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Die Memoiren des letzten Abts von St. Peter
Ignaz Speckle
Ein Beitrag zur vaterländischen Geschichte.

 

XVIII.
Aufnahme und Verwaltung der Klostergüter.

1. Durch ein Rescript der provisorischen Regierung zu Freiburg wurde die einstweilige Verwaltung des Amtes über die zwei Tribergischen Vogteien Neukirch und Gütenbach dem hiesigen Amte aufgetragen, indem diese Vogteien durch die Demarkationslinie zwischen Württemberg und Baden zum Badischen Antheil gefallen. Die Gemeindevorsteher wurden auch hierher angewiesen, und erschienen am 1. April vor Amt. Unterdessen hat man hier weder acta noch einige Instruction, sondern blos die allgemeine Anweisung, wie überhaupt alles sehr superficiell verfügt wird. Da das hiesige Amt von der kurbadischen Commission als ein badisches Amt angesehen wird, so ward mir gar nichts hiewegen angezeigt, noch etwas wegen Besoldung, Kanzleikosten ec. verfügt , sondern die Commission gehet gerade über alles weg, und ordnet nur überhaupt an, ohne etwas näher zu bestimmen.
Von Thennenbach kam heute (am 1. April 1806) P. Anselm mit einem Schreiben vom Prior hierher, um mir den Todfall des Hrn. Prälaten August anzuzeigen, da man erst vernommen hatte, daß ich von Carlsruhe zurückgekehrt, und ein früheres Schreiben, so mir nach Carlsruhe zugeschickt worden, nicht erhalten hätte. Guter Rath läßt sich dermal schwerlich geben. Ich hielt dafür, daß man einstweilen nicht um eine neue Wahl einkommen solle, was auch andere guthießen, um nicht voreilig mehr zu verderben, und eine Präjudiz zu veranlassen. Nach dem Zeugniß P. Anselms ist Thennenbach gut gesinnt und wünscht die Erhaltung des Stiftes.

2. Den 3. April erhielt ich von der Kurbadischen Commission ein Schreiben, wodurch mir lediglich angezeigt wurde, daß ein Befehl an das hiesige Oberamt ergangen sei in Forstsachen, wovon mir die Abschrift beigefügt wird. Der Inhalt war, daß beide Förster in kurbadische Pflichten sollten genommen werden, und zwar durch den hiesigen Beamten, daß fürohin kein Holz mehr abgegeben werden solle ohne schriftliche Anweisung des Beamten; daß aber wie zuvor für das Kloster das Bau und Brennholz, auch für auswärtige Gebäude, Competenz soll gehauen, auch Unterthanenholz, wo es nöthig ist, zu kaufen gegeben werde und die Bezahlung hiefür an den Prälaten zu geschehen habe. Nur soll über alles von dem Beamten ein Protokoll geführt werden. So werden wir immer mehr unter den Beamten gestellt; ohne Kenntniß der Sache wird verordnet, was der Commission einfällt. Es besteht hier eine eigene Aufsicht über die Waldungen. Wenn der P. Waldmeister angewiesen worden wäre, über alles Rechnung zu geben, so wäre der nämliche Zweck erreicht worden. Man setzt Mißtrauen in die Geistlichen und spielt die Sache den Beamten in die Hände, welche nie das Interesse für Erhaltung der Waldungen haben, welches wir selbst haben. - Zu gleicher Zeit ward vom Oberamt Emmendingen für die unteren Landesgegenden, welche durch Frohnen sehr hergenommen werden, ein Beitrag auf unsern Gefällen im dortigen Oberamt gefordert, obschon die Gefälle noch im Sequester liegen. Das ganze Oberamt hat 13,440 fl. zu geben, daran soll es uns 12 fl. 40 kr, treffen. Ich ließ bezahlen mit der Bemerkung, daß ich hoffe, der Bezug der Gefälle werde nun doch bald gestattet werden und voraussetze, daß bei Repartition auf den Abgang und die Fuhrkosten werde Rücksicht genommen worden sein. Sonderbar ist's, daß man Gefälle belegt, welche man nicht ausfolgen läßt. - Darauf erhielt ich gar keine Antwort, sondern der Empfang des Geldes war nur auf mein Schreiben quittirt und dieses mir wieder zurückgeschickt. Eine sonderbare Grobheit.

3. Zufolge der oben erwähnten Verordnung wurden am 12. April die hiesigen Jäger und Bannwarte in Eschbach vor Amt gerufen, um in kurbadische Pflicht genommen zu werden. Der Beamte sah wohl, daß er sich selbst mit den Holzanweisungen unmöglich abgeben könne, ohne in große Verlegenheit zu kommen, er selbst ersuchte also den P. Waldmeister, die Sache wie bisher fortzuführen, welcher sich aber weigerte, eine Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen. Auch die Jäger fragten bei mir an, wie sie sich zu benehmen hätten. Ich gab ihnen die Erklärung, daß die neue Pflicht die alte nicht aushebe, und sie ferner schuldig seien, dem Kloster getreu zu sein. Nur müßten fortan die Anweisungen vom Amt aus unterzeichnet sein, was man nun sich müßte gefallen lassen. Der Beamte that zwar nichts ohne Vorwissen, und wollte selbst, daß Jemand vom Kloster bei der Beeidigung gegenwärtig sei, was auch geschah. Man weiß nicht, wie, weit die Sache führen mag, für einmal ist's nur Mißtrauen und Furcht, es möchte ein Klaster Holz verkauft werden, ohne es in Rechnung zu bringen; man traut auf die Beamten und ihre Controle - quasi vero. - Am nämlichen Tage wurde durch die Freiburger Zeitung, welche von der Commission nun als officielle Publikation aller Anordnungen erklärt worden ist, bekannt gemacht, daß am 15. d. M. die Landesübergabe vorgehen werde. Die Kundmachung verdient gelesen zu werden. Ich suchte, soviel davon in der Kirche publicirt werden kann, deutsch zu machen, und ließ es von der Kanzel am 13. verkündigen. Solche Verordnungen sind doch ehedessen nicht ergangen - ohne Kraft ohne Styl, ohne Auctorität und alles untereinander - Te Daum laudamus - unentgeltlicher Tanz, Einladung zur Kirche und zur Tafel ec. Allerdings wird diese Feierlichkeit für die meisten Bewohner des Breisgaues eben noch nicht erfreulich sein. Zu merken ist, daß darin der Vasallen, Dominien. - aber nicht der Stände Erwähnung geschieht. Auch wird des Adels, aber nur des Freiburgischen, erwähnt - von Prälaten keine Meldung. Es wird ein Reglement für diese Feierlichkeit in der Zeitung publicirt, welches der Kundmachung und allem was bisher von dem Commissär geschah, gleich sieht.
Dem Vernehmen nach war das Gedräng in Freiburg eben nicht außerordentlich groß. Die benachbarten badischen Beamten waren alle nebst vielen Pfarrern gegenwärtig. Die Reden im französisch gehalten; Hr. Prälat von Schuttern  hielt das Te Deum, und Hr. Prälat von St.Märgen soll dabei assistirt haben, gerade zwei Prälaten, von denen es bekannt ist, daß sie die Auflösung der Stifte wünschen. –Es paradirten das badische Militär und die Freiburger Freiwilligen. Es wurden Böller abgefeuert, und auch an den zwei folgenden Tagen sollen Bälle und Gastereien gehalten werden.

4. Bei aller Ungewißheit glaubte ich doch, daß die Oeconomie-Verbesserung wenigst noch einigermaßen fortzusetzen wäre. Ich ließ dieser Tage zur Verbesserung der großen Matte am Weiher und an der Elz an 4 Orten Stellfallen oder Streichen anbringenn um dle Wasserleitung weiter auszudehnen, welche sehr nützlich werden, ließ neue Dohlen, neue Gräben anlegen; auch gab ich den Auftrag, ein neues Stück Matten auf dem Horn anzulegen. Auf dem Wege nach der Ziegelhütte ließ ich eine Allee Kirschbäume anpflanzen. Der Himmel weiß nun wer dieses genießen wird; oft fällt mir dabei aus Vergil ein: Ergone haec tam culta novalia etc.

5. Zu St.Peter fand ich am 22. April viele Briefe, darunter ein Regierungs-Rescript, welches die im Jänner zur Bezahlung der Französilshen Contribution mit Bewilligung der damaligen noch österreichischen Regierung geschlossenen Käufe Blasien annulirt, und die Käufe auf den Rechtsweg verweist. Zu St.Blasien war eben dies Rescript angekommen, und wir hatten schon darüber gesprochen.  Es ist sonderbar und auffallend; einige Käufe waren bereits ratisieirt, alle mit Erlaubniß gescchlossen, nun soll der badische Besitz aus retro wirken. Den Klöstern wird diese Annullirung lediglich angekündigt ohne weitere Anordnung; man sieht uns bereits als nicht mehr existirend an. Ueberhaupt werden wir sehr geringschätzig behandelt, und überall in allen Verordnungen sieht man habsüchtige und ängstliche Furcht, ein Kloster möchte irgend einen Groschen von seinem rechtlichen Eigenthum retten. - Ich erhielt die Nachricht, daß Hr. v. Drais, erster Commissär am 24. abreisen werde; Stösser werde bleiben, und die Geheim-Räthe Brunner und Maler werden wahrscheinlich zur Organisirung nach Freiburg kommen; so sähe man doch einem baldigen Ende des peinlichen Zustandes entgegen. Am 23. April war der Schulvisitator, Pfarrer Gramm von Ebnet, hier. Ich gab, vielleicht zum letztenmale, noch einige Prämien in die Schule. Der Visitator war mit dem Examen wohl zufrieden. - Ich hatte einen Boten nach Bissingen geschickt, um bestimmt die dortige Lage zu erfahren. Sie ist traurig und ungewiß wie die unsrige. Der P. Pfleger hat indeß alles eingezogen und verwaltet frei; doch muß er bereit sein, alle Augenblicke Rechnung zu geben. Kann für uns nichts thun. - Und so ist im Ganzen unsre Lage höchst traurig und schwer, und wenig oder keine Aussichten auf etwas Besseres. - Nur die Vorsehung zeigt ohne unser Zuthun Winke von Ferne. - Wir können nichts besseres thun, als dulden, zuwarten, und dem Winke folgen.

6. 25. April. Gestern Nacht zog der neu angenommene Baumeister Johann Weber von Bräunlingen hier auf. Nun haben sich die Umstände freilich sehr geändert, und man weiß nicht, ob ferner ein Baumeister hier nöthig sein wird; indessen ist er dermalen doch nöthig, weil man doch die Gebäude nicht kann zerfallen lassen. Heute kommen die Eschbacher noch allein mit Procession hieher, nachdem vor Zeiten das ganze Kirchzartner Thal, von Ebnet an, von Kappel, Oberried, Kirchzarten, Zarten, Falkensteig, Ibenthal ec. in zahlreicher Procession seit undenklichen Jahren zu kommen pflegten. Die Processionen über 1 Stunde weit sind nun verboten, aber darum ist noch Niemand besser geworden.

7. Noch klärt sich die Hauptsache nicht auf. Allgemein ist die Sage, daß beide Klöster St.Peter und St.Blasien zu bleiben hätten. Diese Nachricht soll auch in Carlsruhe allgemein sein. Was sie am besten bestätigt, sind die Schreiben des Hr. v. Andlaw aus Paris. General Clarke soll in seinen Gesinnungen sich immer gleich und rechtschaffen bleiben. Derselbe hat die Erhaltung dieser beiden Stifte vorläufig empfohlen und beharrt darauf. Auch der kurbadische Minister von Reizenstein soll nun dafür, wie für Erhaltung der Universität sein; die von Clarke projektirten Grenzen zwischen Württemberg und Baden sollen bestätigt sein. Baron v. Andlaw macht überhaupt gute Geschäfte in Paris, erwirbt sich Achtung und Ansehen. Es soll Hoffnung sein, daß der Ueberrest der Contribution nachgelassen werde. Auch wird von daher versichert, daß die Organisation nicht schnell vorgehen werde. In Freiburg ist seit der Abreise des Hrn. von Drais alles gespannt, und erwartet bei dessen Rückkunft die Entscheidung und endliche Organisirung, was aber wahrscheinlich nicht erfolgen wird. Drais und Stösser suchen sich in Freiburg festzusetzen. Das Spiel der Leidenschaften, der Parteien, des Eigennutzes geht fort, für des Landes Bestes spricht Niemand ein Wort. Man läßt alles geschehen. Der dritte Stand ist ganz und gar unthätig, weil die meisten Glieder desselben Anstellung suchen, die Uebrigen die Sache nicht verstehen.

8. In meiner Abwesenheit kam eine neue erniedrigende Commissions-Anordnung nach St.Peter. Der Beamte wird ermächtigt, auf Verlangen die Bibliothek und das Archiv zu öffnen, und die nöthigen Stücke gegen Quittung verabfolgen zu lassen ! Also auch hier unter den Beamten gesetzt. Diese Erlaubniß werde ich nie brauchen und die Bibliothek nie aufschließen lassen. Ist dieser Befehl von Hof, so scheint wenig zu hoffen; ist er nur von der Commission, so wird diese keine Ehre davon haben. Dermalen läßt sich nichts machen. (In St.Blasien ward Forstdirektor Gehrer bevollmächtigt, die Bibliothek zu öffnen, und den Schlüssel dazu in seiner Verwahrung zu halten.)
Von der Schweiz gehen heute Nachrichten ein. Wegen Verschleiß der englischen Waaren und Einschwärzung nach Frankreich sollen viele der reichsten und angesehensten Kaufleute arretirt, der Schweiz eine Contribution von 12 Millionen angesagt, der Landamann zu Basel suspendirt sein; auch soll Beauharnais, Vater der Prinzessin Stephanie, Kurprinzessin von Baden, zum Landamann bestimmt sein.

9. 15. Mai. Schon vor einigen Tagen kam ein Expresse von Neustadt mit einem Schreiben des Kriegscommissär bei General Walter, welcher nun mit seinem Corps Cavallerie in's Fürstenbergische verlegt worden und das Hauptquartier in Donaueschingen hat, des Inhalts, daß die Regierung von Donaueschingen das Amt ersuche, zur Unterhaltung dieser Truppen mit Heu und Haber zu concurriren, um andern unangenehmen Maßregeln vorzubeugen. Das Schreiben war an den Beamten gestellt; dieser kam dadurch in Verlegenheit; und ich äußerte mich gar nicht bestimmt hierüber, sondern überließ es demselben, indem es nicht Oeconomie betreffe. Nach zwei Tagen kam wieder ein Schreiben von dem nämlichen Kriegscommissär, des Inhalts, die Absicht General Walters sei, daß die régence von Donaueschingen die Truppen verpflegen soll; das erste Schreiben solle also als nicht empfangen angesehen und zurückgegeben werden. Am 13. schicken die beiden Fürstenbergischen Aemter Neustadt und Donaueschingen an's hiesige Amt und luden den Beamten von hier in's Josthal zu einer Conferenz in militärischen Angelegenheiten. Der Beamte fuhr heute dahin. Das Ansinnen der zwei Fürstenbergischen Beamten ging ganz nachbarlich dahin, daß man aus Nachbarschaft zur Verpflegung der französischen Truppen mit 2000 Portionen Haber und 400 Centner Heu concurriren möchte, indem die beiden Aemter schlechterdings und ganz außer Stand wären, die Truppen zu verpflegen. Das Ansinnen war zwar mit dem Antrage begleitet, in ähnlichen Fällen auch nachbarlich zu sein; was man aber ehedessen nicht war, indem Niemand koncurrirte, als Breisgau die 16. Halbbrigade zwei Jahre lang unterhalten mußte. Zugleich aber ward die Drohung beigefügt, daß wenn man mit Fourage nicht concurrire, ein Theil Truppen in hiesige Gegend verlegt werden müsse. Schriftlich wollten die Herren nichts geben, drangen aber auf ja oder nein, begriffen jedoch, daß zuvor eine Anzeige an die Regierung gemacht werden müsse. Der Beamte nahm also die Sache ad referendum. Uebrigens sollen sich die beiden Herren Beamten sehr über den unausstehlichen Druck und über die Unkosten, welche das Militär verursacht, beklagt haben. Die Gegenden seien ganz aufgezehrt, wie früher die baierischen und württembergischen Antheile von Schwaben aufgezehrt worden. Auch Zeitungen bestätigen dies, und geben an, daß die Bewegungen der französischen Truppen nur deswegen näher gegen den Rhein gemacht worden, weil Schwaben und zum Theil auch Baiern ganz aufgezehrt seien. Das Elend soll allerorts außerordentlich sein. Ueberhaupt scheint es wieder kriegerisch zu werden. England hat bereits den Preußen wegen Besetzung Hannovers den Krieg angekündigt. Mit Oesterreich hat der Kaiser der Franzosen noch immer Differenz. Das Hauptquartier der großen Armee und Minister Berthier sind immer noch mit zahlreichen Corps der Marschälle Ney, Davoust und Bernadotte ec. in Deutschland. Unterdessen wird Cleve und Berg dem Prinzen Mürat als Erzherzog, Neuchatel dem Marschall Berthier als Fürst übergeben. Die Schweizer sind bedroht mit einem Landamann, Prinz Beauharnais; auch soll nach Zeitungen Braunau sammt dem Innviertel noch von Oesterreich gefordert werden, um daraus eine Landgrafschaft für einen französischen Marschall zu machen. So wird alles vorbereitet, das zu erfüllen, was der französische Kaiser der Markgräsin von Baden gesagt hat: „daß noch fünf Jahre blutige Kämpfe sein werden, dann aber und in zehn Jahren werde Alles ruhig sein.“ Tröstliche Aussicht  !

10. Indessen machen wir hier noch fort, so gut und so lange wir können. Es wird freilich hart. Oekonomie und Ordnung zu erhalten - Doch sind die Religiosen noch ziemlich ruhig und verrichten ihre Geschäfte wie zuvor, nur muß manches übersehen werden. Die Vorsehung hat uns wunderbar erhalten, sie wird auch ferner Mittel geben und Wege zeigen. Menschliche Aussichten gibt es keine. - Den 19. Mai kam P. Franz von Neukirch hierher, und mit ihm P. Franz Ganter von Wieblingen, aus Neukirch gebürtig, welcher seine Verwandte besucht. Wieblingen ist bereits aufgelöst, Güter, Gefälle und Meublement verkauft. Jeder Geistliche erhält täglich einen Gulden, und so leben sie in Menage beisammen. Noch ist die Pension nicht ausgeworfen. Vieh und Pferde und alles Meublemeut ward in Beschlag genommen. Die Geistlichen mußten einige Kühe wieder kaufen und zwar im Aufstreich; zwei wurden ihnen um den Anschlag gelassen; auch Hr. Prälat mußte die Pferde kaufen. Ueberhaupt verfuhr man mit schmutziger Härte mit den Geistlichen, man war niederträchtig genug, Verräther aufzufordern. Zum Glück fand sich keiner unter den Geistlichen, wohl aber zeigte sich auch hier ein Beamter schlecht. Hr. Prälat hatte eine Reise nach München gemacht, aber vergebens - man will Geld und keine Klöster. Täglich erwarten nun die Geistlichen die gänzliche Ausstoßung.

11. Der bad. Commissär Drais, welcher vor einigen Wochen nach Carlsruhe, abgereist war, kam am 18. Mai wieder nach Freiburg zurück, und nun fing die Veränderung und eine neue Regierung an. Das Landhaus muß nun geräumt werden; alles wird auf das Regierungshaus gebracht, und alles mit der Kammer vereinigt. Man sagt, Hr. von Drais werde sofort das Jagdhaus bewohnen. In der Zeitung vom 21. wurden schon einige Oranisationspunkte publicirt; - nämlich das obere Land bis Emmendingen und Achkarren, alt und neubadisch wird vereinigt und kommt unter das Hofgericht und die noch provisorische Regierung in Freiburg. Das Uebrige abwärts, mit Einschluß des Oberamts Kürnberg, kommt nach Rastatt. Ein Hofgericht bleibt zu Freiburg für alle Zeit, einstweilen Regierung und Kammer bis aus Weiteres. 17 Beamte sollen von Freiburg an andere Orte versetzt werden, dafür protestantische nach Freiburg kommen. Genannt werden dermal Hr. Appellationsrath Dr. Engelberger, welcher nach Bruchsal zum Oberhofgericht, und Hr. Syndicus Fehrenbach, welcher nach Rastatt soll versetzt werden, daß alles dies heftigen Eindruck macht, versteht sich. Auch soll in Freiburg Stille und gegenseitiges Mißtrauen herrschen. Man gab die weitere Nachricht, daß künftige Woche schon neue Commissäre in alle Klöster kommen werden, um alles genau zu inventiren, folglich glaubt man, daß auch die Organisirung der Klöster bald vor sich gehen werde; der erste Commissär dabei soll Geh. Referendär Maler sein. In Gottes Namen; es ist noch gut, wenn bald geschieht, was geschehen soll - und Gott leite alles gütlich und weislich, und zeige den Weg, der hernach einzuschlagen ist. In der Ungewißheit läßt sich's doch nicht lange mehr fortbringen. Die Neckereien der badischen Commission dauern ohnehin fort; auch das Oberamt Emmendingen neckt wie es kann. Man soll nun hier den Beamten subordinirt sein, und ungeachtet es hieß, die Administration sei mir überlassen, so schreibt die Commission vor, was sie will.

12. Im Zeitungsblatt vom 24. Mai kommt als Erläuterung und Antwort auf die Vorstellung des Ritterstandes wegen ständischer Verfassung - die Bestätigung der Aufhebung des ständischen Verbandes, des bisher provisorisch gelassenen ständischen Confesses mit dem, daß alles was bisher an die Stände gegangen sei, nunmehr an die provisorische Regierung und Kammer soll eingegeben werden. Der Landesherr werde den Preßburger Frieden auszulegen wissen - man könne die großen Unkosten ständischer Verwaltung zur Tilgung der Schulden ersparen, man werde eine Schuldentilgungs- und andere Commissionen errichten ec. - - So ist nun die alte breisgauische Verfassung dahin  ! -

13. Da die Aussichten sich verschlimmerten, und man wahrscheinlich nichts als Auflösung des Klosters vorsah, auch die Idee im Convent allgemein war, von andern Klöstern Nachrichten bekannt wurden, wie man Vorsorge getroffen hätte, um die Zufriedenheit der Geistlichen zu erhalten, welche sich bisher stille betragen hatten, glaubte ich einige Anstalten machen zu sollen. Ich ließ jedem ein eigenes verschlossenes Koffer geben, welche ich schon früher in dieser Absicht hatte machen lassen; dann gab ich jedem einen doppelten Bettanzug in die Zelle, theilte die vorräthigen Sacktücher aus, jedem drei Stück, gab den ältern zur Matratze noch ein Unterbett; auch ließ ich jedem Priester ein Stück Tuch von 30 Ellen ins Zimmer geben. Läßt es die Zeit zu, so wird Jedem noch ein Paar neue Schuhe gemacht. Da man hier nie an überflüssige Dinge gewohnt war, so schien es, daß alle mit dieser Vorsorge einstweilen zufrieden waren; doch erwarten sie noch weiteres; allein ich finde nicht rathsam, anderes Meublement austheilen zu lassen.

14. Bei den mißlichen Umständen für die Klöster wünschte ich, daß die beiden fratres diaconi Ulrich Rombach von hier und Ferdinand Sonnenholzer von Augsburg noch könnten zum Priesterthum befördert werden. Da aber ersterer noch 16 Monate zu jung war, zweifelte ich an der Dispens, und selbst an die Nuntiatur schreiben, wollte ich nicht, weil es die Constanzer Curia verdrießen würde. Ich ließ durch den P. Placidus an den Geistl. Rath Sturm, meinen guten Freund schreiben. Dieser förderte die Sache, und vor einigen Tagen erhielt ich durch den Prokurator Sonntag die Nachricht, daß vom Nuntius in Luzern die Antwort gekommen sei, daß dispensirt werde. Die fratres konnten also ad ordines geschickt werden. Ich schickte den Professor P. Placidus mit den fratribus, um ehnder Red und Antwort zu geben, und ließ sie heute bis Waldau abführen, von wo sie morgen früh mit eigenen Pferden nach Unadingen geführt werden, von da mit Extrapost nach Konstanz.

15. Bei Gelegenheit der Rückkehr des Kutschers, welcher die fratres bis Unadingen geführt hatte, kam mein Bruder Sales. Vicarr zu Löffingen, seit seiner Primiz das erstemal hierher aus Besuch. Indem ich wegen Anwesenheit meines Bruders froh gedachte zu dessen und meinem Unterhalt und einiger Zerstreuung in gegenwärtigen fatalen Aussichten mich durch einen Spaziergang zu vergnügen - kam wieder von der kurbadischen Commission Herr Secretär Wetzel als Inventirungs-Commissär gerade um Mittagszeit ungemeldet hieher, mit einer offenen Vollmacht, ohne daß die Commission mir eine Anzeige gemacht, oder denselben mit einem Schreiben begleitet hätte. Der Inhalt der Vollmacht war universell, daß sie sollte mir, den versammelten Obern und Geistlichen vorgelegt werden, daß er nach seiner Instruction zu handeln hätte, und alle wurden angewiesen, demselben möglichst an Handen zu gehen mit der Bemerkung, daß uns dies für die Zukunft nützen oder schaden werde. Ich gab darauf vor dem Capitel eine geziemende Antwort, gab zu verstehen, daß ich überzeugt sei, die Aufträge werden dem Herrn Secretär, welcher Breisgauer wie wir sei, so unangenehm als uns sein; wir seien übrigens froh, wenn die Sache einmal zu Ende gehe – werden ihm möglichst an die Hand gehen. – Herr Secretär versicherte, daß er seine Instruction nicht überschreiten werde, und hoffe, wir würden mit seinem vorigen Benehmen zufrieden sein. Aber mit der Instruction ist derselbe sehr zurückhaltend. Sein erstes Geschäft war, die Journale seit dem 27. Hornung abzuschließen um die wirkliche Baarschaft zu bestimmen, ohne den Cassasturz zu verlangen. Dann mußten ihm die Landschaffnei- und Oberschaffnei-Rechnungen vorgelegt werden. Er soll nun Frucht- und Weinvorräthe, Viehstand untersuchen, nebst dem wochentlichen Bedarf - und äußerte sich beinebens - den Bedarf bis aus den 23. November. - Es war ihm bekannt, daß man glaube, St.Blasien und St.Peter werden erhalten werden, er sagte jedoch, daß er nichts Officielles wisse, noch hierüber einen Auftrag habe. Ich äußerte offen, daß mir nicht jede Existenz, welche keine Dauer verspreche, annehmlich wäre, daß das Inventiren unnütz sei, wenn man uns wolle bestehen lassen. Er gab zu verstehen, daß es auch darum zu thun sei, wie dem Kloster dermal Baarschaft zu verschaffen sei, ohne Güter zu verkaufen; er müßte Bericht darüber machen, ich möchte ihm Vorschläge geben. Meine Antwort war: ich müßte zuvor nur den Zweck wissen, ob es aus Erhaltung oder Auflösung des Klosters abgesehen sei, je nach dem Zwecke wären die Mittel verschieden. Im ersten Falle sollte man uns den Sequester der Früchte aufheben, und dieselben ausfolgen lassen, der Kurfürst sich verwenden, daß Württemberg uns das Geld ausfolgen lasse, dann werden wir helfen. Im zweiten Falle sei der Weg kurz, man solle Vieh, Wein, Vorräthe, Baumaterialien, alles verkaufen - so habe man bald Geld; in jedem Falle möchte die Commission dem Amte auftragen, die Exstanzen beizutreiben. Aus den weitern Aeußerungen entnimmt man, daß auch Meublement, alle Gebäude mit allen ihren Wohnungen, alle Güter mit oneribus et juribus, ferner Lasten und Obliegenheiten des Klosters wegen Pfarrei, Schulhäusern, Competenz, Professen ec. wollen aufgenommen werden. Man sieht überhaupt, daß man die endliche Absicht verbergen, aber alles sehr genau untersuchen will. - Die Plagen und Neckereien sind groß; die Commission ist nicht fein und nicht höflich (ich verstehe die Hofcommission in Freiburg), der Hr. Secretär ist bescheiden; aber nach allem sind seine Aufträtg so, daß er Monate lang muß zu thun haben. Zu gleicher Zeit sind in andere Klöster ähnliche Commissäre geschickt worden; nach St.Blasien Hr. Faller, welcher ebenfalls dort die erste Aufnahme gemacht hatte.

16. Den 30. Mai fuhr mein Bruder wieder weg. Auf Mittag kam Hr. Prior von Oberried, welcher mir die Nachricht brachte, daß die Commission in Freiburg, Drais und Stösser, sich der Klostersachen nicht mehr annehmen wollen, welche sie bisher vicario modo versehen hätten; dazu sei Hr. Geh. Referendär Maler bestimmt, welcher nächstens erwartet werde. Uebrigens sagte Hr. Stösser officiell, daß St.Blasien und St.Peter zu bleiben hätten. Hr. Faller habe dies schriftlich nach St.Blasien gebracht. Der früher beorderte Hr. Wetzel will nichts dergleichen wissen. - Stösser setzte jedoch bei, daß dieses mit Modificationen geschehen werde. - Man sieht aber noch nirgends etwas von diesen Modificationen; die strengen und genauen Vorgänge lassen nichts Gutes erwarten. Gerüchte gibt es verschiedene. St.Blasieu soll bald das Bisthum, bald die Hauptabtei werden und St.Peter eine Dependenz; den Sequester will man jedoch nicht aufheben. Was mit andern Klöstern vorgeht, weiß ich nicht, in Freiburg sind die Landrechte und der Confeß nun aufgehoben; statt der Landrechte operirt nun ein Hofgericht, dessen Präsident Carl von Baden ist. Confessualsachen kommen an die provisorische Regierung. Am 29. war die letzte Session, und das Personale nahm bei beiden Präsidenten, dem alten und jungen v. Baden, Abschied. Requiescat in pace die breisgauische Verfassung  ! Die Freiburger Zeitung vom 30. Mai enthält die neue Einrichtung des Cameral-Wesens. Ein Rescript an den Magistrat mit vielen Versicherungen, was für den Wohlstand der Stadt Freiburg geschehen werde, namentlich die Erhaltung der hohen Schule, zwei Centralstellen, Hofgericht und Regierung, Vergrößerung des Zuchthauses, Errichtung eines protestantischen Gottesdienstes in eine nicht zu große Nebenkirche, ohne Beeinträchtigung der Katholiken, eine Garnison, Beförderung des Handels ec. u. dgl. Wie dies alles aufgenommen werde, weiß ich nicht; man ist in Freiburg überhaupt sehr zurückhaltend. Niemand traut, und Niemand darf trauen.

17. Am 31. Mai erhielt ich die zuverlässige Nachricht, daß dem Fürsten von St.Blasien zur Antwort auf unsere Vorstellung an den Kurfürsten, von der Commission rescribirt worden ist, daß das Stift St.Blasien auf eine den Zeitumständen angemessene Art zur Zeit bestehen werde. Gesagt wurde dabei vom Commissär, daß St.Peter als eine Dependenz von St.Blasien werden belassen werden. (Dafür werden hier alle sich bedanken, aber keiner einwilligen; St.Blasien selbst wird und muß entgegen sein.) Der Inventirungscommissär hatte den Auftrag, am Ende alle Geistlichen zu vernehmen, wie sie künftig ihr Leben zuzubringen und zu beschließen wünschen ? Ein neuer Beweis, wie es mit unsrer Existenz stehen wird. - Der hiesige Commissär Wetzel gab mir einen Aufsatz von seinem ersten Auftrag, wo er sich vor mir und dem Capitel legitimirte, von allen zu unterschreiben, in welchem aber noch ferner enthalten, daß Keiner über Nacht ohne Anzeige abwesend sein soll, daß Geistliche und Weltliche angewiesen werden, nichts zu verschleppen. - Ferner verlangt er, Angabe der Lasten, welche dem Kloster wegen Pfarr-, Schul- und Kirchengebäuden obliegen; auch wegen Verrichtungen außer dem Kloster in Pfarreien, Kaplaneien und Utilitäten, welche man davon beziehe. Weiter rückte der Hr. Commissär noch immer nicht heraus.
Von mir verlangt derselbe, daß ich meine Rechnungen mit Quittungen belegen soll; ich antwortete, daß dieses nur selten geschehen könne, indem nicht überall auf Conto gehandelt werde und ich meist Ausgaben hätte, wofür eben nicht quittirt werde, doch wollte ich belegen, was vernünftiger Weise belegt werden könnte; ich sei übrigens kein Rentmeister. Der Plan schließt sich immer mehr auf. Es liegt am Tage, daß an keine solide, an keine dauerhafte Existenz zu denken, daß Habsucht überall herausblickt, daß keine Großmuth zu erwarten sei, daß man schlechterdings keine Klöster wolle; die Behandlung ist durchaus mißtrauisch, heimtückisch, schleichend und erniedrigend. Also in Gottes Namen ! wir haben uns zu erhalten gesucht; wahrscheinlich zu einigem zeitlichen Nachtheil für uns, aber wir thaten unsre Pflicht. Es scheint, man werde noch suchen, unsre Domestiken zu Verräthern zu machen, um herauszulocken, ob nichts entfernt oder verborgen worden sei. - Ueberhaupt ging man Seite Kurbadens anno 1802 bescheidener und großmüthiger zu Werke, und man hat sich ohne Ursache gefreut, an Kurbaden zu kommen.

18. 6. Juni. Der bad. Inventurkommissär Wetzel fährt unterdessen mit seinen Arbeiten fort, ohne daß derselbe bis jetzt noch von seiner Instruction etwas Weiteres merken ließ. Er hatte binnen 8 Tagen die Landschaffnei-Gefälle aufgenommen, wäre aber damit nicht zu Ende gekommen, wenn nicht P. Karl endlich geholfen hätte. Nun untersucht er die hiesigen herrschaftlichen und grundherrlichen Revenüen - mit der nämlichen Zurückhaltung. Würde er seinen Plan offen sagen, so wäre die Sache bald geschehen; allein er will immer nur förscheln, und es scheint, daß ihm ein großes Mißtrauen zur Pflicht gemacht worden sei, daß er den Auftrag habe, oder sich selbst in den Kopf gesetzt, alles anzuwenden, um irgend eine Beschuldigung zu finden. - An mich selbst hatte er weder ein Schreiben gebracht, als die Vollmacht, welche er nur vorwies, noch hatte er mich bis jetzt um etwas weiteres befragt, als obige quaestiones über die Verbindlichkeit zu Pfarreien ec. ec., welche anfangs auch nicht an mich gegeben worden, bis ihn P. Karlman damit an mich wies. Ob es so in seiner Instruction enthalten sei, daß er sich nie an den Prälaten wenden soll, obs Mißtrauen gegen mich, ob er glaubt, von andern etwas gegen mich herauszulocken, oder was dahinter sei, weiß ich nicht.

19. Ein kleines Glück und doch für mich eine große Freude widerfuhr mir heute früh, als ich mit schwerem Herzen einen Spaziergang machte. Nahe am Scheuerwalde hörte ich an einem niedrigen Saalweidenstrauch ein starkes Bienengesumm; als ich nachsah, entdeckte ich an einem Aestchen tief am Boden einen ziemlich vollkommenen Schwarm, der sich dort angesetzt hatte. Ich ließ selben nun auffassen und zu Joseph Fackler stellen; ich freute mich des glücklichen Fundes und dankte Gott für die Freude, die mir an diesem Tage ward.

20. Am 12. Juni kamen zwei Studenten von St.Blasien, welche dort der Primiz eines ihrer Verwandten beigewohnt. Beide sind Candidaten zu Thennenbach und seit vorigem Herbst im Kloster. Was diese wußten - wird in Thennenbach wie bei uns inventirt durch den jungen Baron von Liebenstein. Die Candidaten hatte man blos um ihre Namen und Geburtsorte gefragt. In St.Blasien ist sicheren Nachrichten zufolge an jeden Einzelnen die Frage zur schriftlichen Beantwortung gestellt worden: wie er künftig wünsche, sein Leben zuzubringen ? Die Antwort war fast allgemein: Man wünsche, daß das Stift nach seiner innern und äußern Verfassung bleibe; wenn dies nicht geschehe, so wünsche man eine billige Pension, nach Belieben wo immer zu genießen. Auch ist daselbst bereits ein Oberforstmeister zur Untersuchung stiftischer Waldungen, und mit Bewilligung der schweizerischen Regierung ein Commissär nach Klingnau geschickt worden, um auch die schweizerischen Gefälle des Stiftes zu untersuchen. Die Hoffnung, welche man St.Blasien noch läßt zu einer einstweiligen Existenz, verschwindet immer mehr, da auch diese einstweilige modificirte Existenz nur eine Quasi-Existenz sein wird.

21. Während die Commission mit Untersuchen und Inventiren fortfährt, - war auf heute die erste Messe P. Ulrichs Rombach von St.Peter. Zum Prediger hatte ich meinen Stiefbruder Sales Speckle, dermal Vicar in Löffingen, eingeladen, welcher auch erschien. Die Feierlichkeit ward am dritten Sonntag nach Pfingsten, 15. Juni, gehalten. Von anderen Gästen war hier: die Schwester P. Ulrichs, Ignatia, noch Novizin im Kloster Adelhausen zu Freiburg, mit der Frau Priorin und Frau Philippina; Hr. Dr. Schlaar; Frau Vesenmayer; die alte Mutter des Primitianten und einige Verwandte von hier. Zufälliger Weile kam auch P. Xaver von Thennenbach auf einen Besuch. In Freiburg war Hr. Maler, kurbadischer Commissär, zur Organisirung der Breisgauischen Stifte eingetroffen, dessen Ankunft durch die Zeitungen angekündigt wurde mit dem, daß sich alle, welche es interessirte, an ihn zu wenden hätten.

22. Der Inventirungs-Commissär Wetzel war nun am 18. Juni mit Consignation und Schätzung der Revenüen, Gülten bis aus die Bissinger Rechnung gekommen. Diese schien ihm zu lange Arbeit zu fordern. Er wollte also zuerst eine Anfrage machen und unterdessen die Inventur des Meublement vornehmen. Das Kapital der St.Peterischen Revenüen und Gülten im Breisgau und Schwarzwald hatte er auf beiläufig 800,000 fl. berechnet. Auch hatte er bereits die Personalbeschreibung vorgenommen. Nun sollte jeder einzeln befragt werden. „aus welche Art er selbst wünsche sein Leben künftig zuzubringen und zu beschließen ?“ Auch soll jeder angeben, was er als sein Privateigenthum anspreche und aus welchem Grunde ? Ich trug heute diese Fragen dem gesammten Capitel vor und stellte allen sowohl die möglichen Folgen der Beantwortung, als die verschiedenen Gesichtspunkte derselben vor. Wahrscheinlich wird die Antwort, mehr oder weniger detaillirt, von allen dahin ausfallen: „Man wünsche, daß das Stift in seiner jetzigen Verfassung für die Zukunft erhalten werde; wenn dieses nicht zu erhalten sei, so habe man gewiß Anspruch auf standesmäßige Versorgung, auch für Alter und Krankheiten; - man könne sich jetzt nicht gerade zu einer Beschäftigung bestimmen, und wünsche freie Wahl und Erlaubniß, die Pension nach Belieben, wo immer zu verzehren. Jeder spreche als Eigenthum an, was ihm zu seinem Gebrauch vom Kloster gegeben sei, und zwar deswegen, weil er dieses alles nach der Verordnung von seinen Obern zum Gebrauch empfangen habe. Da Subprior Maurus seit mehreren Wochen kränklich war und einen Anfang von Brustwassersucht zu haben scheint, so schickte ich denselben gestern Abend nach Eschbach, um seiner Gesundheit besser zu Pflegen und zugleich den dortigen Organisten besser zu unterrichten.

23. Nachdem die Ankunft des kurfürstlichen Geh. Referendärs Maler, dem eigentlich die Klostersachen kommittirt sind, durch Zeitungen bekannt gemacht worden und alle, welche es interessirte, aufgefordert worden, sich an denselben zu wenden, fuhr ich heute früh nach Freiburg, machte demselben Nachmittags Visite, empfahl mich und mein Stift mit dem, daß, wenn es doch müßte gestorben sein, wir um einen geschwinden und gelinden Tod bäten. Hr. Maler glaubte, es sei noch nicht an dem und fragte, ob mir die Resolution nicht bekannt sei. Ich erwiderte: officiell nicht; durch Marktleute hätte ich wohl erfahren, daß St.Peter ein Priorat von St.Blasien werden sollte. Hr. Maler hielt sich darüber auf, daß mir nichts angezeigt worden, glaubte übrigens, wir hielten dies für eine Fortdauer. Auf meine Erläuterung, daß dies Aufhebung wäre, erwiderte Hr. Maler, ob man vergnügt sein würde, wenn St.Peter independent bleibe; ich sagte, dies wäre nur Eine Bedingniß, und erklärte, daß das Wesentliche unseres Instituts darin bestünde, daß man sich zu Einem Orte und zu keinem andern verbinde, in einer Communität, unter selbstgewählten Obern, selbst erzogenen Mitgliedern lebe, wo man in der Jugend Unterricht, im thätigen Alter Arbeit, im hohen Alter Verpflegung finde; und daß man bei wesentlicher Veränderung nicht mehr gebunden wäre, sondern jedem frei sein sollte, sich eine Lebensart zu wählen. - Hr. Maler fand diese Erklärung gut und billig, glaubte aber, daß man sich einen Obern auch unter dem Namen eines Abtes wählen könnte. Doch wenn von einer dauerhaften Existenz, Zukunft, Nachkommenschaft die Rede war, erhielt ich keine sufficiente Erklärung. Es zeigte sich aus allem, daß man gern recht viel von uns ziehen und uns recht wohlfeil versorgen möchte. Hr. Maler gestand selbst, daß man viel Gutes thun könnte und auch würde, wenn die Finanzen besser wären. - Im Uebrigen ist Hr. Maler ein sehr bescheidener, fühlender, billig denkender Mann, der Einsicht in die Sache hat, der in Salem und Petershausen billig verfuhr - und es ist Glück, daß dies Geschäft gerade diesem Mann anvertraut worden. Auch Hr. Maler versicherte, daß wir alle von den Landesfürsten großmüthig behandelt werden. Ich machte in Freiburg keinen weitern Besuch, als bei Hrn. von Greiffeneck, über welchen nun die Gegenpartei triumphirt, und den nun selbst jene Leute, welche ihm ihr Glück zu danken haben, höhnen, spotten, verläumden. Indessen bleibt Greiffeneck seinem Herrn und Charakter treu, ist zwar niedergeschlagen, weichet aber nicht von seinen Grundsätzen. Der Parteigeist ist zwar eben noch nicht verschwunden, aber nun triumphirt die Partei, die vorher immer gegen die Regierung war, und viele Menschen zeigen jetzt ihre Niedrigkeit. Hr. Maler begegnet Hrn. Greiffeneck mit Achtung, und Greiffeneck spricht frei. Von Hrn. v. Andlaw weiß man noch garnichts.