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DIE CHRONIK DES LANDKREISES BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD
1982
KIRCHZARTEN

Geographie: Kirchzarten, nach Bevölkerungszahl und Gemarkungsfläche (1167 ha) die größte Gemeinde des Dreisamtales, liegt ca. 10 km östlich von Freiburg auf einer Höhe von
322-928 m  d. M.
Die Orte Burg und Zarten sind 1974 nach Kirchzarten eingemeindet worden. In der Großgemeinde Kirchzarten wohnen derzeit 8352 Einwohner (31.12.1980).

Siedlungsbild: Kirchzarten setzt sich aus mehreren Siedlungsteilen zusammen. Neben dem Hauptort, der im südöstlichen Teil des Zartener Beckens bei der Einmündung des Oberriedertales gelegen ist, sind folgende Nebensiedlungsplätze zu nennen: Fischbach und Unterneuhäuser, die sich in den Seitentälchen des südlichen Zartener Beckens erstrecken, Oberneuhäuser, etwas östlicher gelegen, Dietenbach‚ südwestlich des Hauptortes in einem Seitental, das weilerartige Gerolstal, Birkenreute am östlichen Talrand, Schlempenfield im Oberriedertal; daneben wären noch Einzelgehöfte anzufiihren‚ so der Brühlhof, die Bruckmühle und schließlich der Giersberg mit der barocken Wallfahrtskapelle.
Die Struktur des alten Dorfes Kirchzarten ist noch deutlich zu erkennen, gleichwohl die alten Häuser Anfang des 19. Jahrh. durch einen verheerenden Ortsbrand zerstört wurden. Das heutige Gasthaus "Fortuna“ stammt aus dem 16./17. Jahrh. und ist eines der ältesten Kirchzartener Häuser. Das Zentrum des Ortes entlang der Hauptstraße mit vielen Geschäften, Gasthäusern, dem Rathaus, dem Verkehrsamt, dem schönen Kirchplatz mit der baugeschichtlich interessanten, sehenswerten Kirche, vermittelt den Eindruck eines regen Lebens, in dem Fremdenverkehrs- und einheimische Interessen gut harmonieren. Erwähnenswert sind auch die Gebäude der ehemaligen Talvogtei im Nordwesten des Ortskernes. Der älteste Teil dieses einstigen Sitzes der Talvögte, der ursprünglich als Wasserschloß angelegt war, wurde im 16. Jahrh. erbaut. Über der Tür zum achteckigen Turm lesen wir die Jahreszahl 1621. Nicht weit entfernt findet sich noch die Zehntscheuer in Bruchsteinmauerwerk‚ die allerdings umgebaut wurde.
Im Süden und Südwesten des Ortskernes erstreckt sich das Kur- und Erholungsgebiet dieses Schwarzwaldortes, das in den letzten Jahren ständig erweitert und verbessert wurde.

Ortsname
: Im Jahre 816 findet sich der erste Hinweis auf Kirchzarten: es ist die Rede von einer Kirche "in Zartunu“. Kirchzarten lesen wir explizit erstmals in einer Urkunde von 1125, in der der Bischof von Konstanz einen Zehntstreit schlichtete. Dort lautet der Ortsname "Kilizartun“. Noch einige Male verändert sich die Schreibweise: "Kylchzarten“ (1299), "Kilczarten“ (1309), "Kilchzarten“ (1318). Der Name bedeutet "Zarten bei oder mit der Kirche“, wobei "Zarten“ damals der Name für das ganze Talgebiet war und von "Tarodunum“ (Name der Keltensiedlung im Dreisamtal) herrührt.

Ortswappen: Das Kirchzartener Ortswappen zeigt "in gespaltenem Schild vorn in Gold einen rechtsgewendeten schwarzen Bären, der auf der linken Schulter ein silbernes Patriarchenhochkreuz trägt, hinten in Silber ein halbes rotes Kreuz am Spalt“. Das halbe Kreuz erinnert an die Freiburger Talvogtei, der Bär symbolisiert St.Gallen.

Geschichte: Außer den spärlichen Funden am Engenberg sind auf der Kirchzartener Gemarkung keine Funde aus urgeschichtlicher Zeit gemacht worden. Auch alemannische Gräber wurden bislang keine entdeckt, was darauf schließen läßt, daß die Alemannen erst um das 8. Jahrh. dieses Gebiet besiedelt haben.
Die Geschichte Kirchzartens mit urkundlichen Aufzeichnungen beginnt im 8. Jahrh. in unauflöslichem Zusammenhang mit der Geschichte des Klosters St.Gallen.
Der alemannische Adel, ständig in Auseinandersetzung mit der fränkischen Herrschaft, bedacht auf weitestmögliche Unabhängigkeit, suchte durch das Kloster St.Gallen einen Weg, seine eigenen Stammesstrukturen zu erhalten. Die Alemannen übertrugen dem Kloster in reichem Maße Güter und erhielten sie in vielen Fällen als Lehen zurück. St.Gallen wurde zum Mittelpunkt des Alemannentums.
Mit solchen Schenkungsurkunden beginnt die schriftlich überlieferte Geschichte des Dreisamtales mit seinem Mittelpunkt Kirchzarten. Die erste Urkunde stammt aus dem Jahre 765: in ihr ist die Rede von der Mark Zarten ("marcha Zardunensae“), die wahrscheinlich das ganze Talgebiet umfaßt und von einer "Villa Zarduna“, von der wir nicht mit Sicherheit wissen, um welche Siedlung es sich handelt. Es kann Zarten, Kirchzarten oder das ausgegangene Mettenzarten sein. Im Jahre 802 erhält das Kloster St.Gallen eine Schenkung "in loco Zartuna“, 816 wird in einer Urkunde ein Anteil an der Kirche "in Zartunu“ geschenkt, was der erste Hinweis auf die Siedlung Kirchzarten ist. Zwischen 854 und 1125 finden wir keine Aufzeichnungen mehr, die über die Geschichte Kirchzartens Aufschluß geben könnten. Der Ortsname von Kirchzarten, als "Kilizartun“ ist in einer Urkunde von 1125 des Bischofs von Konstanz erstmals aufgeführt.
Im 12. Jahrh. war das Kloster St.Gallen nicht nur im Besitz der Kirchzartener Kirche, sondern auch des Dinghofes‚ über dessen Verwaltung wir jedoch keine erschöpfenden Informationen haben. Über die weltlichen Herrschaftsverhältnisse besteht in dieser Zeit keine Klarheit; ob die Grafen von Haigerloch und die Herren von Hohenberg vom Kloster St.Gallen als Vögte eingesetzt waren, ist nicht schlüssig erwiesen. Jedoch wird aus einer Urkunde von 1297 klar, daß die Herren von Falkenstein im 13. Jahrh. Lehensinhaber des Kirchzartener Dinghofes waren. Die Falkensteiner waren also nicht nur Dienstmänner der Zähringer Herzöge, sondern auch Lehensträger des Klosters St.Gallen. Sie hatten in Kirchzarten die Hohe Gerichtsbarkeit inne. Diese Urkunde von 1297 ist eine Verkaufsurkunde St.Gallens, in der den Falkensteinem ihre Rechte gesichert werden und festgelegt wird, daß diese ihren Lehenszins nunmehr an die Johanniter zu entrichten hätten. Die Johanniter verkauften im Jahre 1320 die Hohe Gerichtsbarkeit samt Zwing und Bann, die Vogtei, einen Waldanteil und mehr an Kuno von Falkenstein. Hiermit wurde die Falkensteinische Herrschaft in Kirchzarten unabhängig. Im Jahre 1440 war die Ortsherrschaft über Kirchzarten unter den Herren von Blumeneck (aus deren Geschlecht Martin von Blumeneck schon 1416 Gerichtsherr war), und Heinrich Schnewlin von Wieseneck aufgeteilt.
Die nächste wichtige Etappe in Kirchzartens Geschichte ist die Freiburger Herrschaft, die in den 90er Jahren des 15. Jahrh. errichtet wurde. Mit dem Erwerb Kirchzartens erweiterte die Stadt ihren Besitz im Talgebiet beträchtlich und setzte einen Talvogt zur Verwaltung ein, der im Kirchzartener Wasserschloß, das später Talvogtei genannt wurde, seinen Sitz hatte. Kirchzarten war somit zum Mittelpunkt der Talherrschaft geworden. Dieser Talvogt übte die Polizeigewalt aus und zog mit Hilfe der Ortsvogtei die Abgaben ein. Er wurde von den sogenannten Talherren, die dem Stadtrat angehörten, kontrolliert.
Nach dem Holländischen Krieg kam Kirchzarten durch den Frieden von Nimwegen 1679 mit Freiburg zu Frankreich. Im Jahre 1697 kehrte Freiburg mit seinen Grundherrschaften zur vorderösterreichischen Herrschaft zurück, die im Jahre 1805 durch den Preßburger Frieden aufgehoben wurde. Das Herzogtum Baden löste die Freiburger Grundherrschaft auf und unterstellte Kirchzarten dem neugegründeten Oberamt Freiburg.

Kirche
: Im Jahre 816 wird erstmals von einer Kirche im Talgebiet berichtet, von einer "ecclesia in Zartunu“, deren Pfarrsprengel das ganze Talgebiet, die "marcha Zardunensae“, umfaßte. Um welche Kirche es sich dabei handelt, ist nicht sicher auszumachen.
In einer St.Gallener Urkunde aus dem Jahre 1125 wird von einer "Kirche des Hl. Gallus, die Zarten genannt wird“ als Besitz des Klosters berichtet.
Es fehlen Urkunden, die darüber aufklären, in welchem Zusammenhang die Gründung dieser Kirche und ihr Patrozinium zum Kloster St.Gallen stehen. Man darf jedoch annehmen, daß diese Mittelpunktskirche von Anfang an in Beziehung zu St.Gallen stand. Im Jahre 1297 wurde die Kirche an das Freiburger Johänniterhaus verkauft.
Nachdem um 1100 die Kirche durch ein Feuer zerstört worden war (wie man annimmt), wurde auf den gleichen Fundamenten ein neues Kirchengebäude errichtet. In den Jahren 1505-10 wurde es umgebaut, wobei jedoch die romanischen Untergeschosse des Turms aus der Zeit um 1200 erhalten blieben. Nach Osten wurde ein Chor angebaut, zudem das ehemalige romanische Langhaus gotisch umgebaut. Im Jahre 1509 wurde das Südportal errichtet, 1675 das Kirchenschiff nach Westen erweitert. Im Innenraum ist die Kirche barock ausgeschmückt; es sind vor allem der Hochaltar (um 1680), die Seitenaltäre und die Kanzel zu nennen.
Zur Pfarrei Kirchzarten zählt auch Burg. Sie gehörte bis 1968 zum Dekanat Breisach. Heute bildet Kirchzarten mit den östlichen Gemeinden des Kreises ein eigenes Dekanat. Kirchzarten hat auch eine evangelische Pfarrei, die zahlreiche umliegende Gemeinden mitbetreut. 1970 wurde ein evangelisches Gemeindezentrum mit Kirche, Kindergarten und Jugendräumen errichtet. Die Pfarrei gehört zum Dekanat Freiburg.

Schule
: Ab 1629 werden in Kirchzarten Schulmeister, Sogenannte "ludi magister“ genannt, was jedoch nichts über geordnete Schulverhältnisse aussagt. Der Unterricht fand lange Zeit in Privathäusern statt, später im Gemeindewirtshaus, das im Jahre 1807 abbrannte. 1813/14 wurde dann endlich ein Schulhaus gebaut, das zweimal, 1875 und 1879, durch Umbau vergrößert wurde. Kirchzarten verfügt heute über eine Grundschule im 1911 errichteten und 1959 erweiterten Schulgebäude in der Schulhausstraße, und über das moderne Schulzentrum "Dreisamtal“, das die Hauptschule, eine Realschule, ein Kreisgymnasium und eine Jugendmusikschule umfaßt.

Vereine: Ein überaus reiches und vielseitiges Vereinsleben herrscht in Kirchzarten. In alphabetischer Reihenfolge sollen die 32 Vereine aufgeführt werden: AkkordeonClub, Arbeiterwohlfahrt, Autonomes Jugendzentrum, Breisgau-Verein für Segelflug, Bürgerverein KirchzartenBurg, Deutsches Rotes Kreuz, Evangelische Kantorei, Freiburger Golf-Club, Freiwillige Feuerwehr, Foto-FilmClub, Gewerbeverein, Hegering Dreisamtal, Höllenzunfi, Imkerverein, Katholischer Kirchenchor, Kleintierzuchtverein, Kneippverein, Kolpingsfamilie, Kunstverein, Kurund Verkehrsverein, Männergesangverein, Modellflieger, Motor-Sport-Club, Musikverein, Reitund Fahrsportverein, Schach-Club, Schwarzwaldverein, Sportverein, Tennis-Club Grün-Weiß, Trachtengruppe und Wirteverein.

Wirtschaft: Mit dem Bau von Kellereimaschinen sowie Apparaturen für die Lebensmittel-, Getränke- und pharmazeutische Industrie des In- und Auslandes beschäftigt sich die 1973 gegründete KVT Maschinenbau- und Verfahrenstechnik GmbH + Co, die unter Leitung von Ing. Günter Käding kundenspezifische Aufträge aller Art ausführt.
Die Firma August Oesterle, Baustoffhandel GmbH + Co., die in ihrem Ursprung 1935 in Freiburg gegründet wurde, nahm 1978 die Zentralgenossenschaft Karlsruhe als Teilhaber in ihr Unternehmen auf. 1980 errichtete die Firma August Oesterle, da in Freiburg-Littenweiler wegen des dortigen gehobenen Wohngebiets keine Erweiterungsmöglichkeiten gegeben waren, in Kirchzarten einen modernen Baustoff-Fachmarkt, wodurch die örtliche Wirtschaftsstruktur weiter verbessert wurde.
Auf Initiative von Dr. Roederstein wurde die 1955 in Landshut/Bayem gegründete Firma Roederstein + Türk KG, Fabrik elektronischer Bauelemente, 1956 nach Kirchzarten im Schwarzwald verlegt. Dr. Roederstein hat damit einen Beitrag von bleibendem Wert für die Verbesserung der örtlichen Wirtschaftsstruktur geleistet. Die Produktion umfaßt elektronische Bauelemente, mit denen namhafte Industriewerke des In- und Auslandes beliefert werden. 1980 beging das Unternehmen in festlicher Weise in Kirchzarten sein 25jähriges Bestehen, wobei Jörg Roederstein den Festvortrag hielt.
1966 gründete Fritz Schätzle in Kirchzarten einen Fachgroßhandel für Eisen, Sanitär, Heizung und Küchen. Es gelang dem Unternehmen, sich im Umkreis von 40 km in Industrie, Handwerk und Gewerbe einen festen Kundenstamm zu erarbeiten. Darüber hinaus beliefert die Firma Schätzle die Endverbraucher direkt mit modernen Küchen.
Zu den Gründern der ersten Kirchzartener Industrie gehört Wilhelm Schauenberg, der 1958 einen Stahlbaubetrieb errichtete. 1960 wurde in Ihringen am Kaiserstuhl ein Zweigwerk eröffnet, das inzwischen die gleiche Größe wie das Stammwerk Kirchzarten erreicht hat. Die Firma Schauenberg, die seit dem Tod des Firmengründers von seiner Gattin Sieglinde und seinem Sohn Udo Schauenberg gemeinsam weitergeführt wird, beschäftigt sich neben dem allgemeinen Stahlbau vorwiegend mit dem Industrieofen- und Anlagenbau für die chemische und die Mineralölindustrie des In- und Auslandes. Die Firma Stahlbau Schauenberg zählt mit zu den führenden Stahlbaufirmen in Baden-Württemberg.
Ilona Jerger

KIRCHZARTEN-BURG
Geographie: Burg liegt ca. 11 km östlich von Freiburg im Ostteil des Zartener Beckens mit einer Gemarkungsfläche von 588 ha, die sich über das Zartener Becken hinaus bis in das Höllental erstreckt. Der höchste Punkt der Gemarkung ist mit 783 m ü. d. M. auf einem Bergsporn zwischen dem Höllental und dem Wagensteigtal in der Nähe des Frauensteigfelsens erreicht (Rathaus 436 m).
Burg ist am 1. 7. 1974 nach Kirchzarten eingemeindet worden.
Siedlungsbild: Burg ist aus mehreren Ortsteilen im Jahre 1829 zusammengefügt worden: Burg, am Nordrand des Tales, Brand, der lockere, weilerartige Siedlungsteil an der Bundesstraße, Höfen, am Hang gelegen, Himmelreich, im Osten gegen das Höllental und mehrere Einzelgehöfte. Außerdem ist die neuerbaute, moderne Siedlung Burg-Birkenhof zu nennen, durch die ein großes Wohngebiet vor allem für die nahe Stadt Freiburg entstanden ist.
Der Ortsteil Burg, weilerartig angelegt, umfaßt mehrere alte Bauernhöfe mit kleinen Hofkapellen, oder wie der Markenhof mit einer alten Mühle, der Laubishof mit einer alten Schmiede.
Auch Brand ist eine lockere Ansammlung von Höfen, Gasthäusern und auch Wohnhäusern. Wir finden hier noch alte Schwarzwaldhäuser in Holz gebaut, so der Birkenhof. Bei den Einzelhöfen im Ortsteil Höfen ist zum Teil noch der Typus des Heidenhauses mit Dachauffahrt erhalten. Heute ist Höfen zum Wohngebiet für Freiburg und Kirchzarten geworden.
In Himmelreich, am Ausgang des Höllentales, stehen noch Steinhäuser aus dem 16. Jahrh.; nicht zu vergessen das alte Gasthaus "Himmelreich“ mit einer Hofkapelle gegenüber der Straße und einer Zehntscheuer. "Himmelreich“ ist eines der Gasthäuser, die schon sehr früh den Reisenden durch den Schwarzwald als Einkehrstation gedient haben. (So auch der "Rainhof“).

Ortsname
: Um 1270 wird der Weiler Burg zum ersten Mal erwähnt. Der Name verändert siöh kaum: schon 1308 heißt es "Burg“, 1344 lesen wir "ze Burge an dem dort“. Der Name, im Sinne von "befestigter Ort“ rührt mit großer Sicherheit von der keltischen ThrodunumAnlage her, die durch den "Heidengraben“, einem künstlichen Schutzgraben abgesichert war. 1301 heißt es einmal "auf dem burgfelde“, was sich wahrscheinlich auf diese Keltenanlage bezieht.

Ortswappen
: Das Wappen von Burg zeigt "in Gold auf grünem Dreiberg einen roten Turm“.

Geschichte
: Burgs geschichtliche Bedeutung reicht weit zurück: auf der Gemarkung Burg lag die ca. 190 ha große Anlage der Kelten, das sogenannte Tarodunum. Der Name "Tarodunum“ hat sich zum heutigen Zarten weiterentwickelt, was sprachgeschichtlich zweifelsfrei erklärbar ist. Der Ortsname "Tarodunum“ findet sich zum ersten Mal bei Ptolemäus um 150 n. Chr. Das keltische Tarodunum erstreckt sich zwischen dem Rotbach und dem Wagensteigbach‚ im spitzen Winkel von deren Zusammenfluß bis zum künstlich angelegten "Heidengraben“‚ der die Anlage im Osten zwischen Rainhof und Wiesneck begrenzte. Der Umfang dieser Siedlung ist beachtlich und läßt auf ein reges Leben dieser Kelten im Dreisamtal schließen.
Grabungen brachten zudem römische Gefäßscherben zutage. Auf welche Weise die Keltenherrschaft durch die Römer abgelöst wurde, ist nicht bekannt. Auch wissen wir nichts über das Ende der Befestigungsanlage. Der Untergang der keltischen Tarodunum-Anlage und die Funde römischer Scherben stehen jedoch in Einklang mit dem allgemeinen Ende der Latene-Kultur, die durch die römische abgelöst wurde.
Den Anfang der schriftlich überlieferten Geschichte Burgs bildet der älteste St.Märger Berain um 1270. Burg bestand damals aus vier Höfen, von denen einer durch das Kloster selbst bewirtschaftet wurde, die drei anderen gegen Zins vergeben wurden.
Im Jahre 1462 kaufte die Stadt Freiburg das St.Märger Meiertum Zarten auf. Burg gehörte damit zur Vogtei Zarten, die Teil der von Freiburg eingerichteten Talvogtei über das gesamte Talgebiet war. Auch das Vogteigericht von Zarten war für Burg zuständig.
Auch die Herren von Sickingen hatten Ende des 16. Jahrh. Rechte in Burg inne, die von den Falkensteinern herrührten. Diese Rechte umfaßten Wildbann- und Fischereirechte, zudem betrafen sie Drittelsabgaben.
Im Jahre 1808 erwarb nach der Neuordnung der napoleonischen Zeit der badische Staat die Sickingischen Herrschaftsrechte und löste die Freiburger Talherrschafl auf. Burg und Brand wurden der landesherrlichen Vogtei zugewiesen. 1829 wurde schließlich die eigenständige Gemeinde Burg gegründet. Dieser Gründung der politischen Gemeinde Burg gingen heftige Auseinandersetzungen voraus: der Vogt von Zarten protestierte heftig gegen eine "Entlassung“ aus der Vogtei, ebenso wollte der Besitzer des Rainhofes nicht von einer Gemeinde einverleibt werden. Der Rainhof war bis dahin eine Art "Freihof“ mit eigener Gemarkung. Er gehörte ehemals zur Herrschaft Sickingen. Seit 1618 besaß er das Wirtshausrecht. Am 21. Mai 1829 verfügte die badische Regierung die Gründung der Gemeinde namens Burg mit den fiinf Ortsteilen, Höfen, Himmelreich, Schlempenfeld, Burg und Brand. Dem Rainhof wurde tatsächlich bis 1924 seine eigene Gemarkung belassen. Schlempenfeld kam später (1936) nach Kirchzarten.
Der Hof Himmelreich kam durch Kauf im Jahre 1493 an die Stadt Freiburg. Zuvor waren die Vogtrechte in Händen des Martin von Blumeneck.
Der Ortsteil Höfen erscheint unter diesem Namen ("zen Höven“) zum ersten Mal im Günterstaler Berain aus dem Jahre 1344. Zuvor war der Name "Kolbach“ gebräuchlich. Das Kloster St.Märgen hatte hier Besitzungen, die später von Freiburg übernommen und dem Meieramt Zarten zugeteilt wurden.

Kirche
: Burg besaß nie eine eigene Pfarrei, es gehörte, wie alle anderen Ortsteile, seit jeher zur Pfarrei Kirchzarten. Es gibt einige Hofkapellen, von welchen diejenige des Hofes Himmelreich hervorzuheben wäre. Sie ist dem Hl. Jakob geweiht und seit 1590 bezeugt.
Die evangelischen Einwohner sind in die Pfarrei Kirchzarten eingepfarrt.

Schule
: Die ehemaligen fünf "Vogteizinken“, die die spätere Gemeinde Burg bildeten, schlossen sich 1827 zu einem Schulverband zusammen und errichteten ein eigenes Schulhaus.
Heute steht im Ortsteil Brand die "Tarodunumschule“, die 1963 erbaut wurde. Sie dient als Grundschule für die Gemeinde Burg und als Nachbarschaftsschule für zwei Grundschulklassen aus Kirchzarten. Die Hauptschüler werden in Kirchzarten unterrichtet.
Ilona Jerger

KIRCHZARTEN-ZARTEN
Geographie: Zarten liegt ca. 8 km östlich von Freiburg im nach dieser Gemarkung benannten Zartener Becken. Die Gemarkung Zartens umfaßt 415 ha auf einer Höhe von 328-402 m  d. M.
Zarten ist seit dem 1.4. 1974 nach Kirchzarten eingemeindet.
Ortsbild: Zarten bietet im Gegensatz zu den meisten umliegenden Orten ein dichtes Ortsbild, ähnlich wie Kirchzarten. Der Zartener Dorfkern besteht aus für die Gegend typischen Höfen mit "Hus“ und "Schiir“, zumeist noch mit Nebengebäuden. Es handelt sich hierbei um das Sogenannte "Zartener Haus“, eine Sonderform des Schwarzwaldhauses. In Holz gebaut, vermittelt das "Zartener Haus“ ein Gefühl der Geborgenheit. Der Wohnteil ist dreigeteilt: die Küche befindet sich zwischen der Stube und dem sogenannten Stüble, das oft als Altenteil dient. Im 19. Jahrh. sind jedoch häfig separate Wohnhäuser aus Stein dazu gebaut worden, wobei dann das alte Haus als Wirtschaftsteil diente. Als Beispiel für ein solches Zartener Haus sei der "Pfändler Hof“ von 1610 am westlichen Ortsausgang genannt.

Ortsname
: Der Ortsname Zarten leitet sich von Tarodunum ab, das wir bei Ptolemäus erstmals lesen. Tarodunum bezeichnet die Keltenanlage im Dreisamtal auf der heutigen Gemarkung Burg.
In einer Urkunde des Klosters St.Gallen aus dem Jahre 765 wird von einer "villa Zarduna“ und einer "marcha Zardunensae“ berichtet.
Der Name wandelt sich noch einige Male, so heißt es 972 in einer Urkunde Ottos II. "Zarda“, 1294 dann "Zarthen“, 1440 "Zarthein“, 1484 "Zarta“.

Ortswappen: Das Zartener Wappen stellt in Grün ein schrägliegendes silbernes Liktorenbündel mit Beil dar, das an die römische Besiedlung erinnern soll. Dasselbe ist begleitet von zwei goldenen Pflugscharen, die einem Gemeindesiegel von 1783 entnommen sind.

Geschichte: Im St.Märger Berain um 1270 erfahren wir zum ersten Mal etwas über die Herrschaflsverhältnisse in Zarten: der Dinghof zu Zarten war in dieser Zeit in den Händen des Klosters St.Märgen. Zu dem Sanktmärgischen Meieramt, das in Zarten eingerichtet wurde, gehörten auch Wittental und Gerolstal. Zarten nahm unter den Sanktmärgischen Meierhöfen eine Sonderstellung ein: es war Gerichtshof und Schutzhof mit Asylrecht. Die Vogtei war zu dieser Zeit in Händen der Grafen von Hohenberg. Im Jahre 1293 verkaufte Graf Albrecht von Hohenberg die Vogtei über Zarten an Burkhard Turner, einen Freiburger Ritter. 1322 kam sie mit der Schutzvogtei über St.Märgen an die Schnewlin von Wiesneck. Zwischen 1372 und 1450 finden wir die Blumenecker als Herren über Zarten; deren Nachfolger waren die Schnewlin von Landeck. Hans Schnewlin von Landeck zu Wiesneck verkaufte 1463 die Kastvogtei von St.Märgen und damit die Vogtei über Zarten an die Stadt Freiburg. Nicht nur die Vogteirechte, sondern auch die Grundherrschaft. im Dorf Zarten und das Meiertum waren nun im Besitz von Freiburg. Freiburg ließ die Verwaltung durch die Talvogtei in Kirchzarten ausüben, so daß Zarten seine bisherige Bedeutung verlor. Auch die Funktion der Meier wurde zunehmend von städtischen Beamten übernommen.
Durch den Übergang Freiburgs an Baden wurde die städtische Grundherrschaft aufgelöst, wodurch heftige Auseinandersetzungen wegen der neuzubildenden Gemeinden hervorgerufen wurden. So protestierte Zarten heftig gegen die Abtrennung des Attentales und dessen Vereinigung mit Wittental. Zarten und Wittental stritten um den Breitehof, der dann 1827 Zarten zugewiesen wurde. Auch Burg, das zum ehemaligen Meieramt Zarten gehörte, wurde 1829 von Zarten getrennt. 1834 wurde schließlich Geroldstal aus dem Verband mit Zarten gelöst und mit Dietenbach vereinigt.
Zarten hatte 1825 296 Einwohner, 1905 waren es 330. 1950 wurden 358 Personen gezählt, 1970 627, 1974 766.

Kirche
: Die Zartener Kirche, die St.Johanniskapelle, reicht in frühe Zeit zurück: ihre ältesten Teile, die wiederentdeckten Rundbogen-Fenster, stammen aus dem 11. Jahrh. Der sechseckige Chorabschluß und die Spitzbogenfenster sind aus gotischer Zeit, die Eisenbeschläge an der Kirchentür weisen auf spätgotische Zeit zurück.
Im Jahre 1493 wird von der Zartener Filialkapelle der Kirchzartener Pfarrkirche berichtet.
1959 ist dieses alte Gotteshaus renoviert worden.
Auch die Hofkapelle des Reesenhofes aus dem Jahre 1331, die sogenannte "Gichter-“ oder "Kindleskapelle“ sei noch genannt.
Die Katholiken der Gemeinde gehören zur Pfarrei Stegen und zum Dekanat Kirchzarten. Die evangelischen Gemeindemitglieder sind nach Kirchzarten eingepfarrt.

Schule
: Im Jahre 1830 wurde das erste Schulhaus in Zarten gebaut, in dem um die Jahrhundertwende 45 Kinder unterrichtet wurden. Das heutige Schulgebäude, das als Grundschule dient, wurde 1965/66 errichtet. Die Klasse 5 wird in Eschbach, die Klassen 6-9 werden in Stegen unterrichtet. Im Zartener Schulgebäude ist 1968 zudem eine Sonderschule eingerichtet worden.

Vereine
: Neben der Freiwilligen Feuerwehr und der Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes Wittental-Zarten sind der Männergesangverein und die Faschingsvereinigung "Schlangenzunft“ zu nennen.
Ilona Jerger