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Die Schloßkapelle in Stegen auch Sebastianskapelle genannt.
aus:
Franz Kern
Das Dreisamtal mit seinen Kapellen und Wallfahrten
1985 Schillinger Verlag GmbH Freiburg im Breisgau


Stegen 
Hauptstr. 4
Besitzer ist Alfred Graf von Kageneck

Inmitten eines schattenspendenden Parks, der noch beneidenswerte Baumbestände aufweist, finden wir die alte Schloßkapelle gotischen Stiles, deren Kreuzgewölbe mit dem Kageneck’schen Wappen im Schlußstein geziert ist und die mit den anderen älteren Gebäuden und mit Grund und Boden sich in Erbpacht der Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester befindet.

Der Kern der Kapelle stammt aus dem 16. Jahrhundert, der Chor dürfte älter sein, das Gewölbe aber datiert aus dem 19. Jh. Diese Kapelle wurde ehedem vor den Kirchzartener Kaplänen betreut. Der Realschematismus der Erzdiözese Freiburg vermerkt aufS. 80: „12. Jh. erbaut, 1504 vergrößert, 1847 und 1894 renoviert.

Seit 1946 leiten die Herz-Jesu-Priester ein angesehenes Gymnasium, das zunächst „Missionsschule“ genannt wurde, seit den 60er Jahren aber „Kolleg St. Sebastian“ heißt, und das 1990 rund 600 Schüler(innen) zählt. Stegen selbst, früher Filiale von Kirchzarten, wurde 1958 selbständige Pfarrei und erbaute im darauffolgenden Jahre eine eigene Pfarrkirche.

Im Innern der Schloßkapelle beeindrucken den Besucher drei Flügelaltäre, die allerdings ursprünglich nicht hier standen, sondern im Jahre 1893 in München gekauft und in leicht veränderter Form dem Raum angepaßt worden sind. Alle drei sind hervorragende Kunstwerke.

Da ist der Hochaltar, der im Mittelteil einen geschnitzten Cruzifixus aufweist, aus der Zeit um 1500; auf den beiden Flügeln erkennen wir den hl. Urban und den hl. Georg, Christopherus und Antonius, in der Predella ein Relief mit dem am Ölberg betenden Erlöser. Schönes gotisches Rankenund Ährenornament bildet die geschnitzte Umrahmung.

Den rechten Seitenaltar benützen die Herz-Jesu-Priester als Sakramentsaltar, indem sie dort den Tabernakel anbrachten. Der Altar trägt die Holzstatue der Madonna mit dem Jesuskind und auf den Seitenflügeln die Reliefgestalten der hl. Afra und der hl. Luzia.

Der linke Seitenaltar ist weitaus mehr von Heiligen belebt, die eben in früherer Zeit für die verschiedensten Plagen und Gefahren gebraucht und angerufen wurden. Da schauen uns im Mittelschrein die Heiligen Sebastian und Wolfgang an. Links oben erkennen wir die hl. Katharina von Alexandrien, darunter Ottilia mit den beiden Augen auf dem Buchdeckel, auf der Rückseite die Heiligen Othmar und Florian. Auf des Altares rechter Seite begegnen wir St. Barbara mit dem Turm, Maria Magdalena mit dem Salbgefäß, auf der Rückseite St. Nikolaus und St. Georg. In der Predella tragen 2 Engel das Schweißtuch Jesu.

An der linken Seitenwand ist ein einzelner Altarflügel befestigt, der den hl. Sebastian darstellt, wie er gerade das Martyrium erleidet. Im Hintergrund ist der ehemalige Weiler Stegen mit Schloß und der alten Kapelle erstmalig gemalt, wohl mit der Ansicht nach dem 30-jährigen Krieg.

In einem Rundbild an der Decke ist Sebastian ein drittes Mal gemalt. Das hintere rechte Seitenfenster erinnert an Reichsgraf Philipp von Kageneck, seine Gemahlin und seine 5 Kinder, die mit ihren Geburtsdaten angeführt sind, während das vordere rechte Seitenfenster in einem Glasgemälde den Ritter Stephan von Kageneck zeigt, der in der Schlacht von Sempach am 9. Juli 1386 fiel.

Das hintere linke Fenster möchte der Nachwelt mit folgender Inschrift Kunde bringen: „Die Restauration und Neubauten dieses Weylers begannen 1841, wurden vollendet 1843 unter dem Grafen Philipp von Kageneck und der Leitung des Herrschaftl. Schaffners Mathias Heitzler von Stegen.” Ritter Arbogast von Kageneck ist auf das linke vordere Fenster gemalt, wie er als Fahnenträger in der Schlacht von Dornach am 22. Juli 1499 gefallen ist.

Bei der jüngsten Renovation der schön gepflegten Kapelle durch die Herz-Jesu-Patres wurde die Orgelbühne entfernt.

Der eiserne Dachreiter trägt 3 Glocken, welche die Kommunität und die Schüler zu den Gottesdiensten rufen.

1982 brachten die Herz-Jesu-Priester auf der Südseite der Kapelle über einer alten Grabplatte eine Gedenktafel an zur dankbaren Erinnerung „an alle Familien des Gutes Weiler zu Stegen, die im Laufe von 700 Jahren diese Schloßkapelle erhalten und ausgeschmückt haben.”

Daneben steht eine fast lebensgroße, aus Stein gehauene Madonna unter einer neugotischen Fiale. 1986 konnte aus der Werkstatt P. Vier eine neue Orgel in einem Eichengehäuse mit 11 Registern eingeweiht werden. Die sehenswerte, ehrwürdige Schloßkapelle dient überwiegend werktags den Schülergottesdiensten. (11)

(11) Quellen: Kraus, die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, 1904, 353 ff; für Mithilfe danke ich Rektor P. Franz Hoch. Literatur: M. Müller, Die Schloßkapelle in Stegen-Weiler, 1987. H. Oefele Verlag, Ottobeuren.