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ST.PETER
FLURDENKMÄLER
ORTSTEILE UND HÖFE,
BRÄUCH UND SAGEN

erarbeitet von der
Grund-u.Hauptschule ST.PETER- Brreisgau-Hochschwarzwald
1988

Fast bei jedem Hof steht ein Wegkreuz, auch an vielen freien Plätzen und an Waldrändern. Bildstöckle erinnern meist an besondere Ereignisse, z. B. Unglücksfälle. (Bildstöckle an der Glottertalstraße, beim Haus Gebhard, Bildstöckle bei der Hohrütte.)

Wegkreuze und Bildstöckle sind Zeugnisse von besonderer Frömmigkeit der Bevölkerung. Bei vielen Höfen steht eine Kapelle. Sie wurden oft erbaut als Einlösen eines Gelübdes oder zum Dank für die Errettung aus Not und Gefahr. (Vogesenkapelle, Kapfenkapelle, St.Michaelskapelle beim St.Josefshaus.)

Flurnamen können sich auf Bildstöckle beziehen: "Beim Roten Bildstöckle". Für die gesamte Gemarkung ist eine lockere Streusiedlung typisch wie sie für das Gebiet der geschlossenen Hofgüter mit zusammenhängendem blockförmigem oder streifigem Grundbesitz charakteristisch ist - außer Bürgerschaft, Spittelhof und Sägendobel.

Die Zusammenfassung einzelner Siedlungsgebiete in der Gemarkung zu Ortsteilen (Zinken) entspricht mehr historischen oder praktischen als geographischen Erwägungen.

Bürgerschaft
Dorfähnlicher, dicht besiedelter Ortskern, der sich im Umkreis des ehemaligen Klosters gebildet hat.
Kirche, Rathaus, Sparkasse, Geschäfte, Gasthäuser, Hotel "Hirschen" - ältestes Gasthaus (13.Jahrhundert), Gerbi (Gerberei), Scheuerhof (Zehntscheuer), Spittelhof

Seelgut
sich nach außen ringförmig anschließendes Streusiedelgebiet, Höfe mit großbäuerlichem Gepräge.
Seelgut = Seldgut. Seldner = Leute, die durch besondere Rechte und Pflichten an das Kloster gebunden waren. Die Verfügung über ihre Liegenschaften steht nur dem Abt zu.
Schweighof (Schwaige = Weide), Schafhof, Muckenhof (Nepomuk), Thaddäushof (durch Teilung des Schweighofes), Kühhof, Steighof (Wegsteigung), Hornhof, Steingrubenhof (Steingrube liefert Baumaterial für das Kloster), Heitzmannhof, Kreuzhof, Seilerhäusle (Seilmacher), Geigerhäusle (Geigerfamilie, kam bis nach Wien).

Schmittenbach
Nagelschmiede, die dort gewohnt haben.
Berghof, Rotenhof, Schneiderjörgenhof, Weißenhof (Bauer mit weißen Haaren), Fischerhäusle (Fischweiher), Brettle (Herstellung von Brettle für die Uhrenmacher).

Sägendobel
seit dem 16. Jahrhundert. Dobel = steiles, schluchtähnliches Tal.
Dicht besiedelter Ortsteil, dort stand eine klostereigene Säge. Es gab 17 Handwerksbetriebe, bis 1973 ein eigenes Schulhaus.

Ränke
17. Jahrhundert, oberes, enges Glottertal, kurvenreiche Straße (Ränke).
Wenig Siedlungsraum. Kohlerhof (Köhlerei), oberhalb der Ränke südwestlich Grundhof (1972 von Eschbach eingemeindet) und Lindlehof (1972 von Föhrental eingemeindet).

Rohr
Der Name wird abgeleitet von Schilfrohr; ältester Ortsteil. Die fünf obersten Höfe existierten schon vor der Klostergründung. Der älteste Zugangsweg aus dem Glottertal führte über das Rohr.
Das Rohr war zur Klosterzeit eine eigene Vogtei. Der Vogt hatte zusammen mit den ältesten Bauern die Gerichtsgewalt.
Klausenhof (Gerichtshof, Dinghof), Rohrerhof, Neubauernhof, Nazihof (Ignaz), Jockenhof (Jakob), Disselhof (Matthias), Haldenhof, Elmehof (Ulme = Elme), Türlehof (Sauloch, Wildschweine).

Oberibental
Alter Ortsteil mit eigener Vogtei. Der Name wird abgeleitet von "Eibe", nach der Lindenberg-Legende: Übeltal.
Hulochhof, Schönbachhof, Rainerhof, Booshof, Dischenhof, Salpeterhof (Salpetergewinnung), Luxhof, Kapfenhof, Hummelhof (Dinghof), Burlehof, Lochhof, Freihof, Wolfsteigehof, Gerngroßhof (früher Hugshof, Bauer mit anmaßendem Wesen, der Abt bezeichnet ihn als Gerngroß).

Kandelberg
Oberhalb Rohr, am Südhang des Kandels.
Die Häusle stehen im Zusammenhang mit den Höfen im Rohr.
Rohrer-, Neubauern-, Nazi-, Jocken-, Dissel-, Weber- und Dilgerhäusle, Doldhof, Gummenhof (Gumpen = Wasserloch).

Neuwelt
Im 18. Jahrhundert vom Kloster gerodet.
Baschijörgenhof, Oberdreiher (Herstellung von gedrechselten Holzgeräten), Absätzlerhof, Winterbauernhof (Winterseite), Hornmeierhof, Winterecker, Urgrabenhof.

Schönhöfe
Platte (Hochfläche), Jockenhof, Stockhof, Brosihof (Ambrosius), Gschwinghof (Brosihäusle), Langeckerhof (zu Obersimonswald).

Willmendobel
Willmann = Wilderer, oder Name.
Vorderwillmenhof, Hinterwillmenhof, Stockbläsihof, Haldenlorenz, Christehermann.

Spittelhof
Neubaugebiet, in den letzten 20 Jahren entstandener, geschlossener Ortsteil.

Auf jedem Hof ruht eine eigene Geschichte, jeder Ortsteil hat seine besondere Chronik.

FLURDENKMÄLER

Abt-Speckle-Kreuz auf dem Friedhof, Gefallenendenkmal auf dem Friedhof, Kreuzweg in der Friedhofsmauer;

Soldatenkapelle und Soldatenfriedhof auf dem umliegenden Gelände von 800 österreichischen Soldaten. Soldaten sollen auch begraben sein beim Feldkreuz auf der Wiese zwischen Brettlehof und Jörglehof und beim Kreuz am
Weg zwischen Thaddäus und Kreuzhofweiher;

Rote Linde - zur Klosterzeit eine Richtstätte (rotliegende Schiefersteinformation)

Hochgericht - hier soll früher ein Galgen gestanden haben; die Sage weiß nur von einer Hinrichtung.

Bildstöckle oberhalb des Hummelhofes - hier wurde 1796 ein Bauer rücklings von den Franzosen erschossen;

Römerweg am Zwerisberg - altes Bildstöckle am Verbindungsweg zwischen Gschwanderdobelhütte und Rotes Kreuz;

Urgraben = alte Wasserleitung zur Erzwäscherei im Suggental vom Hornkopf (blaues Horn), Bockhornhütte, Neuwelt, Rohr, Glottertal, Suggental. Vom Urgraben sind nur noch wenige Reste erhalten.

Heidenschloß - (abgebrannt, nur noch Mauerreste), Zweribachfall, Hohwartfelsen, Uhufelsen.

Bildstock am Schönhöferweg,
1984 renoviert mit Unterstützung
des Schwarzwaldvereins.


STRASSEN-, GASSEN- UND FLURNAMEN

Allmendweg Matthias-Faller-Straße
Am Scheuerwald Mühlegraben
Auf der Eck Neuwelt
Bertholdsplatz Oberibental
Bürgerschaft Peter-Thumb-Weg
Eichwaldstraße Ränke
Eschbachstraße Rohr
Finkenherd Roter Weg
Fischerweg Sägendobel
Glottertalstraße Scheuergasse
Haldenweg Schmittenbach
Hochwald Schönhöfe
Hohackerweg Schulweg
Hornweg Schwarzwaldweg
In der Wiehre Schweighofweg
Josefsweg Seelgutweg
Kandelberg Spittelhofstraße
Kapellenweg William-Thumb-Weg
Kapfenberg Wolfweg
Klosterhof Zähringerstraße
Lindenbergstraße  Zur Gerbe

 Flurnamen sind mit den Namen der Ortsteile identisch. Weitere Flurnamen:
Scheuerwald, Welschäckerle, Ob dem Jörgle, Kutscheracker, Doldenmatten, Elzmatten, Hohacker, Brunnenstubenacker, Sauwasen, Häusleacker, Vogelbach, Wechselfeld, Unterwasser, Potsdamer Platz, Schafteck, Vorderer und Hinterer Hochwald, Auf der Eck, Dreiers Bühl, Militärschlag, Rohrallmend, Oberibentaler Allmend, Horn, Rosenhalde, Ränkewald, Hochgericht, Gummenwald, Sauloch, Türle, Lindlehöfe, Schafacker, Hirschbühl, Harzmoos, Hochkopf, Martereck, Lochmatte, Lindenberg, Eckpeter, Eichwald, Buchwald, Brandeck, Albersbach, Holzplatz, Schweighöfer Höhe, Am Badweiher, Am Steinhof, Gschwanderdobel, Fohren und 1000-Meter-Bank.

SITTEN UND GEBRÄUCHE

Vorspannen
Am Hochzeitstag wird dem Brautwagen mit einem Kranz aus Tannenreißig und Blumen der Weg versperrt. Erst wenn der Bräutigam das geforderte Lösegeld bezahlt hat, wird der Weg frei gemacht (vom Geld wird meist ein Hochzeitsgeschenk gekauft).

Scheibenschlagen
Am Sonntag nach Fastnacht (Alte Fasnet) schleudert man brennende Holzscheiben den Berg hinunter (Steingrubenberg). "Schieb, schieb, wem soll die Schieb si? Die Schieb soll de ... (Name) si.

Strausackkilbi
oder "Kindbett-Tragen". Zur Geburt bringen die Verwandten einen großen Wecken (Kindbetter-Wecken).

Heugaus
Nach dem Einbringen des Heues wird auf den Höfen am Sonntag danach ein Festessen für alle Beteiligten gegeben.

Kilbi
(Kirchweihe) Am 3. Sonntag im Oktober. Es ist das "Erntedankfest" der Bauern. Dafür wird ein Schaf geschlachtet und Most getrottet. Früher wurde die Kilbi eine Woche lang gefeiert, heute noch ein bis drei Tage.
"Hit isch Kilbi, morn isch Kilbi, bis am Zischtig z'Obe un wenn i zue mim Schätzli kumm, nu sag i guete Obe".

BRAUCHE, DIE ZIEMLICH AUSGESTORBEN SIND

Stör
Auf den Höfen war es früher üblich, daß Näherinnen und Schuster ein oder mehrere Tage dort gearbeitet haben und während dieser Zeit auch verköstigt und untergebracht wurden.

Hirschmontag
Vor etwa 200 Jahren brach in St.Peter eine Viehseuche aus. Die Bauern pilgerten in einer Bittprozession auf den Lindenberg. Danach hörte die Seuche auf. Im Gedenken daran findet auf dem Lindenberg jedes Jahr am Hirschmontag ein Gottesdienst statt.

Bündelistag
Am 2. Weihnachtsfeiertage wechselten die Mägde und Knechte ihre Plätze und traten ihren Dienst bei einem anderen Bauern an.

KIRCHLICHE BRAUCHE UND SITTEN

Osterschwämme
Baumschwämme werden am geweihten Osterfeuer (Ostersonntag) entzündet und von Haus zu Haus getragen. Die Bäuerin schneidet ein Stück vom Schwamm ab und legt es ins Herdfeuer. Die Buben bekommen etwas Geld oder Süßigkeiten.

Palmweihe
Die Jungen bringen bis an die obersten Zweige geschälte Fichten- oder Tannenbäumchen zur Palmweihe mit. Sie sind nur mit bunten Papierstreifen und einem Papierfähnchen geschmückt. Manchmal sieht man auf einen Draht dicht aufgespießte Stechpalmenblätter. Der Draht ist unter der Krone um das Stämmchen gewickelt. In früheren Jahren wollte jeder Bub den längsten Palmen haben. So konnten die Stämme oft nicht mehr aufrecht getragen werden. Heute sind die Palmen nur noch so lang, daß sie von den Buben aufrecht getragen werden können. Von den in der Kirche geweihten Palmzweig wird einer bis zum nächsten Palmsonntag an das Kruzifix im Hergottswinkel gesteckt.

Johannistag
Am 27. Dezember bringt man Wein zur Messe mit - "Johanniswein"; im Gedenken an Johannes der Evangelist, den man mit Wein vergiften wollte. Aus seinem Weinkelch stieg aber eine Natter zur Warnung hervor, und Johannes blieb am Leben.

Dreikönig
In der Kirche wird mit Salz und Wasser geweiht.

Agathatag
Am 5. Februar läßt man in der Kirche Brot weihen. Das Brot gilt als Schutz gegen Feuersbrunst. Bei ihrem Tod und an den Todestagen brach der Ätna aus und riesige Lavaströme flossen auf die Stadt Catanea zu.

NEUERE BRÄUCHE

Martinstag
seit 1964 Martinsumzug mit zeitweiligem Martinsspiel,

Sternsinger
sind von "Neujahr" bis "Dreikönig" unterwegs

Der Bogenkranz
Der Bogenkranz ist noch heute der Kopfschmuck der Hochzeiterin. Er wird aus unzählig vielen weißen Stoffblüten, Rosetten und Myrtenzweigen gebunden. Wie der Schäppel, darf der Kranz nur von Mädchen getragen werden. Bis 1958 trugen auch die Buben bei der Erstkommunion Kränze um die schwarzen Hüte.
Für die gesamte Tracht gilt, daß sie grundsätzlich nur in Handarbeit hergestellt wird.

VOLKSSAGEN

Der Geißenmeckler
Der Forstknecht Klaus Späth, der um 1590 im Simonswald lebte, verfolgt der Haß und der Fluch des Volkes bis auf den heutigen Tag. Es war auch damals schon verboten, die Geißen im Wald weiden zu lassen, weil sie den Aufwuchs verbeißen. Aber die Leute, die auf den abgelegenen Orten um den Kandel hausten, waren arm. Oft hatten sie nicht genug Weide für ihre Geißen und ließen diese ihr Futter suchen, wo sie es fanden.
Zu jener Zeit aber hatten die Forstbediensteten Anteil an den Strafgeldern, und der Schützenklaus war am eifrigsten, wenn es galt, Leute anzuzeigen. Ihn kümmerte nicht ihre Not und ihre Verzweiflung; er war hinter den Geißen her, wie der Teufel hinter den armen Seelen.
Nur noch bei Nacht wagte man die Tiere laufen zu lassen. Doch der Schützenklaus kam trotzdem dahinter. Er schlich nachts um die Berghäuslein und meckerte. Wenn ihm die Geißen im Stall nicht antworteten, so wußte er, daß sie im Wald waren.
Das Volk hat ihn gehaßt und verwunschen, und sein böses Wesen ist in den Tälern und auf den Höhen um den Kandel nicht vergessen. Als der Geißenmeckler geht er bis zum heutigen Tage in den Wäldern um und schreckt den
einsamen Wanderer durch Meckern und wüstes Tun.

Der Schimmelreiter vom Brosihäusle
Alte Leute von St.Peter erzählen heute noch, daß der Schimmelreiter mit dem Kopf unter dem Arm in der Nacht auf dem Kandelrücken herumreitet. Er ist auch auf dem Thurner gesehen worden. Ein Lichtschein geht von ihm aus.
In den Winternächten hat man den Lichtschein droben beim Brosihäusle oft gesehen, auf und ab, hin und her. Die Eltern sagten dann, das ist der Schimmelreiter.
Auf dem Thurner, im Hohlen Graben, den alten Schanzen aus dem 30-jährigen Krieg, geistert der Schimmelreiter ebenfalls.

Die verhexten Pferde auf dem Kandelhof
Der alte Türlehofbauer erinnert sich noch an die verhexten Pferde auf dem Kandelhof. Von diesem hochgelegenen Gasthof aus mußten die Fuhrleute oft nach Waldkirch fahren, um dort Vorräte zu holen. Der Wagen wurde von zwei starken Pferden gezogen. Auf der Heimfahrt kam es oft vor, daß die Pferde nicht mehr von der Stelle wichen. Der Fuhrmann versuchte alles mögliche, es war nichts zu machen. Erst wenn der Fuhrmann ein "Vater unser" gebetet
hatte, zogen die Pferde wieder an.
Die Pferde waren wie verhext. In der Nacht kam aber die Hexe sogar in den Stall. Es kann auch der Schinder gewesen sein, der die Pferde nachts zum Arbeiten mitgenommen hat. Jedenfalls standen sie anderntags schweißnaß und todmüde im Stall. “Ich hab das selbst gesehen und den Pferden nur so helfen können, daß ich das Kummet verkehrt herum an die Wand gehängt habe, so daß der Schinder gehindert war, die Pferde einzuspannen."
Auch beim Schafbauer war der Schinder im Roßstall, bis der Bauer schließlich einer schwarzen Geißbock angeschafft und diesen in den Stall gestellt hat. Dann hatten die Pferde Ruhe.
Manchmal, wenn die Pferde die ganze Nacht geschlagen und gehämmert haben, lief morgens eine schwarze Katze aus dem Stall heraus. Wenn die Pferde zu stark gehämmert und gekläppert haben, hat am besten der Geißbock geholfen, dann hatte der Schinder keine Macht über die Pferde.

Die Tiere in der Christnacht
In der Christnacht um zwölf Uhr reden die großen Tiere. Ein Bauer von St.Peter wollte sich davon überzeugen und wartete im Stall. Nach zwölf Uhr sagte der eine Stier zum andern: "Horn, was tun mer morn ?" Der andere antwortete: "De Bur ins Grab ziehe!"
Voll Zorn holte der Bauer eine Axt und wollte den Stier totschlagen. Er traf sich dabei aber so unglücklich, daß er starb - und wirklich, zogen ihn die Stiere ins Grab.

Geschichten aus dem Rohr
Die Bewohner vom Rohr und Kandelberg kennen noch manche Sagen. Am Rohrweg stand einst eine riesige Buche, das "Wunderkind vom Rohr" genannt. In der Nähe des Baumes hat sich einer erhängt. Seither gehen dort geisterhafte Tiere um, ein Hund ohne Kopf und ein Kalb ohne Kopf.
Einst machte ein Bauer auf seinem nächtlichen Heimweg in der Nähe der Buche Rast und setzte sich auf einen Baumstumpf. Da trat eine unheimliche Gestalt, begleitet von einem Hund, auf ihn zu und fuhr ihn an: "Was willst du hier? Das ist mein Platz. Wenn ich dich in einer halben Stunde noch antreffe, ist dein Leben verwirkt." Der Bauer, der vom Metzgen kam, zog sein Messer. Aber dann bekam er es doch mit der Angst zu tun, nahm seinen Rucksack auf den Buckel und rannte das Loch hinauf, heimwärts. Wie die Bäuerin erzählte, sei er ganz verwirrt angekommen.
Mancher im Rohr erinnert sich noch an den Geißenmeckler. Einst traf dieser Waldgeist mit einem Förster zusammen, der auf einem Baumstamm hockte und sich auf seine Flinte stützte. Der Geißenmeckler glaubte, der Förste habe eine Pfeife vor sich und rauche. Er fragte, ob er auch eine Prise haben könne und nahm kurzerhand den Flintenlauf in den Mund. Der Förster bekam es mit der Angst zu tun und drückte ab. Der Geißenmeckler spuckte jedoch die Schrotkörner aus und meinte: "Du rauchst aber einen Starken!

Der schwarze Hund vom Brosihof
Wie der alte Brosibauer von St.Peter heimfuhr, ließ er unterwegs einen Fremden bei sich aufsitzen, den er nicht kannte. Als er daheim mit dem Wagen in die Oftere fuhr, hat das Haus in allen Fugen gekracht, und der Fremde war verschwunden. Aber von dem Tag an ist ein schwarzer Hund auf dem Brosihof umgegangen, bis der alte Hof abbrannte. Im Schein des Feuers hat man diesen Hund zum Winterwald hinauflaufen sehen. Im neuen Haus hat man dann nichts mehr bemerkt.
Die Geschichte wird auch so erzählt:
"Bei der Hohle Bruck geht's nicht mit rechte Dinge zu. Als der Brosi mit seinem Wagen heimfuhr, hat er dort einen mitgenommen. Als der Brosi heim kam, war der Fremde verschwunden, aber seither ging auf dem Hof ein schwarzer Hund um. Am Stephanstag sind alle Knechte und Mägde ausgegangen, nur der Hütebub mußte zu Hause bleiben. Aus Furcht hat er eine
Kerze angezündet und ist eingeschlafen. Dadurch kam es zum Brand. Im
Feuerschein sah man den schwarzen Hund davonlaufen."

Hexenkutschen am Kandel
Zur großen Fastnacht auf dem Kandel fliegen einige hundert Hexen von allen Seiten herbei. Einige auf gesalbten Stöcken, einige auf Kutschen, die mit Schimmeln bespannt sind. Man hat aber auch Züge mit vier Katzen und vor dem Wagen eine halbe Laterne gesehen. Mit dem Ruf : "In tausend Teufels Namen!" beginnt die Fahrt.
Die schwarze Katze gilt als Hexe. Nach einer alten Sitte jagt man beim Einzug in eine neue Wohnung eine Katze durch alle Räume. Beim Bau eines Hauses wird eine Katze getötet und im Johannisfeuer verbrannt.

Die Forelle am Kandelfelsen
Als eines Abends auf dem Kandel zwei Buben vom dortigen Hof das Vieh zusammentrieben, sah der eine unten am Kande|felsen eine Lache und darin eine große goldschimmernde Forelle. Sie wollten den Fisch fangen, aber er hing an der Kette eines Loteisens, das im Felsen steckte. Sie fuhren mit dem Vieh heim und erzählten ihrem Herrn das Geschehene. Als sie aber mit ihm zum Felsen zurückkamen, war weder Lache, noch Forelle, noch Loteisen zu sehen.
Im folgenden Jahr sahen die Buben die Lache mit der angeketteten Forelle wieder und im dritten Jahr nochmals.
Stets war der Fisch größer und glänzender geworden. Alle Bemühungen, ihn loszumachen, waren vergebens.
Drei Jahre später wurde auf dem Kandelfelsen ein beschriebenes Pergament gefunden, welches die erwähnten Vorgänge umständlich erzählte und aussagte, daß, wenn die Forelle ihr Ziel erreiche, sie mit dem Loteisen den Felsen herausreiße und dadurch den See im Innern des Berges auf das Elztal loslasse.
Das Pergament wurde bei der Erbauung der Kirche in Waldkirch in deren Grundstein gelegt.

Die Füchse am goldenen Lotkeil
Auf dem Kandel kam einst zu einem Hirtenbuben ein fremder Mann mit einer großen Menge lebender Füchse. Er schlug in den Kandelfelsen einen goldenen Lotkeil und spannte an dessen Ring die Füchse, einen vor den anderen, daß sie eine unübersehbare Reihe bis auf den nach ihnen benannten Fuchsbühl bildeten.
Danach hieß er den Buben, die Füchse in Teufelsnamen fortzutreiben, wodurch der Felsen herausgerissen, und der See, den er verschließt, auf das Waldkircher Tal losgelassen worden wäre. Der Bub trieb die Füchse an, aber mit den Worten: "Fort, in Gottes Namen!" Da verschwanden Mann, Füchse und Lotkeile, und der Fels blieb unverrückt an seiner Stelle.

Die Krähen bringen es an den Tag
In St. Peter war im Jahre 1718 die junge Frau des Zinsgütlers von St.Trudpert gestorben. Kaum war sie begraben, versammelten sich ganze Schwärme von Krähen auf dem Grab und krächzten unaufhörlich.
Da grub man die Leiche wieder aus, uns es stellte sich heraus, daß die junge Frau in der Glotter ertränkt worden war. Ihr Mann gestand seine Schandtat. Er wurde zum Tode verurteilt und in Waldkirch enthauptet.

Der wilde Jäger und das wütende Heer
Über den Bergkuppen des Kandelmassivs, des Hornkopfes und des Brend mit ihrem nur spärlichen Baumbestand fegt, nicht nur in winterlichen Rauhnächten, das "Wilde Heer" in gewaltigen Stürmen hinweg, schrill pfeifend und johlend, und richtet in den tieferliegenden Wäldern Schaden an. Die vereinzelt auf den Berggipfeln stehenden Bäume sind zähe, widerstandsfähige Burschen, zerzaust und niedergebogen, von vielen Stürmen.
Im Spätjahr steigen die Nebel in den Hochwald und ziehen den Bergregionenveinen tristen Schleier über. Im dünnen Nebelhauch nehmen die Sonnenstrahlen eine geisterhafte Körperlichkeit an. Wie lange bleiche Finger scheinen sie auf ein Ziel zu deuten.
Sonne, Nebel, Bäume und Wälder wurden zur Quelle mancher Sage. Den Glauben, daß die Bäume von Geistern bewohnt waren, hatten die Kelten und Germanen gleichermaßen. Wen wundert es, daß auf den Höhen des Kandels, des Schwarzenbergs, des Hornkopfes und anderen Gipfeln in den ersten dunklen Wintertagen und sturmumtosten Nächten der "Wilde Jäger" und sein Gefolge, das "Wütende Heer", ihr Unwesen trieben.

Lindenberg-Legenden
Eine handschriftliche Aufzeichnung von 1721 erzählt (Abschrift eines älteren Schriftstückes): Pantaleon Mayer, ein begüterter Bauer in Unteribental, hatte fortgesetzt Unglück mit seinem Vieh, und keines der angewandten Mittel wollte helfen. Da hörte er eines Nachts im Traum eine Stimme, die ihn aufforderte, zum Lob der allerseligsten Jungfrau auf seinem Gut eine Bildsäule zu errichten. So werde er das Unglück in seinem Stalle steuern und auch in Zukunft davor bewahrt bleiben. Der Bauer ließ eine hölzerne Bildsäule setzen, die Seuche hörte auf und in allen seinen Geschäften spürte er deutlich Gottes Segen.
Bald darauf erschien die Himmelskönigin einem Hirtenknaben auf dem Felde, wie er gerade am Fluchen war, weil er nur taube Haselnüsse gefunden hatte. Sie verwies ihm streng sein Fluchen und trug ihm auf, dem Hofbauern zu bestellen, er solle eine Kapelle erbauen. Zum Zeichen ihrer himmlischen Herkunft sagte sie noch, daß binnen Jahresfrist die drei reichsten Bauern des Tales sterben würden. Der Bauer wollte dem Verlangen nachkommen und die Kapelle an dem Ort der Erscheinung, an der Quelle beim Gallihof, errichten. Durch höhere Gewalt wurde dieser Plan aber jedesmal vereitelt, und schließlich baute man die Kapelle auf den Berg. Groß war die Zahl der Gebetserhörungen, und Jahr für Jahr wuchs die Zahl der Pilger.
Anders erzählte man im letzten Jahrhundert die Erbauung der Kapelle:
In dem Tal war vorzeiten keine Kirche. Daraus entstanden für die Bewohner viele Beschwerden und sie beschlossen, sich eine Kirche zu bauen, aber sie konnten sich über den Platz nicht einig werden. Die Leute des oberen Tales wollten sie dort, die des unteren Tales sie bei sich haben. Und jeder Teil fällte schon Bauholz und führte es an die von ihm gewünschte Stelle. Man konnte sich nicht einigen und beschloß, gar keine Kirche zu bauen. Am nächsten Morgen lag das Bauholz nicht mehr an seinen Stellen, sondern beisammen auf dem Lindenberg. Jeder streitende Teil hielt dies für einen Streich des anderen, ohne zu bedenken, daß dieser unmöglich in einer halben Nacht das Holz hinaufschaffen konnte. Um es wieder herabzubringen, brauchten beide Teile einige Tage. Als sie damit fertig waren, kam in der folgenden Nacht das Holz wieder auf den Berg. Da wurde nach dem Rat der Klostergeistlichen von St.Peter nochmals das Holz ins Tal geschafft und ein Zimmergeselle als Nachtwache aufgestellt. Um ja nicht einzuschlafen, fing er an zu rauchen, aber trotzdem fielen ihm die Augen zu. Als er wieder aufwachte, lag er, die brennende Pfeife im Mund, mit allem Bauholz auf dem Berg. Da überdies auf dem Platz ein großer Lindenbaum stand, der tags zuvor noch nicht anwesend war, erkannte man den Willen Gottes und erbaute dort die Kirche "Maria-Linden". Nach einigen Jahren wurde die Kirche fast gar nicht mehr besucht.
Zur Strafe dafür brachen drei Jahre nacheinander in dem Tal Seuchen aus, die rafften zuerst alles Hornvieh, dann die Pferde und zuletzt die Schweine und Schafe weg. Verheerende Brände brachen aus, viele taubstumme und krüppelhafte Kinder kamen zur Welt, ansteckende Krankheiten wüteten so heftig, daß viele Häuser gänzlich ausstarben. Wegen dieser Trübsale bekam die Gegend den Namen Übeltal.
Ein hochbetagter, fast blinder Bauersmann, Hans Zähringer aus Unteribental, hatte durch die Herzlosigkeit seiner Familie viel Not zu erleiden. Er wallfahrtete einst auf den Lindenberg, verrichtete dort seine Andacht und setzte sich dann getröstet auf einen Haufen Holzspäne, um noch etwas auszuruhen. Da erschien ihm die Himmelskönigin und versprach ihm ihre Fürbitte und Gottes Hilfe. Als sichtbares Zeichen nahm sie zwei Späne, legte sie übers Kreuz zusammen und der Alte gab ihr ein "Trumm" von seinem Hosenband zum Zusammenbinden. Maria befahl ihm, dieses Kreuzchen dem Stifter der Kapelle Pantaleon Mayer zu bringen und ihn zum weiteren Ausbau der Kapelle zu ermuntern. Dieses Kreuzchen wird in einer silbernen Kapsel an einer silbernen Kette in der Kapelle aufbewahrt - es hängt um den Hals des Jesuskindes.

Hochgericht
So erzählt ein Viertkläßler die Sage vom Hochgericht:
Als in St.Peter auf dem Hochgericht noch ein Galgen stand, wurde einmal ein Mann gehängt. Da kam ein Wandersmann vorbei. Der Wandersmann dachte: "Mensch, hat der schöne Winterstiefel!" Aber die Stiefel waren an den Füßen des gehängten Mannes fest angefroren. Der Wandersmann schnitt die Stiefel mitsamt den Füßen ab. Er fragte im Renzenhof, ob er übernachten könne. Sie sagten ja. Und in derselben Nacht kam ein Kälbchen auf die Welt. Da es im Stall so kalt war, führten sie das Kälbchen in die warme Stube. Nun war es Morgen. Der Wandersmann lag unauffällig hinter dem Ofen.
Als der Bauer das Kälbchen holen wollte, sah er bloß die Stiefel (des Gehängten). Er sagte zu Seiner Frau: "Das Kälbchen hat den Wandersmann gefressen, und es hat nur die Stiefel übriggelassen."