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Die Baugeschichte der Schloss-Kapelle in Stegen
Aus der Datenbank Bauforschung / Restaurierung der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg

Schlossgebäude und Kapelle
 
Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

KAPELLE:
Außenseiten und Innenraum der Kapelle sind dick verputzt und lassen auch im Streiflicht keinerlei frühere Baustrukturen erkennen. Auch der Hinweise auf eine frühere Zugangstür auf der Nordseite, wie sie auf dem spätgotischen Altarbild an der Nordwand dargestellt ist, waren zu vermissen. Die sichtbaren Werksteine von Fenstern und Chorgewölbe gehen auf das 19. Jahrhundert zurück. Lediglich das Türgewände des Westportals könnte aus der Spätgotik stammen, wurde aber offensichtlich stark überarbeitet.

1. Bauphase:
(1600 - 1799)    Den konstruktiven Merkmalen zufolge ist die Abzimmerung des Dachwerks im 17. oder 18. Jahrhundert (gk) zu suchen.
Betroffene Gebäudeteile:    Dachgeschoss(e)

2. Bauphase:
(1663)    Der nördliche Kellerraum wird nach oben von einem Gebälk abgeschlossen, das auf einem außermittig platzierten und aller Wahrscheinlichkeit nach nachträglich eingezogenen Unterzug lagert. Aus ihm wurden drei Proben zur dendrochronologischen Altersbestimmung entnommen mit dem einheitlichen Ergebnis einer Fällung im Jahr 1663 (d).
Betroffene Gebäudeteile:    Untergeschoss(e)

3. Bauphase:
(1810 - 1999)    Die Chorgiebelwand ist aus maschinell gefertigten Backsteinen aufgemauert, dürfte also erst ins ausgehende 19. oder 20. Jahrhundert in dieser Form entstanden sein.
Betroffene Gebäudeteile:    Dachgeschoss(e)

4. Bauphase:
(1850 - 1899)    Der Unterbau des Dachturms wird aus zwei miteinander kombinierten Sprengbünden gebildet, deren Hauptständer als Eckständer für den Turm und zugleich als Hängehölzer dienen, an denen Überzüge für alle Dachbalken aufgehängt sind und die am westlichen Ende ins Mauerwerk greifen. Die Aufhängung erfolgt mittels eines gezogenen Rundstahls, befestigt mit geschmiedeten Bolzen mit handgemachten viereckigen Muttern, wie sie auch für die Aufhängungen der Dachbalken am Überzug zum Einsatz kamen. In dieser Form dürfte der Dachturm vermutlich nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sein.
Betroffene Gebäudeteile:    Dachgeschoss(e)
 
Konstruktionen Konstruktionsdetail:   
•    Dachform   ◦    Dachturm
•    Dachgerüst Grundsystem   ◦    Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
•    Dachgerüst, verstärkende Einbauten   ◦    Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.   ◦    Sprengbund
•    Gewölbe   ◦    Tonnengewölbe
•    Steinbau Mauerwerk   ◦    allgemein   ◦    Bruchstein
•    Verwendete Materialien   ◦    Backstein   ◦    Putz   ◦    Ziegel

Konstruktion/Material:    Kapelle
Chorbogenwand im Dachraum:
Frühestes Bauteil ist die Chorbogenwand. Ihr Mauerwerk besteht auf beiden Seiten aus kleinen Steinen vorwiegend ähnlichen Formats und in regelmäßigen Lagen, stellenweise in leichtem Fischgrätverband gesetzt. Im abgestrichenen Mauermörtel wurden Kellenstriche angelegt, der auf westlicher und östlicher Seite jeweils zumindest in Teilbereichen beachtlich gut erhalten ist. Der Mauerverband enthält, soweit erkennbar, keinerlei Ziegel- oder Backsteinstücke, jedoch viele Steine mit Rotfärbung, wie sie in der Regel durch hohe Temperaturen bei einem Gebäudebrand entstehen kann. Diese sind aber vereinzelt und die Rötung reicht auch in die Mauertiefe hinein, sodass davon auszugehen ist, dass die Steine von einem durch Feuer zerstörten Gebäude stammen und hier neue Verwendung gefunden haben.
Ein Stück von der heutigen Dachneigung eingerückt und in Höhe der Kehlbalkenlage des Dachwerks bricht das Mauerwerk ab, ohne dass gesicherte Befunde für die Lage oder Neigung einer früheren Dachschräge oder Balkenlöcher eines früheren Dachwerks zu erkennen wären, demzufolge auch die frühere Höhe des Gebäudes nicht ermittelt werden konnte. Die Ausdehnung des Mauerwerks macht jedoch deutlich, dass der zugehörige Baukörper etwa die Breite und Höhe der bestehenden Kapelle gehabt haben müsste oder größer war. Rechts und links außen bestehen größere Fehlstellen im Mauerwerk, wovon diejenige auf der Südseite mit Backsteinen gefüllt und diejenige auf der Nordseite flächig verputz worden ist. Was es mit ihnen auf sich hat, konnte nicht geklärt werden. Der mittige Durchgang wurde zu einem späteren Zeitpunkt durch das Mauerwerk gebrochen bzw. ausgeweitet.

Aufgrund der flachen Decke des Kirchenraums konnte an der westlichen Seite der Wand das Mauerwerk nicht weiter nach unten verfolgt werden, was aber das Chorgewölbe auf der östlichen Seite möglich macht. Dort ist kleinteiliges Mauerwerk mit Kellenstrich auch unterhalb der Dachbalkenlage zu finden.
Im näheren Bereich der Wölbung ist das Mauerwerk jedoch ausgebrochen und durch neues Mauerwerk ersetzt worden. Dies ist in Verbindung mit dem Einbau eines neuen Chorbogens geschehen, dessen große und hier nur grob zugerichtete Bogensteine teilweise sichtbar sind. Bei dem großen Stein, der die Schwelle des Durchgangs bildet, handelt es sich um den Rücken des Schlussteins. Im Kirchenraum ist der spitzbogige Chorbogen vollständig verputzt, sodass unklar ist, ob auch seine Innenseite nur grob zugerichtet und verputzt oder ob er aus Werksteinen versetzt worden ist.
Die gute Erhaltung von Mauerstruktur und Kellenstrich auf beiden Seiten der Wand machen deutlich, dass diese seit der Errichtung nie längere Zeit bewittert, nie überputzt und nie überstrichen worden war. Für die Ostseite bedeutet dies, dass schon immer ein Chorbau von mindestens gleicher Höhe und Breite bestanden hat.

Westliche Giebelwand im Dachraum:
Das Mauerwerk des Westgiebels ist gänzlich anders aufgebaut als die Chorbogenwand. Zusammengesetzt ist es aus Bruchsteinen, Ziegel- und Backsteinstücken in einem wenig regelmäßigen Verband und verläuft in dieser Form in ganzer Dachhöhe. Auf der Innenseite sind Brettabdrücke zu erkennen, wonach das Mauerwerk gegen eine Brettschalung gesetzt worden ist. Im Bereich des mittigen Fensters sind Spolien vermauert, die einen Falz, scharrierte Oberflächen und ein Versatzzeichen in Form einer 3 erkennen lassen.
In Verlängerung des südlichen Stuhlrähms findet sich der einige Zentimeter ins Mauerwerk eingreifende Abdruck eines vorausgehenden Stuhlrähms, der die Jahrringstruktur noch erkennen lässt. Der Abdruck geht auf das ursprüngliche Rähmholz zurück, wogegen das bestehende Rähm über die Breite der anschließenden Querzone ausgetauscht worden ist. Der Abdruck macht deutlich, dass das Dachwerk bereits aufgerichtet war, bevor die Giebelwand hochgemauert wurde, beide aber nicht konstruktiv miteinander verbunden waren.

Chorgiebelwand im Dachraum:
Die Chorgiebelwand ist aus maschinell gefertigten Backsteinen aufgemauert, dürfte also erst ins ausgehende 19. oder 20. Jahrhundert in dieser Form entstanden sein. Anfangs bestand eine größere mittige Fensteröffnung, doch beim östlichen Anbau eines Sakristeiraums wurde stattdessen ein Durchgang angelegt, der wegen der Firstachse der Dachkonstruktion außermittig gelegt werden musste.

Dachwerk und Dachturm:
Das Dachwerk ist als liegende Stuhlkonstruktion, bestehend aus fünf Querbundachsen, die vier Querzonen bilden. Die Stuhlständer stehen nicht auf Schwellen, die Kopfstreben in den Querbundachsen sind ohne Versatz verzapft, die Kehlbalken, von denen nicht jedes Gespärre einen besitzt, sind unregelmäßig verteilt und ein Teil davon wurde später wieder herausgenommen. Den konstruktiven Merkmalen zufolge ist die Abzimmerung des Dachwerks im 17. oder 18. Jahrhundert zu suchen. Knapp vor der Chorbogenwand war ein Dachturm eingestellt, wovon zwei symmetrisch gekürzte Sparren mit Blattsassen für Kehlbalken zeugen und dieselben Blattsassen am östlichen äußeren Sparrenpaar auftreten, ohne dass die Sparren hier gekürzt wären. Die Dachbalken unterhalb des einstigen Dachturms sind besonders stark dimensioniert worden und wurden um zwischengelegte weitere Balken ergänzt.
Gemäß Blattsassen und stärkeren Dachbalken war der Dachturm Bestandteil des ursprünglichen Abbunds, wurde also gleichzeitig mit dem Dachwerk errichtet. Als er abgebaut wurde, laschte man die Sparren an, um die Dachfläche zu schließen.
Ersatz für den ursprünglichen Dachturm wurde mit dem bestehenden Dachturm innerhalb der westlichen Querzone geschaffen. Verwendung fand maschinell im Sägewerk gesägtes Holz und abgebunden wurde in traditioneller Weise mit Abbundzeichen usw. Der Unterbau des Dachturms wird aus zwei miteinander kombinierten Sprengbünden gebildet, deren Hauptständer als Eckständer für den Turm und zugleich als Hängehölzer dienen, an denen Überzüge für alle Dachbalken aufgehängt sind und die am westlichen Ende ins Mauerwerk greifen. Die Aufhängung erfolgt mittels eines gezogenen Rundstahls, befestigt mit geschmiedeten Bolzen mit handgemachten viereckigen Muttern, wie sie auch für die Aufhängungen der Dachbalken am Überzug zum Einsatz kamen. In dieser Form dürfte der Dachturm vermutlich nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sein.
Für den Bau des Dachturms wurde der westliche Querbinder des Dachwerks samt der Stuhlrähme über die Breite der westlichen Querzone ausgewechselt. Zusätzlich zur Aufhängung der Dachbalken am Dachturm besteht unabhängig davon noch eine weitere Hängekonstruktion in der Mittelachse, die in der liegenden Stuhlkonstruktion verankert ist und teilweise mit gedoppelten Hängezangen, teilweise mit Eisenstangen ausgeführt wurde. Die verwendeten Hölzer zeigen helle Querstreifen und Nagelspuren, wonach es sich um wiederverwendete Deckenbalken handelt, die einst eine Putzdecke trugen.

Unterbau:
Die im Dachraum nachvollziehbaren Befunde bedeuten für den Unterbau, dass die Chorbogenwand sicherlich an alter Stelle steht. Theoretisch könnte die heutige Chorbogenwand die frühere West- oder Ostwand gewesen sein, aber solche Verschiebungen sind nur sehr selten zu beobachten und nicht die Regel. Zudem ist festzustellen, dass der Kapellenbau auf Chor- und Langhausseite mindestens die heutigen Abmessungen besaß. Nicht weniger ungewöhnlich wäre eine Reduzierung der Größe des Baukörpers, sodass es nahe liegt, dass zumindest das Langhaus in seinen heutigen Ausmaßen sich seit langem nicht verändert hat und seine Substanz lediglich durch wiederholte Erneuerungen verjüngt worden ist.
Der Chor kann jedoch in Länge und Form verändert worden sein, wie dessen Mauerkrone aus schlampig versetztem Mauerwerk mit darin enthaltenen Backsteinen zeigt.

HAUPTBAU:
Der Hauptbau erhebt sich auf rechteckigem Grundriss, der jedoch nur zu einem kleinen Teil unterkellert ist. Die Kelleranlage setzt sich aus zwei miteinander verbundenen Räumen zusammen.

Südlicher Kellerraum:
Die Umfassungswände bestehen aus unregelmäßig gesetztem Wacken- und Bruchsteinmauerwerk. Auf halber Höhe besteht eine Stufung unterhalb der sich drei, ehemals wohl vier, Konsolsteine zur Auflage eines Streichbalkens befinden, sodass davon ausgegangen werden kann, dass der Raum einst zweigeschossig angelegt war. Die Umfassungswände beider Ebenen sind leicht geböscht, was als Anzeichen dafür gewertet werden könnte, dass der Keller unter ein bestehendes Gebäude eingetieft worden ist.
Die Zweigeschossigkeit erinnert an Freiburger Tiefkeller, die ebenfalls zweigeschossig ausgebildet sind, meist durch nachträgliches Abtiefen. Möglich war dies durch den tiefen Grundwasserspiegel im sog. Dreisamschotter. Für Stegen ist von entsprechenden geologischen Verhältnissen auszugehen, sodass auch hier die Anlage eines tiefen Keller möglich war.
Nach Süden verläuft ein breiter Schacht schräg nach oben, der nachträglich angelegt wurde, für ein einfaches Kellerfenster zu groß und für einen Zugang zu klein scheint. Er ist schräg zur Seite hin verzogen angelegt, sicherlich um einem Baukörper, einer Eingangstür ins Erdgeschoss o.ä. auszuweichen. Der nachträglich angelegte Fensterschacht nach Osten ist mit Backsteinen gefasst. Er wurde später seitlich verzogen, um das Kellerfenster symmetrisch in der Fassade platzieren zu können.
Später wurde ein Tonnengewölbe eingezogen, das an der Stufung ansetzt. Der untere Abschnitt ist auf beiden Seiten aus Bruchsteinen gemauert. Etwa ab der Höhe, wo es ohne Schalung nicht weitergegangen wäre, ist es aus Backsteinen gemauert. Deren Format wechselt zwar, doch laufen die Abdrücke der Bretterschalung durch und weisen das Gewölbe als einheitliche Arbeit aus.
Der Kellerraum liegt so unter dem heutigen Gebäude platziert, dass sich zu den Außenwänden im Osten und Süden sowie nach Norden zum anderen Kellerraum hin jeweils etwa derselbe Abstand ergibt. Lediglich nach Westen ist der Abstand größer. Auf den ersten Blick möchte man vermuten, dass der Keller symmetrisch unter dem Gebäude gelegen hat, welches folglich einen gedrungenen Rechteckgrundriss gehabt hätte. Dass die Abstände aber in etwa der Mauerstärke eines turmartigen Gebäudes entsprochen hätten, kann wohl ausgeschlossen werden, da diese sonst rund 3 m betragen hätte. Die Verteilung der Mauerstärken im Erdgeschoss lässt jedoch einen quadratischen Baukörper mit 120 cm starken Außenwänden erkennen, dem die heutigen Außenwände nach Osten, Süden und Westen sowie die nördliche Flurwand entsprochen hätten. Im Durchgang zum nördlichen Kellerraum ist das Fundamentmauerwerk dieser Flurwand zu sehen. Es kann wohl nicht davon ausgegangen werden, dass im Keller die gesamte Stärke von 3 m gemauert ist, sondern dass noch ein Streifen Erdreich dazwischen ansteht.

Nördlicher Kellerraum:
Nach Norden wurde später ein Kellerraum angefügt und mit einem breiten, leicht ansteigenden Verbindungsgang angebunden. Am nördlichen Ende des Gangs ist ein spitzbogiges Gewände mit breiter Fase und gekehlten Ausläufen eingesetzt, dessen Oberfläche mit diagonalen Stelzhieben bearbeitet wurde, was seine Herstellung in den Zeitraum vom ausgehenden 15. bis ins ausgehende 16. Jahrhundert datiert.
Es sitzt seltsam zurückgesetzt im Mauerwerk, das seinerseits auf den ersten Blick eine seltsame Struktur aufweist. Tatsächlich handelt es sich um freigelegtes Fundamentmauerwerk, das gegen geböschtes Erdreich gesetzt worden war. Deshalb hat es keine saubere Flucht, sondern zeigt eine grobe, rumpelige Steinsetzung und es hängt nach oben immer weiter über. Zum Ausgleich des Überhangs bzw. weil das Mauerwerk gar nicht so tief ins Erdreich reichte, wurde von unten bis etwa zur halben Raumhöhe eine Mauerschale vorgesetzt, die folglich nach oben immer dünner und labiler wird. Das Gewände musste gezwungenermaßen etwas tiefer ins Mauerwerk eingelassen werden, sonst hätte es in dieser Mauerstruktur nicht genügend Halt gefunden. Alternativ hätte ein größerer Ausbruch für eine solide Mauerung geschaffen werden müssen. Die übrigen Wände wurden beim Bau des Kellers neu errichtet.
Der Raum wird nach oben von einem Gebälk abgeschlossen, das auf einem außermittig platzierten und aller Wahrscheinlichkeit nach nachträglich eingezogenen Unterzug lagert. Aus ihm wurden drei Proben zur dendrochronologischen Altersbestimmung entnommen mit dem einheitlichen Ergebnis einer Fällung im Jahr 1663.
In der Westwand des Raums wurden beim Bau zwei kleine Nischen vorgesehen, die durch gegeneinander gestellt Backsteine nach oben abgeschlossen sind. In der Nordwand liegt eine nachträglich eingebrachte Fensteröffnung und in der Ostwand ein recht junger Durchgang zu einer außenliegenden Hebebühne.
Im Anschluss an die Südostecke findet sich in der Südwand der Rest eines breiten Treppenaufgangs, bei dem sich nicht erkennen lässt, ob er auf die Bauzeit des Kellerraums zurückgeht oder später erst angelegt wurde, da er ohnehin nachträglich ins Fundamentmauerwerk gebrochen werden musste.
Er mündete einst in den Flurbereich des Erdgeschosses. Mehrere Stufen haben in den Kellerraum hineingereicht, weshalb die Balken hier gekürzt sind. Bis auf einen sind alle übrigen Balken an der Südseite aber ebenfalls gekürzt. In der Mitte der Längswand lag ein Treppenlauf, der in westliche Richtung aufstieg, erkennbar an der breiten Fase im östlich gelegenen Balken. Da der gekürzte Balken nicht durch einen Wechsel abgefangen ist, ist der Treppenlauf sicherlich nachträglich eingebracht worden. Dasselbe gilt aber auch für die Balken im Bereich der nach Süden aufsteigenden Treppe, sodass die Situation nicht abschließend geklärt ist. Die Platzierung des Gewändes im Durchgang auf Seiten des nördlichen Kellerraums macht hingegen deutlich, dass der südliche Kellerraum vom nördlichen her erschlossen wurde und somit der Abgang in den nördlichen Hauptzugang für beide Keller war.

Querblätter und ein Zapfenloch mit Vernagelungen an den drei westlichen Balken gehen auf eine quadratische Öffnung zurück, die direkt vor der Spitzbogentür lag und in dieser Form bereits beim Verlegen des Gebälks angelegt worden war. Für eine Treppe wäre die Öffnung zu kurz und läge ausgesprochen ungünstig. Zu vermuten ist eine Öffnung, durch die Lagergut in den Keller abgelassen werden konnte.
Es gibt keine konkreten Anzeichen dafür, dass das Gebälk nachträglich eingebracht worden wäre. Andererseits passen die Datierung des Gebälks ins 17. Jahrhundert und die für das 16. Jahrhundert typische Gestaltung des spitzbogigen Gewändes nicht zusammen. Es wäre sowohl möglich, dass die Balken in die alten Balkenlöcher eingelassen worden sind, als auch die Wiederverwendung eines älteren Gewändes, doch wurden bisher keine gesicherten Befunde für eine Aussage erkannt. Da das Portal verglichen mit dem übrigen Kellerraum recht aufwändig hergestellt wurde und man sich nicht die Mühe machte, es ordentlich in die Wandflucht zu setzen, spricht einiges dafür, dass das Gewände woanders übrig war und hier eine neue Verwendung gefunden hat. Wenn dem so war, dann kann wohl davon ausgegangen werden, dass es vom Gebäude herrührt und im Rahmen der Baumaßnahme von seiner früheren Stelle entfernt wurde. Eine Wiederverwendung würde wohl bedeuten, dass das Gebälk ursprünglich ist und dessen Datierung den zugehörigen nördlichen Anbau datiert, denn der Keller weist keine Anzeichen für eine nachträgliche Eintiefung auf.

Auf einem Altarbild in der Kapelle ist das Schloss im früheren Zustand zu sehen. Seine Entstehung ist im ausgehenden 15. oder frühen 16. Jahrhundert zu vermuten, was der Herstellungszeit des Gewändes nahe kommt bzw. sich damit überschneidet. Tatsächlich lässt die Dachform auf der Darstellung erkennen, dass südlicher und nördlicher Teil des Hauptgebäudes unterschiedlich ausgebildet sind, allerdings nicht mit breitem südlichem und schmalem nördlichem Teil, wie es die Baubefunde vermuten lassen, sondern genau anders herum.
Falls die Dendro-Daten tatsächlich den Bau des Kellers und damit des Anbaus zeitlich bestimmen, ist er auf dem sehr viel älteren Altarbild nicht zu finden. Die Größe des Kellers muss jedoch nicht zwingend die Größe des Baukörpers angeben, der durchaus größer hätte sein können. Für die Entstehung des bestehenden Schlossgebäudes gäbe es unter der Voraussetzung, dass der ältere Baukörper bereits die Tiefe des heutigen Schlossgebäudes besaß, zwei Szenarien. Entweder es wurde ein schmaler Anbau angefügt, der durch eine spätere Vergrößerung zum heutigen Rechteckgrundriss erweitert worden ist oder es gab den Zwischenschritt nicht und der heutige Baukörper geht zumindest in seiner Ausdehnung auf 1663 zurück. Im Inneren ist zumindest keine stärkere Zwischenwand festzustellen, die die frühere Westwand des Anbaus gewesen sein könnte.