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Schloss Falkenbühl

 

 

Foto um 1925, links der Dreierhof, rechts Gasthaus Falken
dazwischen die ehemalige Burg oder Schloss „ Falkenbühl“

  

Der obere Hof zu Baldenweg  
„den man Jez nennet Falkenbühel“

Falkenbühl ist kein Lehen, Falkenbühl ist ein Freihof
(GLA 66/9837, Kaufbrief 1472).

 „Ausser der Ruine ist jetzt nur noch ein Haus dort. Die Ruine selbst besteht  jetzt bloß  noch auß Trümmern eines Turmes von 35 Fuss im Geviert, etwa 2m hoch, bei einer Mauerdicke von 4 bis 5 Fuss. Der gegenwärtig mit Humus reichlich bedeckte Schuttkegel selbst, auf dem diese Turmreste sich erheben, ist teilweise mit Reben bepflanzt, ragt gegen 50 Fuß aus dem umliegenden Wiesengrunde hervor und hat einen Umfang von etwa 350 Schritten“ (Schreiber, Geschichte der Stadt Freiburg).

Im Falkenbühl befand sich eine Georgskapelle, so steht es im Pfarrbuch Kirchzarten von 1463 (St. Georg ist der ritterliche Heilige). Diese Nennung  findet sich  sonst in keinen von mir bisher gesichteten Dokumenten. Nach dem Dingrodel von Wittental wird noch 1459 „unter der Linde“ Gericht gehalten. Hans Seger (Lehensinhaber vom  Andresenhof) Vogt im Wittental war als „Urteilsprecher“ u.a. bei der Aufstellung des „Dingrodels“ (Rechtsaufzeichnung einer Dorfgemeinschaft) anwesend. Ähnlich einer heutigen Gemeindeordnung.

Die Falkensteiner, Lehensmänner der Herzoge von Zähringen, die den „oberen Hof“ vom Kloster St. Märgen zu Lehen trugen, hatten die  Burg Falkenbühl erbaut und  wurde dann vermutlich auch ihr erster Sitz. Es folgte eine Reihe von Besitzern wie die Blumenecker, Tegelin ,ein Bürger von Freiburg ,erwarb den Hof vom Abt und Convent zu St. Märgen 1423. Dieser verkaufte das Schloß wieder 1451an Heinrich von Blumeneck und dessen Brüder. Rechte an diesem Hof hatte auch das Kloster St. Clara in Freiburg i. Br. Daran erinnert heute noch der unterer und oberer „ Klorer Weg“.  Es folgte Michael von Blumeneck und sein Schwager Bernhard Öselsperger von Wiltingen der an dem Falkenbühl ebenfalls einen Anteil hatte. Hans Heinrich  von Blumeneck war der nächste der den Falkenbühl  1451 samt den zwei Dörfern (vorderes und hinteres Wittental ) erwarb. Das  vordere (superio) Wittental war damals der „ niedere Hof Baldenweg“ und der „obere Hof Falkenbühl“. Alle anderen Höfe waren das hintere (inferio) Wittental, „so die  armen luth zu lehen hand“. Danach sind im Rodel die genannten Höfe in dem hinteren Wittental aufgezeichnet.

1491 verkaufte die Gemahlin eines Bernhard von Endingen den Falkenbühl mit den beiden Dörfern „hinteres und vorderes Wittental“ an Hans Dietrich von Blumeneck. Interessant ist es in diesem Zusammenhang, dass es in Endigen einen Flurnamen „Wittental“ gibt. Die Witwe des  Hans Heinrich von Blumeneck , Margaretha geb. von Landeck verkauft das Haus Falkenbühl  u.a. an ihren Bruder David Schnewelin von Landeck im Jahr 1518 um 1200fl. Somit ist der Falkenbühl bis 1604 bei dem Haus Landeck als Eigentum verblieben. Das Schlösschen ging Ende 1595 durch Erbschaft an Anna geb. Schnewlin von Landeck, Ehefrau des Friedrich von Sickingen, über. Der Gräflich Sickingen-Hohenbergische Grundbesitz im Wittental wurde am 09.03.1809 und auch die Güter auf dem Falkenbühl, an den Großherzog Carl Friedrich von Baden verkauft. 

1911 wurden die Reste abgetragen und das Material wurde u.a. für die Auffüllung  und Verbesserung der Straße, vom Gasthaus Falken in Richtung Schule, verwendet. Zunächst war dieser ein landwirtschaftliche genutzte Pfad, der sogenannte „Viehweg“, vom Baldenwegerhof und Falkenbühl. Nach dem Bau des Schulhauses 1834 wurde dieser Pfad, der dann als Schulweg gedacht war, nach und nach zur Fahrstraße. Der damalige Besitzer des Baldenwegerhofs, Stroehlin ,Friedrich  (Fabrikbesitzer in Fleury sur Andelle/Frankreich) hatte sich vertraglich vorbehalten, dass wenn der Schulweg nicht mehr benutzt wird, dieser Weg an ihn zurückgegeben und dementsprechend wieder herzustellen ist.

Im Kaufbrief  von 1423 sind drei Jauchert Matten am oberen Brühl, vier  Jauchert Matten die Tiefenmatt ( heute Küchenmatt), zwei Jauchert des Kregers  Acker (Spottname auf einen weibischen Mann, oder  Schreier ?)genannt, ein Jauchert Acker  der Linsacker (vermutl. zwischen Bürgerhaus und Forstzoologischem Institut)   und ein Wald der Schornberg  (mit der Spitzhaue umgegrabenes Land, heute: „untere und obere Schuhalde“) und ein Wald der Sostelbach (nördl. hinter dem Forstzoolg.Institut) heißt und vom Abt von St. Märgen an Conrad Tegelin,  Bürger von Freiburg, käuflich überlassen worden.

Der  „Obere Hof“ Falkenbühl wurde mit Schloss und Behausung  (soweit mir Aufzeichnungen vorlagen) an nachfolgender Beständer  (Pächter) abgegeben:

Hans Jacob von Landeck hatte neben dem Haus Falkenbühl  1556 an Marte (Martin) Algäuer folgende Grundstücke  mit verliehen:

7 Jauchert Matten , die Dollmatte
2 Jauchert  Matten, die Hundsmatte
3 Jauchert  Matten, die Weihermatte
4 Jauchert die Küchematte (früher Tiefenmatte und Kühematt, heute Küchematt)
Gesamt: 16 Jauchert Matten

1 Jauchert Acker auf der Dollmatte
3 Jauchert Acker der Holzacker
3 Jauchert Acker der Mühle Acker
1/ ½ Jauchert das Weiheräckerle
1 Jauchert das Linsenäckerle
1 ½ Jauchert der neue Acker am Rebberg
2 Jauchert  der neueAcker beim Hanissenhof

Gesamt:
13 Jauchert  Acker

Zum Vergleich: Der Baldenwegerhof hatte 1753  ca. eine Fläche (einschließlich Wald) von 220 Jauchert.

Dann den oberen und unteren Zweiggarten (Baumschule) „wie er in seiner Zeümung (Einfriedung) begriffen“), Krautgarten und der Dollrosengarten mit allen fruchtbaren Bäumen. Das abgefallene Obst kann er zu seinem Nutzen gebrauchen , außer was er hinter der Scheune und im Krautgarten abnimmt wird oder abfällt soll er an die Herrschaft abliefern. Alles andere kann er „seiner gelegenheit“ verkaufen.  Martin Algäuer  verpflichtete sich 1556 vertraglich alle Gebäude , das Schloß, die Behausung, Hühnerhaus, Brunnenstuben, Deicheln usw., „on sein schaden“, instand zu setzen. Die Kosten für Material übernimmt der Verpächter er soll jedoch die Kosten für den Stubenofen und die Fenster  „In seinen Costen erhalten“.
Für die „Atzung“ (Verpflegung ) der Handwerker, sowie das Stroh für den Dachdecker, geht auf seine
Kosten. Er soll auch wegen der guten Nachbarschaft  dem Meier auf dem Baldenwegerhof  „das Jänig ( Futter) , mit behirtung des fiehs, mit farren (fahren) und anderen“,auch mit dem Vieh auf dem Feldberg. Der Herrschaft  hat er „alle Jar vier oder feünff Kelber ( Kälber) ongefärlich“ zu liefern und einen Rüden zum Jagen „Dienstlich“ bereitzuhalten.  Auf den 3 Höfen im hinteren Wittental  (Andresenhof, Bankenhof, Hanissenhof) hatte er jeweils ein Tag und jeweils auf den Höfen Baldenweg, H(G)itzenhof (Eschbach)  und in Rechtenbach (Ziegelhof, Hansmüllerhof), Frondienst  (unbezahlte Arbeit) mit dem Pflug zu leisten. Das Äckerich ( Eicheln, Schweinemast im Wald ) behält sich  Hans Jacob von Landeck selbst vor. Er soll auch keine Schweine ohne Hirten laufen lassen , wie es auch dem Beständer auf dem Hof zu Baldenweg ( wegen guter Nachbarschaft) üblich und ebenfalls verboten ist. Bei Zuwiderhandlungen wird dies mit einer Strafe von 5 Schilling belegt.
So hatte er auch die Pflicht auf  seine Bestandszeit  wilde Birn.-und Apfelbäume zu setzen und zu veredeln.
Den üblichen Zehnten  „Namblich alle Jar feünff schilling den sant Johansern entrichten“ . Einnahmen und Ausgaben wurden jeweils mit der Verwaltung im Schloss  in Ebnet abgerechnet.

Auch die nachfolgenden Beständer hatten fast die gleichen Leistungen und Bedingungen zu erfüllen.

Mathias Hönli folgte ab 1560 als Beständer, Hans Ruh und Ehefrau Anna geb. Teublerin ab 1557. Danach kam
Georg Koch 1596, der im Jahr 1625, laut Abrechnung mit der sickingischen Verwaltung in Ebnet, zweihundert Ziegel und 1626 nochmals dreihundert in der Stadt Freiburg i.Br. abgeholt und nach Falkenbühl geführt hat. Für die Unterhaltung der 3 Brunnenstuben ( die erste im Loch , Lg.-Nr. 13, die zweite Lgb.-Nr. 14, heute Fischweiher (beim Hanissenhof) und die dritte im Bachmättle, Lgb.-Nr. 27, auf dem Grundstück des Bankenhofs) hatte er während seiner Bestandszeit , Deicheln stoßen und Deichelringe einsetzen lassen. Der Maurer hat einen neuen Brunnenstock gesetzt und andere ausgebessert.  Zimmerleute und Strohdecker haben das Dach mit Schindeln/ Stroh gedeckt und die Maurer haben die Ställe ausgebessert. Vom Säger in Ebnet bezog er die gesägten Stallflöcklinge. Um 1620/1621  hatten dann 7 Zimmerleute die Brücke bei der „Schüren“ und die Heubühne neu belegt.  Nach diesem folgte Hans Zimmermann der bis 1656 Beständer war. Von diesem wurde das Ökonomiegebäude noch vor 1648, hat etliche Stückh Zimmer Holtz zur Aufbauung der Schüren gehauen und gefuert uff den Blatz“ , neu errichtet. Die Vorgänge im „Dreißigjährigen Krieges“mögen hier Ursache gewesen sein.

Das Schloss selbst muss ab diesem Zeitpunkt warscheinlich schon zur Ruine geworden sein, denn es wird nicht mehr wie früher in den Bestandsbriefen, „ Erstlich das schloß und behausung Falckenbühel belangen, das soll er mir zu allen meinen geschefften offen halten, wo ich auch eine Zeit oder Jar lang, mer oder minder, ungeuorlich daselbst Zuwonen bedacht oder verursacht wurde, so soll er mir Raum und blatz, als namlich im Keller, die Stallung, die Stub und Camer daruff, die Turm Khamer, und das eiger Stüble, zu geben schuldig sein“,  sondern , nur noch als Ökonomiegebäude mit landwirtschaftlichen Nutzflächen , aufgeführt.
Weitere Gebäude wie die Scheune, Brücke,  Schweinestall, Hühnerhaus waren mit verliehen. Christian Rau (Ruh) ab 1656, Lorenz Meyer von Littenweiler übernahm den Hof ab 1757, Schwager ist Joseph Ostertag ,Wirth zu St. Ottilien, und Ehefrau Barbara geb. Gremmelspacher. In zweiter Ehe verheiratete er sich mit Ottilia Wanglerin.
Aus dem Rothwasser/Schw. kommt 1762 dann der nächste Beständer, Andreas Ruf, der von der sickingischen
Verwaltung nun beide Meierhöfe Baldenweg und Falkenbühl verliehen bekam. Vor diesem Zeitpunkt waren der „obere und untere Hof“ getrennt verpachtet. Dieser soll laut Bestandbrief dem vorigen Beständer, der den  Baldenwegerhof  bisher bewirtschaftete, dem Lorenz Meyer, die Wohnung auf dem Falkenbühl ab 1768 gestatten und zur Unterhaltung zweier Kühe sowie das Futter (mittelmässiger Güte) und Stroh als Pacht erhalten. Während seiner Bestandszeit war er dem Alkohol verfallen und konnte deshalb den Baldenwegerhof nicht mehr weiter bewirtschaften, obwohl er einen Bestandsbrief auf Lebenszeit hatte.
Von  23.April 1779 bis 23.April 1789 wurde neuer Pächter  von beiden Höfen Mathias Bank. Wobei vermerkt wird, dass ... „ auf dem sogenannten Falkenbühl außer einem alten baufälligen Haus, sonst keine „Scheüren „ vorhanden und der Baldenwegerhof samt Scheüren, ohnehin nur etwann ein Büchsenschuß weit entfernt ist.“ Mann wollte dem Mathias Bank  damit  sagen, dass der Baldenwegerhof mit dem baufälligen Haus auf dem Falkenbühl  unter einem „ausgelehnt“ werden soll  und aus „Gnaden“ dem Lorenz Meyer dieses baufällige Haus als Pacht zu überlassen. In diesem Haus mit Stroh und Schindeln bedeckt wohnte bereits seit 1770 Philipp Laule, verh. mit Maria geb. Haitzler , der zu dieser Zeit bereits 78 Jahre alt war. Sein Bruder „Andreß“ ist der  Namensgeber vom Andresenhof der ihn von seinem Vater Bartholomäus Laule übernommen hat.
Von  1789 wurde ein Bestandskontrakt mit den Wiedertäufern Jakob Müller und Jakob Zimmermann (diese waren
bei der Versteigerung die Höchstbietenden) abgeschlossen. Bei dieser öffentlichen Versteigerung waren u.a. auch 3 Stegener Bürger dabei. Nach den Wiedertäufern kam 1805 Christian König der den Hof  pachtete, ein Verwandter der Wiedertäufer  (Menoniten). 1813 gab er den Hof auf und ist nach Bamlach verzogen.
Von den Grafen von Sickingen wurden dann beide Höfe an das Großherzogtum Baden am 12.06 1810 käuflich überlassen.
Den Gesamten Besitz veräußerte die Landesherrschaft am 30.07. 1811 an Lorenz Fischer, Hirschenwirt in Ebnet, und Lorenz Ruh in Zarten für 44.000 Gulden.
Diese beiden verkauften das Taglöhnerhäusle am 04.11.1814 für 2400 Gulden, mit einem Teil der Grundstücke die bisher zum Falkenbühl gehörten, an den Drechsler Lorenz Janz  von Stegen , der sich mit Ottilia geb. Laule von Wittental verheiratete. Vom „Oberen Hof“ Falkenbühl blieb nun nur ein Taglöhnerhäuschen  Namens „Dreierhof“ übrig, dessen  Geburtsname mit dem Namen „Drechsler und Zimmermann, Lorenz Janz verbunden bleibt. Auf dem Schuttkegel wurden Reben angepflanzt.  1911 wurde das spätere Gasthaus Falken auf der Südseite des Falkenbühls gebaut und am Ende der 1950er Jahre setzten sich weitere Bauvorhaben auf dem Falkenbühl bis in unsere Zeit fort.

Der Volksmund erzählt bis in die heutige Zeit noch, dass ein unterirdischer Gang vom Falkenbühl nach Schloss Weiler (Gemeinde Stegen) bestanden hätte. Das gehört, so meine ich, in den Bereich der Sagen .
Heute erinnert nur noch der Flurname „Falkenbühl“ und das  Gasthaus „ Falken“ an die einstige , vielleicht die älteste im Dreisamtal,  „Burg Falkenbühl“.

Zum Schluss darf ich mir eine Anmerkung oder Anregung erlauben, dass bei künftiger Widmung von Straßennamen
auch historisch (auch an anderen Stellen) belegte Flurnamen wünschenswert wären.

Stegen, 02. Februar 2006, Oskar Steinhart