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Stürmische Bauentwicklung in Stegen
1969 - 1974
Baupläne - Bauträger - Bauherren

Rückblick als damaliger Bauherr in der Ringstraße
von Fridolin Hensler 2014



Kernort der früheren Gemeinde Stegen 1974 zum Zeitpunkt der Gemeindereforrn mit der damit verbundenen Eingliederung von Eschbach und Wittental

Aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert finden sich keine genauen kartografischen Aufzeichnungen von Stegen. Im Großherzogtum Baden wurden nach 1853 nach und nach alle Gemeinden in einem sog. Atlas genau vermessen und maßstabgetreue Lagepläne erstellt. Für die Gemeinde Stegen wurde diese Arbeit 1890 bis 1893 durchgeführt. Dieser „Atlas der Gemeinde Stegen“ befindet sich heute im Archiv des Vermessungsamtes in Breisach.
Das Gebiet der Gemarkung der damaligen Gemeinde Stegen ist in 14 Teilplänen erfasst und im Maßstab 1:1500 genau verzeichnet. Auch ein Register der Gewanne ist aufgezeichnet. Auf den Teilplänen sind die einzelnen Grundstücke maßstabgetreu mit der zugehörigen Flurstücknummer eingetragen.
Auf den Lageplänen sind auch die vorhandenen Gebäude eingezeichnet. Der als Foto kopierte Lageplan von 1890 zeigt auch den damaligen Gebäudebestand. Durch verschiedene Farben sind Wohngebäude rot, Ökonomiegebäude gelb gekennzeichnet. Somit ergibt sich eine genaue Übersicht der damaligen Gebäulichkeiten. Die Zahl der Häuser, entlang der Dorfstraße zwischen Zarten und Eschbach war noch sehr gering wie auf dem Foto zu sehen ist.
(Foto Fridolin Hensler im Vermessungsamt Breisach im Januar 2013)



Lageplan Stegen anno 1890
     

Die ehemalige Grundherrschaft Weiler hatte der gräflichen Familie von Kageneck in Stegen umfangreichen Grundbesitz in die Hand verschafft. Über die Lindenbergkapelle, die St.Sebastianskapelle in Stegen und die Pfarrkirche in Eschbach war die Familie traditionell sehr religiös orientiert und kirchenfreundlich eingestellt. Sie ermöglichte so auch die Einrichtung einer ursprünglichen Missionsschule, aus der dann das heutige Kolleg St.Sebastian hervorging.

Durch preisgünstige Übertragung auf die Gemeinde und an mehrere Bauträger für öffentlichen Wohnbau konnte in kurzer Zeit eine gewaltige bauliche Entwicklung in Stegen vollendet werden. Gräfin Gertrud von Kageneck hatte als Witwe des 1957 verunglückten Grafen Heinrich im Jahr ihren Grundbesitz abgetreten.


In Eschbach haben diese früheren Grundherren und Großgrundbesitzer auf dem Friedhof mit einem bescheidenen Grabmal an der Umfassungsmauer ein ehrendes Gedenken gefunden.

Bauland und Erschließung
Der 2. Weltkrieg hatte 1945 durch Zerstörung und durch die nachfolgende Zuwanderung vieler Heimatvertriebener einen großem Wohnungsbedarf hinterlassen. Der wirtschaftliche Aufschwung im Anschluß an die Währungsreform 1948 hatte mit dem sogenannten Wirtschaftswunder deshalb auch vielerorts zu verstärktem Wohnungsbau geführt.

Im Raum Freiburg ergab sich durch mehrere günstige Umstände, durch Bereitstellung von Bauland in Stegen die Grundlage für eine stürmische Wohnbauentwicklung. Die Familie der Grafen von Kageneck hatte aus der früheren Grundherrschaft Weiler in Stegen ausgedehnten Grundbesitz im ebenen Gelände zwischen Kirchzarten und Stegen als ideale Voraussetzung für Bautätigkeit. Dieses Gebiet konnte um 1968 aus einer Hand für eine Bebauung gewonnen werden, wobei aber nicht die Gemeinde, sondern verschiedene Bauträger den Bebauungsplan und die Erschließung zu bewerkstelligen hatten.

Nach dem Tod des Grafen Heinrich von Kageneck 1957 hatte sich die Witwe Gräfin Gertrud von Kageneck dazu entschlossen, ihre Ländereien abzutreten. Teile davon kamen geschenkt in Besitz der Gemeinde. Der größte Teil wurde kostengünstig an folgende Bauträger
abgegeben:
1. Im Gewann Großacker in Stegen
a) „Familienheim“ Freiburg mit 270,06
b) Interessengemeinschaft Teppichbau Freiburg 115,74
c) Land Baden-Württemberg (OFD) 50,14
d) Gräfin von Kageneck, Stegen 84,19
e) Verein bad. Taubstumme e.V. Heidelberg 35,41

2. Im Gewann Schloßacker
a) Wohnstättenbau Freiburg eGmbH 110,09
b) Massiv-Hausbau GmbH, Freiburg 341,14

3. Im Gewann Jägerandreas
a) Hausbau Wüstenrot, Ludwigsburg 131,70
b) die Gemeinde Stegen für die übrigen Bauflächen

4. Im Gebiet der Staatl. Gehörlosenschule
a) das Land Baden-Württemberg für die Staatl. Gehörlosenschule
b) die Gemeinde Stegen für Alt-Stegen und St.Sebastian

Die Erschließung
Die Erschließung der verschiedenen Gewanne als Baugelände wurde von der Wohnstättenbau Freiburg als Generalunternehmer übernommen.
Dabei handelte es sich um :
a) einen Hauptkanal Stegen/Ebnet
b) Vorflutleitungen außerhalb der Baugebiete
c) Flächenermittlungen
d) Wasserversorgung
e) Gehwegherstellung an festgelegten Straßen

Die Kanalisation im Gewann Großacker wurde vom Ingenieurbüro Hagen & Gramer durchgeführt mit einem Kostenaufwand von 363.216.- DM
Für den Straßenbau mußten statt dem ursprünglichen Kostenvoranschlag von 340.000 DM jedoch 400.000 DM aufgebracht werden.
Die Dringlichkeit des Wohnbedarfs und das Drängen auf zügigen Ausbau der projektierten Wohnanlagen durch die kaufmännisch orientierte Planung der Baugesellschaften verhinderte eine weitsichtige kommunale Raumplanung, die dann erst durch die Gemeindereform in Baden-Württemberg 1974 sinnvoll möglich wurde und mit dem Entstehen der heutigen Gemeinde im Zusammenschluß mit Wittental und Eschbach eine endgültige Orientierung erhielt.
Die Wohnbaugesellschaften gestattete den einzelnen Bauherren der Doppel- und Reihenhäuser mit ihren Standardtypen nur wenig individuelle Gestaltungsmöglichkeit bei der Raumaufteilung und Bauausführung. „Sommerberg“ und „Hirzberg“ waren beispielsweise die Namen der Standardtypen damaliger Doppelhäuser.

Der Gesamteindruck der Gebäude der Wohnstättenbau und Massiv-Hausbau im Gewann Schloßacker und Ringstraße mit den straßenseitigen Garagenreihen macht daher eher einen kasernenartigen Eindruck als den einer freundlichen Wohngegend. Die später unter Mitwirkung der Gemeinde erstellten Bebauungspläne in Oberleien, Schauinslandstraße und Stockacker zeigen ein anderes Gesicht.

Die ursprünglichen Bebauungspläne haben sich verschiedentlich geändert, weil anfänglich auch noch der Bau einer projektierten neuen Straße über das Steurental nach St.Peter das Gebiet des Großackers berührt hätte.
Fotos vom Modell einer vorausgehenden Planung sind davon noch vorhanden im Archiv der Gemeinde Stegen (GA-St 2 - 294).


Schloß Weiler
Das früher herrschaftliche Schloß Weiler der Grafen von Kageneck in Stegen von zwei verschiedenen Bildern in ähnlicher Perspektive, Links das Schloß vor 1959.
(Foto im Gemeindearchiv, Datum unbekannt) Rechts das Schloß Weiler im Jahr 1974 nach den Neubauten der Pfarrkirche Herz Jesu 1959 und des Gymnasiums 1965. (Foto Fridolin Hensler, Kirchzarten C - 3 -1974 Nr. 72)

Das Volumen der Bauvorhaben 1969 bis 1974
Die gesamt großflächige Bauentwicklung in Stegen um 1970 erstreckte sich auf vier verschiedene Baugebiete:
1. Gewann Großacker ( Weilerstraße u. Ringstraße)
2. Gewann Schloßacker (Am Schlosspark, Im Großacker u. Kageneckstraße)
3. Gewann Jägerandreas (Jägerstraße, Andreasstraße)
4. Gebiet der Staat. Gehörlosenschule (Erwin Kern-Straße)

Im Zusammenhang mit der Erschließung und der damit verbundenen Kostenverteilung wurde an Hand des Bebauungsplanes das Bauvolumen der verschiedenen Bauträger (in Form von Wohnungseinheiten) und die dabei zu erwartende Bewohnerzahl errechnet.

Wohnungseinheiten Personenzahl
1. Wohnstättenbau, Freiburg             38     133
2. Massiv-Hausbau, Freiburg             119     416
3. Familienheim, Freiburg                 130     455
4. Hausbau Wüstenrot, Ludwigsburg         28     98
5. OFD Freiburg, für Wohnungsbauten         31     108
6. IG Teppichbau, Freiburg (OFD)         22     77
7. Gräfin v. Kageneck, Stegen             10     35
8. Verein bad. Taubstumme e.V. Heidelberg     22     77
400     1400

Hinzu kommt die Gemeinde Stegen mit Alt-Stegen
einschl. St.Sebastian-Kollegium mit             800
Staatl. Gehörlosenschule (OFD) Vermutlich         700
Geschätzte Zahl der Bewohner bis zum Jahr 1974     3.200 Pers.

Bebauungspläne Stegen im Modellbau um 1968
Über die Zusammenarbeit und Entwicklung der dann maßgeblichen Bebauungspläne zwischen den verschiedenen Bauträgern und den zeitlichen Rahmen bin ich nicht informiert. Die Gemeinde Stegen hatte dabei nur beschränkte Möglichkeit der Mitsprache. Entsprechende Unterlagen sind nicht in den Gemeindeunterlagen.

Die im Gemeindearchiv vorhandenen Fotos zeigen aber unterschiedliche vorausgegangene Pläne. Nachfolgend nun einige Modellansichten zur baulichen Entwicklung in den Gewannen Großmatte mit der Gehörlosenschule, Großacker, Schloßacker und Jägerandreas. Untenstehendes Modellfoto (im Besitz von F. Hensler) wurde im Postkartenformat im Zusammenhang mit Werbeunterlagen der Massiv-Hausbau 1968 verbreitet mit einer völlig anderen Anordnung der niederen Bungalowbauten und der mehrgeschossigen Häuser.


Der Bau der Staatlichen Gehörlosenschule



Oben das Modell der Gehörlosenschule im Bebauungsplan. (GA - ST 2 - 294) .
Unten ein Foto während der Bauzeit im Juli 1970. Der anfängliche Entwurf scheint sich durchgesetzt zu haben.
Foto Fridolin Hensler VII - 50 - 1970 (O15)

Im Rahmen der Bauplanung standen verschiedene Modelle zur Debatte wie hier beide Fotos (GA - ST2 - 294)

Lageplan der Baugrundstücke Weilerstraße und Ringstraße

Die Bauplätze der Wohnstättenbau und der Massivhausbau sind mit Nummern der Bauträger bezeichnet. Die Straßennamen und die einzelnen Hausnummern wurden zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt.
Auf dem unten als Foto des Originals in A 4 vorliegenden Lageplan ist ein Grundstück mit der Ziffer 19 mit grünem Rahmen gekennzeichnet. Dieses Baugrundstück ist im Grundbuchamt Stegen als Flurstück Nr.162 eingetragen. Die Grundstückgröße ist ebenfalls im Lageplan mit 411 qm vermerkt.
Das darauf errichtete Wohngebäude als halbes Doppelhaus wurde im Oktober 1970 von Familie Fridolin Hensler bezogen und ist heute das Gebäude Ringstraße 17.
 


Großbaustelle Gehörlosenschule 1969/70

Der staatlich geförderte Neubau einer Gehörlosenschule hat die Erschließung von Bauland und die bauliche Entwicklung in Stegen sehr beschleunigt. Sowohl die traditionsreiche Gehörlosenschule in Waldshut als auch die 1961 entstandene Schwerhörigenschule in Waldkirch waren als Provisorien gedacht und in äußerst schwierigen Gebäulichkeiten untergebracht. Die Zusammenlegung beider Schulen in Stegen war seit längerer Zeit gefordert und geplant. Die Probleme der langwierigen Raumplanung für eine moderne Schule mit Internat sollen hier nicht ausgeführt werden. Als die Bauplatzfrage und die Planung abgeschlossen war, wurde im Herbst 1968 mit den Erdarbeiten begonnen.
 

Das vorliegende Foto wurde von der Zartener Straße bei Oberleien her, mit Blick in Richtung Wittental auf das Gelände des heutigen Bildungszentrums aufgenommen.
Am 30. Oktober 1968.(Foto als Dia F. Hensler)

Im folgenden Jahr gingen die Erschließung und die Bauarbeiten zügig voran. Das Großprojekt war in 3 Bauabschnitten geplant. Mit dem ersten Bauabschnitt wurde neben zwei Schulgebäuden auch mehrere der zweigeschossigen Internatshäuser‚ die Verwaltung, die Küche und die Sporthalle mit Schwimmbad und ein Personalhochhaus fertiggestellt. Zum Richtfest am 3. Oktober 1969 waren nicht nur die Bauhandwerker mit den Bauherren vom Kultusministerium und dem Staatl. Hochbauamt, sondern auch Schüler mit ihren Lehrern aus Waldshut und Waldkirch angereist.

Ein Jahr später konnte am 1. Oktober 1970 der Unterricht in der Staatl. Schwerhörigen- und Gehörlosenschule in Stegen aufgenommen werden. Für die Lehrkräfte war seinerzeit in Stegen kein Wohnraum verfügbar. Sie suchten im Umland eine Wohnung oder entschlossen sich zum Bau eines Hauses im Angebot der Wohnbaugesellschaften‚ die in Stegen tätig waren oder in den Nachbarorten wie beispielsweise in Eschbach oder Ibental. Einige Lehrkräfte blieben in Freiburg oder siedelten sich dort an. Um 1970 war landesweit überall rege Bautätigkeit. Der Bau der Gehörlosenschule wurde aber staatlicherseits mit höchster Dringlichkeit vorangetrieben. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts mit der nötigen Infrastruktur wurde auf 1. Oktober 1970 bestimmt und die Umzugsvorbereitungen der Gehörlosenschule in Waldshut und der Schwerhörigenschule in Waldkirch liefen im Sommer 1970 auf vollen Touren.
Die unten stehende Luftaufnahme wurde im Juli 1970 von Fridolin Hensler als Dia aufgenommen und befindet sich jetzt im Gemeindearchiv in Stegen.


Die weiteren noch fälligen Bauarbeiten für den 2. Bauabschnitt mit einem Schulhaus und mehreren Internatsgebäuden und danach der Bau der drei Bungalows für den Kindergarten nahmen bis zur Fertigstellung 3 Jahre in Anspruch. Erst danach konnten großflächige Außenanlagen gestaltet werden, die das Gelände des heutigen Bildungs- und Beratungszentrums als Parkanlage erscheinen lassen.



Das Gewann, während der Bebauung um 1968 als „Schloßacker“ bezeichnet, ist auf dem obigen Foto des Lageplans der Gemeinde Stegen von 1890 als „Hausacker und Hausgärten“ eingetragen. Heute ist es das Gebiet der Weilerstraße und Ringstraße. In diesem Gebiet waren seinerzeit keine festen Wege vorhanden wie auf obigem Foto des Lageplans zu sehen ist. (Foto F. Hensler im Vermessungsamt)
Das unten stehende Foto zeigt den Plan für die Erschließung des Geländes mit Straßen und Fußwegen in den Neubaugebieten‚ auch im Gewann Großacker und Jägerandreas. Dieser Lageplan um 1969 ist im Gemeindearchiv Stegen (GA - ST 2 - 294).


Erschließung und Erdarbeiten in der Ringstraße

Im zeitigen Frühjahr 1969 wurden in Stegen umfangreiche Erschließungs- und Erdarbeiten im Gebiet der Ringstraße durchgeführt. Das Vorliegende Foto von Fridolin Hensler entstand im Frühjahr 1969 vom Baugrundstück des Hauses Ringstr. 17 in Richtung Ringstraße und Rechtenbach. Die Hänge im Rechtenbachtal sind noch schneebedeckt.
Auf dem Rohbau des Hauses Ringstr. 13 ist bereits das Dach gedeckt. Über dem abgestellten Pkw ist das Gebäude der Volksschule Stegen erkennbar.
Am linken Bildrand ist ein aus abgehobenem Humus errichteter Wall zu sehen, der zwischen der Hausreihe Weilerstraße 16 und Ringstraße 17 aufgeschichtet war und später für die Gartenanlagen der umliegenden Häuser nach der Planierung des Geländes Verwendung fand.
Dieser Erdwall und das umliegende Baugelände wurde dann zum beliebten Abenteuerspielplatz der Kinder nach dem Einzug der ersten Familien in der Ringstraße. Dort waren schon 1969 die ersten Bewohner mit Kindern eingezogen.

Baugebiet Schloßacker 1968

Das Gewann Schloßacker zwischen der heutigen Kirchzartener Straße und der Zartener Straße ist auf dem Lageplan des Vermessungsamtes im Atlas der Gemeinde Stegen 1890 mit Lgb. Nr. 40 ein großflächiges Areal, das nicht parzelliert ist. Es ist als ebenes herrschaftliches Gelände mit guter Bodenbeschaffenheit für landwirtschaftliche Bewirtschaftung bestens geeignet und wurde seit langer Zeit als Ackerland genutzt.
Der Grundstückverkauf an die Wohnbaugesellschaften erfolgte am 17. Dez. 1964. Dabei wird als Verkäufer Herr Alfred Graf von Kageneck, Gutsbesitzer in Munzingen genannt. Die besitzrechtlichen Verhältnisse der Familie von K. sind mir nicht bekannt. In Stegen wurde Gertrud Gräfin von K. als Besitzerin betrachtet. Nach diesem Grundstücksverkauf von (6 ha 23 a 85 qm) der Grafenfamilie an die Wohngesellschaften Massiv-Hausbau und Wohnstättenbau lag das Gelände einige Zeit brach. Das Baugelände wurde nun im Grundbuch mit Lgb. Nr. 40/3 bezeichnet.
Auf dem vorliegenden Foto, das am 30. Oktober 1968 entstand mit Blick von der Kirchzartener Straße auf das Gebiet der Ringstraße haben die Maurerarbeiten neben einem dort aufgestellten Zementsilo am Bungalowneubau Haus Ringstr. Nr.13 (Müller) bereits begonnen. Das übrige Gelände ist noch Brachland.
Der Fortschritt der Bebauung war vom Verkauf der parzellierten Bauplätze und deren neuen Besitzern abhängig. Das Baugrundstück des Hauses Ringstraße 17 wurde im Oktober 1968 erworben. Im Oktober 1970 war das Haus verputzt und bezugsfertig. Gehwege, Garagen und Parkplätze wurden nachträglich fertiggestellt. Die Außenanlagen wurden von den jeweiligen Eigentümern gestaltet.
 

Neubaugebiet Schloßacker - Großacker im Juli 1970
(
Luftbild Fridolin Hensler Dia 60/02 d im Gemeindearchiv) 
Luftaufnahme vom Gebiet Weilerstraße und Ringstraße 1970
(Dia 60/02 d im Gemeindearchiv)



Weilerstraße - Ringstraße 1970 (Luftbild F. Hensler VII - 50 -1970 (016)

Im Juli 1970 entstand das vorliegende obige Foto. In der Weilerstraße sind mehrere Gebäude im Rohbau sichtbar. In der Ringstraße sind mehrere Gebäude bereits bezogen oder bezugsfertig.
In der Gehörlosenschule sind fertige Schulgebäude, Internatsbauten‚ die Verwaltung mit Küchengebäude, die Turn- und Schwimmhalle und das Personalhochhaus bezugsbereit. Im Vordergrund das noch unbebaute Gelände neben der Volksschule, auf dem später das Rathaus, das Ökonomische Zentrum und die Mehrzweckhalle der Gemeinde zu stehen kam.
Das Gelände der späteren Friedhoferweiterung ist noch landwirtschaftlich genutzt. Zwei Bungalowbauten in der Ringstraße zeigen bereits eine fertige
Gartenanlage. Auf dem gemeindeeigenen Sportplatz sind die Torpfosten für Fußballspiel zu erkennen.


Großbaustelle Stegen 1970 aus Richtung Wittental (Foto Fridolin Hensler VII — 50 — 1970 (018)

Auf dem Luftbild vom Juli 1970 ist das ausgedehnte geplante und bereits erschlossene Baugebiet in Stegen abgebildet. Am oberen Bildrand sind die noch unbebauten kleinparzellierten Flurstücke erkennbar, die weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden.
An der Zartener Straße zwischen Stegen und Unterbirken ist der gemeindeeigene Sportplatz noch ohne vereinseigene Bauten, die in den folgenden Jahren dazu kamen, dann aber bald einer späteren Bebauung mit der Schauinslandstraße weichen mußten.
Vom ersten Bauabschnitt der Gehörlosenschule sind die zweigeschossigen Internatsbauten zu sehen, die bereits fertiggestellt und dann im Oktober 1970 bezogen wurden. Auch eine größere Zahl von Bungalowbauten der IG Teppichbau sind schon errichtet. Außer Volksschule mit Turnhalle gibt es im Gebiet des heutigen Gemeindezentrums noch keine anderen Bauten.

Baugebiet Stegen 1971

Das Jahr 1971 war vermutlich das Jahr mit der stärksten Bautätigkeit und zugleich verbunden mit dem Zuzug vieler Neubürger in Stegen. Auf dem Luftbild vom Sommer 1971 sind bereits bewohnte Häuser in der Ringstraße mit fertigen Außenanlagen erkennbar. Die beiden viergeschossigen Hochhäuser im Großacker sind im Rohbau.
Die Doppelhausbauten in der Jägerstraße und die Reihenhäuser in der Andreasstraße sind im Rohbau fertig und bereits mit Ziegeln gedeckt. Das Baugelände für das neue Rathaus ist noch völlig unberührt. Der Gemeindesportplatz mit Hartplatz und Rasenplatz ist in Betrieb genommen. Die Bungalowbauten der IG Teppichbau sind größtenteils vollendet.
Im Großacker ist eine große Fläche noch ohne erkennbare Baumaßnahmen. Auch das Gelände des Vereins für badische Taubstumme ist noch unberührt.

Luftbild Fridolin Hensler VII — 61 — 1971 (O31) im Gemeindearchiv

Siedlungsbild der Ortsdurchfahrt in Stegen

In den Baugebieten Großacker und Schloßacker ergab die rege Bautätigkeit in den Jahren 1969 - 1974 ein völlig neues Siedlungsbild neben den bestehenden bäuerlichen Gehöften entlang der Durchgangsstraße in früherer Zeit.
Das unten befindliche Luftbild im Sommer 1974 (von F. Hensler C 04 — 1974 (03 6) zeigt den Häuserbestand an der Ortsdurchfahrt in Stegen.


Zwischen Gasthaus Hirschen und Reichlehof sind während der anderweitig stürmischen Bauentwicklung in der Zeit von 1950 bis 1974 nur wenige Neubauten als Einfamilienhäuser parallel zur Ortsdurchfahrt entstanden. In den nachfolgenden Jahren hat sich auch in diesem Bereich die Bebauung weiter verdichtet und den früheren bäuerlichen Dorfcharakter Stegens mit dem Bau eines Kreisverkehrs an der Einmündung der Kirchzartener Straße endgültig verschwinden lassen.


Renault-Werkstatt, altes Schulhaus und Reichlehof Foto F. Hensler C- O6 — 1974 — (O17) Durchgangsstraße in Stegen 1974
Josefenhof, Thomashof, Grundhansenhof Foto F. Hensler C — 06 — 1974 (O15)

Von der Taubstummenanstalt zur Gehörlosenschule
Die Bezeichnung taubstumm ist nicht genau zu definieren. Von Geburt an taube Menschen, die auf Grund des fehlenden Gehörs die Sprache ihrer Umgebung nicht sprechen lernten oder Schwerhörige, die nur geringe Sprachkompetenz aufwiesen wie auch Menschen, die wegen geistiger Behinderung sich nur ungenügend sprachlich äußern konnten, wurden in früherer Zeit als „Taubstumme“ bezeichnet. Die sprachliche Behinderung wurde als Intelligenzmangel angesehen. Taubstumme wurden lange Zeit als bildungsunfähig betrachtet und blieben gesellschaftlich isoliert.

Die Erkenntnis, daß taube Menschen bildungsfähig sind und über Gebärden, Bilder und Schrift und spezielle Schulung auch mit speziellem Unterricht in Verbindung mit Mundablesen zur Lautsprache geführt werden können, hatte sich an Einzelbeispielen im 18. Jahrhundert erwiesen.
Mit der allgemeinen Schulpflicht wurde auch die schulische Betreuung taubstummer Kinder in die Wege geleitet. Im Großherzogtum Baden wurde 1826 in Pforzheim in Verbindung mit einem Arbeitshaus ein erste schulische Einrichtung geschaffen, die dann 1865 nach Meersburg verlegt wurde und die Bezeichnung „Taubstummenanstalt“ erhielt. Dort konnten bis 1937 taube und stark hörgeschädigte Kinder als Internatsschüler in Meersburg eine auf Schrift und Mundablesen aufgebaute Lautsprache und Schulbildung erhalten, die sie zum Erlernen und Ausübung einfacher Berufe befähigte.
Schuhmacher, Korbmacher und Schneider waren bei vorhandener Taubheit für die Buben ein Berufsziel. Mädchen hatten vor allem als Näherinnen und in der Hauswirtschaft eine Möglichkeit für ihren Lebensunterhalt. Viele Taubstumme verdienten auch als Knecht oder Magd ihren Lebensunterhalt in landwirtschaftlichen Familienbetrieben, als die Landwirtschaft noch die allgemeine Lebensgrundlage bildete.

Die frühere Taubstummenanstalt in Meersburg, aus der viele lebenstüchtige Menschen hervorgingen, wurde 1937 aus politischen Gründen der Rassenideologie im Nationalsozialismus geschlossen. In einem Klostergebäude in Gengenbach konnte 1939 dann eine neue „Anstalt“ für die hörgeschädigten Schüler eröffnet werden, als der 2. Weltkrieg schon seine Schatten vorauswarf und dann auch kaum mehr Möglichkeit einer geordneten Schulbildung ließ. Kriegsbedingt erfolgte in Gengenbach die endgültige Schließung schon im Frühjahr 1944. Nach Kriegsende 1945 beanspruchte das neue entstandene Land Baden die Gebäulichkeiten des früheren Klostergebäudes in Gengenbach für die Ausbildung von Lehrerinnen.

Ehemalige Taubstummenlehrer in Verbindung mit Eltern von hörgeschädigten Schulkindern in Südbaden drängten auf eine geeignete Möglichkeit der Schulbildung. In Nordbaden war in Heidelberg die dortige Taubstummenanstalt nach dem 2. Weltkrieg als „Gehörlosenschule“ geöffnet worden. Für Hörgeschädigte, aber nicht mehrfach Behinderte wurde 1948 nun statt der ungenauen und negativ belasteten Bezeichnung „Taubstummenanstalt“ die im Schloß Hohenlupfen in Stühlingen eingerichtete Schule entsprechend als „Staatliche Gehörlosenschule“ bezeichnet. Die räumlichen Verhältnisse und die Einrichtung des Schlosses als Internatsschule waren jedoch denkbar bescheiden und anspruchslos.
Nicht nur das Mobiliar, auch die Verpflegung war zu jener Zeit der Lebensmittelbewirtschaftung sehr dürftig. Der angrenzende Garten wurde deshalb für die Schule durch den Hausmeister unter Mithilfe der Schüler intensiv für Gemüseanbau genutzt. Mit nur wenigen Schülern hatte 1948 in Stühlingen zuerst der Unterricht begonnen. Rasch wuchs die Schülerzahl. Viele Kinder waren überaltert und konnten als Folge des Krieges erst im Alter von 10 Jahren oder noch älter eingeschult werden. Das Schloßgebäude wurde aber bald aus bautechnischer Vorsicht auf 65 Schüler begrenzt. Deshalb mußten zu jener Zeit zahlreiche Schüler aus Südbaden die Gehörlosenschule in Heidelberg besuchen.
Die Schüler der Gehörlosenschule Stühlingen konnten nur während der Schulferien zu ihren Familien fahren. Unterrichtszeit war Montag bis Samstag. Die außerschulische Betreuung im Internat an den Wochenenden war teilweise auch eine Aufgabe der Lehrer. Eine öffentliche Verkehrsanbindung gab es nur mit der Eisenbahn mit dem Bahnhof in Stühlingen, der etwa 2 km entfernt mit einem Höhenunterschied von 100 m zu erreichen war. Öffentlicher Personenverkehr zum Schloß Hohenlupfen war nicht vorhanden. Niemand von der Lehrerschaft oder vom Personal hatte ein Motorfahrzeug. Die Lehrer wohnten im Schloß getrennt von ihrer Familie, weil es in Stühlingen keine freien Wohnungen gab.
Im Jahr 1951 wurde in der Gehörlosenschule in Stühlingen das 125 jährige Jubiläum der Taubstummenbildung gefeiert und zu diesem Anlaß eine Festschrift als „Denkschrift“ zusammengestellt. Darin wurde rückblickend auf die fruchtbare Arbeit der Vergangenheit hingewiesen, aber auch eine düstere Perspektive für die Zukunft gezeichnet.
Erklärtes Ziel der künftigen schulischen Bildung war der Neubau einer Schule, nach Möglichkeit zentral gelegen, im Raum Freiburg. Direktor Wilhelm Eck äußerte sich 1951 in der Festschrift wie folgt:
„Ein geeignetes Gebäude, wie es Herr Staatspräsident und Unterrichtsminister Wohleb in dankenswerter Weise in Aussicht gestellt hat, ist eine dringende Notwendigkeit. Das Ziel lag aber noch in weiter Ferne und nach dem Zusammenschluß der Länder zum neuen Land „Baden-Württemberg“ 1953 brauchte es viel Zeit, um die schulischen Bedürfnisse der Hörgeschädigten ins politische Bewußtsein zu bringen.
Die Gehörlosenschule in Stühlingen war als Provisorium gedacht, aber der Neubau einer Schule war noch 1955 aussichtslos. Eine Verbesserung bot sich, als die Landespolizeischule von Waldshut nach Freiburg umziehen konnte und dadurch in Waldshut das verlassene Gebäude, zuerst als Fabrikgebäude, dann als Polizeikaserne und Wehrbezirkskommando genutzt, frei geworden war. Das Staatliche Hochbauamt wurde beauftragt mit dem Umbau zu einem tauglichen Schulgebäude.
Doch Staatliche Finanzmittel waren knapp und die Planung zögerlich. Durch Lobbyarbeit von Lehrern und Eltern hörgeschädigter Kinder konnte die Verlegung der Gehörlosenschule von Stühlingen nach Waldshut schließlich doch bewirkt werden. Im Herbst 1955 war der Umzug der Gehörlosenschule von Stühlingen nach Waldshut. Das eigentliche Ziel aber war der Neubau einer Schule im Raum Freiburg.
Die früheren Taubstummenanstalten waren als reine Internatsschulen bestimmt. Die verkehrsmäßige Anbindung der Gehörlosenschule Waldshut ermöglichte nun auch den Schulbesuch einiger externer Schüler. Die räumlichen Verhältnisse waren nun zwar besser, aber doch noch sehr beschränkt. In der schulischen Arbeit bekam die Entwicklung und Einführung von Hörgeräten mit der Audiometrie zunehmend mehr an Bedeutung. In der Gehörlosenschule Stühlingen hatte es noch keine Hörgeräte gegeben. Im neuen Bundesland Baden-Württemberg wurde im Bildungswesen nach neuen Wegen gesucht und in vielen Gemeinden Schulhäuser neu gebaut. In Stegen wurde eine neue Volksschule 1966 fertig gestellt. Auch für das Kolleg St.Sebastian war schon ein großzügiger Schulbau entstanden bevor der Standort einer neuen Gehörlosen- und Schwerhörigenschule in Stegen festgelegt war.
Mit dem Beginn der Bauarbeiten 1969 für die Gehörlosenschule in Stegen wurde das Gebiet zwischen Zarten und Stegen zu einem riesigen Bauhof. Die Erschließung und Bebauung in kurzer Zeit war nur möglich, weil das großflächige Gelände aus vormals grundherrschaftlichem Besitz der Familie von Kageneck in den Besitz von verschiedenen Baugesellschaften gekommen war. Kommunale Raumplanung blieb dabei allerdings auf der Strecke. Die nachträgliche Gestaltung des Ortskerns der heutigen Gemeinde Stegen wurde dadurch wesentlich erschwert.

Von der Gehörlosenschule zum Bildungs- und Beratungszentrum


Schwerhörigen- und Gehörlosenschule in Stegen nach Fertigstellung des 3. Bauabschnitts
mit den Schulkindergärten im Sommer 1974

(Foto Fridolin Hensler VII — 20 — 1974 Nr. 03)

Als Standort der geplanten neuen Gehörlosenschule in Stegen war das Gebiet westlich der 1959 neu erbauten katholischen Pfarrkirche an der früheren Villinger Straße in Richtung Ebnet durch die Schulbehörde und das Staatliche Hochbauamt ausgemittelt worden. Die Fertigstellung der Gehörlosen- und Schwerhörigenschule in Verbindung mit einem Kindergarten für hörgeschädigte vorschulpflichtige Kinder war in 3 Bauabschnitten geplant.
Das Richtfest für den ersten Bauabschnitt war am 3. Oktober 1969, zu dem auch die gehörlosen Schüler aus Waldshut mit Omnibus angereist waren. Am 1. Oktober 1970 wurde der Unterricht in der Staatlichen Gehörlosenschule in Stegen aufgenommen. Aus der Schwerhörigenschule in Waldkirch waren gleichzeitig auch einige Klassen nach Stegen umgezogen.
Die restlichen Klassen der Schwerhörigenschule aus Waldkirch kamen mit der Vollendung des 2. Bauabschnittes nach Stegen. Die Schulkindergärten wurden als Bungalows 1973 gebaut. Die Gesamtkosten für den Neubau in Stegen waren etwa 35 Millionen DM.
Neben den Schulgebäuden waren für die Internatsschüler zweigeschossige Wohnhäuser mit Gruppenräumen für jeweils bis 16 Schüler gebaut worden. Neben der Verwaltung war eine Großküche für die Versorgung mit Mittagessen, das in die Gruppenräume geliefert wurde. Neben einer Turnhalle und einem Schwimmbad mit Hebeboden darunter. Daneben entstand auch ein Personalhochhaus‚ an dem sich westwärts der Sportplatz anschließt.
Die Fortschritte der modernen Medizin unter Verwendung des Cochlea-Implantats, die Entwicklung der modernen Audiologie und die Früherfassung und Frühbetreuung hörgeschädigter Kleinkinder hat die Zahl der früher als „Taubsturnme“ bezeichneten Personen reduziert. Nur noch mehrfach Behinderte haben dieses Erscheinungsbild.
Die weiter ausgebaute Betreuung hörgeschädigter Schüler führte dann auch in Stegen zur Einrichtung einer Realschule und einer Gymnasialabteilung. Die verbesserte Verkehrsanbindung im Großraum Freiburg führte zu einem zunehmend größeren Anteil externer Schüler. Der Schulunterricht ist auf die Wochentag Montag bis Freitag verteilt. Am Freitagnachmittag fahren die meisten Internatsschüler über das Wochenende nach Hause zu ihren Familien. Entsprechende spezielle Omnibusverbindungen wurden zu diesem Zweck eingerichtet.
In neuester Zeit werden versuchsweise hörbehinderte Schüler in ihren Heimatorten in den allgemeinen Schulen unterrichtet mit zusätzlicher ambulanter Unterstützung von geschulten Lehrkräften. Als Mittelpunkt dieser neuen Betreuung ist das „Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte“ in Stegen heute die Schaltstelle, auch für die Frühbetreuung und Miteinbeziehung der Elternschaft.
1952 war ich als junger Lehrer an die Staatl. Gehörlosenschule in Stühlingen gekommen. Nach dem Umzug nach Waldshut 1955 war ich dort bis zu Verlegung dieser Schule nach Stegen. In Stegen war ich von 1970 bis 1988 als Lehrer in der Abteilung der Gehörlosenschule tätig.
Fridolin Hensler, Kirchzarten

Großacker wird Bauland

Bei der staatlichen Vermessung 1890 war der Großacker mit seiner gesamten Fläche unter Flurstück Nr. 33 im gräflich Kageneck´schen Besitz. Ein Teil davon war dann in den Besitz der „Familienheim Baugenossenschaft“ gekommen, bevor es 1968 um die Aufstellung eines Bebauungsplanes ging. Um einen Bebauungsplan aufstellen und davon einzelne Grundstücke als Bauplätze ausweisen zu können, wurde der Besitz von Frau Gräfin Gertrud von Kageneck und derjenige der Familienheim Baugenossenschaft zu einer „Gesellschaft des bürgerlichen Rechts“ vereinigt.
Nach Erstellung des Bebauungsplanes und nach Vermessung der einzelnen Baugrundstücke, die an die verschiedenen Bauträger gingen, wurde die zuvor gegründete „Gesellschaft des bürgerlichen Rechts wieder aufgelöst.
Als Bauträger wurden beim Abschluß dieses Vertragswerkes am 1. Oktober 1968 auf dem Notariat in Freiburg genannt:
1. Frau Getrud Gräfin von Kageneck geb. Lishy, Witwe des Gutsbesitzers Heinrich Graf von Kageneck in Stegen.
2. Das Land Baden-Württemberg durch das Staatl. Liegenschaftsamt in Freiburg mit einer Fläche von 55,14 ar
3. Der Verein für badische Taubstumme, vertreten durch Armin Löwe aus Heidelberg mit einer Fläche von 35, 41 ar
4. Die „Familienheimn gemeinnützige Baugenossenschaft in Freiburg in Vertretung durch zwei Herren mit einer Fläche von 270, 06 ar
5. Die Interessengemeinschaft Teppichbau vertreten durch Heinz Köllsch und Arnulf Ochsner mit einer Fläche von 136, 81 ar (Flächenbeitrag eingeschlossen).

Obiger Vertrag ist im Gemeindearchiv Stegen unter „Grundbuch-Band 2 Heft 10a zu finden.


Stegen am 2. August 2013 Luftbild Fridolin Hensler Nr. 78

IG Teppichbau als Bauträger

In einem Bekanntenkreis von Architekten war um 1965 bei der Suche nach privaten Bauplätzen im Umland ohne festgelegte Ortsbestimmung gesucht worden. Dabei ergab sich in Stegen eine günstige Möglichkeit durch die Gründung einer Interessengemeinschaft als „Gesellschaft des bürgerlichen Rechts“ für Grundstückserwerb aus dem gräflich Kageneck'schen Besitz.
Aus diesem Besitz hatte auch das Land Baden-Württemberg bereits Bauerwartungsland im Gewann Stockacker gekauft für den Neubau einer Staatlichen Gehörlosen- und Schwerhörigenschule, da die bestehenden Einrichtungen in ungenügenden Gebäulichkeiten in Waldshut und Waldkirch untergebracht waren und nach Stegen verlegt werden sollten.
Eine Personengruppe, Ehepaare und Einzelpersonen, vor allem Architekten unter der Bezeichnung „IG Teppichbau“ war am Kauf von Grundstücken interessiert, mit erklärter Absicht, eingeschossige Flachdachbauten in einer unabhängigen, zusammenhängenden Bebauung mit gemeinschaftlicher Heizfernleitung zu errichten. Auch für die Gehörlosenschule wurde eine Heizfernleitung geplant, wo durch die weit auseinander liegenden Gebäude wegen vemachlässigter Isolierung große Energieverluste auftraten. Als Vertreter bei den juristischen und notariellen Verhandlungen und Verträgen waren die Herren Heinz Köllsch und Arnulf Öchsner beteiligt.
Für die Bauten der IG Teppichbau war eine gesonderte Heizfernleitung mit Ölheizung geplant, die mit Betriebszugehör Gemeinschaftseigentum war. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde diese Heizung dann auf Gas umgestellt.
Die IG Teppichbau war nach dem ersten Bebauungsmodell im westlichen Teil des Großackers geplant, wo heute die beiden Hochhäuser der Baugenossenschaft „Familienheim“ stehen. Eine früher in jenem Bereich geplante Straßenführung als Ortsumleitung in Richtung St.Peter führte dann zu einer Verlegung der heute bestehenden Flachbauten zum Schloßpark.
Die einstöckigen Flachbauten erlaubten eine individuelle Raumaufteilung, die bei den Bauten der Wohnbaugenossenschaften sehr eingeschränkt war. Die Bauten der IG Teppichbau wurden zügig in den Jahren 1970 - 1972 errichtet und trugen in Verbindung mit den Schülern und dem Personal der Gehörlosenschule zu einer rasch über 1000 steigenden Einwohnerzahl in Stegen bei. Die Bewohner der Teppichsiedlung hatten aber ihren Arbeitsplatz und die soziale Bindung fast ausnahmslos in Freiburg.


1985

1993


Weilerstraße 1971
Stegen 1974


1970
1974


Ringstraße und Rathaus 1974
Ringstraße und Zartener Straße 1974


Das alte Schulhaus in Stegen
Volkschule Stegen 1969


Andreasstraße 16. Juni 1974
Juli 1974