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Der Fahrradverein "Wald-Heil" Stegen
Vereinsgeschichte

Chronik Radfahrverein „Wald-Heil“ Stegen zum 60. Jubiläum 1981

Nach den Aufzeichnungen im Schriftführerbuch des Radfahrvereines „Wald-Heil“ Stegen ist der Gründungstag des Vereines der 1. Januar 1921. Jedoch sind auch Aufzeichnungen vor diesem denkwürdigen Tag vorhanden, die auf die Gründung des Vereines im Jahre 1920 schließen lassen. Wie auch in anderen Vereinen war in Stegen die Frage einer Haftpflichtversicherung für die Radfahrer ein wesentliches Motiv für die Vereinsgründung. „Durch den immer steigenden Verkehr auf den Straßen wurden die Gefahren für die Radfahrer gesteigert“, so führte der Schriftführer Karl August Schlegel noch vor dem bereits genannten Gründungstag, dem 1. 1. 1921 aus. Den Radfahrverein „Wald-Heil“ Stegen hoben die Gründungsmitglieder Karl Gassenschmidt, Pius Huber, Vincenz Mägerle, Josef Pfister, Josef Rebmann, Josef Schlegel, Karl Schlegel, Max Schlegel und Wilhelm Steiert aus der Taufe. Pius Huber war der erste Vereinsvorsitzende. An einem Korsowettbewerb beteiligte sich der Verein erstmals am 18.September 1921 beim Fest in Waltershofen. Beim Bezirksfest am 14. Mai 1922 in St.Peter errang der Verein bereits den vierten Preis. Der Zusammenhalt im Verein festigte sich und die Zahl der Mitglieder stieg auf 40 Personen.

Strömender Regen begleitete die Stegener Radfahrer auf der 40 km langen Fahrt zum Fest nach Kenzingen, bei dem der 2 A-Preis Lohn der Mühe war. Beim Radfahrfest in Oberwinden (Elztal) nahm der Verein zusammen mit einer Abteilung des Musikvereins Kirchzarten am Festzug teil. Es folgten eine Reihe von Festen, bei denen schöne Preise errungen wurde. Erwähnenswert sind die ersten Preise bei den Radfahrfesten in Wagensteig und Unteribental.

Emil Metzger führte von 1922-1925 den Radfahrverein Stegen. In dieser Zeit wurde an vielen Festen teilgenommen und zudem verbesserte sich die finanzielle Lage des Vereins. Man überlegte nun, ein Vereinsbanner anzuschaffen und das Fest der Bannerweihe zu feiern. Der Vereinsbanner wurde im Jahre 1925 unter Vorstand Josef Pfister bei Cäcilia Krämer in Endingen bestellt. 260,- Reichsmark kostete dieses Wahrzeichen des Vereins.

Das Fest der Bannerweihe feierte der Verein am 6. Juni 1926. Das erste Vereinsfest in der damals noch recht kleinen Gemeinde Stegen fand auf dem Festplatz westlich des „Hirschens“ statt, wo heute die Anwesen von Emil und Franz Metzger stehen. Beim Festbankett am Samstagabend hielt Bürgermeister Maximilian Walter die Festansprache. In drei Klassen wurde am frühen Sonntagmorgen das Radrennen gestartet, dessen Strecke von Stegen nach Ebnet bis zum „Schiff“ und zurück führte. Nach dem Radrennen fand in der Schloßkapelle (St. Sebastianskapelle) um 9.00 Uhr der Festgottes dienst verbunden mit der Bannerweihe statt. Patenverein bei der Bannerweihe war der Radfahrverein „Concordia“ Unteribental. Am Sonntagnachmittag um14.00 Uhr bewegte sich der große Korsofestzug vom Festplatz nach Unterbirken-Oberbirken und wieder zurück zum Festplatz. 19 Vereine beteiligten sich an diesem Festzug, der leider durch ein kurzes Gewitter getrübt wurde. Anschließend war auf dem Festplatz - übrigens im Freien ohne Zelt - Unterhaltung geboten. Der Sonntagabend wurde als Tanzabend gestaltet. Auf die Kinder wartete am Montagnachmittag ein Kinderfest. Das Fest der Bannerweihe des Radfahrvereines „Wald-Heil“ Stegen klang mit einem Tanzabend aus.

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Erste Reihe von links nach rechts: Alexander Ketterer †, Albert Ketterer †
Zweite Reihe: Hermann Mäder, Maria Mäder geb. Pfister, Maria Sackmann geb. Bartberger, Olive Mäder †, Rosa Kaltenbach geb. Frei, Frida Hollenbach geb. Kromer †, Stefani Hoch geb. Schuler, Frieda Welle geb. Rombach †, Hermine Schultis geb. Pfister †, Max Kromer †
Dritte Reihe: Ernst Köpke †, Helene Rebmann geb. Zimmermann, Maria Leisinger geb. Kromer, Agatha Rombach, Lina Duller geb. Mäder, Maria Andris geb. Pfister †, Paulina Scherer geb. Dilger, Stefanie Wernet geb. Ketterer, Rosa Rebmann †, Wilhelm Ketterer †, Karl Scherer †
Vierte Reihe: Josef Kromer, Pius Rebmann, Frieda Zipfel geb. Walter, Sofie Pfister geb. Ortlieb †, Josef Pfister †, Rosa Läufer geb. Walter, Josefina Mäder geb. Schlegel †, Rosa Gabler geb. Rombach †, Karl Mäder †, Anna Ortlieb geb. Wehrle, Sofie Gasserıschmiet, Pius Huber †, Albert Mäder Fünfte Reihe: Adolf Köpke †, Hermann Frei †, Hermann Walter †, Pius Ortlieb †, Max Scherer †, Karl Rebmann †, Stefan Rombach, Adolf Ketterer, Johann Schuler Sechste Reihe: Paul Wehrle †, Karl Rombach, Max Schlegel †, Emil Metzger, Franz Ortlieb †, Josef Schlegel, Fritz Musler †


Die Geselligkeit und Kameradschaft kam beim Radfahrverein Stegen in dieser Zeit nicht zu kurz. Zu berichten ist über Weihnachtsfeiern mit Theateraufführungen, vom Preiskegeln, Hammeltänzen, ja sogar an der „Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie“ beteiligte sich der Verein. 1930 mußte wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage die alljährliche Weihnachtsfeier des Radfahrvereins abgeblasen werden, da die inzwischen gegründete Feuerwehr eine Weihnachtsfeier veranstalten wollte. Allgemein ist von jener Zeit festzustellen, daß mit dem Aufschwung bei der Freiw. Feuerwehr eine Stagnation beim Radfahrverein Stegen einherging.

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Erste Reihe von links nach rechts: Paulina Scherer geb. Dilger, Karl Mäder †, Josefina Mäder geb. Schlegel †
Karl Scherer †, Maria Andris geb. Pfister Zweite Reihe: Max Schlegel †, Adolf Köpke †, Hermann Walter †, Jofes Pfister †, Pius Ortlieb †, Max Scherer †, Emil Metzger

Die sportlichen Aktivitäten des Radfahrvereins in der Zeit nach der Bannerweihe blieben ungebrochen. Der Verein beteiligte sich an den Korsofesten in Burg, in Biengen, Fischerbaclı und in Münstertal. Schöne Preise waren jeweils der Lohn für die sonntäglichen Ausfahrten mit dem Rad. Nicht nur mit anderen Vereinen sondern auch innerhalb des Vereines bei den Vereinsrennen wurden die Kräfte gemessen. 1928 wurde auf der Strecke Stegen - Burg -Buchenbach -Wagensteig „Hirschen“ und zurück Wilhelm Steiert Vereinsmeister, gefolgt von Max Kromer und Hermann Mäder. Beim Vereinsrennen 1929 war Max Kromer vor Franz Wíßler und Franz Kromer erfolgreich. Beim Vereinsrennen am 5. 10. 1930 war wiederum Max Kromer überlegener Sieger, der die 18,5 km in 36 Minuten zurücklegte. Auf den Plätzen folgten Wilhelm Steiert und Franz Kromer.

In der Vereinsführung gab es 1928 einen Wechsel. Der bisherige 2. Vorstand Karl Mäder wurde zum 1. Vorstand gewählt. Der bisherige 1. Vorsitzende Josef Pfister wurde 2. Vorsitzender. Kassierer ist in dieser Zeit Hermann Walter, Schriftführer Pius Ortlieb, 1. Fahrwart Franz Ortlieb, 2. Fahrwart Pius Rebmann. 1930 wiederum wurde Josef Pfister Vereinsvorsitzender, da Karl Mäder nicht mehr kandidierte. Karl Mäder wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt.

Die letzte größere Veranstaltung in dieser Zeit war das „Eierlesen“, eine Volksbelustigung am 3. Mai 1931. Mit über 300 Besuchern war das Eierlesen ein kleines Volksfest, das von herrlichem Frühlingswetter begünstigt war. In den Jahren 1931/32/33 ist im Schriftführerbuch neben der Generalversammlung nur noch die Ausfahrt nach Wagensteig am 25. Mai 1931 (Klasse C, 3. Preis) und die Wanderfahrt am 16. Mai 1932 nach Glottertal vermerkt. Schriftführer Pius Ortlieb schloß 1933 seine Aufzeichnungen mit der Hoffnung, daß sich die wirtschaftliche Lage bessert, damit es dem Verein wieder einmal möglich wird, ein Theater aufzuführen oder sonst eine Festlichkeit zu veranstalten. Von 1933 bis 1952 ruhten aufgrund der politischen Gegebenheiten die Aktivitäten des Radfahrvereins „Wald-Heil“ Stegen.
Die Zeit bis zur Wiedergründung am 8. Juni 1952 beschreibt am treffendsten das Vereinsprotokoll vom 8. Juni 1952 von Schriftführer Karl August Schlegel:

Vereinsprotokoll 8. Juní 1952
„ln den letzten 19 Jahren ist der Radfahrverein Stegen nicht erloschen, sondern nur verstummt.
Ich bin in die Lage versetzt worden, trotz trüber Gewitterstimmung am politischen Horizont, die so treu bewahrten Akten und Schriftstücke von unserem Kameraden Hermann Mäder zu übernehmen. Er war einer der wenigen Kollegen, die geglaubt haben, daß der Verein einstens wieder Grund und Boden fassen wird. Nach der Führungsübernahme am 30. Januar 1933 durch den Parteiführer Adolf Hitler zum Reichskanzler wurden alle Verbände und Vereine beiseite geschoben. Dies wurde dann noch gesteigert durch die Ausrufung der allgemeinen Wehrpflicht und so kam es, daß der Verein von Jahr zu Jahr immer tiefer in den Abgrund ging. Der Radlergruß „All Heil“ wurde mit dem politischen „Heil Hitler“ verdrängt. So ging es sechs Jahre bis zum Jahre 1939.

Die Farben der Standarten verblichen und hatten nur die einheitliche Farbe und das Hakenkreuz. In den Jahren 1936 -1939 brachte die Deutsche Reichsregierung die gesamte politische Welt in eine Verwirrung, daß es am 26. August 1939 mit einem Blitzstrahl über den ganzen Erdball endete; und somit war auch der Todesstoß unseres so geliebten Radfahrvereins „Wald-Heil“ Stegen gegeben.

Es kam über den ganzen Erdkreis ein furchtbarer Weltkrieg, der bis zum Juni 1945 mit einem völligen Zusammenbruch des ganzen Deutschen Reiches endete. Nach den Jahren von Härte und Entbehrung kam die deutsche Bevölkerung auch zu der Einsicht, ihre große Schuld zu bekennen. Die Siegerstaaten, besonders Amerika, zeigte sich wieder überall hilfsbereit. Deutschland erstand wieder als schaffendes Volk und baute das zerstörte Land wieder auf.

In den Jahren 1950-1955 kam auch der Sport wieder in Tätigkeit, vor allem der Fußball. Es kam aber auch wieder der Radsport wieder in Kraft. Das galt auch für uns; in den Herzen der alten Mitglieder lebte der Verein wieder auf.

Es wurde hin und her gesprochen und so kam es, daß die jungen Leute zusammengerufcn wurden und zwar am 8. Juni 1952. Eine Versammlung wurde im alten Vereinslokal zum Hirschen abgehalten. Hierzu wurde Bezirksleiter Albert Willmann aus Unteribental eingeladen. Bürgermeister Kreutz befürwortete die Wiedergründung des Vereins. Die Vorstandswahl brachte folgendes Ergebnis:
1. Vorstand Otto Ortlieb
2. Vorstand Karl Rebmann
1. Fahrwart Karl-August Schlegel
2. Fahrwart Karl Tritschler
Kassierer Wilhelm Andris
Schriftführer Karl-August Schlegel
Aktive Beisitzer wurden: Bürgermeister August Kreutz und Gastwirt Emil Metzger. Als Fähnrich wurde Karl Zahn bestimmt; seine Begleiter waren Daniel Mäder und Konrad Ortlieb. Elisabeth Wirbser und Karl Ketterer bildeten den Sportausschuß.

35 Mitglieder wurden am Tage der Wiedergründung verzeichnet.

Im Jahr der Wiedergründung 1952 entwickelte der Radfahrverein Stegen gleich große Aktivitäten. Am 22. Juni 1952 beteiligte sich der Verein am 30jährigen Stiftungsfest in Ebnet. Im Korsowettbewerb konnte in der Klasse C auf Anlıieb der 1. Preis errungen werden.
Eifrig wurde auf Aufbau des Vereins gearbeitet. Bereits bei einer Mitgliederversammlung am 6. Juli 1952 zählte der Verein 73 Mitglieder. Ein erstes großes Erlebnis war die Bergfahrt am 23. Juli nach Brigach. Morgens um 4.00 Uhr starteten die 23 Vereinsmitglieder auf dem Rad in das 80 km entfernte Brigach. Beim Preiskorso am Nachmittag errang der Verein den 1 A-Preis in der Klasse B und zudem noch den Weitpreis, den die Gemeinde Brigach stiftete. Erst nachts um 11.45 Uhr kamen die tapferen Radfahrer beim Vereinslokal Hirschen an. Auch die Fahrt nach Fessenbach bei Offenburg scheute man am 10. 8. 1952 nicht. Morgens um 5.00 Uhr fuhr man in Stegen los, um am Nachmittag im Preiskorso den 2. Preis in der Klasse B zu belegen. Erst nachts um 2.00 Uhr kam man wieder in Stegen an. Einen Höhepunkt bildete zum Abschluß des Vereinsjahres 1952 das Radfahrfest beim Patenverein „Concordia“ Unteribental. Mit 60 Teilnehmern errang der Radfahrverein Stegen nicht nur den Meistpreis, sondern holte sich auch im Blumenkorso Klasse A den 1. Preis. Bürgermeister und Ehrenmitglied August Kreutz beglückwünschte den Verein zu diesem großen Erfolg.

Das Vereinsjahr 1953 stand ganz im Zeichen der Vorbereitungen für das 30jährige Jubiläumsfest, das vom 8.-10. 8. 1953 gefeiert wurde. Zuvor beteiligte sich der Radfahrverein noch an den Radfahrfesten in Merdingen, Oberhausen, Neuenburg, Wyhl, Obereggingen, Waltershofen, Bollschweil und Unterprechtal. Am erfolgreichsten war der Verein dabei beim Radfahrfest in Neuenburg, bei dem der 1 A-Preis errungen wurde. Jedoch auch bei den anderen Festen schlug sich der Verein vortrefflich. Zu erwähnen ist noch der Weitpreis, der mit 85 km beim Radfahrfest in Obereggingen mit nach Hause genommen werden konnte. Recht erstaunlich ist eine Zahl, die im Schriftführerbuch vermerkt ist: 884 km radelten die Mitglieder des Radfahrvereins Stegen im Jahre 1953 zu Festen und wieder nach Stegen zurück.

Der Festausschuß mit Bürgermeister und Ehrenmitglied August Kreutz, 1. Vorstand Otto Ortlieb, Albert Rombach, Ferdinand Tritschler, Pius Ortlieb, Max Klingele, Pius Rebmann, Josef Kramer und Karl August Schlegel bereiteten indes das 30jährige Jubiläumsfest vor. Die Jubiläumstage beim herrlich gelegenen Festplatz in Oberbirken waren von schönem Wetter begünstigt. Den Auftakt bildete am Samstagabend das Festbankett. Bürgermeister-Stellvertreter Albert Zipfel überbrachte namens der Gemeinde Stegen dem Jubelverein die Glückwünsche. Für den Südbadischen Radfahrerverband beglückwünschte Bezirksleiter Albert Willmann (Unteribental) den Verein. Im Auftrag des Verbandes zeichnete er für über 25jährige Mitgliedschaft Otto Ortlieb, Josef Kramer, Emil Metzger, Wilhelm Steiert und Karl August Schlegel aus. Die Musikkapelle Eschbach unter Leitung von Dirigent Karl Schuler sorgte anschließend für Unterhaltung.

Mit einem Festgottesdienst wurde der Sonntag begonnen. Anschließend gedachte man der verstorbenen, gefallenen und vermißten Kaıneraden. 21 Gastvereine stellten sich dann am Nachmittag dem Festkorso-Wettbewerb. Den Festzug führten die Festreiter an, gefolgt von den Festjungfrauen, den Festkutschen mit Vorstand, Vertretern der Gemeinde, Geistlichen, Lehrern, Gründern und Ehrenmitgliedern. Pius Ortlieb ging in seiner Festrede auf die Vereinsgeschichte ein. Bürgermeister-Stellvertreter Albert Zipfel begrüßte die vielen Gäste aus nah und fern. Die Preisverteilung im Preiskorso-Wettbewerb nahm der stellvertretende Verbandsvorsitzende Otto Jäger, Aach/Hegau vor.

70 Jahre RV "WALD-HEIL" Stegen e.V
29. Juni bis 2. Juli 1990

Chronik
Die Gründung des Radfahrvereins "WALD-HEIL" Stegen erfotgte im Jahre 1920.

Welche Gründe führten damals die Leute dazu, den ersten Verein im Ort, den Radfahrverein zu gründen? Nach Berichten des damaligen Schriftführers Karl-August Schlegel wurden die Gefahren für die Radfahrer durch den immer steigenden Verkehr größer und größer. Auch die Frage einer Haftpflichtversicherung für Radfahrer wurde mehr und mehr diskutiert .
Aus diesen wesentlichen, jedoch auch noch anderen Gründen hoben die Gründungsmitglieder Karl Gassenschmidt, Pius Huber, Vincenz Nägele, Josef Pfister, Josef Rebmann, Josef Schlegel, Karl Schlegel, Max Schlegel und Wilhelm Steiert den ersten Stegener Verein aus der Taufe. Man einigte sich auf den Namen "RADFAHRVEREIN WALD-HEIL STEGEN".
Pius Huber wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt.
In den Jahren 1922 - 1925 führte Emil Metzger den Verein. Von Jahr zu Jahr besserte sich die finanzielle Lage des Vereins und man beschloss, ein Vereinsbanner anzuschaffen. Dieses Wahrzeichen des Vereins wurde von Vorstand Josef Pfister zum Preis von 260.- Reichsmark bei Cäcilia Krämer in Endingen bestellt. Das Fest der Bannerweihe wurde am 6. Juni 1926 gefeiert. Dieses erste Vereinsfest in der damals ca. 350 Einwohner zählenden Gemeinde Stegen fand auf dem "Festplatz" westlich des Gasthauses Hirschen statt, wo heute das Anwesen von Emil Metzger steht. Nach dem Radrennen am Sonntagmorgen fand um 9.00 Uhr ein Festgottesdienst mit Bannerweihe in der Schlosskapelle statt. Der Radfahrverein "Concordia" Unteribental war Patenverein bei dieser Bannerweihe. Höhepunkt dieses dreitägigen Festes war neben einem Korsoumzug am Sonntagnachmittag ein Tanzabend mit Hammelverlosung sowie ein Kinderfest. Im Jahre 1928 gab es einen Wechsel in der Vereinsführung. Karl Mäder wurde zum Vorstand, Josef Pfister zum 2. Vorstand, Hermann Walter zum Kassierer, Pius Ortlieb zum Schriftführer, Franz Ortlieb zum Fahrwart und Pius Rebmann zum 2. Fahrwart gewählt.


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Noch recht klein war die Zahl der aktiven Vereinsmitglieder, als man sich während der Bannerweihe am 6. Juni 1926 dem Fotografen stellte.

Daß auch die Geselligkeit während dieser Jahre nicht zu kurz kam zeigen manche im Schriftführerbuch aufgezeichnete Aktivitäten. Außer immer wieder stattfindenden Hammeltänzen und Preiskegeln konnte der Verein eine weit über die Grenzen Stegens hinaus bekannte Laienspielgruppe präsentieren.
Das "Eierlesen" am 3. Mai 1931 war die letzte große Veranstaltung vor dem zweiten Weltkrieg. An diesem kleinen Volksfest nahmen über 300 Besucher teil.
In den Jahren 1931/32/33 wird nur noch über 3 Generalversammlungen sowie einer Ausfahrt nach Wagensteig berichtet.
Der damalige Schriftführer Pius 0rtlieb schloss seine Aufzeichnungen mit der Hoffnung, daß sich die wirtschaftliche Lage bessert, damit es dem Verein wieder einmal möglich wird, ein Theater aufzuführen oder eine andere Festlichkeit zu veranstalten. In den Jahren 1934 bis 1952 ruhten aufgrund der politischen Gegebenheiten die Aktivitäten des Vereins.
Die Zeit bis zur Wiedergründung am 8. Juni 1952 beschreibt der Schriftführer Karl-August Schlegel folgendermaßen: siehe oben

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Die Theatergruppe des Radfahrvereins War in den Zwanzigerjahren weit über die Grenzen Stegens hinaus bekannt. Die Laienspieler stellten sich beim Gasthaus zum Hirschen dem Fotografen.
Wie aus dem Bild auch zu ersehen ist trug dieses Gasthaus damals das Prädikat "Allgemeine Radfahrer-Station".
Im Jahr der Wiedergründung 1952 entwickelte der Radfahrverein große Aktivitäten. Es wurde eifrig am Aufbau des Vereins gearbeitet. Bereits bei der Mitgliederversammlung am 6. Juli 1952 zählte der Verein 73 Mitglieder. Das 30-jährige Jubiläumsfest wurde im August 1953 gefeiert. Im Bericht des Schriftführers Schlegel ist folgender Satz vermerkt: "Es war ein Fest der Unvergeßlichkeit.“

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Im Jahre 1953 wurde das 30-jährige Vereinsjubiläum gefeiert.
Das Jahr 1953 brachte am 19. Dezember auch noch einen markanten Wechsel in der Führung des Vereins.

Zum neuen 1. Vorstand wurde Pius Rebmann, zum 2. Vorstand Daniel Mäder gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder waren: Karl Tritschler, Josef Fehr, Karl-August Schlegel und Konrad 0rtlieb. In den Jahren 1952 bis 1956 waren allerlei Aktivitäten zu verzeichnen. Im Bereich Korso wurden beachtliche Erfolge erzielt. Auch im Bereich Rennsport war man aktiv, es wurde jedes Jahr eine Vereinsmeisterschaft durchgeführt.
Über Korso und Rennsport wird an anderer Stelle in dieser Festschrift berichtet.
Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Es wurden Weihnachtsfeiern mit Theateraufführungen und Hammelverlosungen mit großem Erfolg veranstaltet. Auch beim Fasnachtsumzug in Kirchzarten sowie bei Kappenabenden war der Verein vertreten. Das Jahr 1957 brachte wieder einen Wechsel in der Vorstandschaft. Neben Vorstand Pius Rebmann wurden Otto Ortlieb, Karl Wirbser, Josef Kromer, Karl Rebmann, Karl Mäder, Bernhard Tritschler, Max Klingele und Karl Wiederle gewählt.
Die Gründungsmitglieder Wilhelm Steiert, Karl Schlegel und Josef Schlegel wurden am 17. Mai 1958 zu den ersten Ehrenmitgliedern des Radfahrvereins ernannt.
Im Jahre 1959 liefen bereits die ersten Vorbereitungen für das 40-jährige Jubiläumsfest. Es wurde eine neue Festbühne unter Anleitung von Zimmermeister Josef Fehr gebaut, die bei einigen Gartenfesten im Jahre 1959 ihre Bewährungsprobe bestand. Das 40-jährige Jubiläumsfest, verbunden mit dem Bezirksfest des Bezirks 3, wurde vom 16. bis 18. Juli 1960 gefeiert.
Die Mitglieder Franz Metzger, Emil Metzger, Pius Ortlieb, Karl Schlegel, Josef Schlegel, Wilhelm Steiert, Josef Heizler, Albert Mäder, Josef Kromer, Pius Rebmann, Hermann Mäder und Johann Schuler wurden für 25- bzw. 40-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.
Die wichtigsten Ereignisse waren neben einem Radrennen der Festgottesdienst sowie der Korsoumzug am Sonntagnachmittag durch die Straßen des Ortes.
Das 45-jährige Vereinsjubiläum wurde im Juli 1966 in der damals noch nicht ganz fertiggestellten Turnhalle gefeiert. Während der 3-tägigen Veranstaltung fanden als herausragende Ereignisse das Festbankett, die Bezirksmeisterschaft der Radrennfahrer sowie ein bunter Korsoumzug mit 14 Vereinen durch die Straßen Stegens statt. Bereits Ende 1969 / Anfang 1970 begann man mit den Vorbereitungen für das 50-jährige Vereinsjubiläum.
Am 4. Juli 1970 war es dann soweit. 3 Tage lang war im Festzelt und auf dem Festplatz Hochstimmung.
Zahlreiche Mitglieder konnten geehrt werden. Ausser einem in würdigem Rahmen durchgeführten Festgottesdienst fand am Sonntag auch ein Radrennen sowie ein Korsoumzug statt.
Bei der Jahreshauptversammlung im Februar 1971 gab einen grundlegenden Wechsel in der Führungsspitze des Vereins. Josef Rombach wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder waren Daniel Mäder, Erich Eckardt, Klara Klingele, Gerhard Schlegel, Manfred Kromer, Max Steiert, Franz Klingele, Max Klingele, Hermann Mäder.
Dem scheidenden Vorsitzenden Pius Rebmann, der den Verein fast ununterbrochen seit der Wiedergründung im Jahre 1953 führte, wurden besondere Dankesworte zuteil. Der neue Vorsitzende Josef Rombach ernannte Pius Rebmann zum Ehrenvorsitzenden.
Der Radfahrverein „Wald-Heil" Stegen wurde im September 1972 in das Vereinsregister eingetragen und erhielt durch das Finanzamt Freiburg die Anerkennung der Gemeinnützigkeit.
Am 12. Juni 1976 wurde das erste Schülerfahrradturnier durchgeführt. Dieses Turnier, das jährlich im Mai stattfindet, findet bei den Kindern immer wieder grossen Zuspruch. So haben bis ins Jubiläumsjahr 1990 auf Vereinsebene nahezu 1000 Schüler daran teilgenommen. An anderer Stelle wird noch näher auf diese Veranstaltungen eingegangen.
Im Jahre 1980 kam wieder allerlei Arbeit auf die Verantwortlichen sowie die treuen Helfer des Vereins zu. In vielen Festausschußsitzungen wurden Gestaltung und Ablauf des 60-jährigen Vereinsjubiläums geplant.
Anfang Juli wurde dann das bis dahin größte Fest in der Vereinsgeschichte durchgeführt. Neben vielen weiteren Höhepunkten dieser viertägigen Veranstaltung sind vor allem die Bezirksmeisterschaften der Rennfahrer sowie ein farbenprächtiger Blumenkorso durch die Straßen des Ortes hervorzuheben.
Im Jahr 1983 gab es einen Wechsel in der Führungsspitze des Vereins. Der bisherige Vorsitzende Josef Rombach schied nach 12jähriger Amtszeit aus. Für die geleistete Arbeit wurden ihm sowohl vom Verein als auch von Bürgermeister Birkenmeier herzliche Dankesworte zuteil. Zum neuen 1. Vorsitzenden wurde Daniel Mäder gewählt, der seitdem in bewährter weise die Geschicke des Vereins leitet. Die damals gewählte Vorstandschaft ist auch heute noch nahezu komplett im Amt.
Im Jahre 1981 wurde von Manfred Kromer eine Rennsportgruppe ins Leben gerufen. Zunächst waren es nur einige Hobbyradler, die sich zu Trainingsfahrten und vereinsinternen Wettkämpfen in ihrer Freizeit trafen. Inzwischen gehören dem Verein bereits 6 aktive Rennfahrer an, welche bei nationalen und internationalen Radrennen schon beachtliche Erfolge erzielen konnten. Über die Aktivitäten der Rennsportgruppe wird an anderer Stelle noch berichtet.
Seit dem Jahre 1988 gehört dem Verein auch eine Kunstradsportgruppe an. Sie wird von Ursula Schultis mit gutem Erfolg trainiert und hat bereits einen beachtlichen Leistungsstand zu bieten.
Daß sich die Mitglieder des Radfahrvereins nicht nur mit dem Fahrrad, sondern auch auf Schusters Rappen sehr gut vorwärtsbewegen können zeigt die Tatsache, daß man seit dem Jahre 1980 bereits 10 mal den von der Gemeinde ausgesetzten Wanderpokal bei der Volkswanderung in Empfang nehmen konnte.

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1.Reihe: Josef Schlegel, Pius 0rtlieb, Josef Fehr, Albert Mäder, Franz Metzger, Pius Rebmann, Wilhelm Steiert, Josef Kromer, Hermann Mäder 2.Reihe: Mathilde Noack geb. Tritschler, Frieda Stier geb. Wirbser, Anna Schuler geb. Rombach, Irmgard Weber geb Walter, Maria Hampel geb. Ketterer, Klara Kiefer geb. Ketterer, Rosa Rohrer geb. Mäder, Gertrud Rombach (Schwester Maria Serena), Frieda Müller geb. Ketterer, Berta Bauer geb Ketterer 3.Reihe: Max Vogt, Karl Mäder, Karl Wirbser, Karl Rombach, Adolf Heizler, Josef Ketterer, Günter Ketterer, Max Steiert, Otto Droll, Bernhard Fuchs. 4.Reihe: Erich Kürner, Franz Rombach, Alex Ketterer, Adolf Kromer, Erwin Steiert, Alfons Dilger, Karl Rebmann

In all diesen Jahren kam auch die Pflege der Kameradschaft nicht zu kurz, so sei stellvertretend für alle anderen Aktivitäten an das jährlich stattfindende Grillfest beim Thomashof in Rechtenbach erinnert.
Das in diesem Jahre stattfindende Bundesfest wirft schon seit Langem seine Schatten voraus. Vorstandschaft und Festausschuß sind schon seit mehreren Monaten mit den Vorbereitungen für dieses Fest beschäftigt.
Mögen diese Festtage ein voller Erfolg für den Radfahrverein, für die Gemeinde Stegen sowie für das gesamte Dreisamtal werden.
Nun bleibt nur noch ein Wort des Dankes zu sagen. Der Dank gilt allen, die zur Gestaltung und Durchführung des Festes beitragen. Den an diesen Festtagen zu ehrenden Mitgliedern sei an dieser Stelle besonders gedankt. Einige von ihnen stehen schon über 60 Jahre im Dienste des Radsports und haben tatkräftig an der Erhaltung und dem Bestehen des Vereins mitgewirkt.
Es sei auch den "Namenlosen" gedankt, die mit ihrem vorbildlichen Idealismus als aktive und passive Mitglieder dem Verein gedient haben.
Wolle die Jugend, die später an verantwortungsvoller Stelle im Verein steht, ein Beispiel nehmen an jenen Kameraden, die während der letzten 70 Jahre den Verein geleitet oder wesentlich geprägt haben. Gedankt sei auch allen aktiven Radsportlern, die durch die Teilnahme an Wettkämpfen und Korsofesten den Namen des Vereins und der Gemeinde weit über die heimatlichen Grenzen hinausgetragen haben.
Ein ganz besonderer Dank geht an alle freiwilligen Helfer aus der gesamten Region, die bei der Durchführung der Badischen Meisterschaft den Verein so vorbildlich unterstützt haben.
Möge das 70jährige Vereinsjubiläum die Tradition des Stegener Radsports vertiefen, den Idealismus der jungen Sportler fördern sowie das Erlebnis der Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft in sportlichem Geist stärken.

Der Chronist


75 Jahre Radfahrverein „Waldheil“ Stegen e.V.
7.-10. Juli 1995
Das Vereinsleben vor 65 Jahren
Auszüge aus dem Buch des Schriftführers der Jahre 1929 und 1930

Zum Korsofest fuhr man natürlich mit dem Fahrrad. Mit der Preisverleihung war man nicht immer zufrieden war, aber die Mißstimmung hielt nicht lange. Wenn man dann abends um 11 Uhr nach Hause kam, hielt man das für extrem spät.

Festfahrt nach Münstertal 1929
Mit herrlichem Sommerwetter begrüßt uns alle der Sonntagmorgen des 28. Juli, der Tag der Festfahrt nach Münstertal. Um 9 Uhr hatten sich alle Kameraden eingefunden. Um ½ 10 Uhr waren wir startbereit und mit bester Stimmung verließen wir mit 18 Mann unser Vereinslokal zur frohen Fahrt. Unser Weg führte über Freiburg, Staufen ins schöne Münstertal. Der ganze Festtag verlief in friedlicher und fröhlicher Stimmung bis zur Preisverleihung. Dort wurden einige unserer Kameraden sehr enttäuscht, was ein bißchen trübe Stimmung hervorgerufen hat, aber in kurzer Zeit hat sich die Stimmung wieder gemacht und mit fröhlicher Stimmung steuerten wir wieder der Heimat zu. Aber bis wir den Weinorten entlang noch einige Weinproben gemacht hatten, wurde die Sache doch ziemlich spät. Aber um 11 Uhr abends kamen wir fröhlich in unserem Vereinslokal an. Wo sich alsbald alle zur Heimat begaben.

Weihnachtsfeiern konnte man damals sogar im Januar durchfuhren. Vielleicht ging es dann vor Weihnachten nicht so hektisch zu wie heute oft.

Weihnachfsfeier 1929

Am 12. Januar 1930 hielt unsere Verein seine alljährliche Weihnachtsfeier im Vereinslokal „Zum Hirschen” ab, welche sehr stark besucht war.
Als erstes ist eine Begrüßung vom 2. Vorstand Pfister zu verzeichnen. Darauf folgten die beiden Theaterstücke, welche beiderseits dank der guten Spielung reichen Beifall ernteten.
Als erstes kam zur Aufführung: Genoveva, Volksstück in 7 Akten.
Als zweites: Die lustigen Stammtischecke. Lustspiel in 2 Akten.

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Beiderseits muß ich den Spielern meinen herzlichsten Dank aussprechen für ihre unermüdlich Opferwilligkeit. Vermerken will ich noch unseren kleinsten und jüngsten Spieler, den 7-jährigen Alfred Metzger, der seine Sache sehr gut gemacht hat als kleiner Schmerzensreich.

Während der Pausen der Theaterstücke wurden die Lose verkauft, so daß wir nach Beendigung der Vorstellung mit der Gabenverteilung beginnen konnten, welche sehr glatt vonstatten ging und zu jedermanns Befriedigung ausfiel.

Sicher fuhr man damals mit dem Fahrrad zu den Veranstaltungen. Aber es gab auch schon mal eine Ausnahme. Eine solche Fahrt mit dem Schnellastwagen von Rudolf Hummel in Kirchzarten war dann ein ganz besonderes Ereignis.

Ausflugs-Autofahrt nach Ötigheim am 7. 9. 1930
Am Sonntag den 7. September machte unser Verein mit recht zahlreicher Beteiligung einen Ausflug nach Ötigheim zum Freilichtspiel „Andreas Hofer". Ein Lob muß ich allen zurufen, zum ersten für ihr pünktliches Erscheinen, sowie für ihren Humor, den sie bis in die späten Abendstunden bewahrt haben. Herr Rudolf Hummel von Kirchzarten mit seinem gemütlich eingerichteten Schnellastwagen hat uns abgelöst vom ungemütlichen Strampeln mit dem Fahrrad.

Um 5 Uhr morgens war Abfahrt im Vereinslokal „Zum Hirschen". Mit Sang und Klang verließen wir im Morgengrauen unser Dreisamtal über Freiburg landabwärts der Bergstraße entlang, wobei wir so manches Städtchen, sowie Dörfer und Ortschaften begrüßen konnten. Um 8 Uhr passierten wir Rastatt, wo wir so manches Wahrzeichen von einer alten Festungsstadt wahrnehmen konnten. Um 1/2 9 Uhr kamen wir in Ötigheim an. Das erste war natürlich, daß wir uns nach einer Pfleganstalt umschauten, denn jedem wars darum zu tun, etwas in seinen Magen zu bringen. Nach einem kurzen Imbiß erfüllten wir alle unsere Sonntagspflicht. Als aber auch diese Sache glücklich vollendet war, mußten wir leider gleich wieder ein Obdach suchen, da ein ziemlich starker Regen eingesetzt hatte. Aber auch deswegen ließen wir uns nicht verdrießen, sondern hockten uns gemütlich zusammen im Wilhelm Tell und machten einen Schnautz, aber natürlich mit Spielkarten.

Um 12 Uhr wurde die Mittagsmahlzeit eingenommen. Um l Uhr machten wir uns auf zum eigentlichen Ziele, nämlich zu unserem altbekannten Hofersspiel.

Gefahren sind: Unser letztjähriger Vereinsmeister 1929 Max Kromer, dann Wilhelm Steiert und Franz Kromer. Max Kromer zeigte auch dieses mal wieder seine gute Ausdauer er fuhr die 18 1/2 km lange Strecke bei ungünstigem Wetter in 4l,36 Minuten und gewann so mit großem Vorsprung auch die Meisterschaft 1930.
Am Nachmittag um 1/2 5 Uhr wurde angefangen mit dem auszählen des Hammels, 5 Minuten nach ½ 6 schlug der Wecker die glückliche Nummer aus, nämlich 163. Die sieben anderen Gewinne verteilten sich immer 50 laufende Nummern weiter. Anschließend an die Verlosung begann die Tanzunterhaltung, welche sich bis in die späten Abendstunden gemütlich hinzog und zur Befriedigung aller ausgefallen ist.

Weihnachtsfeier
Eine bis jetzt alljährlich abgehaltene Veranstaltung mußten wir dieses Jahr übergehen, nämlich unsere Weihnachtsfeier. Aus anbetracht der schweren Zeit und wirtschaftlicher Notlage, auch aus Rücksicht auf unsere Feuerwehr hielten wir die Sache für besser, gar nichts  
zu machen.
Aber ich möchte gleich erinnern: nicht immer soll dieser Wahlspruch gelten, da sonst ein starkes Abflauen der ganzen Sache zu befürchten wäre. Darum „All Heil". Kameraden, vergesset eure Concordia nicht, haltet fest zu unserem Bannen es war ja das Bestreben der einstig frohen Schar ein Symbol der Einigkeit zu besitzen.
Wenn es uns auch nicht gelingt, große Veranstaltungen zu machen, so wollen wir doch bereit sein, uns im Kleinen immer als Kameraden zur Seite stehen immerfort.
Ich hoffe, nun meine Pflicht als Schriftführer getan zu haben und darum wünsche ich dem Verein ferneres Wohlergehen, Einigkeit und Stärke, und schließe ab das Jahr 1930 mit unserem Sport- Gruß
„All Heil"
Ortlieb, Schriftführer

Ein unvergeßlicher Anblick, die große, gedeckte Zuschauertribüne am natürlich gelegenen Waldessaum. Und dann die herrlich und künstlerisch in der Natur angelegte Bühne, wo sämtliche Spieler ihr Bestes gaben. Gar manchem unserer Kameraden gings warm übers Herz, als er seine damals gespielte Rolle im natürlich Freien erblickte, nur muß ich bedauern, daß so mancher unserer guten alten Kameraden gefehlt hat.
Vielen jener Spieler sowie der Spielleitung mußten wir unser Lob aussprechen, aber auch gar mancher mußte unsere Kritik über sich ergehen lassen. 4 Stunden dauerte das Spiel, aber ein spannender Moment nach dem anderen verkürzte uns die Zeit zu ein paar Augenblicken.
 Um 7 Uhr abends traten wir alle befriedigt über das Gesehene den Heimweg an, bei schönster Wetter- und Gemütsstimmung.
Während wir noch einige kurze Abstecher machten, um unseren immerwährenden Durst zu stillen, kamen wir doch schon um 11 Uhr in unserer Heimat an.
Möge jenes Festspiel ein neuer Ansporn sein für unsere jungen sowie allen Kameraden, zum Zusammenhalt und zur Einigkeit in solchen Anlässen innerhalb unseres Vereins.
Ferner möchte ich dem Verein weiteres Blühen und Gedeihen wünschen. Möge es uns innerhalb unserer Kameradschaft vergönnt sein, öfters solche gemütlichen Stunden zu erleben.

5. Oktober 1930: Vereinsrennen, Hammelverlosung mit Tanzveranstaltung
Zu einem gemütlichen Sonntag gestaltete sich der 5. Oktober. Am Morgen war kaum ein Tagesgrauen zu verspüren, als sich schon unsere tüchtigen Vereinsrennfahrer sammelten, um die Meisterschaft auszutragen. Nur muß ich bedauern, daß es so wenige waren. Aber die, welche gefahren sind, gaben doch ihr Möglichstes.