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Die Memoiren des letzten Abts von St. Peter
Ignaz Speckle
Ein Beitrag zur vaterländischen Geschichte.

 

XV.
Uebergang des Breisgaues an Baden.

1. Am 29. Januar erschien in der Freiburger Zeitung die Kundmachung der badischen Besitznahme. In dem neuen großen Titel des Kurfürsten sind merkwürdig die Prädicate: Herzog von Zähringen, Landgraf zu Breisgau und Ortenau, Fürst von Heitersheim. Zugleich ward den Stellen auf morgen angekündigt, daß alle würden in Pflicht genommen werden. Zu St.Peter kam Mitternacht zwischen 12-1 Uhr ein württembergisches Militärcommando von Villingen an, mit dem Befehl, St.Peter und Gegend mit Gewalt zu behaupten. Alles ist unbegreiflich. Jedermann glaubte die Sachen seien durch den Frieden und besondere Commissionen vollkommen ausgeglichen; Napoleon selbst soll seine besondere Erklärung gegeben haben, und doch greift jeder zu, die Sache scheint einem kleinen Krieg gleich, und die Zeit des Faustrechts scheint wieder gekommen zu sein. - Ich erhielt von Carlsruhe eine Resolution auf mein Gesuch um Aufhebung des Sequesters mit dem, daß die Sache über den Besitz des Klosters St.Peter nächstens werde entschieden sein, auch dieses ohne Zweifel an Kurbaden fallen werde, wo sodann der Kurfürst nach bisher bewiesener Gewogenheit gegen mich und mein Stift alle billige Rücksicht werde eintreten lassen.

2. Der Hr. Fürst von St.Blasien kam gestern nach Oberried. Ich fuhr heute (am 30. Januar) dahin, um über die jetzige Lage der Dinge mit demselben zu sprechen. Unterdessen geschah zu Freiburg die förmliche Besitznahme für Kurbaden, nachdem bisher nur Vorbereitung war gemacht worden. Alle Stellen waren auf heute citirt, die Landesfürstlichen auf die Regierung, der Confeß aus's Landhaus. Hr. Präsident von Greiffeneck allein erschien nicht, weil er von S. H. nicht entlassen wäre, und übrigens Altershalber nicht ferner dienen wollte. Nach dem bisherigen sachten Gang der badischen Regierung erwartete man eben keine auffallende große Veränderungen; unterdessen ward doch sogleich bei der Regierung die Erklärung gegeben, daß nun alle Klöster als aufgehoben und die Stände als aufgelöst anzusehen seien; die Regierung habe einstweilen fortzufahren, wie die übrigen Stellen provisorisch alles wie bisher zu verwalten. Nachmittags ward der Confeß berufen, demselben die Erklärung gemacht, daß nun die Stände aufgehoben, der Confeß einstweilen als landesfürstlicher Confeß seine Funktionen fortzusetzen hätte, jedoch ohne bestimmten Sitzungstag, wobei Hr. Geh. Rath Drais sich vorbehalte zu erscheinen und alles was vom Confeß expedirt werden sollte, zu revidiren.
Niemand konnte nur auch ein Wort ad rem vorbringen. Man wollte von Verwahrung reden, allein es hieß, von Unterthanen nehme man keine an. Der Hr. Commissär v. Drais sagte dem Hr. v. Baden, Präsidenten, gerade: Der erste Stand habe durch Aufhebung der Klöster aufgehört, folglich hätten die Stände für sich selbst ein Ende. So waren mit zwei Worten Institute, die seit Jahrhunderten bestanden, geblühet hatten und geachtet waren, vernichtet, eine Verfassung, welche unter den mächtigsten Fürsten von Oesterreich, sogar dem Kaiser Joseph sich erhalten hatte aufgelöst.

3. Am 31. Januar war Vormittags Kriegsausschuß über Verlegung der französischen Division des General Dupont, welche auf unbestimmte Zeit ins Breisgau verlegt werden soll, bestehend aus 4300 Mann und 300 Pferden. Hr. Commissarius Baron von Drais war selbst gegenwärtig, und wollte nicht zugeben, daß von diesen Truppen in die altbadischen Lande verlegt werden sollten. Man schickte einen Deputirten nach Donaueschingen dem Commandirenden entgegen, um zu erwirken, daß die Division ins ganze Breisgau, auch auf die von Württemberg nunmehr besetzten Theile und nicht allein ins flache Land verlegt werde. In Freiburg machte freilich der gestrige Vorgang eine Sensation, allein nur eine etwas betäubende. Die Passionen und der Parteigeist hatten schon früher die Bande aufgelöst, und nun geht das Spiel der Passionen heftiger als je. Derer, welche redlich des Vaterlandes Bestes suchen, sind es wenige. Der Schwarm sucht Brod oder Gunst oder Geld oder Rache. Gerade diejenigen, welche zuvor über Kleinigkeiten Lärm schlugen, und sich als Vertheidiger der vaterländischen Freiheit selbst ausschrieen, kriechen jetzt die ersten in die neuen Fesseln, ja sie laufen und schmiegen sich hinein. Niemand ist, der für's Vaterland spricht, und gar Niemand, der das Wort für die Klöster führen wollte. Hr. Baron Conrad von Andlaw ist es fast allein, der eine männliche Sprache führt, seinem Character getreu bleibt. Hoffentlich wird die Vorsehung die Sache noch leiten, die Niederträchtigen werden entdeckt werden, und der Rechtschaffene wird vorgezogen werden. - Für die Klöster geschah bisher nichts. Wer wollte es auch thun ? Die Klöster selbst können nicht wohl auftreten; da St.Peter und besonders St.Blasien, von wo aus der Anfang geschehen sollte, in k. württembergischen Besitz sind, einige der übrigen die Auflösung selbst wünschen. Der Ritterstand sieht den Untergang der Klöster gern, ohne zu beachten, daß der seinige daraus folgen wird. Der dritte Stand, um den es eigentlich geht, wird von Leuten vertreten, welche nur Brod und Gunst und eigenes Interesse suchen. So muß alles zusammen helfen, wenn das Ende kommen soll.

4. Am 1. Hornung fuhr ich von Freiburg nach Oberried, den Hrn. Fürsten, welcher gestern in Freiburg war, wieder zu besuchen und uns über die Lage der Dinge zu besprechen. Abends fuhr ich nach St.Peter. Unterwegs begegnete ich dem Hrn. Oberamtmann, mit dem württembergischen Oberlieutenant; beide hatten den Auftrag, noch weitere Hoheitspfoften und zwar am Schauinsland und am Ausgang des Güntersthales - beim Bohrer - aufzustellen; und so ward nun die württembergische Linie ausgesteckt und geschlossen vom Schlegelberg bei Elzach bis zum Möhlinbach bei Rheinfelden. - Se. Excellenz Hr. von Greiffeneck hatte den Vorschlag gemacht, daß der Hr. Fürst von St.Blasien und ich an K. H. Erzherzog Ferdinand durch Schreiben uns wenden sollten, um dessen Intercession für Erhaltung der Klöster zu imploriren, auch den Kaiserhof darum zu bitten. Letzteres wird der Hr. Fürst durch den Agenten besorgen. An den Erzherzog schrieb ich heute (am 2. Febr.) was auch der Fürst thun wird - und schickte mein Schreiben an Greiffeneck ab.

5. Hier zu St.Peter liegt noch immer der württembergische Oberlieutenant Hehl; die Mannschaft - 100 Mann - liegt zertheilt hier beim Kloster, im Glotterthal, zu Eschbach, und im Seelgut. Im Kloster selbst sind ein Corporal mit Sohn, ein Chirurg und ein Gemeiner einquartiert; alle müssen unentgeltlich verpflegt werden, wie die Mannschaft, welche zu St.Märgen, Oberried und Kirchzarten liegt. Die auf gestern. 4. Februar, angesagte Division des französischen General Dupont ist nicht angekommen; sie soll Contreordre erhalten haben, und nach Ansbach und Baireuth marschiren, wie auch alle übrigen aus Oesterreich marschirende Truppen. Man gibt an, daß Preußen, Sachsen, Schweden vorwärts marschiren und der Kaiser von Rußland dem Frieden gar nicht beitreten wolle, sondern mit einer Armee von 400,000 Mann auftrete und eine ebenso starke Reserve aufstellen werde; auch die Türkei soll ins Interesse gezogen werden. Und so sehe man nun neuen und fürchterlichen Auftritten entgegen, wodurch die Verwirrung noch größer, oder endlich eine Ordnung der Dinge, ein besseres Gleichgewicht hergestellt werden könnte. - Breisgaus Lage scheint abermal die schlimmste, und besonders die Lage des hiesigen und St.Blasischen Stiftes. Breisgau, dermalen von zwei Herren besetzt, hat eine Trennung des Landes zu fürchten, und die Trennung der Gemüther ist bereits geschehen. Die beiden Stifte von Württemberg besetzt, indem ihre Gefälle im Badischen Besitze sind, ungewiß welchem Herrn wir zukommen werden, können nun weder bei dem einen, noch bei dem andern etwas zu unserer Erhaltung unternehmen, ohne in Gefahr zu kommen, bei dem Einen oder Andern anzustoßen. Bei dieser Ungewißheit leidet Alles – Ordnung, Oekonomie, Gesundheit. Zwar sind die hiesigen Geistlichen meist bescheiden, und noch wird Ordnung fortgesetzt. Allein es ist doch alles gehemmt und gelähmt; man muß nur zusehen und froh sein, daß es nicht schlimmer ist. Noch schlechter geht's mit der Oekonomie; man weiß nicht, was man thun oder lassen soll. Ebenso geht's in Sachen des Amtes und der Unterthanen; man weiß nicht, wer Herr ist oder sein soll. Der Beamte wird als königl. württembergischer Beamte von der Commission angesehen. Ich kann mich nicht wohl mehr einlassen - man muß zusehen und gehen lassen, wies geht. Von Kurbaden erhielten wir indeß die Erlaubniß, zwei Drittel unserer Gefälle aus dem Oberamte Müllheim und Thiengen einzuziehen, wohin nun P. Karl am 6. abgereist ist.

6. Am 7. Februar Abends unter dem Nachtspeisen kam von Villingen her Herr Oberlieutenant v. Nording vom Jägerbataillon mit der Nachricht, daß er mit seiner Compagnie morgen hier einrücken und Lieutenant Hehl ablösen werde. Ueber Nacht machten die Herren ihre Geschäfte und Uebergabe bei 9 Schoppen Wein; am folgenden Tag kam Nording mit seiner Compagnie, welche er mit einem Unterlieutenant in Oberried, Zarten, Kirchzarten, Kappel, dann hier, Glotterthal, St.Märgen verlegte. In's Kloster wollte er zuerst 8 Mann legen, am Ende begnügte er sich, den Oberjäger, Chirurgen und seinen Fourier in's Kloster zu legen; 38 Mann kamen in hiesige Vogtei, 4 ins Wirthshaus, und so ward für einmal die Sache geschlichtet. Wer sich dabei am elendesten betrug, war unser Beamter und der Vogt, welche zufrieden gewesen wären, wenn man die ganze Compagnie in's Kloster gelegt hätte. Herr Oberlieutenant Hehl zog um 1 Uhr ab, war sehr bescheiden und zufrieden. Er nahm mit weinenden Augen Abschied, hinterließ ein Gedicht und ich verehrte ihm eine Tabakdose.

7. Am 10. Februar erhielt ich ein Schreiben vom Fürsten von St.Blasien, das mich nach Oberried einlud. Ich erfuhr daselbst, daß der Malteser Minister Pfirdt von München zurückgekommen sei und alle Versicherung gebracht habe, daß nun die breisgauischen Stifter dem Großpriorate einverleibt werden. Inzwischen wurde doch auf Befehl der badischen Commission das Großpriorat Heitersheim vor wenigen Tagen am 5. und 6. in Besitz genommen und zwar mußten die dortigen Beamten des Großpriors, welche nicht blos dem Orden dienten, gerade durch den St.Blasischen Oberamtmann zu Staufen Hr. Duttlinger, welcher anno 1802 und 1803 die Geschäfte der Klöster gegen die Malteser führte, in Pflicht genommen werden und auch Pflicht ablegen unter der Bedrohung der Cassation. Man versicherte jetzt, daß eine Deputation der Malteser an den Kurfürsten zu Carlsruhe und eine an den König nach Stuttgart abgegangen, um die Klöster zu requiriren, und zum Besitz derselben zugelassen zu werden. Jedermann glaubt nun, die Malteser würden reussiren, von Bauern unterstützt, welches ohnehin vorzüglich von Frankreich begünstigt wird. Zu gleicher Zeit erhielt General Monard in Freiburg von seinem Gouvernement Vollmacht, daß er als Uebergabe-Commissär von Frankreich ernannt, das Breisgau übergeben müßte. Dieser versammelte die Regierung und die badische Commission, legte seine Vollmacht vor und erklärte, daß alles Geschehene nichts gelte. Die badischen Commissarien kamen dadurch in die größte Verlegenheit. Monard wollte Anfangs die Wappen wieder abnehmen lassen. Herr von Andlaw allein persuadirte denselben noch, daß er einstweilen alles als provisorisch möchte gelten lassen. Doch gab Monard sogleich einen Befehl an den württembergischen Commissär, Hofrath Spittler, daß die württembergischen Truppen sollten zurückgezogen werden. Hr. Spittler antwortete nach einigen Tagen, daß er diesen Befehl an Hr. von der Ey, Organisirungscommissär sogleich werde abschicken, und weitere Befehle erwarte. Ich fuhr nun am 10. Abends nach Freiburg um mit Hrn. von Andlaw zu sprechen und wieder zu deliberiren, was wegen der ständischen Verfassung vorzukehren wäre. Hr. von Andlaw bestätigte theils Obiges, theils eröffnete er mir das Weitere über die dermalige Lage. Auch ist demselben unglaublich, daß die Malteser reussiren werden. - Am 11. Februar kam Hr. Fürst von St.Blasien nach Freiburg, und logirte bei mir im Peterhofe; weil der St.Blasihof an Hrn. Kapferer bereits verkauft und nicht mehr zur Logie eingerichtet war.

8. Indessen hatten die badischen Commissäre erfahren, daß die Ritterschaft Conferenz halten wolle, was auf Mittheilung des Prälatenstandes wegen ständischer Verfassung zu thun wäre. Es kam also ein Befehl an die Collegien, daß keine Versammlung ohne vorherige Anzeige, auch des Gegenstandes, gehalten werden soll. Der Fürst erhielt also noch keine Rückäußerung von den beiden andern Ständen, folglich war auch an keine gemeinsame Conferenz zu denken. Auch der Prälatenstand hängt nicht sehr zusammen. Schuttern wartet auf Auflösung; St.Trudpert ist sorgenlos; St.Märgen unthätig und nicht weniger nach Auflösung begierig. Der dritte Stand hat kein Haupt und keinen Zusammenhang. Die Räthe der Stadt Freiburg suchen sich nun bei der badischen Commission einzuschmeicheln. Der Ritterstand hat zu viele unter sich, die schon in badischen Pflichten stehen; ihr Syndicus Waizenegger ist ganz an die badischen Commission gebunden; steckt stets bei denselben, scheint Rathgeber, und so ist nichts zu thun. Aber so muß es auch gehen, wenn die Auflösung erfolgen soll. Die Badischen geben nur Acht aus das Volk, und glauben, es sei zufrieden; was ihnen nämlich vorgebracht wird. - Hr. Fürst und ich gingen also zu Hrn. Präsident v. Greiffeneck, welcher uns eröffnete, daß Briefe von Sr. K. H. Erzherzog Ferdinand angekommen. Hr. von Greiffeneck ward als Uebergabe-Commissär ernannt, das Entlassungsmanifest war beigefügt, schön und edel abgefaßt. In der Instriuction an Hrn. von Greiffeneck zeigt Erzherzog Ferdinand noch mehr sein edles Herz; man sieht, daß es ihn schmerzt, das Land, welches er liebte, wofür er väterlich sorgte, wieder hinzugeben. Insbesondere denkt der Fürst an die Getreuen, danket in specie Hrn. von Andlaw, von Neven, dem Fürsten von St.Blasien und mir. Wir mußten weinen, als wir es lesen hörten. Hr. von Greiffeneck machte hievon die Anzeige an den französischen General Monard. Dieser wollte sich nicht viel daraus machen, indem er sich als Uebergabe-Commissär geriren wollte. Die badischen Commissäre zeigten zwar mehr Achtung, aber da von Liquidation der Revenüen die Rede war, gab's Widersprüche; sie prätendirten die Revenüen vom Tage des 13. Jänners an. Und so ward hierwegen wieder nichts ausgemacht. Ueberhaupt weiß weder Breisgau noch Kurbaden, noch Württemberg, woran man ist. Man trägt jetzt eine Menge neuer Projecte herum und ist dazu veranlaßt. Der französische Kaiser läßt nun Truppen nach Frankfurt einrücken, und fordert vier Millionen Franken Contribution von dieser reichsschlußmäßig neutralen Reichsstadt; auch rückten Truppen nach Aschaffenburg; alles ist im Ungewissen. Am 12. Februar schrieb Hr. Fürst auch an S. K. H. Erzherzog Ferdinand, und Hr. von Greiffeneck wird dieses und mein Schreiben am nächsten Posttag abfertigen. Wir thaten aber noch keine Erwähnung von obigem Manifest, noch von dem, was unsertwegen darin enthalten war.

9. Hr. Statthalter von Kiechlinsbergen, P. Alexander von Thennenbach, kam heute zu uns in den Petershof, um sich zu erkundigen, was vorgeht, weil Hr. Prälat krank war. In Thennenbach ist bereits eine Art Administration eingeführt; um Holz und Früchte muß jedesmal angesucht werden. Der Einzug der Gefälle geschah im Namen des Kürfürsten noch durch den vorigen Einzieher, aber die Früchte mußten deponirt werden. Gegen uns wird's noch leidentlicher gehalten. Es ward uns erlaubt, ohne weiteres zwei Drittel einzuziehen. Im Uebrigen geht auch ein Gerücht, daß die beiden Abteien Schuttern und Thennenbach dem Kurfürsten bleiben werden als inklavirt und schon in Besitz genommen, die übrigen aber den Maltesern zufallen werden. Nachmittag fuhr Hr. Fürst nach Oberried und ich nach St.Peter, indem dermalen doch nicht von uns kann operirt werden, bis die Lage, bestimmter und gewisser ist. - Am 13. Februar war Fastnacht. Ich ließ den Oberlieutenant, Oberjäger, Chirurg und Fourir im Convent speisen, auch kam der Lieutenant von Oberried auf Besuch hieher. Uebrigens sind die dermalen hier stationirten Soldaten vom Jägercorps nicht die Besten. Die in's Kloster zum Quartier aufgenommenen wollen mit dem Gesindwein nicht zufrieden sein; verlangen vom Tischwein aus dem Convent, was ich ihnen aber abschlagen ließ. Sie lärmten, sangen, pfiffen in der Abtei wie Buben. Ich sagte dem Officier, er möchte ihnen sagen, daß hier eben kein Wirthshaus sei. Die Wache hat entweder die Ordre, oder braucht sie, alles zu visitiren, was aus- und eingeht. Ich sagte auch dies dem Officier. Dieser behauptete nicht, daß er die Ordre hätte, that dergleichen, als wäre es nur Mißverstand. Es wird sich nun zeigen, ob sie fortfahren, oder die Leute passiren lassen.

10. Durch die Post von Müllheim erhielt ich ohne Namensunterschrift einen Abdruck von dem Vertrag zwischen dem Johannitermeisterthum und dem König von Baiern wegen der dem zweiten Prinzen angebotenen Coadjutorie des Großpriorats Heitersheim und den Entschädigungen der Malteser. In dem diese Entschädigung Betreffenden ersten Artikel verspricht der König, seinen ganzen Einfluß zu verwenden, daß den Maltesern die Entschädigung nach dem § 26 des Regensb. Recesses von 1803 eingeräumt werde. Die Absicht dessen, der mir den Vertrag zuschickte, kann ich so wenig als den Einsender selbst errathen. (Wahrscheinlich ein gewisser Kanzlist Stemmer von Heitersheim.) Abends kam Oberamtmann von Freiburg zurück, wo man nun, nachdem gedachter Vertrag bekannt worden, glaubt, daß die Malteser immer noch keine sichere Hoffnung hätten. - Uebrigens ist gestern Abend der französische General Clarke in Freiburg angekommen, welcher den Auftrag haben soll, die Grenze zwischen Württemberg und Baden definitiv zu bestimmen. Man sagt, Clarke erkenne die badische provisorische Regierung noch nicht an, sondern halte sich mehr und eigentlich an die alte Regierung. Nun wird sich eine neue Scene eröffnen. Gestern Abend kam die Nachricht, daß das in Furtwangen gelegene Commando württemb. Jäger zurück nach Triberg beordert sei. Heute früh halb zwei kam die Ordre an den hiesigen Lieutenant, sich mit allen seinen Posten aus hiesiger Gegend zurückzuziehen nach Furtwangen, indem blos die Herrschaften Triberg und Villingen mit Militär besetzt bleiben. Die Patente und Wappen wurden aber nicht abgenommen. Um halb acht zog auch wirklich alles ab, nachdem die aufgestellten Posten eingezogen waren. Oberlientenant Nording dankte sehr. Im Anfang war er etwas aufbrausend, in der Folge aber immer mehr bescheiden. Er schien Achtung für unser Institut gewonnen zu haben, und aufrichtig zu bedauern, wenn derlei Institute sollten aufgelöst werden.

11. Die Ritterschaft hatte auf den 21. Februar mit Vorwissen der badischen Commission eine Conferenz angesagt - dabei erschienen und präsidirten die badischen Commissäre selbst. Der Gegenstand war: die Note vom Prälatenständischen Präsidium an die beiden anderen, veranlaßt durch den Bericht des Confesses an alle Präsidien wegen Auflösung des ständischen Verbandes. Die Note war ganz in der Ordnung verfaßt, mit vieler Behutsamkeit, und doch hielten die badischen Commissäre diese für sehr auffallend, nahmen selbe dem Ritterstand ab - und die Ritter gaben sie hin, deliberirten sofort in Gegenwart der Commission (folglich sehr frei !) - und beschlossen, nicht mehr im Verband mit den übrigen Ständen, sondern für sich zu handeln und Vorstellung zu machen. So war also auch hier Trennung gemacht und die Auflösung der Stände vollendet. Mittags machten der Herr Fürst und ich Visite bei Hrn. v. Drais, Commissär, und zugleich bei Hrn. Stösser. Die Commission erklärte ihr Mißfallen, Bedenklichkeit über obige Note, mit dem, daß sie morgen alles nach Carlsruhe schicken werden, verlangte einen Nachtrag dazu, den man endlich zusagte und gab mit dem, daß man zu jener Note die bisher übliche Veranlassung durch den Confeß gehabt, in der Ordnung vorgefahren, nie aber die Absicht hatte haben können, den Souverainitäts-Rechten nahe zu treten. Abends kamen Französische Truppen nach Freiburg und sollen auch nach St.Peter kommen. Hr. Stöss er zeigte durch Billet mir noch Nachts an, daß er Morgens mit höchstem Auftrag nach St.Peter kommen werde. Ich machte mich also zur Abreise gefaßt. - Auch wurde mir durch die provisorische Regierung ein badisches Wappen zugeschickt, um selbes an die Klosterthore anschlagen zu lassen, sammt einem Revers, von dem Klosterbeamten zu unterzeichnen.