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St. Wilhelmer Hütte - Wie alles begann
Aus dem Buch von Albert Maier und Christine Rombach


WlE ALLES BEGANN ...

Es ist anzunehmen, dass bereits im Mittelalter die baumlose und nur wenig bewachsene Fläche auf dem Feldberg als Weide diente. Da jedoch nicht überall das Bedürfnis nach zusätzlichen Weideflächen gleich groß war, erfolgte die Anlegung der Weiden wahrscheinlich zu verschiedenen Zeitepochen.

Die ersten Beweidungen haben vermutlich vom Kirchzartener Tal und von Todtnau aus begonnen.

Das St.WiIhelmer Tal gehörte damals zum Kloster der Wilhelmiten. Bis 1507 hatten die Schnewelin die Schirmherrschaft über die Wilhelmiten. Durch deren Schenkungen kamen sie zu bescheidenem Grundbesitz. U.a. schenkte Schnewelin von Landeck 1447 einen Teil von Kappel. Vielleicht aus diesem Grund hatte auch der Meier von Kappel Weiderecht auf dem Feldberg (vereinfachte Erklärung: Ein Meierhof ist ein Hof - hier im Besitz des Kloster - der sozusagen von einem Verwalter, also dem Meier, bewirtschaftet wird).

Schon im 14. und 15. Jahrhundert gab es im St.Wllhelmer Tal einen Hof, der Platz für 100 Stück Vieh hatte (vorderer Meierhof). Die Wilhelmiten förderten die Ansiedlung von Bauern und ihnen wurde auch ein Beholzungs- und Weiderecht zugestanden.

1647 wurde z.B. der vordere Meierhof an Hans Schweitzer vergeben und ihm erlaubt: „die Weld auf dem Feldberg soll er dieses Jahr auch genießen”. Immer wieder kam es allerdings auch zu Frevlereien.

1655 griffen 13 Oberrieder Bauern auf benachbarte Weideplätze über

1667 ging beim Oberrieder Gericht eine Klage ein, weil die Todtnauberger auf dem Feldberg weiden würden. Die Herder erhielten
deswegen eine Ermahnung, darauf zu achten, dass der Feldberg nicht „überfahren” werde.

1673 trieb Michael Lorenz von Wittenbach (St.WiIhelm) sein Vieh auf den Feldberg und mußte eine Rüge einstecken, weil sonst der Meier Schaden nehme, dem ja das Weiderecht zustand. Die Herder standen im Dienste des Klosters.

Bekannte Herder waren im Jahr 1685: Martin Spiegelhalder, Molses Sidler, Mathis Wolf und der Hirtenbub Gerglin Heitzler.

Zuständig für die Viehhütte auf dem Feldberg waren die Klostermeier aus Kappel und der Meier des vorderen Meierhofes in St.Wilhelm.

Eine St.WiIhelmer Hütte (Viehhütte) stand um 1701 auf dem Feldberg. Sie soll im Gewann „AIter Hüttenplatz" gestanden haben. Das ist von der Todtnauer Hütte her kommend über den Sattel Richtung Stübenwasen, dann hinunter Richtung Napfloch, wo der Alpine Pfad an die Weidegrenze kommt. Dies hat Wendelin Schubnell (Sohn von Herder Franz Schubnell) von Todtnauberg 2014 Alfred Maier bestätigt.

Die Meier waren auch zuständig für Reparaturen und 1778 waren Ausbesserungen notwendig. Die Meier wollten jedoch lieber eine neue Hütte an einem bequemeren Platz haben. Vom Kloster erhielten sie die Genehmigung und der Prior beauftragte seinen Oberjäger Andreas Ertel das Geschäft vertraglich zu regeln. Dafür durfte er 10 Jahre lang jährlich 8 Stiere (Ochsen) auf die Weide bringen sowie einen Wagen Futter auf dem Feldberg holen.

Die Wilhelmiten waren jedoch dem Kloster St.Blasien zugehörig. Als dieses aufgehoben wurde, gingen die Meierhöfe zwar an das Großherzogtum Baden, aber am 19.01.1808 wurden die beiden zu St.Wilhelm gelegenen Höfe für 12000 fl (Florin = Goldmünze / Gulden) an den Regierungsrat Freiherr von Neveu verkauft,

Zu den Höfen gehörte eine Weidefläche, welche von der westlichen Seite des Feldbergs bis auf dessen Spitze reichte. Es war sowohl Waldweide als auch reine Weide. Im Grundbuch von Oberried ist zu lesen, dass die Erben des Freiherrn, der Großherzogliche Forstmeister von Neveu und die Gräfin Sophie von Hennin das oben benannte Weidfeld inkl. einer Viehhütte am 03.April 1820 an 10 Käufer aus Kappel, Dietenbach, lbental und St.Wilhelm verkauften.

Diese waren:

Joseph Lindle, Deißenhof / Kappel
Joseph Spiege/halter, Gallihof Geroldstal
Joseph Mayer, Jungbauernhof Dietenbach
Andres Zähringer, Schirkenhof Geroldstal
Joseph Wiederle‚ Helmlehof Weilersbach
Nikolaus Steinhart, Peterhof Ibental
Alois und Mathias Riesterer, Bergbauer Oberried
Mathias Riesterer und Vogt Georg Steiert, Kappel

Die Käufer bezahlten 5000 fl und gaben ein Trinkgeld von 500 fl. Die Fläche betrug lt. Geometer Morat 236 Jauchert (im Dialekt „Juuchede”, umgerechnet ca. 84 ha). Die Käufer teilten sie in 8 Anteile. Nun war die bisherige Herrschaftsweide zu einer Genossenschaftsweide geworden.

Am 01.Mai 1831 überließ der „Große Fiskus" (Staat) der Weidegenossenschaft tauschweise den herrschaftlichen Waldboden Höllrain (umgerechnet ca. 15ha). Als jedoch 2 Jahre später die neue Weide ausgemessen wurde, weigerten sich die Weidegenossen diese Grenze anzuerkennen. Nur gerichtlich konnte eine Einigung
erzielt werden.

1838 schloss der Forstfiskus mit 18 St.Wilhelmer Bauern einen Waldabteilungsvertrag ab. Somit durften die Nutzungsberechfigten alle in Staatsbesitz befindlichen Weidfelder auch nutzen. Allerdings gab es bereits 100 Jahre zuvor die Regelung, nicht mehr Vieh zu „sommern”‚ als die Bauern überwintern konnten. Nun hatten
die Bauern zwar die Möglichkeit 150 Stück Vieh über den Winter zu bringen, im Sommer reichte dafür die Weide jedoch nicht.

Deshalb erweiterte die Landesregierung die Abgabe um ein Stück abgeholztem Wald als Weidfeld oben auf einem fast unzugänglichen Bergrücken an der Todtnauer Gemarkungsgrenze. Vorgabe war aber, diesen Grund und Boden gemeinschaftlich zu nutzen oder unter sich aufzuteilen.

Die Feldbergweide zog sich oberhalb der Baumgrenze über die Gipfel des Feldbergs hin. Das Vieh entwickelte sich so gut, dass sich die Herden immer mehr vergrößerten. Um weitere Weideflächen zu gewinnen, wurde der Wald durch Abholzen zurück gedrängt. Um 1840 herum bewertete man die St.WilheImer Weideflächen mit 3000 fl.

                                                                                                                        
Im Übrigen galten die Feldbergweiden als Hochviehweiden, wo nur über den Sommer Vieh aufgetrieben wurde. Jedoch konnte man sie nicht mit Almen vergleichen, denn nur Jungvieh und Ochsen (weiche bis vor wenigen Jahrzehnten zu den wichtigsten Verkaufsgütern der Schwarzwälder Bauern zählten) beweideten den Feldberg, es gab keine Melkereien.                                                                

Heute gibt es 5 verschiedene Weiden, weiche auf Gemarkung Oberried, Todtnau und Feldberg liegen und ca. 120 ha umfassen:

Hüttenwasenkoppel (am tiefsten gelegen), Turmkoppel mit immisberg (geht bis zum Feldberggipfel) , Todtnauerkoppel (auf der anderen Seite des Wanderweges St.Wilhelmer Hütte - Gipfel), Stübewasenkoppel (unterhalb der Hütte, im Prinzip entlang des Wanderweges RichtungTodtnauberg) und die kleine Koppel (unterhalb der Hütte Richtung Hüttenwasen)

Genossenschaftsmitglieder 1841 waren folgende:

Josef Spiegelhalter, Geroidstal, Gallihof
Bürgermeister Zähringer, Oberried
Josef Pfister, Dietenbach, Pfisterhof
Johann Butz, Kappel
Lorenz Zipfel, Wiesneck, Jockeishof
Josef Steinhart, ibental, Peterhof
Philipp Fuß, Geroldstal, Fußenhof
Matthias Schweizer, Tritschlerhof
Josef Mayer, Dietenbach, Jungbauernhof
Georg Steiert, Kappel
Andreas Tröscher, Kappel, Kleintal Rotenhof
Matthias Riesterer, Oberried
Agatha und Bartholomä Steiert, Oberried
Alois Riesterer und Josef Spiegelhalter, Oberried


Meist waren es die finanziellen Aspekte, die dazu führten, dass die Anteile verkauft wurden. Zitat von Karl Willmann, Zähringerhof, Ibental: "Anteile kaufen ist gut, das soll man machen".

BESITZVERÄNDERUNGEN AUF DER ST.WILHELMER HÜTTE
Im Jahre 1938 waren 108 Anteile wie folgt vergeben:

Heinrich Mayer, Jungbauernhof Dietenbach, 12 Anteile
Wilhelm Weiß, Tritschlerhof, Geroldstal, 18 Anteile
Hermann Spiege/ha/ter, Gallihof Geroldstal, 16 Anteile
Joseph Saier, Rauferhof, Attental 12 Anteile
Joseph Riesterer, Berghof Oberried, 12 Anteile
August Steinhart, Peterhof lbental, 10 Anteile
Franz Joseph Willmann, Zähringerhof lbental, 6 Anteile
August Banho/zer, Begelspacherhof Geroldstal, 6 Anteile
Gemeinde Oberried, 6 Anteile
Maier und Schladerer, Feldbergerhof, 6 Anteile
Theodor Schubnell, St.Wilhelmer Hütte, Feldberg, 4 Anteile
Im Jahre 1962 waren 108 Anteile wie folgt vergeben:

Heinrich Mayer, Jungbauernhof Dietenbach, 12 Anteile
Wilhelm Weiß, Tritschlerhof, Geroldstal, 12 Anteile
Hermann Spiegelha/ter, Gallihof Geroldstal, 12 Anteile
Joseph Saier, Rauferhof, Attental 12 Anteile
Gemeinde Feldberg, 12 Anteile
August Steinhart, Peterhof lbental, 10 Anteile
Stefan Ketterer, Steierthansenhof Oberried 6 Anteile
JosefRombach, Begelspacherhof Geroldstal 6 Anteile
Leo Rombach, Hinterbauernhof Eschbach, 6 Anteile
Karl Willmann, Zähringerhof lbental, 6 Anteile
Eugen Mo/z, Schwärzlehof lbental, 4 Anteile
August Maler, Ruhbauernhof Dietenbach, 4 Anteile

lm Juli 1939 kaufte Leo Rombach vom Hinterbauernhof 6 Anteile von Wilhelm Weiß für 450 Reichsmark.

Im Mai 1949 kaufte August Maier vom Ruhbauernhof die 4 Anteile von Herder Theodor Schubnell zu je 400 Dl\/I.

Im August 1956 ist Stefan Ketterer, Steierthansenhof Oberried Genosse mit 6 Anteilen.

1962 verkaufte Heinrich l\/layer vom Jungbauernhof seine 12 Anteile.

1963 verkaufte Karl Willmann vom Zähringerhof seine 6 Anteile.

1963 kaufte Ludwig Thoma, Kronenwirt Kirchzarten von Wilhelm Weiß 2 Anteile und von Hermann Spiegelhalter 2 Anteile.

1964 verkaufte August Steinhart Peterhof seine 10 Anteile an die Gemeinde St.Wilhelm, die dann später an die Gemeinde Feldberg flossen.

1969 verkaufte Ludwig Thoma seine Anteile an den Kreis Freiburg.

1976 verkaufte Stefan Ketterer die 6 Anteile an Jagdwächter Walter Kiefer, der sie an seinen Sohn Wolfgang Kiefer weitergab.

1985 verkaufte der Landkreis Brsg.- HochschwarzwaId seine 18 Anteile zu je 1300 Dl\/l an: Alfred |\/laier (6), Klara Raufer, Attental (2), Albert Rombach, Eschbach (2) und an das Neumitglied Johann Ketterer, Rechtenbach (8).

Im Oktober 2013 verkaufte Josef l\/loIz‚ Schwärzlehof seine 4 Anteile der Weidegenossenschaft

Hinweis:
Die geschichtlichen Hintergründe wurden dem Buch „Der Feldberg” von August Vetter, 1966, sowie dem Büchlein „St. Wilhelm — Die Geschichte eines Schwarzwaldtales” von Hans Bührer, 1924 mit Nachwort von Paul Priesner „Die St.Wilhelrner Meierhöfe und die Feldbergweide im 17. Jahrhundert" entnommen.