Miriam GILLISCARLEBACH (Hrsg.): Menora und Hakenkreuz. Zur Geschichte der Juden in und aus Schleswig- Holstein, Lübeck und Altona (1918 - 1998), Neumünster 1998, S. 425-435.
CLAUSING, Kathrin: Leben auf Abruf. Zur Geschichte der Freiburger Juden im Nationalsozialismus, Freiburg im Breisgau 2005.
ERLANGER, Simon: Zionistische Jugendbewegungen, in: Heiko HAUMANN (Hrsg.): Der erste Zionistenkongress in Basel, Freiburg, Basel u. a. 1997, S. 303-307.
FRANKENSTEIN, RUBEN: Hachschara im Markenhof bei Freiburg. Eine Spurensuche, in: Manfred BOSCH (Hrsg.): Alemannisches Judentum. Spuren einer verlorenen Kultur, Baden- Baden 2001, S. 123-139.
DERS.: Zionismus in Freiburg im Breisgau, in: Heiko HAUMANN (Hrsg.): Der erste Zionistenkongress in Basel, Freiburg, Basel u. a. 1997, S. 239-242.
GAY, Ruth: Geschichte der Juden in Deutschland. Von der Römerzeit bis zum Zweiten Weltkrieg, München 1993.
HAUMANN, Heiko (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 3: Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, 2. Aufl., Stuttgart 2001.
HUNDSNURSCHER, Franz / Gerhard TADDEY: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, Stuttgart 1968.
.52-58  .זרע, ב: בית זרע. כ"ה שנים לקיבוץ על אדמתו, בית זרע 1954 , ע. 52-58 ◌ׁ בית ◌ׁ כרמל, ציפורה: ממרקנהוף עד
(CARMEL, Zippora: Vom Markenhof nach Beth Sera, in: Beth Sera. 25 Jahre des Kibbutz auf seinem Boden, Beth Sera 1954, S. 52-58.)
KLARSFELD, Serge: Le Memorial de la Déportation des Juifs de France, Paris 1978.
KRÜGER, Jürgen / Joachim HAHN: איו זה כי אם בית אלוהים – "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus“. Synagogen in Baden-Württemberg. Teilband 1: Geschichte und Architektur (Jürgen KRÜGER), Teilband 2: Orte und Einrichtungen (Joachim HAHN), hrsg. v. Rüdiger SCHMIDT und Meier SCHWARZ, Stuttgart 2007.
LESHEM, Perez: Straße zur Rettung 1933 - 1939. Aus Deutschland vertrieben - bereitet sich die jüdische Jugend auf Palästina vor, Tel Aviv 1973.
MARTIN, Bernd: Assimilation, Integration oder Zwangsanpassung? Streiflichter zur Geschichte der Juden in Deutschland, Baden und Freiburg in der Zeit des Deutschen Reiches (1871-1945); in: Freiburger Universitätsblätter 162 (2003), S. 91-105.
PETRY, Erik: Ländliche Kolonisation in Palästina. Deutsche Juden und früher Zionismus am Ende des 19. Jahrhunderts, Köln 2004.
פראג, אלכסנדר: מקבוצה קטנה לקיבוץ שומרי, ב: בית זרע. כ"ה שנים לקיבוץ על אדמתו, בית זרע 1954 , ע. 27- .38
(PRAG, Alexander: Von der kleinen Gruppe zum Kibbutz, in: Beth Sera. 25 Jahre des Kibbutz auf seinem Boden, Beth Sera 1954, S. 27-38.)
SCHÄLL, Ernst: Friedrich Adlers Lebensgeschichte im Überblick, in: Brigitte LEONHARDT / Hans OTTOMEYER / Dieter ZÜHLSDORF (Hrsg.): Spurensuche. Friedrich Adler zwischen Jugendstil und Art Déco, Stuttgart 1994, S. 20-33.
. זיו, שם: שנים ראשונות, ב: בית זרע. כ"ה שנים לקיבוץ על אדמתו, בית זרע 1954 , ע. 259-263
(SIW, Sem: Die ersten Jahre, in: Beth Sera. 25 Jahre des Kibbutz auf seinem Boden, Beth Sera 1954, S. 259-263.)
TROMM, Ulrich: Der Markenhof als zionistisches Auswanderungslehrgut 1919 - 1925, in: Andreas PAETZ / Karin WEISS (Hrsg.): "Hachschara“. Die Vorbereitung junger Juden auf die Auswanderung nach Palästina, Berlin 1999, S. 9-27.
DERS.: Der Markenhof bei Freiburg im Breisgau als zionistisches Auswanderungslehrgut 1919 - 1925. Interview mit Ernst Fraenkel, in: Geschichtswerkstatt 15 (1988), S. 23-32.
WEINER, Channah: Gerschom Sholem an the Jung Juda Youth Group in Berlin, 1913-1918, in: Studies in Zionism 5 (1) (1984), S. 29-42.
UNNA, Mosche: Die Anfänge der religiösen Kibbutzbewegung in Deutschland, in: Bulletin des Leo-Baeck-Instituts 78 (1987), 71-122.

8 ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1-2 Abb. 1 und 2: Architekturzeichnung der Hausfront von Goldmanns Villa in der Mozartstraße 30, Stadtteil Herdern, sowie das Haus kurz vor seiner Fertigstellung 1921, Bildquelle: Privatbestand von M. Managó, Freiburg [S. 10].
Abb. 3 Amtliche Bekanntmachung in der "Freiburger Zeitung“ vom 26.01.1919, S. 4, Bildquelle: Projekt Freiburger Zeitung digital der Universitätsbibliothek Freiburg, online unter <http://www3.ub.uni-freiburg.de/?id=117> (Zugriff vom 01.12.2008) [S. 11].
Abb. 4 Gedenktafel für Konrad Goldmann (1872-1942) im Kibbutz Beth Ha-Emeq, Israel, Bildquelle: Ruben FRANKENSTEIN: Hachschara im Markenhof bei Freiburg. Eine Spurensuche, in: Manfred BOSCH (Hrsg.): Alemannisches Judentum. Spuren einer verlorenen Kultur, Baden-Baden 2001, S. 123-139, hier S. 133 [S. 14].
Abb. 5 Der Markenhof in Kirchzarten-Burg in den 1920er-Jahren, Bildquelle: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum, online unter: <http://alemannia-judaica.de/kirchzarten_synagoge.htm> (Zugriff vom 01.12.2008) [S: 15].
Abb. 6- Abb. 11 Die Synagogenfenster von Friedrich Adler "Zwölf Stämme Israels“, ursprünglich auf dem Markenhof, jetzt Tel Aviv Museum of Art, Kopien im Museum Schloss Großlaupheim, Bildquelle: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum, online unter: <http://alemannia-judaica.de/kirchzarten_synagoge.htm> (Zugriff vom 01.12.2008) [S. 17].
Abb. 12- 13 Auszubildende auf dem Markenhof beim Backen und auf dem Feld in einer Erntepause (undatiert), Bildquelle: Ruben FRANKENSTEIN: Hachschara im Markenhof bei Freiburg. Eine Spurensuche, in: Manfred BOSCH (Hrsg.): Alemannisches Judentum. Spuren einer verlorenen Kultur, Baden-Baden 2001, S. 123-139, hier S. 125 [S. 26].
Abb. 14 Karte der "Region de Tiberiade partie Sud-Est“ vom 23.03.1930, Bildquelle: Zentral Zionist Archives Jerusalem, Bestand KLM 5/1089/2 (Kartensammlung) [S. 32]. Abb. 15 "Pioniere“ bei der Arbeit: Auf dem Feld, Bildquelle: Arthur RUNDT / Richard A. BERMANN: Palästina: Ein Reisebuch. Leipzig 1923, S. 1 [S. 30].
Abb. 15- 16 "Pioniere“ bei der Arbeit: Beim Bau von Zäunen aus Schilfmatten als Windschutz für Bananenstauden in einem Kibbutz, vermutlich im Kibbutz Beth Sera, Bildquelle: Armin Theophil WEGNER: Am Kreuzweg der Welten. Eine Reise vom Kaspischen Meer zum. Nil, Berlin 1930, S. 241 [S. 34].

9 ANMERKUNGEN
1 Vgl. Ulrich TROMM: Der Markenhof als zionistisches Auswanderungslehrgut 1919 - 1925, in: Andreas PAETZ / Karin WEISS (Hrsg.): "Hachschara“. Die Vorbereitung junger Juden auf die     Auswanderung nach Palästina, Berlin 1999, S. 9-27, hier S. 23.
2 Der Begriff "Eretz Israel“ wird hier und im Folgenden als allgemein-geografische Bezeichnung der Region Israel gebraucht, um trennscharf den Begriff "Israel“ dem 1948 gegründeten             Staat vorzubehalten.
3 Vgl. Erik PETRY: Ländliche Kolonisation in Palästina. Deutsche Juden und früher Zionismus am Ende des 19. Jahrhunderts, Köln 2004, S. 316.
4 Vgl. Mosche UNNA: Die Anfänge der religiösen Kibbutzbewegung in Deutschland, in: Bulletin des Leo-Baeck-Instituts 78 (1987), 71-122, hier S. 74.
5 Vgl. Simon ERLANGER: Zionistische Jugendbewegungen, in: Heiko HAUMANN (Hrsg.): Der erste Zionistenkongress in Basel, Freiburg, Basel u. a. 1997, S. 303-307, hier S. 303.
6 Vgl. Ulrich TROMM: Der Markenhof bei Freiburg im Breisgau als zionistisches Auswanderungslehrgut 1919 - 1925. Interview mit Ernst Fraenkel, in: Geschichtswerkstatt 15 (1988), S.             23-32, hier S. 23.
7 Vgl. DERS. (1999), S. 25.
8 Vgl. Ruth GAY: Geschichte der Juden in Deutschland. Von der Römerzeit bis zum Zweiten Weltkrieg, München 1993, S. 198.
9 Vgl. PETRY (2004), S. 352.
10 Vgl. Ruben FRANKENSTEIN: Konrad Goldmann – Henny Schmuckler. Zwei Schicksale – zwei Stolpersteine, Vortrag gehalten am 08.04.2003 im Regierungspräsidium Freiburg                 [Manuskript], S. 4; vgl. auch PETRY (2004), S. 354f.
11 Vgl. TROMM (1999), S. 10.
12 Vgl. GAY (1993), S. 200.
13 Vgl. GAY (1993), S. 200.
14 Vgl. EBD.; vgl. auch TROMM (1999), S. 9.
15 GAY (1993), S. 198.
16 Eine jüdische Gemeinde bestand in Freiburg zunächst im Mittelalter; benannt werden Juden erstmals 1281, möglicherweise bereits 1230, in der Stadt. Zwischen 1424 und 1809 –             knapp 400 Jahre lang – durften in Freiburg keine Juden ansässig sein. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich Juden wieder in Freiburg niederlassen: 1862 trat das badische     Gleichstellungsgesetz, das volle Emanzipation garantieren sollte, in Kraft; ein Jahr später wurde die israelitische Religionsgemeinschaft in der Stadt gegründet. 1875 hatte die                     Gemeinde 559 Mitglieder, 1900 waren es 1.000 Personen, 1925 belief sich die Zahl, der Höchststand, auf 1.399 Mitglieder. Vgl. Bernd MARTIN: Assimilation, Integration oder                         Zwangsanpassung? Streiflichter zur Geschichte der Juden in Deutschland, Baden und Freiburg in der Zeit des Deutschen Reiches (1871-1945); in: Freiburger Universitätsblätter 162             (2003), S. 91-105, hier S. 95. Diese Zahlen zitiert MARTIN nach: Franz HUNDSNURSCHER / Gerhard TADDEY: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte,                     Schicksale, Stuttgart 1968, S. 86-98.
17 Vgl. Heiko HAUMANN (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 3: Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 509.
18 Vgl. MARTIN (2003), S. 101.
19 Vgl. CLAUSING (2005), S. 57.
20 Vgl. Ruben FRANKENSTEIN: Zionismus in Freiburg im Breisgau, in: Heiko HAUMANN (Hrsg.): Der erste Zionistenkongress in Basel, Freiburg, Basel u. a. 1997, S. 239-242, hier S. 239.
21 Vgl. FRANKENSTEIN (1997), S. 239; vgl. auch Kathrin CLAUSING: Leben auf Abruf. Zur Geschichte der Freiburger Juden im Nationalsozialismus, Freiburg im Breisgau 2005, S. 58.
22 Vgl. FRANKENSTEIN (1997), S. 240; vgl. auch HAUMANN (2001), S. 508.
23 FRANKENSTEIN (1997), S. 240. Kurt Blumenfeld (1884-1963) war von 1923/24 bis 1932 Präsident der Zionistischen Vereinigung für Deutschland. Er hatte u. a. in Freiburg Jura studiert     und nahm von hier aus am Zionistenkongress in Basel teil. Er war außerdem Mitglied im "Verein jüdischer Studenten“ in Freiburg. Vgl. seine Lebenserinnerungen: Kurt BLUMENFELD:         Erlebte Judenfrage. Ein Vierteljahrhundert deutscher Zionismus, Stuttgart 1962, S. 36-48; vgl. auch MARTIN (2003), S. 98, sowie EBD. Anm. 45.
24 Schneur Zalman Shazar (1889-1974), geb. Salomon Rubaschow, war ab 1949 erster israelischer Kultusminister, von 1963 bis 1973 dritter israelischer Staatspräsident. In Freiburg hatte     er von 1912-1914 Philosophie studiert. Vgl. MARTIN (2003), S. 98; vgl. auch EBD. Anm. 46.
25 Vgl. FRANKENSTEIN (1997), S. 241.
26 Vgl. HAUMANN (2001), S. 508f.
27 Vgl. FRANKENSTEIN (1997), S. 240f.
28 DERS. (2003), S. 4. 
29 CLAUSING (2005), S. 58.
30 Vgl. MARTIN (2003), S. 98.
31 [Anonym]: Notiz "Landwirtschaftliche Ausbildung in Deutschland“, in: Jüdische Rundschau vom 09.09.1919 (Nr. 64), S. 493.
32 EBD.
33 Ludwig PINNER: Landwirtschaftliche Ausbildung, in: Blau-Weiss-Blätter, Dezember 1920 (Heft 3), S. 40-48, hier S. 43.
34 Vgl. EBD., S. 45. PINNER empfiehlt deshalb, immer zu zweit zu einem Bauern zu gehen oder auf Höfe in Reichweite zueinander, und weiter: "Wie die Dinge liegen, müssen wir getrennt     lernen, um vereint zu arbeiten.“ EBD.
35 Vgl. Chaim SCHATZKER: Toledot ha-Blau-Weiss (Geschichte des Blau-Weiss), in: Zion Vierteljahrschrift, 38. Jahr, Nr. 1-4, S. 149 zit. nach UNNA (1987), S. 77.
36 Jüdische Rundschau vom 09.09.1919 (Nr. 64), S. 493.
37 EBD.
38 Vgl. Central Zionist Archives Jerusalem, unbekannter Bestand, darin: Rundschreiben des Praktikantenamtes des Blau-Weiss, Berlin, 10.07.1924, zit. nach TROMM (1988), S. 23.
39 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 123.
40 Vgl. Sieghard BUßENIUS: Zionistische Erziehung im norddeutschen Moor. Die Ausbildungsstätte des Hechaluz auf dem "Brüderhof“ in Harksheide, in: Gerhard PAUL / Miriam                         GILLIS-CARLEBACH (Hrsg.): Menora und Hakenkreuz. Zur Geschichte der Juden in und aus Schleswig-Holstein, Lübeck und Altona (1918 - 1998), Neumünster 1998, S. 425-435, hier S.     427. Dies änderte sich schlagartig mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Ende 1933 betreute die Organisation 15.000 junge Menschen in 75 Ortsgruppen und in den                         verschiedenen Ausbildungsstätten. Mit ihren judenfeindlichen Maßnahmen zwangen die Nationalsozialisten ab 1933 tausende jüdischer Jugendliche, die sich plötzlich und unerwartet         ihrer Berufs- und Lebensperspektive beraubt sahen, sich auf der Suche nach Hilfe an den Hechaluz zu wenden. Eine landwirtschaftlich oder handwerklich
    orientierte Ausbildung erschien dann als Rettungsanker, dass die mit vielen Hoffnungen verbundene Auswanderung gelingen möge. Vgl. TROMM (1999), S. 8.
41 Perez LESHEM: Straße zur Rettung 1933 - 1939. Aus Deutschland vertrieben - bereitet sich die jüdische Jugend auf Palästina vor, Tel Aviv 1973, S. 11.
42 LESHEM (1973), S. 11.
43 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 123.
44 Vgl. EBD. Das erste Kibbutz, Degania, war 1911 am See Genezareth gegründet worden. Seit den 1980er Jahren befindet sich die Kibbutzbewegung in einer Krise; viele Kibbutzim             bestehen aber in veränderter Form bis heute. Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 123.
45 EBD.
46 CLAUSING (2005), S. 59.
47 Gedenktafel in der Synagoge im Kibbutz Beth Ha’Emeq, Israel, für Konrad Goldmann, Besuch der Verfasserin in Beth Ha’Emeq im Juni 2006. Der hebräische Originaltext findet sich in         Abb. 4.
48 Vgl. CLAUSING (2005), S. 58.
49 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 123.
50 Vgl. SCHATZKER, zit. nach UNNA (1987), S. 77.
51 Vgl. Jüdische Rundschau vom 09.09.1919 (Nr. 64), S. 493.
52 Das Unternehmen wurde 1913 als GmbH gegründet und 1917 in eine Einzelfirma umgewandelt, d. h. eine Aktiengesellschaft, deren sämtlichen Aktien Goldmann gehörten. Vgl.                     Stadtarchiv Freiburg, Bestand C4/XüI/11/17 ("Prozess der Stadt Freiburg gegen Konrad Goldmann, Inhaber der Draht- und Kabelwerke und Financier des Markenhof, 1926/1927“), darin:     Geschäftsaufsicht über die Draht- & Kabelwerke A.-G. Freiburg / Brg. vom 19. Januar 1926.
53 Vgl. FRANKENSTEIN (2003), S. 4.
54 Stadtarchiv Freiburg, Bestand C4/XüI/11/17 ("Prozess der Stadt Freiburg gegen Konrad Goldmann, Inhaber der Drahtund Kabelwerke und Financier des Markenhof, 1926/1927“), darin:     Geschäftsaufsicht über die Draht- & Kabelwerke A.-G. Freiburg / Brg. vom 19. Januar 1926.
55 Vgl. EBD.; vgl. auch FRANKENSTEIN (2003), S. 4.
56 FRANKENSTEIN (2001), S. 124.
57 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1999), S. 25.
58 Vgl. TROMM (1999), S. 23.
59 UNNA (1987), S.75.
60 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 124, vgl. auch DERS. (2003). S. 4f.
61 Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Freiburg, Bestand G 540/6 Band üI Paket 4 lfd. Nr. 63 Jüdischer Landwirtschaftsverein "Der Pflug", darin: Satzung des Vereins vom 27.     Dezember 1918, § 1.
62 CLAUSIN (2005), S. 58
63 FRANKENSTEIN (2001), S. 125.
64 Vgl. Hermann ALTHAUS: Der Markenhof in Kirchzarten und seine Synagoge, in: Badische Heimat 80/2 (2000), S. 259- 267, hier S. 261.
65 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 25.
66 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 25.
67 Central Zionist Archives Jerusalem, Bestand “' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“) S 15 212 18, 1923, darin: Schreiben, wahrscheinlich von Konrad Goldmann, an Dr. Arthur Ruppin     vom 11.06.1923, S. 1-2.
68 Vgl. [Anonym]: Nachtrag zur Boykottliste, in: Der Alemanne. Kampfblatt der Nationalsozialisten Oberbadens vom 01.04.1933, S. 2. Goldmann hatte inzwischen das Haus in der                     Mozartstraße verkauft und wohnte in der Konradstraße im Stadtteil Wiehre. Vgl. Stadtarchiv Freiburg, Meldekarte Goldmann.
69 [Anonym]: Nachtrag zur Boykottliste, in: Der Alemanne. Kampfblatt der Nationalsozialisten Oberbadens vom 01.04.1933, S. 2.
70 Vgl. CLAUSING (2005), S. 58 Anm. 204.
71 Vgl. FRANKENSTEIN (2003), S. 6. 
72 Vgl. CLAUSING (2005), S. 58 Anm. 204.
73 FRANKENSTEIN (2001), S. 132.
74 Käthe VORTRIEDE: Es gibt Zeiten, in denen man welkt. Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933, Lengwil 1999 [Manuskript: Frauenfeld / Schweiz 1940]. Dieser                                     autobiographische Text entstand für einen Wettbewerb der Universität Harvard, im Rahmen dessen Flüchtlinge aus Hitler-Deutschland ihr Leben in Deutschland vor und nach 1933                 beschreiben sollten.
75 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 29.
76 Vgl. Stadtarchiv Freiburg: Meldekarte Konrad Goldmann; vgl. auch CLAUSING (2005), S. 58 Anm. 204.
77 Diese Zusammenfassung geht zurück auf Michael Managó, der als dessen heutiger Bewohner die Geschichte des Hauses in der Mozartstraße 30 untersucht und dabei auch das Leben     von dessen Besitzer Goldmann präzise nachzeichnete, so in einem Gespräch und Schriftverkehr mit der Verfasserin im Oktober 2007.
78 SIW (1954), S. 259. Übersetzung: FRANKENSTEIN (2001), S. 132.
79 Vgl. Juifs morts dans les camps d’internement en France − Drancy, in: Serge KLARSFELD: Le Memorial de la Déportation des Juifs de France, Paris 1978, o. S.
80 Gedenktafel in der Synagoge im Kibbutz Beth Ha"Emeq, Israel für Konrad Goldmann, Besuch der Verfasserin in Beth Ha’Emeq im Juni 2006. Hervorhebungen im Original. Der                     hebräische Originaltextfindet sich in Abb. 4.
81 Übersetzungdes hebräischen Originaltexts ins Deutsche: FRANKENSTEIN (2001), S. 133.
82 Vgl. Jüdische Rundschauvom 09.09.1919 (Nr. 64), s. 493.
83 Vgl. TROMM(1999), s. 9.
84 Interview von Ulrich TROMM mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 25.
85 Vgl. ALTHAUS (2000), S. 259.
86 Vgl. Jürgen KRÜGER / Joachim HAHN: איו זה כי אם בית אלוהים – "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus“. Synagogen in Baden-Württemberg. Teilband 1: Geschichte und Architektur         (Jürgen KRÜGER), hrsg. v. Rüdiger SCHMIDT und Meier SCHWARZ, Stuttgart 2007, S. 236.
87 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 125.
88 Vgl. Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 25.
89 Vgl. Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Freiburg, Bestand G 540/6 Band üI Paket 4 lfd. Nr. 63 Jüdischer Landwirtschaftsverein "Der Pflug“, darin: Handelserlaubnis für den     Jüdischen Landwirtschaftsverein "Der Pflug“ (Hamachreschah) e.V. in Freiburg ausgestellt durch das Bezirksamt / Polizeidirektion vom 06. Mai 1922.
90 Vgl. Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 30; vgl. auch ALTHAUS (2000), S. 266 Anm.14.
91 Vgl. UNNA (1987), S. 83.
92 Vgl. Interview mit Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 30.
93 Vgl. Sem SIW: Die ersten Jahre in: Beth Sera. 25 Jahre des Kibbutz auf seinem Boden, Beth Sera 1954, S. 259-263; vgl. auch Alexander PRAG: Von der kleinen Gruppe zum KIBBUTZ,     in: Beth Sera, S. 27-38; vgl. auch: Zipora KARMEL: Vom Markenhof nach Beth Sera, in: Beth Sera, S. 52-58. Die hebräischen Originaltitel sind im Literaturverzeichnis aufgeführt.
94 FRANKENSTEIN (2001), S. 131
95 Vgl. EBD. S. 126.
96 Goldmann hatte wohl von seinem Besuch der Ausstellung des Werkbundes 1914 in Köln noch die von Friedrich Adler (1878-1943) gestaltete Synagoge im Gedächtnis. Vgl.                             FRANKENSTEIN (2001), S. 126. Adler selbst wurde als jüdischer Künstler 1933 durch das nationalsozialistische Regime mit einem Ausstellungsverbot belegt. Von Überlegungen, in die     USA oder nach Palästina auszuwandern, nahm er unglücklicherweise Abstand. 1942 wurde er ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Vgl. Ernst SCHÄLL:                 Friedrich Adlers Lebensgeschichte im Überblick, in: Brigitte LEONHARDT / Hans OTTOMEYER / Dieter ZÜHLSDORF (Hrsg.): Spurensuche. Friedrich Adler zwischen Jugendstil und Art     Déco, Stuttgart 1994, S. 20-33, hier S. 30ff.
97 FRANKENSTEIN (2001), S. 135.
98 Vgl. UNNA (l98’D, s. s3.
99 Vgl. Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Freiburg, Bestand G 540/6 Band üI Paket 4 lfd. Nr. 63 Jüdischer Landwirtschaftsverein "Der Pflug“, darin: Handelserlaubnis für den     Jüdischen Landlwirtschafisverein "Der Pflug“ (Hamachreschah) e.V. in Freiburg ausgestellt durch das Bezirksamt/ Polizeidirektionvom 06. Mai 1922.
100 Vgl. Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 25.
101 Vgl. UNNA (1987), S. 79.
102 Vgl. Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 25.
103 EBD., S. 26.
104 EBD.
105 Vgl. EBD.
106 Werner ROSOLIO: Der Markenhof bei Freiburg, in: Blau-Weiss-Blätter, Dezember 1920 (Heft 3), S. 52-54, hier S. 54.
107 Vgl. EBD. S. 53-54.
108 Vgl. Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 30; vgl. auch FRANKENSTEIN (2001), S. 125.
109 Vgl. Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Freiburg, Bestand G 540/6 Band üI Paket 4 lfd. Nr. 63 Jüdischer Landwirtschaftsverein "Der Pflug“, darin: Protokoll über die                 Generalversammlung des Jüdischen Landwirtschaftsvereins "Der Pflug“ (Hamachreschah) vom 03.07.1931.
110 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 125.
111 Vgl. Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 30; vgl. auch FRANKENSTEIN (2001), S. 125.
112 Vgl. TROMM (1999), S. 24. Beispielsweise leitete sein Cousin Aaron Eliasberg den zionistischen "Jüdischen Verlag“. Einer seiner Schulfreunde, Chaim Arlosoroff (1899-1933) wurde         zu einer überragenden Figur des Zionismus in Deutschland und Palästina. 1933 fiel er in Tel Aviv einem bis heute unaufgeklärten Attentat zum Opfer. Vgl. EBD.
113 Vgl. TROMM (1999), S. 24. Nach Zwischenstationen schloss Georg Eliasberg 1927 zum Kibbutz Beth Sera auf. Vgl. EBD.
114 [Anonym]: Notiz "Vakante Elevenstellen“, in: Jüdische Rundschau vom 20.09.1920 (Nr. 65/66), S. 508.
115 Benjamin Porath im Gespräch mit der israelischen Historikerin Channah WEINER, 1975, zit. nach: TROMM (1999), S. 22.
116 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 25.
117 Vgl. SIW (1954), S. 259, vgl. auch PRAG (1954), S. 28.
118 Ludwig PINNER: Landwirtschaftliche Ausbildung, in: Blau-Weiss-Blätter, Dezember 1920 (Heft 3), S. 40-48, hier S. 43.
119 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 126.
120 Armin Theophil WEGNER: Am Kreuzweg der Welten. Eine Reise vom Kaspischen Meer zum Nil, Berlin 1930, S. 301.
121 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 32.
122 Vgl. DERS. (1999), S. 9.
123 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 26.
124 Vgl. TROMM (1999), S. 9; vgl. auch DERS. (1988), S. 23.
125 Vgl. WEGNER (1930), S. 303.
126 Vgl. TROMM (1999), S. 9.
127 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 26. Der "Schauinsland“ ist der Hausberg von Freiburg.
128 Vgl. DERS. (1999), S. 9.
129 Vgl. MARTIN (2003), S. 100f.
130 Vgl. TROMM (1988), S. 23; vgl. auch MARTIN (20039, S. 99f. und UNNA (1987), S. 73.
131 Rathenau (1867-1922) war Reichsaußenminister der Weimarer Republik. 1922 wurde er ermordet; wohl um das politische System zu destabilisieren, möglicherweise jedoch auch             aufgrund seiner jüdischen Herkunft.
132 So Georg Eliasberg im Gespräch mit TROMM 1988 im Kibbutz Beth Sera, Israel. Vgl. TROMM (1999), S. 24.
133 Vgl. UNNA (1987), S. 74.
134 Vgl. EBD.
135 B. COHN und W. PREUß: "Nach Palästina“, in: Der Jüdische Student. Monatsschrift des Kartells Jüdischer Verbindungen, 26.01.1916 (Nr. 5/6), S. 134.
136 Vgl. TROMM (1999), S. 23.
137 Der 1913 vor dem Hintergrund der sich international entwickelnden Jugendbewegung gegründete Wanderbund "Blau- Weiß“ war der erste zionistische Jugendbund in Deutschland.
138 Die Gruppe "Jung Juda“ war ein kleiner Kreis von Gymnasiasten, deren radikaler Zionismus einen katalytischen Einfluss auf die jüdische Jugend in Berlin während des Ersten                     Weltkriegs und den 1920er Jahren hatte. Vgl. Hannah WEINER (1984): Gershom Scholem and the Jung Juda Youth Group in Berlin, 1913-1918, in: Studies in Zionism 5/3 (1984), S.             29-42. Ihre Mitte bildete Gershom Sholem (1897-1982), der einer relativ assimilierten jüdischen Familie entstammte. 1923 wanderte er dennoch nach Eretz Israel aus und wurde dort             bedeutender Religionshistoriker an der Hebräischen Universität Jerusalem.
139 Georg LUBINSKI: Artikel "Jugendbewegung, Jüdische“, in: Jüdisches Lexikon. Enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden, begr. v. Georg HERLITZ / Bruno         KIRSCHNER, Bd. 3, Berlin 1927 [Nachdruck: Berlin 1982], S. 477- 482, hier S. 478.
140 UNNA (1987), S. 77.
141 Gerschom SCHOLEM: Von Berlin nach Jerusalem. Jugenderinnerungen, Frankfurt a. M. 1977, S. 191.
142 Vgl. TROMM (1999), S. 23.
143 Dora Efrat wurde 1988 im Kibbutz Beth Sera, wo sie noch immer in der Bibliothek arbeitete, von Ulrich Tromm befragt. Vgl. TROMM (1999), S. 25.
144 So wollte der Frankfurter Weinhändler die Aufmerksamkeit der Passanten wohlwollend auf den Zionismus lenken. Die Fahne sei jedoch als Werbung für Weine aus Palästina, die er         vertrieb, verkannt worden. Vgl. Interview mit Dora Efrat, in: TROMM (1999), S. 25.
145 Shlomo Dov Gotein (1900-1985), geb. Fritz Gotein wurde ein renommierter Professor für Orientalistik und Arabistik an der Hebräischen Universität Jerusalem, später in den USA.
146 Vgl. Interview mit Dora Efrat, in: TROMM (1999), S. 25.
147 TROMM (1999), S. 13.
148 Vgl. Interview mit Dora Efrat, in: TROMM (1999), S. 25.
149 Ernst Fraenkel zit. nach TROMM (1999), S. 14 (Hervorhebung im Original). Gemeint sind die assimilierten Mitschüler.
150 EBD., S. 15.
151 Interview mit Ernst Fraenkel, in: TROMM (1988), S. 32.
152 So setzte beispielsweise – möglicherweise auf Initiative seines Freundes Ernst Fraenkel – Fritz Heinebach seine Ausbildung, die er auf dem Markenhof begonnen hatte, auf dem Gut         Rodges bei Fulda fort. Als Perez Urieli machte er sich als Erzieher einen Namen in Israel. Vgl. TROMM (1999), S. 15.
153 FRANKENSTEIN (2003), S. 3f. Die Hachschara bezog sich also auf eine Förderung der eigentlichen potentiellen Träger der Besiedelung und Erschließung Palästinas. Für die                     Auszubildenden bedeutete dies schwerste
154 Vgl. Ludwig PINNER: Landwirtschaftliche Ausbildung, in: Blau-Weiss-Blätter, Dezember 1920 (Heft 3), S. 40-48, hier S. 44f.
155 Vgl. EBD.
156 Werner ROSOLIO: Der Markenhof bei Freiburg, in: Blau-Weiss-Blätter, Dezember 1920 (Heft 3), S. 52-54, hier S. 52.
157 Vgl. TROMM (1999), S. 12.
158 Vgl. DERS. (1988), S. 23.
159 Robert WELTSCH: Art. "Hachschara“, in: Jüdisches Lexikon. Enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden, begr. v. Georg HERLITZ / Bruno KIRSCHNER, Bd. 2,     Berlin 1927 [Nachdruck: Berlin 1982], S. 1315. Keinen Eintrag zum Stichwort enthält die "Encyclopädia Judaica“.
160 Central Zionist Archives, Bestand ZU/1932, darin: Protokoll der Sitzung der eingesetzten Fachkommission, betr. landwirtschaftliche Ausbildung der Chaluzim in Deutschland vom             Donnerstag, dem 25. Mai 1922, Abschrift; Originaldokument in den Archivbeständen der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) in London, zit. bei TROMM (1999), S. 12.
161 TROMM, S. 12f.
162 Vgl. Gerhard JACOBSOHN: Der Praktikantentag, in: Blau-Weiss-Blätter, Dezember 1920 (Heft 3), S. 33.
163 Werner ROSOLIO: Der Markenhof bei Freiburg, in: Blau-Weiss-Blätter, Dezember 1920 (Heft 3), S. 52-54, hier S. 53.
164 Aufgrund eines Rechtsstreits zwischen Goldmann und der Stadt Freiburg um die Bezahlung von Stromrechnungen im Jahr 1925 ist die wirtschaftliche Situation Goldmanns detailliert         belegt. Allein der städtischen Elektrizitätskasse schuldete seine Firma 9.000,- Reichsmark. Vgl. Stadtarchiv Freiburg, Bestand C4/XüI/11/17 ("Prozess der Stadt Freiburg gegen Konrad         Goldmann, Inhaber der Draht- und Kabelwerke und Financier des Markenhof, 1926/1927“), darin: Schreiben der Direktion der Städtischen Elektrizitätswerke und der Straßenbahn Freiburg     im Breisgau vom 22./23. September 1925.
165 Heute sind die Fenster im Museum of Art, Tel Aviv. Ein Faksimile befindet sich im Museum in Laupheim in Baden. Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 132f.; vgl. auch ALTHAUS (2000),         S. 263f.
166 Vgl. Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Freiburg, Bestand G 540/6 Band üI Paket 4 lfd. Nr. 63 Jüdischer Landwirtschaftsverein "Der Pflug“, darin: Protokoll über die                 Generalversammlung des Jüdischen Landwirtschaftsvereins "Der Pflug“ (Hamachreschah) vom 03.07.1931, S. 2.
167 EBD.
168 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 134.
169 Stadtarchiv Freiburg, Bestand C/XVü/31/7 ("Arbeitslager Markenhof des weiblichen Arbeitsdienstes, 1934-1939“), darin: Schreiben des Städtischen Wohlfahrtsamtes der Stadt Freiburg     an den Oberbürgermeister vom 10. Juni 1937.
170 Vgl. EBD.; vgl. auch FRANKENSTEIN (2001), S. 134.
171 So in einem Schreiben an die Verfasserin im März 2008.
172 KRÜGER (2007), S. 236.
173 Vgl. ALTHAUS (2000), S. 264.
174 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 125.
175 Vgl. TROMM (1999); S: 11.
176 Arthur Ruppin (1876-1943), Jurist, Ökonom und Soziologe, gilt als "Vater der zionistischen Besiedlung“ und andererseits als "Vater der jüdischen Soziologie“ 1908 wanderte er von             Deutschland nach Israel aus und übernahm dort die Leitung des Palästina-Amtes in Jafo. Später besetzt er einen Lehrstuhl für Soziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem.
177 Vgl. SIW (1954), S. 260; vgl. auch FRANKENSTEIN (2001), S. 126.
178 Vgl. CARMEL (1954), S. 52; vgl. auch FRANKENSTEIN (2001), S. 126.
179 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 126.
180 Vgl. TROMM (1999), S. 11; vgl. auch FRANKENSTEIN (2001), 126.
181 Arthur RUNDT / Richard A. BERMANN: Palästina: Ein Reisebuch. Leipzig 1923, S. 56.
182 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), 126; vgl. auch TROMM (1999), S. 11.
183 Vgl. Central Zionist Archives Jerusalem, Bestand “' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“) S 15 212 18, 1923, darin: Schreiben, wahrscheinlich von Konrad Goldmann, an Dr. Arthur      Ruppin vom 11.06.1923, S. 1-2.
184 Rub-al-Nazra befindet sich geografisch nahe Afula, an der Stelle des heutigen Kibbutz’ Masra. Vgl. TROMM (1999), S. 11 und FRANKENSTEIN (2001), S. 128.
185 Vgl. Central Zionist Archives Jerusalem, Bestand “' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“) S 15 212 18, 1923, darin: Anonymes Schreiben, wahrscheinlich von Konrad Goldmann, an     Dr. Arthur Ruppin vom 11.06.1923, S. 1-2.
186 Arthur RUPPIN: Die Landwirtschaftliche Kolonisation der Zionistischen Organisation in Palästina, Berlin 1925, S. 82.
187 Vgl. Central Zionist Archives Jerusalem, Bestand “' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“) KKL2/89, 1925, darin: Julius Berger: "Einige Bemerkungen bei mein[e]r Reise durch den         Emek in der Zeit v. 17. Oktober – 24. Oktober 1925, Jerusalem, 27. Oktober 1925“. Der Quelle nach war der gesamte, beiden Gruppen zur Verfügung stehende Boden, 2.500 Dunam (=         1000 m2) groß; beide Gruppen zusammen umfassten nach Berger ca. 80 Menschen. Vgl. ebd.
188 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), 128; vgl. auch TROMM (1999), S. 11.
189 Vgl. PRAG (1954), S. 32.
190 Vgl. Central Zionist Archives Jerusalem, Bestand “' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“) KH4/B/6257, darin: Schreiben eines unbekannten Absenders an Arthur Ruppin vom                 16.01.1928, S. 1-2.
191 Vgl. Yoav LEVITAS: About Beth Sera, online unter: <http://www.betzera.org.il/> (Zugriff vom 01.12.2008).
192 Die anderen zwei Kibbutzim, die von deutschen Gruppen gegründet wurden, Hefziba 1922 und Givat Brenner 1928/9, hatten jeweils noch eine Gruppe aus Litauen bzw. der                         Tschechoslowakei. Vgl. FRANKENSTEIN (2003), S. 6.
193 Vgl. Yoav LEVITAs: About Beth Sera, online unter: <http://www.betzera.org.il/> (Zugriff vom 01.12.2008). Bialik (1873-1934), ist einer der einflussreichsten hebräischen Dichter; in Israel     wird er als Nationaldichter angesehen.
194 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 128.
195 Vgl. EBD., s. 123; Vgl. auch WEGNER (1930), s. 299.
196 RUNDT / HERMANN (1923), S. 56.
197 WEGNER (1930), S. 301-303.
198 Vgl. EBD.
199 Central Zionist Archives Jerusalem, Bestand “' קבוצת 'מרקנהוף “ ("Kvutzat ,Markenhof‘“) 211/44, 1927-1929, KH 4/B/6257, darin: Schreiben [Autor unbekannt] an Herrn A. Berger, Berlin,     10.11.1927.
200 Alma MAHLER-WERFEL: Mein Leben, Frankfurt 1991, S: 166. Mahler-Werfel (1879-1964), österreichische Persönlichkeit der Kunst-, Musik- und Literaturszene in der ersten Hälfte des     20. Jahrhunderts und Ehefrau bzw. Gefährtin berühmter Männer, reiste gemeinsam mit ihrem Mann, dem österreichischen Schriftsteller Franz Werfel (1890-1945) in den 1920er-Jahren         nach Palästina als Teil einer größeren Nahostreise.
201 WEGNER (1930), S. 301.
202 MAHLER-WERFEL (1991), S. 167.
203 RUNDT / BERMANN (1923), S: 57.
204 WEGNER (1930), S. 302f.
205 Vgl. TROMM (1999), S. 27.
206 Vgl. Yoav LEVITAS: About Beth Sera, online unter: <http://www.betzera.org.il/> (Zugriff vom 01.12.2008).
207 Der Wortlaut des Gedenksteins ist zitiert nach FRANKENSTEIN (2001), S. 131.
208 RUPPIN (1925), S. 198.
209 Vgl. FRANKENSTEIN (2001), S. 123. Mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur änderte sich dies grundsätzlich.
210 EBD., S. 138.