Die Schlangenkapelle im hinteren
Attental.
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Die Schlangenkapelle in hinteren Attental (Foto
ca 1935) |
Der
Henselerhof. Ansicht vom Attental (ca 1935) |
Bei dem zur
Gemeinde Wittental gehörigen Weiler Attental – 1276 „ze
Attendal“ -, etwa 1 ½ Stunden von Freiburg entfernt, im hinteren
Attental, oberhalb des alten, an den Berghang angelehnten
Henselerhofes, liegt auf einer Anhöhe am Waldrande die
Schlagenkapelle, heute ein trauriges Bild von Zerfall.
Die kleine, sehr baufällige Kapelle mit rechteckigem Grundriß und nur einem kleinen Fenster in der Südseite, hat ein Schindeldach mit kleinem dachreiterartigem Gebilde aus Blech. Über dem Eingang im Giebelfelde befindet sich ein Kruzifixus, dessen Kopf ziemliche Zerstörungen aufweist. Das Innere des Kapellchens ist von dem eingestürzten Mauerwerk der Ost- und Westwand mit einem mit Drahtgitter abgeschlossen; eine Türe fehlt. Auf dem Altärchen steht eine aus Holz geschnitzte, zirka 50 cm hohe Marienstatue mit Kind, deren Gewand rot, Mantel bzw. Überwurf blau gemalt sind und die reichliche Goldverzierung hat. Ferner ist noch eine kleinere, ebenfalls aus Holz geschnitzte Madonna mit derselben farbigen Gewandung, aber mit nacktem Christuskind auf dem Arm, vorhanden. Beide Figuren scheinen sehr alt zu sein und auch einen gewissen Wert zu haben, wie die Statuen in der Kapelle beim Breitehof. Von einem Liebhaber dieser beiden Marienstatuen wurde, wie der Besitzer des Henselerhofes, seit 1905 Pius Janz, mitteilte, die eine der Figuren als die Mutter Anna erklärt. An der Westwand hängt eine Votivtafel, eine handwerksmäßige Malerei, den hl. Wendelin darstellend, umgeben von Pferden, Kühen, Schafen, Ziegen Gänsen und Hühnern; in den Wolken am Himmel erscheint die Jungfrau Maria. (Figuren und Bild hat Hofbesitzer Janz im Gewahrsam, seitdem die Kapelle sich in baufälligem Zustande befindet). Daneben an der Ostwand hängen noch viele kleiner Heiligenbilder aus der Zahl der vierzehn Nothelfer, grelle Farbdrucke in den früher üblichen schwarzen Kartonrahmen. 1902 wurde das Kapellchen von dem früheren Besitzer des Henselerhofes, Karl Thoma, etwas renoviert, d.h. es erhielt einen Anstrich von blauer Farbe. Der Henselerhof, dessen jeweilige Besitzer auch Betreuer der Schlagenkapelle sind, scheint sehr alt zu sein; an Jahreszahlen ist nur die Zahl 1736 über einer Türe vorhanden.
Über die
Entstehung der Kapelle schreibt E.H.Meyer „Badisches Volksleben
im 19. Jahrhundert“, Straßburg 1900): Seite 79/80; 495/96.
„Einst, man sagt
vor ein paar hundert Jahren, wurde der Henselerhof im hinteren
Attental, das noch heute reich an unschädlichen Ringelnattern
wie an giftigen Kreuzottern ist, (Kreuzottern dürften in der
Gegend von Freiburg heute wohl kaum mehr anzutreffen sein) von
Schlagen derartig heimgesucht, daß der Bauer der allerseligsten
Jungfrau Maria eine Kapelle gelobte, um von der Plage befreit zu
werden. (Die Schlangenkapelle in Vöhrenbach i. Schw.
verdankt der gleichen Ursache ihre Entstehung) Wirklich
bleiben seit der Erbauung der Kapelle die Schlangen fort. Oben
über dem Hof steht noch heute mit weiter Aussicht die mit einem
Marien und einem Sebastiansbilde (Ein Sebastiansbild
befindet sich nicht mehr in der Kapelle. Ob ein solches je
vorhanden war, oder wohin es gekommen, vermag der jetzige
Hofbesitzer nicht anzugeben) geschmückte Schlangenkapelle,
scherzhaft auch „Flohkapelle“ genannt, weil vorüberziehende
Handwerksburschen wohl auf den Bänken ihres offenen Vorraums
übernachten.“ Letzteres dürfte wohl nicht ganz zutreffen. Der
Vorraum ist so klein, dass rechts und links auf den angebracht
gewesenen Bänken je eine Person, und zwar sitzend, Platz gehabt
hätte; auch liegt die Kapelle so abseits von jeder
Verkehrsstraße, dass „ von öfterem Nächtigen von
vorüberziehenden Handwerksburschen“ dort oben wohl schwerlich
die Rede sein kann, da der beschränkte Raum nicht dazu einladet.
Der Name Flohkapelle dürfte wohl einen anderen Ursprung haben.
Vielleicht weiß ein Leser eine Erklärung. Weiter erwähnt Meyer:
„Zu Mariä Lichtmeß, am 2. Februar, betet der Bauer des
Henselerhofes mit seinem ganzen Hofgesinde droben in der
Schlagenkapelle nach dem Mittagessen drei Rosenkränze, und nach
der Heimkehr muß ein Kind oder, wenn eines fehlt oder es noch zu
klein ist, der Hofbauer selbst dreimal eine Kette an der
Berglehne ums Haus ziehen, um die Schlagen abzuhalten. Das
geschah noch 1895 und wird auch wohl noch jetzt geschehen.“
Dieser Brauch wurde bis 1905 vom früheren Besitzer ausgeübt,
während der jetzige Besitzer in zwar noch kennt, aber nicht mehr
ausübt.
Dieser Brauch geht auf uralten Schlangenzauber und
Schlangenbeschwörung zurück, auf Schlangenbannübungen, die wohl
zum Teil als Reste alter kirchlicher Benediktionen, aber auch
als heidnische Frühlingsreinigungen zu betrachten sind. Einst,
da die Alemannen und Franken in den Gegenden des heutigen Baden
christianisiert wurden, mochten sie noch bei der Unkultur des
Landes von allerlei Gewürm zu leiden gehabt und deshalb die
Glaubensboten um dessen Beschwörung gebeten haben. Diese nahmen
eine solche wohl vor dem Nahen des Frühlings, wo Kröten und
Schlangen sich anschicken, den Winterschlaf zu beendigen, vor,
und zwar am Tage des Apostelfürsten, Petri-Stuhlfeier, 22.
Februar.
Die Sintlasau (Insel Reichenau), die voller giftigen Gewürms
war, reinigte der hl. Pirmin, indem er ein Kreuz unter Gebet
aufrichtete; drei Tage soll der Bodensee von den abziehenden
Schlangen und Kröten bedeckt gewesen sein.
Zahlreich sind in Baden die veschiedenartigen Gebräuche, die
alte Beschwörungsformeln gegen Schlangen und Kröten enthalten,
von welchen das sogenannte „Peterlispringen“ im Kinzig- und
Harmersbachtal, der „Krotten- und Schlangentag“ und der
„Storchentag“ in Haslach Erwähnung finden sollen. In Mittelbaden
besonders findet das Schlangenaustreiben statt. Bereits am
Vorabend des 22. Februar, Petri-Stuhlfeier, an vielen Orten an
diesem Tage selbst, ziehen die Schulkinder, nachdem sie vorher
genau die notwendigen uralten Sprüchlein gelernt, die sich von
Mund zu Mund fortpflanzen und erhalten, mit Körben, Säcken und
Taschen versehen von Haus zu Haus, um ihre Gabe (Geld, Äpfel,
Birnen, Nüsse, Schnitze, Backwerk u.a.) in Empfang zu nehmen.
Sie fragen in den Häusern:“ Dürfen wir die Krotten und Schlangen
jagen ?“ Dann laufen sie mit einer Schelle und einer Kette im
Hause herum oder springen dreimal ums Haus, um die Brunnen
herum, klingeln und klopfen an die Wände mit dem Hauptruf:
"Wir feiern
heut´St. Peterstag der unsere Bitt´erhören mag; er möcht´beschützen unser Gut, vertilgen Ungeziefers Brut; vertreiben alle Krotten und Schlangen, die Bäume recht mit Obst behangen; euer Vieh von jeder Seuch´behüten, |
behalten
eures Hauses Frieden, beschirmen euer ganzes Haus und alles, was gehet ein und aus; fern halte Unglück, Krankheit und Not. Wir bitten um einen seligen Tod. Und zum Schlusse noch eine Bitt´: Gebt uns recht viele Gabenmit!" |
oder: "Heute
ist der heilige Peterlestag, daß wir alles Kröten und Schlangen verjagen. Wir wünschen euch in diesem Haus, ihr sollt von allen giftigen Tierlein bewahret sein" usw. |
"Peter,
Peter, Sturm, Schlange und ihr Wurm, spie aus, spie aus, Krott und Schlange, St. Peterstag isch bald vergange", oder "Krotten und Schlangen zum Tor hinaus!" |
"Pflieng,
pflieng (auch flieh) Krotte und Schlange, der Petrus kommt mit der eisere Stange!" |
"Heraus,
heraus! Äpfel und Birnen zum Laden heraus!" |
"Nun danken
wir auch Gott innerlich, daß ihr uns gegeben habt barmherziglich. Wir wünschen euch ein frohes Leben, Gott der Herr soll es allen geben!" |
"Wenn ihr mer
nit gen (gebt), so solle die Krotte und Schlange in Hafe ni (hinein) lange!" |
"Die Krotte
und Schlange zum Dorf naus!" |
(Herr Hauptlehrer Aigeltinger in Wittental hat sich in dankenswerter Weiße bereits der Kapelle angenommen und die vor derselben liegenden Steine in der Nähr zur späteren Wiederverwendung aufgeschichtet.)
Aus:
Franz Kern
Das Dreisamtal mit seinen Kapellen und Wallfahrten, 1986
Am leichtesten erreicht man die mit vielen Geheimnissen umrankte
Schlangenkapelle von Wittentat aus, indem man das Fahrzeug im
Talabschluß beim Recklehof stehen läßt und die 20 Minuten zu Fuß
geht, wobei man nebenbei einen zauberhaften Blick auf das
Dreisamtal genießt, oder vom Attental einen etwas längeren
Aufweg unter die Füße nimmt. Auf der bewaldeten Kammhöhe
zwischen dem Attental und dem Wittental, unweit des alten
Henslehofes, der ein nicht allzu großer Berghof war, liegt die
Schlangenkapelle. Sie lag längere Zeit darnieder und bot ein
Bild des Verfalls, ist aber 1953 und wieder 1978 unter
tatkräftiger und freiwilliger Mithilfe der Bevölkerung gleichsam
neu erstanden, mit schindelbeschlagenem Satteldach und mit
Dachreiterchen und Glöckchen versehen.
Wieder weist die Kapelle einen kleinen Vorraum auf, mit 2
Sitzbänken zum Verweilen oder zum Unterstehen bei Unwetter. 1953
brachte man beiderseits 2 Sandsteintafeln an. Auf der einen
lesen wir "Hier erbauten gläubige Vorfahren eine Kapelle zu
Ehren Unserer Lieben Frau im frommen Sinn von einer argen
Schlangenplage erlöst zu werden." Auf der anderen: "Die Kapelle
wurde neu errichtet Anno 1953 durch die Gemeinde Wittental unter
selbstloser Fron von Arbeitern der Firma Max Jordan Karlsruhe."
Innerhalb des vergitterten Altarraumes steht eine Madonna auf
der Erdkugel und zertritt der Schlange den Kopf. Etwa 60 cm groß
hat sie Michael Bauernfeind nach dem Original gegossen. Den
ganzen Sommer über umgeben sie frische Feldblumen die Altbäuerin
Fehr vom Reckehof, die Hüterin des Waldheiligtums, besorgt. Auf
der Vorderseite des Altares windet sich eine Schlange.
Mit der Madonna hat es seine Geschichte: Das Original wurde
eines Tages gestohlen. Als schon der Einweihungstag der
renovierten Kapelle festgesetzt war, meldete die Polizei den
Fund, einer Madonnenfigur in der Nähe der Autobahn bei Freiburg.
Es war die Original-Schlangenmadonna von der Schlangenkapelle.
Nach jenem Original, das nunmehr sicher im Gerneindearchiv
Stegen verwahrt wird, ist die oben genannte Kopie gefertigt, die
Madonna, die auf dem Globus steht, der.von einer Schlange
umwunden ist.
Durch Testament ist die Kapelle längst in den Besitz der
ehemaligen Gemeinde Wittental übergegangen, die seit dem 1.Juli
1974 mit der Gemeinde Stegen vereinigt ist.
Das alte Volksheiligtum wird gerne aufgesucht,
An einem Maisonntag wird dort eine Maiandacht gehalten, wozu
jeweils die Originalstatue in die Kapelle gebracht wird.
Über die Entstehung dieser Kapelle schreibt E. H. Meyer in
“Badisches Volksleben im 19.Jahrhundert”. (Straßburg, 1900, S.
79/80):" Einst, man sagt vor ein paar hundert Jahren, wurde der
Henselerhof im hinteren Attental, das noch heute reich an
unschädlichen Ringelnattern wie an giftigen Kreuzottern ist, von
Schlangen derartig heimgesucht, daß der Bauer der allerseligsten
Jungfrau eine Kapelle gelobte, um von der Plage befreit zu
werden. Wirklich blieben seit der Erbauung der Kapelle die
Schlangen weg..."
Kann das wahr sein? - Straßenwart i.R. Otto Thoma, Eschbach,
Mittetal 19, dessen Heimat der Albrechtenhof im Attental ist,
erzählte dem Verfasser am 19.1.1983, daß er als Hirtenbub oft
bis zu einer Stunde zum "Ausfahren des Viehs" auf die
weitläufigien Weidberge gebraucht habe.
Die Weidberge um den Henselerhof habe man gerne gehabt, weil es
dort "Obst zu klauen" gegeben habe. Und um den Henselerhof, als
auch um den Hugenhof herum, seien Schlangen gekrochen. Die
Dienstboten der beiden Höfe, etwa 10-15 Jahre älter als er,
haben ihm und seinen Geschwistern erzählt, daß die Schlangen ums
Haus herum daheim seien und daß sie sogar nachts in den StalI
zum “Katzentrögle" geschlichen seien, in welches die Bauersleute
Milch für die Katzen geschüttet hatten. Gelegentlich habe man
die Schlangen mit dem Besen und mit Gabeln aus dem Stall
hinausgeworfen.
"Des isch kei Witz, des isch Tatsach"! Mit soIchen Worten
unterstreicht er den Wahrheitsgehalt des Erzählten; und er
findet auch einen plausiblen Grund für die Schlangenplage an
jenen Südseiten. Die Schlangen suchen Wärme und darum suchen,
sie nachts die Holzställe der Rinder auf und machen diese
"verrückt". Ihr beliebter Aufenthaltsort sei aber auch der
Misthaufen gewesen.
Früher wurde der Kuhdung nur ein, einziges Mal und zwar im
Frühling auf die Felder gefahren. So blieb der Dunghaufen, in
ständiger Gärung, Wärme erzeugend, und die Schlangen suchten zum
Ruhen und Eierlegen den Misthaufen auf. Das war dann die
natürliche Brutstätte der Ringelnattern und Ottern. Seitdem
nunmehr der Mist mehrere Male im Jahr weggeführt wird, hätten
die Schlangen ihre Brutstätten verloren und sich von den Höfen
entfernt. Und er erzählt weiter: "Ich selber hab später 5 Jahr
im Berghiisle von Löwenwirts gwohnt. Do hets noch gnueg Schlange
gha. Im Summer han ich sie jede Tag sähne könne. Mi Frau het sie
gfirchtet". Und er erzählt, wie er beim Grasmähen gelegentlich
eine Schlange vor der Sense Reißaus nehmen sah. “Ich selber hän
dann zweimol Mischt rusgfahre. Deno hän sie d'Brutstätte
verlore. Jetzt gitts nur noch e paar einzelne. Aber grad gnueg
hets früher gha." - Soweit einiges von der herzhaften Erzählung
eines alten Attentälers. Der kritische Mensch der Gegenwart mag
davon halten, was er will. Er wird aber wenigstens gelten
lassen, daß Schlangen etwas mit der Entstehung der
Schlangenkapelle zu tun haben. Auch Otto Thoma schwächt etwas
ab: “Ich hab selber Schlange hinter dem Henselerhof gsähne. Aber
daß sie nachts in de Schtall sin, des hän Dienstbotte verzellt.”
Als Kinder und junge Menschen seien sie früher oft zur
Schlangenkapelle an Sonntagnachmittagen gelaufen, aber weniger
wegen des Rosenkranzgebetes, als wegen der guten und reichlichen
Walderdbeeren in der Nähe.
Daß die Entstehung der Kapelle im Zusammenhang mit der
Schlangenplage steht, ist nicht zu bezweifeln. Fr. Aug. Metzger,
Hauptlehrer in Wittental, hinterließ ein handschriftliches,
heimatkundlichen Themen gewidmetes Manuscript, das vom Jahre
1894 datiert und dessen Angaben glaubwürdig sind. So schreibt er
bei der Schilderung heimatlicherTiere:
"Auch die Schlange spielt eine Rolle. Bei einem kleinen
Bauernhofe ganz im hinteren Attenthal an einer Berglehen steht
etwa 500 m davon entfemt die sog. "Schlangenkapelle"; welche
erbaut wurde infolge eines Gelübdes, welches der frühere Bauer
gemacht, wenn die Schlangen seinem Hause fernbleiben. Das Haus
soll fürchterlich von diesen Tieren (Kreuzotter = Pelias berus
bek. sehr giftig!) heimgesucht worden sein. Nachdem die Kapelle
erbaut u. eingeweiht war, so seien die Schlangen ferngeblieben
bis jetzt. Es hat sich in diesem Bauernhause ein Brauch
erhalten, an dem zäh festgehalten wird. Jedes Jahr an Maria
Lichmeß beten die Leute dieses Hofes nach dem Mittagessen drei
Rosenkränze. Nachher muß ein Kind dreimal eine Kette ums Haus
ziehen, um so die Schlangen abzuhalten. (Diese Giftschlange kam
früher hier sehr häufig vor u. tritt auch jetzt noch
verhältnismäßig zahlreich auf; wie auch die ungiftige
Ringelnatter Tropidonatus natrix). Ich sah selbst vor einigen
Jahren wie ein Bauer beim Dungführen im Frühjahr aus einem
Misthaufen 37 Stück gezogen. Wo er mir eine Freude machen
wollte, so ließ er mich rufen, weil ich mich seit Jahren mit dem
Studium der Kriechtiere u.Lurche befasse u. setze die schönsten
Exemplare in meine Terrarien. Im Sommer 1893 fing ich an einem
Tage hier 4 Ringelnattern u. 12 Kreuzottern, darunter 7 junge.
Die Gegend ist für diese Tiere besonders geeignet.) Allgemein
ist der Glaube verbreitet, die Schlangen saugen den Kühen die
Milch aus... _" Somit dürfte auch der 'Wahrheitsgehalt der
Erzählungen von Herrn Otto Thoma bestätigt sein.
Aber die Frage bleibt, wann die erste Schlangenkapelle entstand.
Auf dem Sickingen'schen Plan H/1 Wittental, welcher die dem
Freiherrengeschlecht von Sickingen gehörenden Besitzungen
aufweist und der am 6. Oktober 1780 angefertigt und datiert ist,
ist die Schlangenkapelle schon verzeichnet, wie auch die
Martinskapelle beim Baldenwegerhof, die aber kurz, nach 1800
abgegangen ist. Maria Thoma, geb. Walter, wohnhaft in
Kirchzarten, sagte dem Verfasser am 11.10.1984, daß ihr Eheman
Karl Thoma, 1904-1967, öfters erzählt habe, sein Vater Karl
Thoma, 1857‑1924, habe die Kapelle erbaut. Es ist anzunehmen,
daß der Genannte, der 1882 auf den Henslehof heiratete, anstatt
einer ersten hölzernen Kapelle einen massiven Kapellenbau
aufrichtete, auf dessen baufälligen Zustand schon 1936
hingewiesen wurde. Emmy Saier, geb. Thoma, Kirchzarten,
schildert: "Unser Vatter, (Josef Thoma, 1899-1968, ein Bruder
des vorigen Karl) hett uns Kinder ufm Ofebank oft verzellt, wie
sie als kleini Buebe die schweri Kette um de Hof rum zoge hän,
um die Schlange zue vertribe, un d´inne in de Stube hän Vätter
un Muetter un die Maidli de Rosekranz bättet."
Als die Gemeinde Wittental dann in den Besitz von Hof und
Kapelle gelangt war, ging sie daran das alte Kulturdenkmal zu
erneuern, es mit Schindeln zu verkleiden und mit einem
Dachreiter und einem Glöckchen, das keinerlei Aufschrift hat, zu
verzieren. Arbeiter der Baufirma Jordan, die damals die
Hochspannungsleitungen bauten, machten sich dabei verdient. Am
Christi Himmelfahrtsfest des Jahres 1953 wurde das Kleinod vom
Kirchzartener Pfarrer Erminold Jörg unter Mitwirkung der
Wittentaler Musikkapelle, des Kirchzartener Kirchenchores und in
Anwesenheit vieler Dreisamtäler, die sich heute noch an das
Volksfest erinnern, feierlich eingeweiht.
Für frdl. Mithilfe danke ich Herrn Otto
Thoma; Herrn Steinhardt, Pfarrer Josef Hog und Bürgermeister
Klaus Birkenmeier.
Literatur: K.F. Vilgis, Alte Kapellen im DreisamtaL In "Mein
Heimatland" 1936, 290 f,
Geschichte der Pfarrei Kirchzarten von Max Weber
1967 Nachtragsband
"Die Schlangenkapelle im hinteren Attental erinnert
daran, dass dieses Tälchen einstens besonders von Kreuzottem
heimgesucht war. Die schon zum Teil verfallene Kapelle ging
durch Testament in den Besitz der Gemeinde über. Diese erneuerte
sie alsbald, größtenteils mit freiwilligen Helfern.
Bürgermeister Hug und Hauptlehrer Eckenfels gingen voran. Gern
halfen aber auch die Arbeiter einer Karlsruher Baufirma, die
gerade eine elektrische Fernleitung anlegten, in ihren
Freistunden. So konnte auf der Höhe zwischen Attental und
Wittental das uralte kleine Volksheiligtum wieder neu entstehen.
Die Feier seiner neuen Weihe am Himmelfahrtstag 1953 wurde zu
einem kleinen Volksfest”.
Anmerkung:
Pfarrer Erminold Jörg von Kirchzarten ( von 1952 ‑ 1955) weihte
die Kapelle ein.
Badische Sagen
Gesammelt und Herausgegeben von Dr. Johannes Künzig 1923
Die
Schlangenkapelle
“Im
Hinteren Attental an einer Berglehne, etwa 500 Meter von einem
Bauernhof entfernt, steht die sogenannte Schlangenkapelle,
welche einem Gelübde ihre Erbauung verdankt. Der Bauernhof war
jahrelang von Schlangen heimgesucht, so dass der Bauer gelobte,
eine Kapelle zu bauen, wenn die Schlangen von seinem Hause
fernblieben. Die Kapelle wurde eingeweiht - und die Schlangen
kamen nicht mehr. Zum Dank dafür betet man auf dem Bauernhofe
noch jetzt jedes Jahr an Mariä Lichtmeß drei Rosenkränze.
Nachher muß ein Kind eine Kette dreimal ums Haus ziehen, um die
Schlangen abzuhalten”.
Auszug
aus dem Protokollbuch des Musikvereins Wittental
" Durch
Gemeinde-Eigentum des Henslehofs, wurde in kurzer Zeit die
zerfallene Schlangenkapelle (früher Flohkapelle genannt) wieder
neu aufgebaut. Am 11. Mai (Christi Himmelfahrt) war diese
feierliche Einweihung, durch H.H. Pfarrer Jörg von Kirchzarten,
die Mitwirkenden zur Verschönerung der Einweihung derselben
waren die Musikkapelle, sowie der Kirchen-Chor von Kirchzarten.
Anschließend ging es in das Gasthaus zum Bankischen Hof, welcher
in kurzer Zeit voll besetzt war, so die Musikkapelle den
anwesenden Gästen, ihr musikalisches unter Leitung von Herrn
Kirner darbot". Geschehen am 14. Mai 1953
Der Schriftführer
Anmerkung: Schriftführer war Wilhelm Ganter aus dem
Attental (1939 - 1978)